Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Augustus.
[Spaltenumbruch] sachen, weil lange Zeit aus grosser Hitze
und Mangel des Regens der Wurtzeln
Feuchtigkeiten durchs Mooß-rechen und
abkratzen der nöthige Safft entzogen
worden.

Vom Laub-Holtz.

Diesem Unglück ist das Laub-Holtz
so sehr nicht unterworffen, weil es
unter sich gemeiniglich Graß und Kraut
hat, wodurch die Feuchtigkeit zum Wachs-
thum conserviret wird, wo anderst nicht
etwan die Raupen oder Käfern, item
das Wetterleuchten, und allzu grosse
Sommer-Hitze Schaden thun solte;
Welchen Fatalitaeten obiges Tangel-Holtz
eben unterworffen zu seyn pfleget.

Von Kräutern.

Zuletzt zeigen sich noch zum Abschie-
de nachgesetzte Kräuter, als Frauen-
Distel, Carduus Mariae, Knoblauch-
Kraut, Alliaria, Hasel-Wurtz, Asarum,
Stick-Wurtz, Bryonia, Scharten-Kraut,
Seretala, welsch Wegerich, Plantago Itali-
ca,
Stengel-Kraut, braune Doste, Cly-
nopodium,
Hasen-Kraut, item grüne
Freude, rother Wiederthon, Adian-
thum,
Münchs-Platte, Dens Leonis,
Schwalben-Kraut, Vincetoxicum, Teuf-
fels Abbiß, Succisa, Meister-Wurtzel,
Imperatoria, Gold-Wurtzel, Aspodelus,
Haarstrang, Peucedanum, Dreyocker,
Bentaria Bacci.

Tages und Nachts Länge.

Da die Sonne jetzo umb 4. Uhr, 25.
Minute auf-hingegen umb 7. Uhr, 8.
Minute niedergehet, so ist der Tag 14.
Stunden, 40. Minuten lang: Die Nacht
aber 9. Stunden 50. Minuten, hat also
schon zugenommen, daß man über kur-
tzen Schlaff nicht zu klagen hat.

Von unterirdischen Berg-
Dünsten.

Eben vorigtes kaltes Temperament
haben wir noch in der unterirdischen mi-
nerali
schen Schatz-Kammer zu empfin-
den, wiewohlen vorjetzo keine so unge-
sunde Dünste zu befürchten, weil alles,
was nicht von sich selbsten exhaliret, die
liebe Sonne mit gantzer Gewalt an sich
gezogen hat, dahero die Donner-Keile
in der Obern-Lufft sich in solche Massam
coagulir
en, wie die tägliche Erfahrung
zum öfftern erwiesen.

[Spaltenumbruch]
Von Thieren und Vögeln.
Der Bär.

Nach und nach werden die jungen
Bärgen von ihrer Natur, innerlichen
Eigenschafft, und Sonnen-Hitze immer
schwärtzer, am Halse aber behalten sie
dennoch einen weissen Ring, welcher mit
der Zeit schon dunckler wird. Die Al-
ten rauben zu zeiten, wo sie beykommen
können, in Wäldern das zahme Vieh,
und jagen die Hirthen mit Gewalt da-
von, sonst thun sie einem Menschen nichts,
wann sie nicht böse gemacht, oder erzür-
net werden, und sich defendiren müssen.

Der Hirsch.

Vorjetzo fanget sich die rechte Hirsch-
feiste an, da die Hirsche so schlau, vorsich-
tig und arglistig sich in einem Revier un-
terschiedlicher Stände und Wechsel be-
dienen, sie nehmen ebenfalls noch ihre
Nahrung vom Geträyde der Frucht-
reichen Felder. Alsdann ist der Hirsch
in seinem allerbesten Flor, an seinem
Wildpräth am feisten und schmackhaff-
tigsten, und das Gehörn zur Artzney zu
gebrauchen am nützlichsten: Bey grosser
Sonnen-Hitze treten sie an Ufern der
Seen, Teiche, und Ströhme, ins Was-
ser, öffters auch an hellem Mittag, sich
zu erkühlen, und zu erqvicken, da wer-
den sie auff unterschiedliche Manier ge-
fangen.

Das Schwein.

Die alte Bache weiset ihren Jungen
alle Gelegenheit, wo sie sicher oder nicht;
So sie was vermercken, suchen sie Schutz
bey der alten Bache; Sie nehren sich
nunmehro sehr embsig in denen Som-
mer-Feldern, wo Hierse, Heyde-Korn,
und Haber vorhanden, und bleiben bey-
sammen. Die Käuler oder Schweine
aber sind schon verwegener, kühner und
trotziger, reisen Sommers und Herbsts,
Tag und Nacht eintzeln, auff 10. Meilen
und weiter, durch Wälder und Felder,
nach der Nahrung, und wo was anzu-
treffen, bleiben aber selten über zwey Ta-
ge daselbst liegen.

Das Reh.

Jetzo ist der Bock wegen grosser Hi-
tze unbeschreiblich geyl, beschläget die Rü-
cke zum öfftern, wiewohl ohne Effect,
weil sie wegen kalter Eigenschafft zu sol-

cher

Auguſtus.
[Spaltenumbruch] ſachen, weil lange Zeit aus groſſer Hitze
und Mangel des Regens der Wurtzeln
Feuchtigkeiten durchs Mooß-rechen und
abkratzen der noͤthige Safft entzogen
worden.

Vom Laub-Holtz.

Dieſem Ungluͤck iſt das Laub-Holtz
ſo ſehr nicht unterworffen, weil es
unter ſich gemeiniglich Graß und Kraut
hat, wodurch die Feuchtigkeit zum Wachs-
thum conſerviret wird, wo anderſt nicht
etwan die Raupen oder Kaͤfern, item
das Wetterleuchten, und allzu groſſe
Sommer-Hitze Schaden thun ſolte;
Welchen Fatalitæten obiges Tangel-Holtz
eben unterworffen zu ſeyn pfleget.

Von Kraͤutern.

Zuletzt zeigen ſich noch zum Abſchie-
de nachgeſetzte Kraͤuter, als Frauen-
Diſtel, Carduus Mariæ, Knoblauch-
Kraut, Alliaria, Haſel-Wurtz, Aſarum,
Stick-Wurtz, Bryonia, Scharten-Kraut,
Seretala, welſch Wegerich, Plantago Itali-
ca,
Stengel-Kraut, braune Doſte, Cly-
nopodium,
Haſen-Kraut, item gruͤne
Freude, rother Wiederthon, Adian-
thum,
Muͤnchs-Platte, Dens Leonis,
Schwalben-Kraut, Vincetoxicum, Teuf-
fels Abbiß, Succiſa, Meiſter-Wurtzel,
Imperatoria, Gold-Wurtzel, Aſpodelus,
Haarſtrang, Peucedanum, Dreyocker,
Bentaria Bacci.

Tages und Nachts Laͤnge.

Da die Sonne jetzo umb 4. Uhr, 25.
Minute auf-hingegen umb 7. Uhr, 8.
Minute niedergehet, ſo iſt der Tag 14.
Stunden, 40. Minuten lang: Die Nacht
aber 9. Stunden 50. Minuten, hat alſo
ſchon zugenommen, daß man uͤber kur-
tzen Schlaff nicht zu klagen hat.

Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.

Eben vorigtes kaltes Temperament
haben wir noch in der unterirdiſchen mi-
nerali
ſchen Schatz-Kammer zu empfin-
den, wiewohlen vorjetzo keine ſo unge-
ſunde Duͤnſte zu befuͤrchten, weil alles,
was nicht von ſich ſelbſten exhaliret, die
liebe Sonne mit gantzer Gewalt an ſich
gezogen hat, dahero die Donner-Keile
in der Obern-Lufft ſich in ſolche Maſſam
coagulir
en, wie die taͤgliche Erfahrung
zum oͤfftern erwieſen.

[Spaltenumbruch]
Von Thieren und Voͤgeln.
Der Baͤr.

Nach und nach werden die jungen
Baͤrgen von ihrer Natur, innerlichen
Eigenſchafft, und Sonnen-Hitze immer
ſchwaͤrtzer, am Halſe aber behalten ſie
dennoch einen weiſſen Ring, welcher mit
der Zeit ſchon dunckler wird. Die Al-
ten rauben zu zeiten, wo ſie beykommen
koͤnnen, in Waͤldern das zahme Vieh,
und jagen die Hirthen mit Gewalt da-
von, ſonſt thun ſie einem Menſchen nichts,
wann ſie nicht boͤſe gemacht, oder erzuͤr-
net werden, und ſich defendiren muͤſſen.

Der Hirſch.

Vorjetzo fanget ſich die rechte Hirſch-
feiſte an, da die Hirſche ſo ſchlau, vorſich-
tig und argliſtig ſich in einem Revier un-
terſchiedlicher Staͤnde und Wechſel be-
dienen, ſie nehmen ebenfalls noch ihre
Nahrung vom Getraͤyde der Frucht-
reichen Felder. Alsdann iſt der Hirſch
in ſeinem allerbeſten Flor, an ſeinem
Wildpraͤth am feiſten und ſchmackhaff-
tigſten, und das Gehoͤrn zur Artzney zu
gebrauchen am nuͤtzlichſten: Bey groſſer
Sonnen-Hitze treten ſie an Ufern der
Seen, Teiche, und Stroͤhme, ins Waſ-
ſer, oͤffters auch an hellem Mittag, ſich
zu erkuͤhlen, und zu erqvicken, da wer-
den ſie auff unterſchiedliche Manier ge-
fangen.

Das Schwein.

Die alte Bache weiſet ihren Jungen
alle Gelegenheit, wo ſie ſicher oder nicht;
So ſie was vermercken, ſuchen ſie Schutz
bey der alten Bache; Sie nehren ſich
nunmehro ſehr embſig in denen Som-
mer-Feldern, wo Hierſe, Heyde-Korn,
und Haber vorhanden, und bleiben bey-
ſammen. Die Kaͤuler oder Schweine
aber ſind ſchon verwegener, kuͤhner und
trotziger, reiſen Sommers und Herbſts,
Tag und Nacht eintzeln, auff 10. Meilen
und weiter, durch Waͤlder und Felder,
nach der Nahrung, und wo was anzu-
treffen, bleiben aber ſelten uͤber zwey Ta-
ge daſelbſt liegen.

Das Reh.

Jetzo iſt der Bock wegen groſſer Hi-
tze unbeſchreiblich geyl, beſchlaͤget die Ruͤ-
cke zum oͤfftern, wiewohl ohne Effect,
weil ſie wegen kalter Eigenſchafft zu ſol-

cher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0558" n="384"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tus.</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;achen, weil lange Zeit aus gro&#x017F;&#x017F;er Hitze<lb/>
und Mangel des Regens der Wurtzeln<lb/>
Feuchtigkeiten durchs Mooß-rechen und<lb/>
abkratzen der no&#x0364;thige Safft entzogen<lb/>
worden.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Vom Laub-Holtz.</hi> </head><lb/>
                <p>Die&#x017F;em Unglu&#x0364;ck i&#x017F;t das Laub-Holtz<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ehr nicht unterworffen, weil es<lb/>
unter &#x017F;ich gemeiniglich Graß und Kraut<lb/>
hat, wodurch die Feuchtigkeit zum Wachs-<lb/>
thum <hi rendition="#aq">con&#x017F;ervir</hi>et wird, wo ander&#x017F;t nicht<lb/>
etwan die Raupen oder Ka&#x0364;fern, <hi rendition="#aq">item</hi><lb/>
das Wetterleuchten, und allzu gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Sommer-Hitze Schaden thun &#x017F;olte;<lb/>
Welchen <hi rendition="#aq">Fatalitæt</hi>en obiges Tangel-Holtz<lb/>
eben unterworffen zu &#x017F;eyn pfleget.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Von Kra&#x0364;utern.</hi> </head><lb/>
                <p>Zuletzt zeigen &#x017F;ich noch zum Ab&#x017F;chie-<lb/>
de nachge&#x017F;etzte Kra&#x0364;uter, als Frauen-<lb/>
Di&#x017F;tel, <hi rendition="#aq">Carduus Mariæ,</hi> Knoblauch-<lb/>
Kraut, <hi rendition="#aq">Alliaria,</hi> Ha&#x017F;el-Wurtz, <hi rendition="#aq">A&#x017F;arum,</hi><lb/>
Stick-Wurtz, <hi rendition="#aq">Bryonia,</hi> Scharten-Kraut,<lb/><hi rendition="#aq">Seretala,</hi> wel&#x017F;ch Wegerich, <hi rendition="#aq">Plantago Itali-<lb/>
ca,</hi> Stengel-Kraut, braune Do&#x017F;te, <hi rendition="#aq">Cly-<lb/>
nopodium,</hi> Ha&#x017F;en-Kraut, <hi rendition="#aq">item</hi> gru&#x0364;ne<lb/>
Freude, rother Wiederthon, <hi rendition="#aq">Adian-<lb/>
thum,</hi> Mu&#x0364;nchs-Platte, <hi rendition="#aq">Dens Leonis,</hi><lb/>
Schwalben-Kraut, <hi rendition="#aq">Vincetoxicum,</hi> Teuf-<lb/>
fels Abbiß, <hi rendition="#aq">Succi&#x017F;a,</hi> Mei&#x017F;ter-Wurtzel,<lb/><hi rendition="#aq">Imperatoria,</hi> Gold-Wurtzel, <hi rendition="#aq">A&#x017F;podelus,</hi><lb/>
Haar&#x017F;trang, <hi rendition="#aq">Peucedanum,</hi> Dreyocker,<lb/><hi rendition="#aq">Bentaria Bacci.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Tages und Nachts La&#x0364;nge.</hi> </head><lb/>
                <p>Da die Sonne jetzo umb 4. Uhr, 25.<lb/>
Minute auf-hingegen umb 7. Uhr, 8.<lb/>
Minute niedergehet, &#x017F;o i&#x017F;t der Tag 14.<lb/>
Stunden, 40. Minuten lang: Die Nacht<lb/>
aber 9. Stunden 50. Minuten, hat al&#x017F;o<lb/>
&#x017F;chon zugenommen, daß man u&#x0364;ber kur-<lb/>
tzen Schlaff nicht zu klagen hat.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Von unterirdi&#x017F;chen Berg-<lb/>
Du&#x0364;n&#x017F;ten.</hi> </head><lb/>
                <p>Eben vorigtes kaltes <hi rendition="#aq">Temperament</hi><lb/>
haben wir noch in der unterirdi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">mi-<lb/>
nerali</hi>&#x017F;chen Schatz-Kammer zu empfin-<lb/>
den, wiewohlen vorjetzo keine &#x017F;o unge-<lb/>
&#x017F;unde Du&#x0364;n&#x017F;te zu befu&#x0364;rchten, weil alles,<lb/>
was nicht von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten <hi rendition="#aq">exhalir</hi>et, die<lb/>
liebe Sonne mit gantzer Gewalt an &#x017F;ich<lb/>
gezogen hat, dahero die Donner-Keile<lb/>
in der Obern-Lufft &#x017F;ich in &#x017F;olche <hi rendition="#aq">Ma&#x017F;&#x017F;am<lb/>
coagulir</hi>en, wie die ta&#x0364;gliche Erfahrung<lb/>
zum o&#x0364;fftern erwie&#x017F;en.</p><lb/>
                <cb/>
              </div>
            </div>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Von Thieren und Vo&#x0364;geln.</hi> </head><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der Ba&#x0364;r.</hi> </head><lb/>
                <p>Nach und nach werden die jungen<lb/>
Ba&#x0364;rgen von ihrer Natur, innerlichen<lb/>
Eigen&#x017F;chafft, und Sonnen-Hitze immer<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;rtzer, am Hal&#x017F;e aber behalten &#x017F;ie<lb/>
dennoch einen wei&#x017F;&#x017F;en Ring, welcher mit<lb/>
der Zeit &#x017F;chon dunckler wird. Die Al-<lb/>
ten rauben zu zeiten, wo &#x017F;ie beykommen<lb/>
ko&#x0364;nnen, in Wa&#x0364;ldern das zahme Vieh,<lb/>
und jagen die Hirthen mit Gewalt da-<lb/>
von, &#x017F;on&#x017F;t thun &#x017F;ie einem Men&#x017F;chen nichts,<lb/>
wann &#x017F;ie nicht bo&#x0364;&#x017F;e gemacht, oder erzu&#x0364;r-<lb/>
net werden, und &#x017F;ich <hi rendition="#aq">defendir</hi>en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der Hir&#x017F;ch.</hi> </head><lb/>
                <p>Vorjetzo fanget &#x017F;ich die rechte Hir&#x017F;ch-<lb/>
fei&#x017F;te an, da die Hir&#x017F;che &#x017F;o &#x017F;chlau, vor&#x017F;ich-<lb/>
tig und argli&#x017F;tig &#x017F;ich in einem <hi rendition="#aq">Revier</hi> un-<lb/>
ter&#x017F;chiedlicher Sta&#x0364;nde und Wech&#x017F;el be-<lb/>
dienen, &#x017F;ie nehmen ebenfalls noch ihre<lb/>
Nahrung vom Getra&#x0364;yde der Frucht-<lb/>
reichen Felder. Alsdann i&#x017F;t der Hir&#x017F;ch<lb/>
in &#x017F;einem allerbe&#x017F;ten Flor, an &#x017F;einem<lb/>
Wildpra&#x0364;th am fei&#x017F;ten und &#x017F;chmackhaff-<lb/>
tig&#x017F;ten, und das Geho&#x0364;rn zur Artzney zu<lb/>
gebrauchen am nu&#x0364;tzlich&#x017F;ten: Bey gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Sonnen-Hitze treten &#x017F;ie an Ufern der<lb/>
Seen, Teiche, und Stro&#x0364;hme, ins Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, o&#x0364;ffters auch an hellem Mittag, &#x017F;ich<lb/>
zu erku&#x0364;hlen, und zu erqvicken, da wer-<lb/>
den &#x017F;ie auff unter&#x017F;chiedliche <hi rendition="#aq">Manier</hi> ge-<lb/>
fangen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Das Schwein.</hi> </head><lb/>
                <p>Die alte Bache wei&#x017F;et ihren Jungen<lb/>
alle Gelegenheit, wo &#x017F;ie &#x017F;icher oder nicht;<lb/>
So &#x017F;ie was vermercken, &#x017F;uchen &#x017F;ie Schutz<lb/>
bey der alten Bache; Sie nehren &#x017F;ich<lb/>
nunmehro &#x017F;ehr emb&#x017F;ig in denen Som-<lb/>
mer-Feldern, wo Hier&#x017F;e, Heyde-Korn,<lb/>
und Haber vorhanden, und bleiben bey-<lb/>
&#x017F;ammen. Die Ka&#x0364;uler oder Schweine<lb/>
aber &#x017F;ind &#x017F;chon verwegener, ku&#x0364;hner und<lb/>
trotziger, rei&#x017F;en Sommers und Herb&#x017F;ts,<lb/>
Tag und Nacht eintzeln, auff 10. Meilen<lb/>
und weiter, durch Wa&#x0364;lder und Felder,<lb/>
nach der Nahrung, und wo was anzu-<lb/>
treffen, bleiben aber &#x017F;elten u&#x0364;ber zwey Ta-<lb/>
ge da&#x017F;elb&#x017F;t liegen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Das Reh.</hi> </head><lb/>
                <p>Jetzo i&#x017F;t der Bock wegen gro&#x017F;&#x017F;er Hi-<lb/>
tze unbe&#x017F;chreiblich geyl, be&#x017F;chla&#x0364;get die Ru&#x0364;-<lb/>
cke zum o&#x0364;fftern, wiewohl ohne <hi rendition="#aq">Effect,</hi><lb/>
weil &#x017F;ie wegen kalter Eigen&#x017F;chafft zu &#x017F;ol-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">cher</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[384/0558] Auguſtus. ſachen, weil lange Zeit aus groſſer Hitze und Mangel des Regens der Wurtzeln Feuchtigkeiten durchs Mooß-rechen und abkratzen der noͤthige Safft entzogen worden. Vom Laub-Holtz. Dieſem Ungluͤck iſt das Laub-Holtz ſo ſehr nicht unterworffen, weil es unter ſich gemeiniglich Graß und Kraut hat, wodurch die Feuchtigkeit zum Wachs- thum conſerviret wird, wo anderſt nicht etwan die Raupen oder Kaͤfern, item das Wetterleuchten, und allzu groſſe Sommer-Hitze Schaden thun ſolte; Welchen Fatalitæten obiges Tangel-Holtz eben unterworffen zu ſeyn pfleget. Von Kraͤutern. Zuletzt zeigen ſich noch zum Abſchie- de nachgeſetzte Kraͤuter, als Frauen- Diſtel, Carduus Mariæ, Knoblauch- Kraut, Alliaria, Haſel-Wurtz, Aſarum, Stick-Wurtz, Bryonia, Scharten-Kraut, Seretala, welſch Wegerich, Plantago Itali- ca, Stengel-Kraut, braune Doſte, Cly- nopodium, Haſen-Kraut, item gruͤne Freude, rother Wiederthon, Adian- thum, Muͤnchs-Platte, Dens Leonis, Schwalben-Kraut, Vincetoxicum, Teuf- fels Abbiß, Succiſa, Meiſter-Wurtzel, Imperatoria, Gold-Wurtzel, Aſpodelus, Haarſtrang, Peucedanum, Dreyocker, Bentaria Bacci. Tages und Nachts Laͤnge. Da die Sonne jetzo umb 4. Uhr, 25. Minute auf-hingegen umb 7. Uhr, 8. Minute niedergehet, ſo iſt der Tag 14. Stunden, 40. Minuten lang: Die Nacht aber 9. Stunden 50. Minuten, hat alſo ſchon zugenommen, daß man uͤber kur- tzen Schlaff nicht zu klagen hat. Von unterirdiſchen Berg- Duͤnſten. Eben vorigtes kaltes Temperament haben wir noch in der unterirdiſchen mi- neraliſchen Schatz-Kammer zu empfin- den, wiewohlen vorjetzo keine ſo unge- ſunde Duͤnſte zu befuͤrchten, weil alles, was nicht von ſich ſelbſten exhaliret, die liebe Sonne mit gantzer Gewalt an ſich gezogen hat, dahero die Donner-Keile in der Obern-Lufft ſich in ſolche Maſſam coaguliren, wie die taͤgliche Erfahrung zum oͤfftern erwieſen. Von Thieren und Voͤgeln. Der Baͤr. Nach und nach werden die jungen Baͤrgen von ihrer Natur, innerlichen Eigenſchafft, und Sonnen-Hitze immer ſchwaͤrtzer, am Halſe aber behalten ſie dennoch einen weiſſen Ring, welcher mit der Zeit ſchon dunckler wird. Die Al- ten rauben zu zeiten, wo ſie beykommen koͤnnen, in Waͤldern das zahme Vieh, und jagen die Hirthen mit Gewalt da- von, ſonſt thun ſie einem Menſchen nichts, wann ſie nicht boͤſe gemacht, oder erzuͤr- net werden, und ſich defendiren muͤſſen. Der Hirſch. Vorjetzo fanget ſich die rechte Hirſch- feiſte an, da die Hirſche ſo ſchlau, vorſich- tig und argliſtig ſich in einem Revier un- terſchiedlicher Staͤnde und Wechſel be- dienen, ſie nehmen ebenfalls noch ihre Nahrung vom Getraͤyde der Frucht- reichen Felder. Alsdann iſt der Hirſch in ſeinem allerbeſten Flor, an ſeinem Wildpraͤth am feiſten und ſchmackhaff- tigſten, und das Gehoͤrn zur Artzney zu gebrauchen am nuͤtzlichſten: Bey groſſer Sonnen-Hitze treten ſie an Ufern der Seen, Teiche, und Stroͤhme, ins Waſ- ſer, oͤffters auch an hellem Mittag, ſich zu erkuͤhlen, und zu erqvicken, da wer- den ſie auff unterſchiedliche Manier ge- fangen. Das Schwein. Die alte Bache weiſet ihren Jungen alle Gelegenheit, wo ſie ſicher oder nicht; So ſie was vermercken, ſuchen ſie Schutz bey der alten Bache; Sie nehren ſich nunmehro ſehr embſig in denen Som- mer-Feldern, wo Hierſe, Heyde-Korn, und Haber vorhanden, und bleiben bey- ſammen. Die Kaͤuler oder Schweine aber ſind ſchon verwegener, kuͤhner und trotziger, reiſen Sommers und Herbſts, Tag und Nacht eintzeln, auff 10. Meilen und weiter, durch Waͤlder und Felder, nach der Nahrung, und wo was anzu- treffen, bleiben aber ſelten uͤber zwey Ta- ge daſelbſt liegen. Das Reh. Jetzo iſt der Bock wegen groſſer Hi- tze unbeſchreiblich geyl, beſchlaͤget die Ruͤ- cke zum oͤfftern, wiewohl ohne Effect, weil ſie wegen kalter Eigenſchafft zu ſol- cher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/558
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/558>, abgerufen am 03.12.2024.