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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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September.
[Spaltenumbruch] Garn, Reb-Hühner und Wachteln mit
dem Tyrasse zu fangen. Von Egidi an
biß 3. Wochen nach Michaelis täglich auf
dem Vogel-Heerd Vögel fangen, und den
Thonen-Strich fleißig abwarten. Nun-
mehro mit dem Schieß-Karn nach Trap-
pen und wilden Gänsen ausfahren, weiln
sie im Abzuge begriffen. Jetzo, da das Feld
gäntzlich von Früchten rein und bloß ist,
gehet die schönste Zeit zum Fuchs- und
Hasen-Hetzen, auch Falcken-Beitzen an,
weilen die Füchse von Michaelis biß Licht-
Messe, die Hasen von Jacobi biß Matthaei,
die Dächse von Laurenti biß St. Thomae,
die Marder von Michaelis biß Mertz, die
Bieber von Michaelis biß Ostern zu ja-
gen, zu schiessen, und zu fangen erlaubet
sind; Die Mastung besteigen lassen, zwi-
schen Bartholomaei und Egidi sehen, ob
die Eicheln, Buchen und wild Obst ge-
rathen mögten; Wann die Hirsche zeit-
lich oder späther brunfften, bedeutet es
einen zeitlichen oder späthen Winter;
Wacholder-Beer einsammlen, und die
[Spaltenumbruch] Sträucher im zunehmenden Monden se-
tzen. So die lebendige Hecke ihre jähr-
liche Sprossen ausgewachsen erhalten,
werden die Zweige wohl in einander ver-
flochten, und auff der Seite und Höhe,
nach Belieben und vorgestreckter Richt-
Schnur, mit der Baum-Scheere ver-
stutzet und abgeschnitten, daß es, wie ei-
ne Mauer gleichwincklicht anzusehen
sey. Die jungen Phasianen, weil sie umb
Michaelis-Zeit schon bereits vollkommen
ihre gebührliche Grösse erlanget, und
pflücke worden, an Ort und Stelle ver-
kauffen, die übrigen aber, so viel zur
Zucht vonnöthen, und man über Win-
ter zu füttern willens, beybehalten. Weil
die Dächse bey der Nacht auff die Rüben
gehen, und nunmehro auch feiste, am
Tage aber allzuverdrießlich in tiefen Win-
ter- oder Noth-Gebäuden beschwerlich zu
graben, kan man sie des Nachts auf den
Rüben suchen, und mit Hunden hetzen:
Deren Schmaltz oder Fett ist, wie bekant,
zur Medicin trefflich zu gebrauchen.

OCTOBER.
[Spaltenumbruch]
Vermuthliche Witterung.

Nunmehro tritt die Sonne in Scor-
pion
und entfernet sich noch weiter von
uns, es ist im Anfang noch fein warm
und angenehm Wetter, zeiget auch Tro-
ckenheit an, woferne nicht Regen und
Sonnen-Schein die Erde secundiren solte,
damit die Herbst-Früchte profitiren; Am
Ende aber lassen sich gleichwohl kühle
Lüffte und Fröste mercken, indem es schon
gegen den Winter zugehet.

VEGETATIO der Erden.
Kräuter und Bäume.

Ob gleich die Kräuter uns verlassen,
hat doch die Göttliche Providenz die Er-
de annoch mit andern Vegetabilibus, de-
nen lebendigen Creaturen zu Nutzen,
versorget, da man nehmlich nicht allein
auff dem Felde Kraut und Rüben, son-
dern auch in Wäldern Pültze, Morgeln
und Schwämme, Heydel- und Preusel-
Beer antreffen kan, sich davon zu neh-
ren, von denen Wassern aber ist nichts
mehr rathsam zu gebrauchen.

Vom Tangel-Holtz.

Vorjetzo haben die Fichten und Kie-
fern meist ihren Saamen vollkommen
[Spaltenumbruch] reif, doch sitzet solcher noch feste in den
Zapffen verborgen, biß sie bey guter Wit-
terung aufborsten, und den Saamen
durch den Wind ausstreuen, die Tanne
aber behält annoch ihren Saamen, weil
solcher noch zur Zeit zu keiner Vollkom-
menheit gelanget, es verursachen die
Winde öffters grosse Niederlage darun-
ter.

Vom Laub-Holtz.

Nunmehro hat die Eiche auch ihre
Frucht zur Vollkommenheit gebracht,
und sind die Eichen in gebührlicher Grö-
ße, doch annoch grün zu sehen, biß sie end-
lich der Frost drücket, und zum abfallen
zwinget: Zu dieser Zeit fället das zeitli-
che Laub schon ab, jedoch nach Unter-
scheid der Witterung der Bäume, und
des Erdbodens.

Von Kräutern.

Nunmehro hat das Kräuter-samm-
len ein Ende, wer nun des Frühlings
und Sommers nichts gesammlet, wird
gewißlich im Herbst und Winter nichts
vor sich bringen, und hat der liebe Gott
alles zu seiner Zeit so weißlich geordnet,
damit auch die entkräfftete natürliche
Vegetatio in dem Schoß der Erden wäh-

render

September.
[Spaltenumbruch] Garn, Reb-Huͤhner und Wachteln mit
dem Tyraſſe zu fangen. Von Egidi an
biß 3. Wochen nach Michaelis taͤglich auf
dem Vogel-Heerd Voͤgel fangen, und den
Thonen-Strich fleißig abwarten. Nun-
mehro mit dem Schieß-Karn nach Trap-
pen und wilden Gaͤnſen ausfahren, weiln
ſie im Abzuge begriffen. Jetzo, da das Feld
gaͤntzlich von Fruͤchten rein und bloß iſt,
gehet die ſchoͤnſte Zeit zum Fuchs- und
Haſen-Hetzen, auch Falcken-Beitzen an,
weilen die Fuͤchſe von Michaelis biß Licht-
Meſſe, die Haſen von Jacobi biß Matthæi,
die Daͤchſe von Laurenti biß St. Thomæ,
die Marder von Michaelis biß Mertz, die
Bieber von Michaelis biß Oſtern zu ja-
gen, zu ſchieſſen, und zu fangen erlaubet
ſind; Die Maſtung beſteigen laſſen, zwi-
ſchen Bartholomæi und Egidi ſehen, ob
die Eicheln, Buchen und wild Obſt ge-
rathen moͤgten; Wann die Hirſche zeit-
lich oder ſpaͤther brunfften, bedeutet es
einen zeitlichen oder ſpaͤthen Winter;
Wacholder-Beer einſammlen, und die
[Spaltenumbruch] Straͤucher im zunehmenden Monden ſe-
tzen. So die lebendige Hecke ihre jaͤhr-
liche Sproſſen ausgewachſen erhalten,
werden die Zweige wohl in einander ver-
flochten, und auff der Seite und Hoͤhe,
nach Belieben und vorgeſtreckter Richt-
Schnur, mit der Baum-Scheere ver-
ſtutzet und abgeſchnitten, daß es, wie ei-
ne Mauer gleichwincklicht anzuſehen
ſey. Die jungen Phaſianen, weil ſie umb
Michaelis-Zeit ſchon bereits vollkommen
ihre gebuͤhrliche Groͤſſe erlanget, und
pfluͤcke worden, an Ort und Stelle ver-
kauffen, die uͤbrigen aber, ſo viel zur
Zucht vonnoͤthen, und man uͤber Win-
ter zu fuͤttern willens, beybehalten. Weil
die Daͤchſe bey der Nacht auff die Ruͤben
gehen, und nunmehro auch feiſte, am
Tage aber allzuverdrießlich in tiefen Win-
ter- oder Noth-Gebaͤuden beſchwerlich zu
graben, kan man ſie des Nachts auf den
Ruͤben ſuchen, und mit Hunden hetzen:
Deren Schmaltz oder Fett iſt, wie bekant,
zur Medicin trefflich zu gebrauchen.

OCTOBER.
[Spaltenumbruch]
Vermuthliche Witterung.

Nunmehro tritt die Sonne in Scor-
pion
und entfernet ſich noch weiter von
uns, es iſt im Anfang noch fein warm
und angenehm Wetter, zeiget auch Tro-
ckenheit an, woferne nicht Regen und
Soñen-Schein die Erde ſecundiren ſolte,
damit die Herbſt-Fruͤchte profitiren; Am
Ende aber laſſen ſich gleichwohl kuͤhle
Luͤffte und Froͤſte mercken, indem es ſchon
gegen den Winter zugehet.

VEGETATIO der Erden.
Kraͤuter und Baͤume.

Ob gleich die Kraͤuter uns verlaſſen,
hat doch die Goͤttliche Providenz die Er-
de annoch mit andern Vegetabilibus, de-
nen lebendigen Creaturen zu Nutzen,
verſorget, da man nehmlich nicht allein
auff dem Felde Kraut und Ruͤben, ſon-
dern auch in Waͤldern Puͤltze, Morgeln
und Schwaͤmme, Heydel- und Preuſel-
Beer antreffen kan, ſich davon zu neh-
ren, von denen Waſſern aber iſt nichts
mehr rathſam zu gebrauchen.

Vom Tangel-Holtz.

Vorjetzo haben die Fichten und Kie-
fern meiſt ihren Saamen vollkommen
[Spaltenumbruch] reif, doch ſitzet ſolcher noch feſte in den
Zapffen verborgen, biß ſie bey guter Wit-
terung aufborſten, und den Saamen
durch den Wind ausſtreuen, die Tanne
aber behaͤlt annoch ihren Saamen, weil
ſolcher noch zur Zeit zu keiner Vollkom-
menheit gelanget, es verurſachen die
Winde oͤffters groſſe Niederlage darun-
ter.

Vom Laub-Holtz.

Nunmehro hat die Eiche auch ihre
Frucht zur Vollkommenheit gebracht,
und ſind die Eichen in gebuͤhrlicher Groͤ-
ße, doch annoch gruͤn zu ſehen, biß ſie end-
lich der Froſt druͤcket, und zum abfallen
zwinget: Zu dieſer Zeit faͤllet das zeitli-
che Laub ſchon ab, jedoch nach Unter-
ſcheid der Witterung der Baͤume, und
des Erdbodens.

Von Kraͤutern.

Nunmehro hat das Kraͤuter-ſamm-
len ein Ende, wer nun des Fruͤhlings
und Sommers nichts geſammlet, wird
gewißlich im Herbſt und Winter nichts
vor ſich bringen, und hat der liebe Gott
alles zu ſeiner Zeit ſo weißlich geordnet,
damit auch die entkraͤfftete natuͤrliche
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[390/0564] September. Garn, Reb-Huͤhner und Wachteln mit dem Tyraſſe zu fangen. Von Egidi an biß 3. Wochen nach Michaelis taͤglich auf dem Vogel-Heerd Voͤgel fangen, und den Thonen-Strich fleißig abwarten. Nun- mehro mit dem Schieß-Karn nach Trap- pen und wilden Gaͤnſen ausfahren, weiln ſie im Abzuge begriffen. Jetzo, da das Feld gaͤntzlich von Fruͤchten rein und bloß iſt, gehet die ſchoͤnſte Zeit zum Fuchs- und Haſen-Hetzen, auch Falcken-Beitzen an, weilen die Fuͤchſe von Michaelis biß Licht- Meſſe, die Haſen von Jacobi biß Matthæi, die Daͤchſe von Laurenti biß St. Thomæ, die Marder von Michaelis biß Mertz, die Bieber von Michaelis biß Oſtern zu ja- gen, zu ſchieſſen, und zu fangen erlaubet ſind; Die Maſtung beſteigen laſſen, zwi- ſchen Bartholomæi und Egidi ſehen, ob die Eicheln, Buchen und wild Obſt ge- rathen moͤgten; Wann die Hirſche zeit- lich oder ſpaͤther brunfften, bedeutet es einen zeitlichen oder ſpaͤthen Winter; Wacholder-Beer einſammlen, und die Straͤucher im zunehmenden Monden ſe- tzen. So die lebendige Hecke ihre jaͤhr- liche Sproſſen ausgewachſen erhalten, werden die Zweige wohl in einander ver- flochten, und auff der Seite und Hoͤhe, nach Belieben und vorgeſtreckter Richt- Schnur, mit der Baum-Scheere ver- ſtutzet und abgeſchnitten, daß es, wie ei- ne Mauer gleichwincklicht anzuſehen ſey. Die jungen Phaſianen, weil ſie umb Michaelis-Zeit ſchon bereits vollkommen ihre gebuͤhrliche Groͤſſe erlanget, und pfluͤcke worden, an Ort und Stelle ver- kauffen, die uͤbrigen aber, ſo viel zur Zucht vonnoͤthen, und man uͤber Win- ter zu fuͤttern willens, beybehalten. Weil die Daͤchſe bey der Nacht auff die Ruͤben gehen, und nunmehro auch feiſte, am Tage aber allzuverdrießlich in tiefen Win- ter- oder Noth-Gebaͤuden beſchwerlich zu graben, kan man ſie des Nachts auf den Ruͤben ſuchen, und mit Hunden hetzen: Deren Schmaltz oder Fett iſt, wie bekant, zur Medicin trefflich zu gebrauchen. OCTOBER. Vermuthliche Witterung. Nunmehro tritt die Sonne in Scor- pion und entfernet ſich noch weiter von uns, es iſt im Anfang noch fein warm und angenehm Wetter, zeiget auch Tro- ckenheit an, woferne nicht Regen und Soñen-Schein die Erde ſecundiren ſolte, damit die Herbſt-Fruͤchte profitiren; Am Ende aber laſſen ſich gleichwohl kuͤhle Luͤffte und Froͤſte mercken, indem es ſchon gegen den Winter zugehet. VEGETATIO der Erden. Kraͤuter und Baͤume. Ob gleich die Kraͤuter uns verlaſſen, hat doch die Goͤttliche Providenz die Er- de annoch mit andern Vegetabilibus, de- nen lebendigen Creaturen zu Nutzen, verſorget, da man nehmlich nicht allein auff dem Felde Kraut und Ruͤben, ſon- dern auch in Waͤldern Puͤltze, Morgeln und Schwaͤmme, Heydel- und Preuſel- Beer antreffen kan, ſich davon zu neh- ren, von denen Waſſern aber iſt nichts mehr rathſam zu gebrauchen. Vom Tangel-Holtz. Vorjetzo haben die Fichten und Kie- fern meiſt ihren Saamen vollkommen reif, doch ſitzet ſolcher noch feſte in den Zapffen verborgen, biß ſie bey guter Wit- terung aufborſten, und den Saamen durch den Wind ausſtreuen, die Tanne aber behaͤlt annoch ihren Saamen, weil ſolcher noch zur Zeit zu keiner Vollkom- menheit gelanget, es verurſachen die Winde oͤffters groſſe Niederlage darun- ter. Vom Laub-Holtz. Nunmehro hat die Eiche auch ihre Frucht zur Vollkommenheit gebracht, und ſind die Eichen in gebuͤhrlicher Groͤ- ße, doch annoch gruͤn zu ſehen, biß ſie end- lich der Froſt druͤcket, und zum abfallen zwinget: Zu dieſer Zeit faͤllet das zeitli- che Laub ſchon ab, jedoch nach Unter- ſcheid der Witterung der Baͤume, und des Erdbodens. Von Kraͤutern. Nunmehro hat das Kraͤuter-ſamm- len ein Ende, wer nun des Fruͤhlings und Sommers nichts geſammlet, wird gewißlich im Herbſt und Winter nichts vor ſich bringen, und hat der liebe Gott alles zu ſeiner Zeit ſo weißlich geordnet, damit auch die entkraͤfftete natuͤrliche Vegetatio in dem Schoß der Erden waͤh- render

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/564>, abgerufen am 21.11.2024.