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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Julius.
[Spaltenumbruch]
Des Jägers nöthige Verrich-
tung in Jagd- und Forst-
Sachen/ auch mit Zeug und
Hunden.

Er muß die Vogel-Netze, Wände, Vo-
gelbauer, und was man zum gantzen Vo-
gel-Fang benöthiget, ausflicken und bes-
sern, vom Unrath aussäubern, damit,
wenn der Vogel-Fang angehet, man die-
ser Mühe zu repariren überhoben sey,
und alles fertig und parat gehalten wer-
de. Zu dieser Zeit soll man auch Ob-
sicht halten und befehlen den Flachs wohl
zu gäthen, und ja fleißig reinigen lassen,
den Früh-Flachs und Hanff aber rauf-
fen, rüpffeln, und ins Wasser legen,
item den Hanff fimmeln, das ist, die
kleinsten und subtilsten Stängel, welche
nicht Saamen tragen, so bald sie anfan-
gen zu stauben, bey zeiten ausziehen, und
sammlen lassen, diese geben ein zartes
gutes Gespinste, und werden zu den sub-
til
en Garnen gebraucht. Die jungen
ausgekommenen Phasianen in den Wei-
tzen-Feldern und Wiesen durch einen ab-
sonderlichen Jungen hüthen lassen, da-
mit sie daselbsten ihre Nahrung von
Springern, kleinen Fröschgen, Mücken,
Fliegen und dergleichen Würmlein haben
können. Wann die Kirschen reiff wer-
den, kan man Amseln, und Kernbeis-
ser auff dem Leime fangen, zur Lock zu
gebrauchen. Auf dem Gebürge werden
Schnärren und Krammets-Vögel Hau-
fenweise auf dem Heerd umb und nach
[Spaltenumbruch] Jacobi gefangen, weilen sie nach Wachol-
dern, Ebrisch-Beern und Kirschen, mit
grosser Begierde in den Strauch fallen,
worbey aber ein Paar lebendig lockende
Vögel seyn müssen. Nun können die
jungen wilden Tauben in den Vor-
Höltzern geschossen werden; Zwischen
Johannis und Jacobi sind die wilden Gän-
se und Enten in der Mause, zu welcher
Zeit sie in den grossen mit Schilff u. Rohr
bewachsenen Seen oder Teichen hauffen-
weiß gefangen werden können. Und
weiln nunmehro die gröste Sonnen- Hi-
tze ist, so ist hoch vonnöthen, daß der
Forst-Bediente wegen Feuers-Gefahr
gute Anstalt mache, und die nahe gele-
gene Dorffschafften in Bereitschafft hal-
te. Sonderlich soll er, wo viel hartziges
Tangel-Holtz, und dabey eitel trockene
Heyden zu befinden, täglich zu Pferde
herumb reiten, und fleißig darnach
sehen, daß so wenig die Reisenden auff
den Strassen und Fußstegen, als sonder-
lich die Zimmer-Leute, Pech-Brenner und
Vieh-Hirten unnöthige Tobacks-Feuer
machen, und hierdurch das leicht glim-
mende hartzige Gemüll oder Tann-Na-
deln, so ohne dieß dürre und hietzig, zu
einer unerlöschlichen Feuers-Gluth bey
dürrem Erdreich ausbreiten mögen. Al-
lenfalls und bey entstehendem Unglück
Sorge tragen, daß es zeitlich gelöschet wer-
de, auch muß bey solcher dürren Zeit
die lebendige Hecke, und zwar des Abends,
wann es kühl worden, mit Mistpfützen-
Wasser, begossen werden.

AVGVSTVS.
[Spaltenumbruch]
Vermuthliche Witterung.

Vorjetzo tritt die Sonne in das Him-
mels-Zeichen der Jungfrau, nachdem sie
in der höchsten Elevation gewesen, und
schon niedriger sich begeben hat. Das
angenehme Sommer-Wetter ist lieblich,
mit Wind und Regen vermischet, con-
tinuir
et auff beständiges warmes und
trockenes Sommer-Wetter, woferne
nicht das Gewitter mit Donner und Re-
gen eine Aenderung verursachet, die Er-
de zu erqvicken, doch ist ein Jahr nicht
wie das andere.

VEGETATIO der Erden.
Kräuter/ und Bäume.

Die späth reiffgewordene Kräuter
[Spaltenumbruch] sind zwar noch in diesem Monat anzu-
treffen, alleine wegen allzugrosser Hitze
ohne alle Kräffte und Würckungen. Die
Feuchtigkeit ist ihnen benommen, und
von der Sonnen angezogen worden, wes-
halben sie verwelcken, und zu nichts
mehr tauglich sind. Denen unterirdi-
schen Qvell-Wassern geschiehet zur Zeit
noch keine Verkürtzung ihrer Eigen-
schafft.

Vom Tangel-Holtz.

Bey grosser Sommer-Hitze und
langwieriger Dürre verdorret zuweilen
das Tangel-Holtz vom Gipffel herunter,
und lässet die Nadeln fallen. Es begie-
bet sich auch die Rinde gantz ab, aus Ur-

sachen,
Julius.
[Spaltenumbruch]
Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug und
Hunden.

Er muß die Vogel-Netze, Waͤnde, Vo-
gelbauer, und was man zum gantzen Vo-
gel-Fang benoͤthiget, ausflicken und beſ-
ſern, vom Unrath ausſaͤubern, damit,
wenn der Vogel-Fang angehet, man die-
ſer Muͤhe zu repariren uͤberhoben ſey,
und alles fertig und parat gehalten wer-
de. Zu dieſer Zeit ſoll man auch Ob-
ſicht halten und befehlen den Flachs wohl
zu gaͤthen, und ja fleißig reinigen laſſen,
den Fruͤh-Flachs und Hanff aber rauf-
fen, ruͤpffeln, und ins Waſſer legen,
item den Hanff fimmeln, das iſt, die
kleinſten und ſubtilſten Staͤngel, welche
nicht Saamen tragen, ſo bald ſie anfan-
gen zu ſtauben, bey zeiten ausziehen, und
ſammlen laſſen, dieſe geben ein zartes
gutes Geſpinſte, und werden zu den ſub-
til
en Garnen gebraucht. Die jungen
ausgekommenen Phaſianen in den Wei-
tzen-Feldern und Wieſen durch einen ab-
ſonderlichen Jungen huͤthen laſſen, da-
mit ſie daſelbſten ihre Nahrung von
Springern, kleinen Froͤſchgen, Muͤcken,
Fliegen und dergleichen Wuͤrmlein haben
koͤnnen. Wann die Kirſchen reiff wer-
den, kan man Amſeln, und Kernbeiſ-
ſer auff dem Leime fangen, zur Lock zu
gebrauchen. Auf dem Gebuͤrge werden
Schnaͤrren und Krammets-Voͤgel Hau-
fenweiſe auf dem Heerd umb und nach
[Spaltenumbruch] Jacobi gefangen, weilen ſie nach Wachol-
dern, Ebriſch-Beern und Kirſchen, mit
groſſer Begierde in den Strauch fallen,
worbey aber ein Paar lebendig lockende
Voͤgel ſeyn muͤſſen. Nun koͤnnen die
jungen wilden Tauben in den Vor-
Hoͤltzern geſchoſſen werden; Zwiſchen
Johannis und Jacobi ſind die wilden Gaͤn-
ſe und Enten in der Mauſe, zu welcher
Zeit ſie in den groſſen mit Schilff u. Rohr
bewachſenen Seen oder Teichen hauffen-
weiß gefangen werden koͤnnen. Und
weiln nunmehro die groͤſte Sonnen- Hi-
tze iſt, ſo iſt hoch vonnoͤthen, daß der
Forſt-Bediente wegen Feuers-Gefahr
gute Anſtalt mache, und die nahe gele-
gene Dorffſchafften in Bereitſchafft hal-
te. Sonderlich ſoll er, wo viel hartziges
Tangel-Holtz, und dabey eitel trockene
Heyden zu befinden, taͤglich zu Pferde
herumb reiten, und fleißig darnach
ſehen, daß ſo wenig die Reiſenden auff
den Straſſen und Fußſtegen, als ſonder-
lich die Zim̃er-Leute, Pech-Brenner und
Vieh-Hirten unnoͤthige Tobacks-Feuer
machen, und hierdurch das leicht glim-
mende hartzige Gemuͤll oder Tann-Na-
deln, ſo ohne dieß duͤrre und hietzig, zu
einer unerloͤſchlichen Feuers-Gluth bey
duͤrrem Erdreich ausbreiten moͤgen. Al-
lenfalls und bey entſtehendem Ungluͤck
Sorge tragen, daß es zeitlich geloͤſchet wer-
de, auch muß bey ſolcher duͤrren Zeit
die lebendige Hecke, und zwar des Abends,
wann es kuͤhl worden, mit Miſtpfuͤtzen-
Waſſer, begoſſen werden.

AVGVSTVS.
[Spaltenumbruch]
Vermuthliche Witterung.

Vorjetzo tritt die Sonne in das Him-
mels-Zeichen der Jungfrau, nachdem ſie
in der hoͤchſten Elevation geweſen, und
ſchon niedriger ſich begeben hat. Das
angenehme Sommer-Wetter iſt lieblich,
mit Wind und Regen vermiſchet, con-
tinuir
et auff beſtaͤndiges warmes und
trockenes Sommer-Wetter, woferne
nicht das Gewitter mit Donner und Re-
gen eine Aenderung verurſachet, die Er-
de zu erqvicken, doch iſt ein Jahr nicht
wie das andere.

VEGETATIO der Erden.
Kraͤuter/ und Baͤume.

Die ſpaͤth reiffgewordene Kraͤuter
[Spaltenumbruch] ſind zwar noch in dieſem Monat anzu-
treffen, alleine wegen allzugroſſer Hitze
ohne alle Kraͤffte und Wuͤrckungen. Die
Feuchtigkeit iſt ihnen benommen, und
von der Sonnen angezogen worden, wes-
halben ſie verwelcken, und zu nichts
mehr tauglich ſind. Denen unterirdi-
ſchen Qvell-Waſſern geſchiehet zur Zeit
noch keine Verkuͤrtzung ihrer Eigen-
ſchafft.

Vom Tangel-Holtz.

Bey groſſer Sommer-Hitze und
langwieriger Duͤrre verdorret zuweilen
das Tangel-Holtz vom Gipffel herunter,
und laͤſſet die Nadeln fallen. Es begie-
bet ſich auch die Rinde gantz ab, aus Ur-

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[383/0557] Julius. Des Jaͤgers noͤthige Verrich- tung in Jagd- und Forſt- Sachen/ auch mit Zeug und Hunden. Er muß die Vogel-Netze, Waͤnde, Vo- gelbauer, und was man zum gantzen Vo- gel-Fang benoͤthiget, ausflicken und beſ- ſern, vom Unrath ausſaͤubern, damit, wenn der Vogel-Fang angehet, man die- ſer Muͤhe zu repariren uͤberhoben ſey, und alles fertig und parat gehalten wer- de. Zu dieſer Zeit ſoll man auch Ob- ſicht halten und befehlen den Flachs wohl zu gaͤthen, und ja fleißig reinigen laſſen, den Fruͤh-Flachs und Hanff aber rauf- fen, ruͤpffeln, und ins Waſſer legen, item den Hanff fimmeln, das iſt, die kleinſten und ſubtilſten Staͤngel, welche nicht Saamen tragen, ſo bald ſie anfan- gen zu ſtauben, bey zeiten ausziehen, und ſammlen laſſen, dieſe geben ein zartes gutes Geſpinſte, und werden zu den ſub- tilen Garnen gebraucht. Die jungen ausgekommenen Phaſianen in den Wei- tzen-Feldern und Wieſen durch einen ab- ſonderlichen Jungen huͤthen laſſen, da- mit ſie daſelbſten ihre Nahrung von Springern, kleinen Froͤſchgen, Muͤcken, Fliegen und dergleichen Wuͤrmlein haben koͤnnen. Wann die Kirſchen reiff wer- den, kan man Amſeln, und Kernbeiſ- ſer auff dem Leime fangen, zur Lock zu gebrauchen. Auf dem Gebuͤrge werden Schnaͤrren und Krammets-Voͤgel Hau- fenweiſe auf dem Heerd umb und nach Jacobi gefangen, weilen ſie nach Wachol- dern, Ebriſch-Beern und Kirſchen, mit groſſer Begierde in den Strauch fallen, worbey aber ein Paar lebendig lockende Voͤgel ſeyn muͤſſen. Nun koͤnnen die jungen wilden Tauben in den Vor- Hoͤltzern geſchoſſen werden; Zwiſchen Johannis und Jacobi ſind die wilden Gaͤn- ſe und Enten in der Mauſe, zu welcher Zeit ſie in den groſſen mit Schilff u. Rohr bewachſenen Seen oder Teichen hauffen- weiß gefangen werden koͤnnen. Und weiln nunmehro die groͤſte Sonnen- Hi- tze iſt, ſo iſt hoch vonnoͤthen, daß der Forſt-Bediente wegen Feuers-Gefahr gute Anſtalt mache, und die nahe gele- gene Dorffſchafften in Bereitſchafft hal- te. Sonderlich ſoll er, wo viel hartziges Tangel-Holtz, und dabey eitel trockene Heyden zu befinden, taͤglich zu Pferde herumb reiten, und fleißig darnach ſehen, daß ſo wenig die Reiſenden auff den Straſſen und Fußſtegen, als ſonder- lich die Zim̃er-Leute, Pech-Brenner und Vieh-Hirten unnoͤthige Tobacks-Feuer machen, und hierdurch das leicht glim- mende hartzige Gemuͤll oder Tann-Na- deln, ſo ohne dieß duͤrre und hietzig, zu einer unerloͤſchlichen Feuers-Gluth bey duͤrrem Erdreich ausbreiten moͤgen. Al- lenfalls und bey entſtehendem Ungluͤck Sorge tragen, daß es zeitlich geloͤſchet wer- de, auch muß bey ſolcher duͤrren Zeit die lebendige Hecke, und zwar des Abends, wann es kuͤhl worden, mit Miſtpfuͤtzen- Waſſer, begoſſen werden. AVGVSTVS. Vermuthliche Witterung. Vorjetzo tritt die Sonne in das Him- mels-Zeichen der Jungfrau, nachdem ſie in der hoͤchſten Elevation geweſen, und ſchon niedriger ſich begeben hat. Das angenehme Sommer-Wetter iſt lieblich, mit Wind und Regen vermiſchet, con- tinuiret auff beſtaͤndiges warmes und trockenes Sommer-Wetter, woferne nicht das Gewitter mit Donner und Re- gen eine Aenderung verurſachet, die Er- de zu erqvicken, doch iſt ein Jahr nicht wie das andere. VEGETATIO der Erden. Kraͤuter/ und Baͤume. Die ſpaͤth reiffgewordene Kraͤuter ſind zwar noch in dieſem Monat anzu- treffen, alleine wegen allzugroſſer Hitze ohne alle Kraͤffte und Wuͤrckungen. Die Feuchtigkeit iſt ihnen benommen, und von der Sonnen angezogen worden, wes- halben ſie verwelcken, und zu nichts mehr tauglich ſind. Denen unterirdi- ſchen Qvell-Waſſern geſchiehet zur Zeit noch keine Verkuͤrtzung ihrer Eigen- ſchafft. Vom Tangel-Holtz. Bey groſſer Sommer-Hitze und langwieriger Duͤrre verdorret zuweilen das Tangel-Holtz vom Gipffel herunter, und laͤſſet die Nadeln fallen. Es begie- bet ſich auch die Rinde gantz ab, aus Ur- ſachen,

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/557>, abgerufen am 21.11.2024.