[Spaltenumbruch]
sichern Oertern vor denen Raub-Vögeln mit Fleiß bewahret.
Die Wachtel und Lerche.
Nunmehro vermehret sich die Wach- tel mit gröster Geylheit, durch welche Stimme sie auch gefangen wird. Die Lerche, so vorigen Monat Junge bekom- men, erziehet solche.
Von Wasser-Vögeln/
Als Gänsen/ und Enten/ Blässen und Kiebitzen.
Vorjetzo ernehren die Gänse ihre Jungen in Brüchern und Seen mit vor- ermeldter doch zarter Nahrung: Die Alten aber fliegen des Nachts fleißig nach dem Geträyde, wie dann auch die Enten: Wann aber denen Enten währender Leg-Zeit oder Brüthen die Eyer das erste- mahl von Menschen, Raub-Vögeln, oder Krähen genommen werden, hecken sie noch einmahl und zwar vorsichtiger, und tieff versteckter ins Geröhrigt, sich und die Jh- rigen nicht zu verrathen, sondern ihre Art zu vermehren. Die Blässen, als schwartze unnütze Vögel, hecken nur einmahl; Die Kiebitz aber repetiren ihre Vermehrung eiffrig.
Von dem Raub-Beflügel/
Als dem Habicht und Sperber.
Es erziehen und ernehren die alten Raub-Vögel ihre Jungen mit gröster Sorgfalt, und geben acht, ob irgend ein anderer Raub-Vogel allernechst vorbey flieget, welchen sie mit Kämpffen ab- treiben.
Krähen und Aelstern.
Nun sind die alten Krähen nebst denen ausgeflogenen Jungen in gröster Hitze und Angst; Gestalt sie, wie be- kant, den gantzen Monat nicht sauffen können. Die jungen Aelstern fliegen aus dem Nest, und lernen auff den Wiesen Käfer und Heuschrecken suchen, kehren aber Abends zum Nest.
Des Jägers nöthige Verrich- tung in Jagd- und Forst- Sachen/ auch mit Zeug und Hunden.
Bey heissem Wetter muß er die [Spaltenumbruch]
Hunde schwemmen, damit sie des Was- sers gewohnen, es ist ihnen auch jetziger Zeit das Baden gesund; Das beste Kälber-Heu auff denen besten Grum- met-Wiesen zeitlich machen und trocken einführen lassen, vor die Hirsche im Thier-Garthen; Die Seyler zu spinnen fleißig antreiben; Die Fenster gegen Mit- tage vor grosser Hitze in den Hunde- Ställen mit Läden zumachen, des Nachts aber öffnen, und Fliegen-Netze vorzie- hen, daß es kühle hinein gehe; Wo die lebendige Hecke nicht wachsen will, Rin- der-Blut oder Mist-Wasser giessen, oder verfaulten Kuh- oder Schaaf-Mist schüt- ten; Die Käfer und Raupen, so viel möglich, von denen Bäumen säubern. Die Kräuter sollen anjetzo noch kräffti- ger, als in vorigtem Monat seyn. Das Rinden- und Bast-Scheelen verbiethen, item das schädliche Baum-ringeln, da- von die Bäume verdorren; Die zahme Katzen, welche sich angewöhnet, auff de- nen Feldern junge Hasen und Reb-Hüh- ner, die süsser als die Hauß-Mäuse sind, zu fressen, früh und spath fleißig todt schies- sen. Weiln vorjetzo zwischen Johannis und Jacobi die Gänse und Enten sich mausen, also nicht fliegen können, wer- den sie im Geröhrigt mit Netzen gefan- gen; Man nimmt auch junge Käutzlein im Neste aus zum Vogel-Fang zu ge- brauchen. Die Hirsch-Kolben von jun- gen Hirschen sind auch dienlich. Nach Johannis fänget man Stahre und stel- let schon auff den Leim nach den Meißen. Das Wildpräth in seinem Stand hegen, kein Vieh darin kommen lassen, damit es geruhig bleibe; Den Fincken-Heerd auffs neue repariren; Junge wilde Tau- ben aus den Nestern nehmen; Desglei- chen junge Amseln aufferziehen, reden und pfeiffen lernen. Die Nachtigall sin- get zu dieser Zeit noch anmuthig, nimmt aber mit dem Kukuck zugleich ihren Ab- schied, weil die Hitze schon allzugroß wor- den. Die Pferde und Hunde müssen nunmehro bey solcher Hitze fein frühe und gegen Abend, wann es kühle Lufft ist, ausgeritten und ausgeführet werden. Wann der Leine-Weber, Seyler, und Schneider, Schmied und Stellmacher, mit den neuen Tüchern, Netzen, Lappen und aller Zubehör fertig ist, kan es nun- mehro bey trockenem stillem Wetter zur Probe aufgestellet und besichtiget wer- den, ehe es völlig bezahlet wird, damit das
noch
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Junius.
[Spaltenumbruch]
ſichern Oertern vor denen Raub-Voͤgeln mit Fleiß bewahret.
Die Wachtel und Lerche.
Nunmehro vermehret ſich die Wach- tel mit groͤſter Geylheit, durch welche Stimme ſie auch gefangen wird. Die Lerche, ſo vorigen Monat Junge bekom- men, erziehet ſolche.
Von Waſſer-Voͤgeln/
Als Gaͤnſen/ und Enten/ Blaͤſſen und Kiebitzen.
Vorjetzo ernehren die Gaͤnſe ihre Jungen in Bruͤchern und Seen mit vor- ermeldter doch zarter Nahrung: Die Alten aber fliegen des Nachts fleißig nach dem Getraͤyde, wie dann auch die Enten: Wann aber denen Enten waͤhrender Leg-Zeit oder Bruͤthen die Eyer das erſte- mahl von Menſchen, Raub-Voͤgeln, oder Kraͤhen genom̃en werden, hecken ſie noch einmahl und zwar vorſichtiger, und tieff verſteckter ins Geroͤhrigt, ſich und die Jh- rigen nicht zu verrathen, ſondern ihre Art zu vermehren. Die Blaͤſſen, als ſchwartze unnuͤtze Voͤgel, hecken nur einmahl; Die Kiebitz aber repetiren ihre Vermehrung eiffrig.
Von dem Raub-Befluͤgel/
Als dem Habicht und Sperber.
Es erziehen und ernehren die alten Raub-Voͤgel ihre Jungen mit groͤſter Sorgfalt, und geben acht, ob irgend ein anderer Raub-Vogel allernechſt vorbey flieget, welchen ſie mit Kaͤmpffen ab- treiben.
Kraͤhen und Aelſtern.
Nun ſind die alten Kraͤhen nebſt denen ausgeflogenen Jungen in groͤſter Hitze und Angſt; Geſtalt ſie, wie be- kant, den gantzen Monat nicht ſauffen koͤnnen. Die jungen Aelſtern fliegen aus dem Neſt, und lernen auff den Wieſen Kaͤfer und Heuſchrecken ſuchen, kehren aber Abends zum Neſt.
Des Jaͤgers noͤthige Verrich- tung in Jagd- und Forſt- Sachen/ auch mit Zeug und Hunden.
Bey heiſſem Wetter muß er die [Spaltenumbruch]
Hunde ſchwemmen, damit ſie des Waſ- ſers gewohnen, es iſt ihnen auch jetziger Zeit das Baden geſund; Das beſte Kaͤlber-Heu auff denen beſten Grum- met-Wieſen zeitlich machen und trocken einfuͤhren laſſen, vor die Hirſche im Thier-Garthen; Die Seyler zu ſpinnen fleißig antreiben; Die Fenſter gegen Mit- tage vor groſſer Hitze in den Hunde- Staͤllen mit Laͤden zumachen, des Nachts aber oͤffnen, und Fliegen-Netze vorzie- hen, daß es kuͤhle hinein gehe; Wo die lebendige Hecke nicht wachſen will, Rin- der-Blut oder Miſt-Waſſer gieſſen, oder verfaulten Kuh- oder Schaaf-Miſt ſchuͤt- ten; Die Kaͤfer und Raupen, ſo viel moͤglich, von denen Baͤumen ſaͤubern. Die Kraͤuter ſollen anjetzo noch kraͤffti- ger, als in vorigtem Monat ſeyn. Das Rinden- und Baſt-Scheelen verbiethen, item das ſchaͤdliche Baum-ringeln, da- von die Baͤume verdorren; Die zahme Katzen, welche ſich angewoͤhnet, auff de- nen Feldern junge Haſen und Reb-Huͤh- ner, die ſuͤſſer als die Hauß-Maͤuſe ſind, zu freſſen, fruͤh und ſpath fleißig todt ſchieſ- ſen. Weiln vorjetzo zwiſchen Johannis und Jacobi die Gaͤnſe und Enten ſich mauſen, alſo nicht fliegen koͤnnen, wer- den ſie im Geroͤhrigt mit Netzen gefan- gen; Man nimmt auch junge Kaͤutzlein im Neſte aus zum Vogel-Fang zu ge- brauchen. Die Hirſch-Kolben von jun- gen Hirſchen ſind auch dienlich. Nach Johannis faͤnget man Stahre und ſtel- let ſchon auff den Leim nach den Meißen. Das Wildpraͤth in ſeinem Stand hegen, kein Vieh darin kommen laſſen, damit es geruhig bleibe; Den Fincken-Heerd auffs neue repariren; Junge wilde Tau- ben aus den Neſtern nehmen; Desglei- chen junge Amſeln aufferziehen, reden und pfeiffen lernen. Die Nachtigall ſin- get zu dieſer Zeit noch anmuthig, nimmt aber mit dem Kukuck zugleich ihren Ab- ſchied, weil die Hitze ſchon allzugroß wor- den. Die Pferde und Hunde muͤſſen nunmehro bey ſolcher Hitze fein fruͤhe und gegen Abend, wann es kuͤhle Lufft iſt, ausgeritten und ausgefuͤhret werden. Wann der Leine-Weber, Seyler, und Schneider, Schmied und Stellmacher, mit den neuen Tuͤchern, Netzen, Lappen und aller Zubehoͤr fertig iſt, kan es nun- mehro bey trockenem ſtillem Wetter zur Probe aufgeſtellet und beſichtiget wer- den, ehe es voͤllig bezahlet wird, damit das
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Junius.
ſichern Oertern vor denen Raub-Voͤgeln
mit Fleiß bewahret.
Die Wachtel und Lerche.
Nunmehro vermehret ſich die Wach-
tel mit groͤſter Geylheit, durch welche
Stimme ſie auch gefangen wird. Die
Lerche, ſo vorigen Monat Junge bekom-
men, erziehet ſolche.
Von Waſſer-Voͤgeln/
Als Gaͤnſen/ und Enten/ Blaͤſſen
und Kiebitzen.
Vorjetzo ernehren die Gaͤnſe ihre
Jungen in Bruͤchern und Seen mit vor-
ermeldter doch zarter Nahrung: Die
Alten aber fliegen des Nachts fleißig nach
dem Getraͤyde, wie dann auch die Enten:
Wann aber denen Enten waͤhrender
Leg-Zeit oder Bruͤthen die Eyer das erſte-
mahl von Menſchen, Raub-Voͤgeln, oder
Kraͤhen genom̃en werden, hecken ſie noch
einmahl und zwar vorſichtiger, und tieff
verſteckter ins Geroͤhrigt, ſich und die Jh-
rigen nicht zu verrathen, ſondern ihre Art
zu vermehren. Die Blaͤſſen, als ſchwartze
unnuͤtze Voͤgel, hecken nur einmahl; Die
Kiebitz aber repetiren ihre Vermehrung
eiffrig.
Von dem Raub-Befluͤgel/
Als dem Habicht und Sperber.
Es erziehen und ernehren die alten
Raub-Voͤgel ihre Jungen mit groͤſter
Sorgfalt, und geben acht, ob irgend ein
anderer Raub-Vogel allernechſt vorbey
flieget, welchen ſie mit Kaͤmpffen ab-
treiben.
Kraͤhen und Aelſtern.
Nun ſind die alten Kraͤhen nebſt
denen ausgeflogenen Jungen in groͤſter
Hitze und Angſt; Geſtalt ſie, wie be-
kant, den gantzen Monat nicht ſauffen
koͤnnen. Die jungen Aelſtern fliegen aus
dem Neſt, und lernen auff den Wieſen
Kaͤfer und Heuſchrecken ſuchen, kehren
aber Abends zum Neſt.
Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug
und Hunden.
Bey heiſſem Wetter muß er die
Hunde ſchwemmen, damit ſie des Waſ-
ſers gewohnen, es iſt ihnen auch jetziger
Zeit das Baden geſund; Das beſte
Kaͤlber-Heu auff denen beſten Grum-
met-Wieſen zeitlich machen und trocken
einfuͤhren laſſen, vor die Hirſche im
Thier-Garthen; Die Seyler zu ſpinnen
fleißig antreiben; Die Fenſter gegen Mit-
tage vor groſſer Hitze in den Hunde-
Staͤllen mit Laͤden zumachen, des Nachts
aber oͤffnen, und Fliegen-Netze vorzie-
hen, daß es kuͤhle hinein gehe; Wo die
lebendige Hecke nicht wachſen will, Rin-
der-Blut oder Miſt-Waſſer gieſſen, oder
verfaulten Kuh- oder Schaaf-Miſt ſchuͤt-
ten; Die Kaͤfer und Raupen, ſo viel
moͤglich, von denen Baͤumen ſaͤubern.
Die Kraͤuter ſollen anjetzo noch kraͤffti-
ger, als in vorigtem Monat ſeyn. Das
Rinden- und Baſt-Scheelen verbiethen,
item das ſchaͤdliche Baum-ringeln, da-
von die Baͤume verdorren; Die zahme
Katzen, welche ſich angewoͤhnet, auff de-
nen Feldern junge Haſen und Reb-Huͤh-
ner, die ſuͤſſer als die Hauß-Maͤuſe ſind, zu
freſſen, fruͤh und ſpath fleißig todt ſchieſ-
ſen. Weiln vorjetzo zwiſchen Johannis
und Jacobi die Gaͤnſe und Enten ſich
mauſen, alſo nicht fliegen koͤnnen, wer-
den ſie im Geroͤhrigt mit Netzen gefan-
gen; Man nimmt auch junge Kaͤutzlein
im Neſte aus zum Vogel-Fang zu ge-
brauchen. Die Hirſch-Kolben von jun-
gen Hirſchen ſind auch dienlich. Nach
Johannis faͤnget man Stahre und ſtel-
let ſchon auff den Leim nach den Meißen.
Das Wildpraͤth in ſeinem Stand hegen,
kein Vieh darin kommen laſſen, damit
es geruhig bleibe; Den Fincken-Heerd
auffs neue repariren; Junge wilde Tau-
ben aus den Neſtern nehmen; Desglei-
chen junge Amſeln aufferziehen, reden
und pfeiffen lernen. Die Nachtigall ſin-
get zu dieſer Zeit noch anmuthig, nimmt
aber mit dem Kukuck zugleich ihren Ab-
ſchied, weil die Hitze ſchon allzugroß wor-
den. Die Pferde und Hunde muͤſſen
nunmehro bey ſolcher Hitze fein fruͤhe
und gegen Abend, wann es kuͤhle Lufft
iſt, ausgeritten und ausgefuͤhret werden.
Wann der Leine-Weber, Seyler, und
Schneider, Schmied und Stellmacher,
mit den neuen Tuͤchern, Netzen, Lappen
und aller Zubehoͤr fertig iſt, kan es nun-
mehro bey trockenem ſtillem Wetter zur
Probe aufgeſtellet und beſichtiget wer-
den, ehe es voͤllig bezahlet wird, damit das
noch
B b b 2
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/553>, abgerufen am 22.02.2025.
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