[Spaltenumbruch]
6. Uhr, 50. Minute niedergehet, ist der Tag 13. Stunden, 35. Minuten, die Nacht aber hingegen nur 10. Stunden, 50. Mi- nuten lang, doch kan ein gesunder Mensch gar wohl ausschlaffen.
Von unterirdischen Berg- Dünsten.
So lange es nun oben auff Erden noch kalt ist, so lang währet zu gleicher Zeit die unterirdische Wärme, weiln die Kälte die auffsteigende Vapores der mi- neralischen mercurialischen Dünste, wel- che exhaliren wollen, jedesmahl zurück treibet, daß sie abermahls ihre vorige unterirdische Wohnung wider Willen nehmen müssen, und nunmehro contri- buiret völlig die unterirdische Krafft der oberirdischen Erde.
Von Thieren und Vögeln.
Der Bär.
Wann die jungen Bäre an der al- ten Bärin der Mutter fleißig ihre Milch gesogen haben, und etwas lauffen kön- nen, kriechen sie herausser, und suchen sich auch Nahrung, als junge Vögel und Mäuse, auch wo sonst nichts vor sie zu finden, einige Kräuter und Wurtzeln hervor, die Alten gehen nun beyde wech- selsweise weit aus nach ihrer Nahrung, suchen Fische, zerstöhren die Ameyß-Hau- fen in den alten Stöcken zu ihrer Artz- ney.
Der Hirsch.
So bald der Hirsch sein Gehörn ge- worffen, setzet sich die neue Materie an demselben Ort, und qvillet von Tage zu Tage je länger je höher auf, welches die vorsichtige Natur vor dem schlackerigten April-Wetter, und der rauhen kalten Lufft mit einem Häutlein verwahret, und dieses werden die Hirsch-Kolben genannt, zu dieser Zeit nimmt er sich wohl in acht, dieselbigen nicht zu verletzen, oder anzu- stossen, und nimmt seinen Stand in das junge Dickigt oder Gehäue. Zu dieser Zeit vertheilen sich die Hirsche und das Wild, wegen der neu auffwachsenden Frucht-Felder, und grüner Saat, in an- dere Gehöltzer, ihren Stand ohnweit der Felder zu suchen; Die gemeinen Hirsche werffen in diesem Monat ihr Gehörn ab, die Natur reiniget das scorbutische Ge- blüt, woraus die Enderlinge wachsen, wel- che von den Tholen ausgehacket werden.
[Spaltenumbruch]
Das Schwein.
Vorjetzo gehet das Schwein weit und breit in die Frembde, was es unterwe- gens zur Zehrung antrifft, bedienet es sich, als überbliebene Eicheln und Buch-Mast, Hasel-Nüsse, Erd-Würmer, Farren- Wurtzel, Schnecken, kleine Fischgen, und dergleichen mehr, die Sauen aber suchen sich, jede ein absonderlich beqvemes La- ger aus, ihre Frischlinge zu setzen, und sich nahe bey denenselbigen zu nehren, diesel- be zur Zeit der Noth zu schützen, auch vor den Raub-Thieren zu bewahren.
Das Reh.
Jetzo vertheilen sich die Rehe schon wei- ter von einander in die hin und wieder abgelegene Vorhöltzer, und neu ausge- schossene Sprößlinge, oder Jahr-wachs in junge Gehäue an die Ecken, gehen zu Nacht auf die grüne Saat, davon sie ih- re Nahrung nehmen. Der Reh-Bö- cke Gehörngen ist nunmehro meistens vollkommen auffgesetzet, und schlagen oder fegen es in Wiesen.
Der Hase.
Nunmehro gehet der Hase ungescheu- et Abends und Morgens auf die grüne Saat, welche des Monats vorhero ge- rammlet, setzen ihre Jungen in Wiesen, Felder, Hecken und altem Graß, die Rammler sind vor Geilheit sehr unruhig, und lauffen ihrer sehr viel hinter einer Häsin her.
Der Wolff.
Weiln das Vieh nunmehro meist aus- getrieben wird, und da die Erde das Graß hervor treibet, und die Sonne hö- her steiget, sich verneuert, und frisches Fleisch krieget, werden die Wölffe unge- mein begierich darnach zu suchen, in den Vorhöltzern die Kälber, Ziegen, und Schafe zu betriegen. Die junge Wölffin- nen werffen zu Anfang dieses Monats.
Der Fuchs.
Der listige Fuchs ist nunmehr genung versichert, daß ihn kein Mensch verlan- get, weiln er von seiner Hurerey, oder seinem Rollen so mager geworden, daß nichts an ihme, als Haut und Knochen, der Peltz auch gantz zerlumpet, und zott- licht, ja die Haut räudig und schäbicht ist, wird demnach verwegen die Hühner und Gänse zu visitiren.
Der
Aprilis.
[Spaltenumbruch]
6. Uhr, 50. Minute niedergehet, iſt der Tag 13. Stunden, 35. Minuten, die Nacht aber hingegen nur 10. Stunden, 50. Mi- nuten lang, doch kan ein geſunder Menſch gar wohl ausſchlaffen.
Von unterirdiſchen Berg- Duͤnſten.
So lange es nun oben auff Erden noch kalt iſt, ſo lang waͤhret zu gleicher Zeit die unterirdiſche Waͤrme, weiln die Kaͤlte die auffſteigende Vapores der mi- neraliſchen mercurialiſchen Duͤnſte, wel- che exhaliren wollen, jedesmahl zuruͤck treibet, daß ſie abermahls ihre vorige unterirdiſche Wohnung wider Willen nehmen muͤſſen, und nunmehro contri- buiret voͤllig die unterirdiſche Krafft der oberirdiſchen Erde.
Von Thieren und Voͤgeln.
Der Baͤr.
Wann die jungen Baͤre an der al- ten Baͤrin der Mutter fleißig ihre Milch geſogen haben, und etwas lauffen koͤn- nen, kriechen ſie herauſſer, und ſuchen ſich auch Nahrung, als junge Voͤgel und Maͤuſe, auch wo ſonſt nichts vor ſie zu finden, einige Kraͤuter und Wurtzeln hervor, die Alten gehen nun beyde wech- ſelsweiſe weit aus nach ihrer Nahrung, ſuchen Fiſche, zerſtoͤhren die Ameyß-Hau- fen in den alten Stoͤcken zu ihrer Artz- ney.
Der Hirſch.
So bald der Hirſch ſein Gehoͤrn ge- worffen, ſetzet ſich die neue Materie an demſelben Ort, und qvillet von Tage zu Tage je laͤnger je hoͤher auf, welches die vorſichtige Natur vor dem ſchlackerigten April-Wetter, und der rauhen kaltẽ Lufft mit einem Haͤutlein verwahret, und dieſes werden die Hirſch-Kolben genannt, zu dieſer Zeit nimmt er ſich wohl in acht, dieſelbigen nicht zu verletzen, oder anzu- ſtoſſen, und nimmt ſeinen Stand in das junge Dickigt oder Gehaͤue. Zu dieſer Zeit vertheilen ſich die Hirſche und das Wild, wegen der neu auffwachſenden Frucht-Felder, und gruͤner Saat, in an- dere Gehoͤltzer, ihren Stand ohnweit der Felder zu ſuchen; Die gemeinen Hirſche werffen in dieſem Monat ihr Gehoͤrn ab, die Natur reiniget das ſcorbutiſche Ge- bluͤt, woraus die Enderlinge wachſen, wel- che von den Tholen ausgehacket werden.
[Spaltenumbruch]
Das Schwein.
Vorjetzo gehet das Schwein weit und breit in die Frembde, was es unterwe- gens zur Zehꝛung antrifft, bedienet es ſich, als uͤberbliebene Eicheln und Buch-Maſt, Haſel-Nuͤſſe, Erd-Wuͤrmer, Farren- Wurtzel, Schnecken, kleine Fiſchgen, und dergleichen mehr, die Sauen aber ſuchen ſich, jede ein abſonderlich beqvemes La- ger aus, ihre Friſchlinge zu ſetzen, und ſich nahe bey denenſelbigen zu nehren, dieſel- be zur Zeit der Noth zu ſchuͤtzen, auch vor den Raub-Thieren zu bewahren.
Das Reh.
Jetzo vertheilen ſich die Rehe ſchon wei- ter von einander in die hin und wieder abgelegene Vorhoͤltzer, und neu ausge- ſchoſſene Sproͤßlinge, oder Jahr-wachs in junge Gehaͤue an die Ecken, gehen zu Nacht auf die gruͤne Saat, davon ſie ih- re Nahrung nehmen. Der Reh-Boͤ- cke Gehoͤrngen iſt nunmehro meiſtens vollkommen auffgeſetzet, und ſchlagen oder fegen es in Wieſen.
Der Haſe.
Nunmehro gehet der Haſe ungeſcheu- et Abends und Morgens auf die gruͤne Saat, welche des Monats vorhero ge- rammlet, ſetzen ihre Jungen in Wieſen, Felder, Hecken und altem Graß, die Rammler ſind vor Geilheit ſehr unruhig, und lauffen ihrer ſehr viel hinter einer Haͤſin her.
Der Wolff.
Weiln das Vieh nunmehro meiſt aus- getrieben wird, und da die Erde das Graß hervor treibet, und die Sonne hoͤ- her ſteiget, ſich verneuert, und friſches Fleiſch krieget, werden die Woͤlffe unge- mein begierich darnach zu ſuchen, in den Vorhoͤltzern die Kaͤlber, Ziegen, und Schafe zu betriegen. Die junge Woͤlffin- nen werffen zu Anfang dieſes Monats.
Der Fuchs.
Der liſtige Fuchs iſt nunmehr genung verſichert, daß ihn kein Menſch verlan- get, weiln er von ſeiner Hurerey, oder ſeinem Rollen ſo mager geworden, daß nichts an ihme, als Haut und Knochen, der Peltz auch gantz zerlumpet, und zott- licht, ja die Haut raͤudig und ſchaͤbicht iſt, wird demnach verwegen die Huͤhner und Gaͤnſe zu viſitiren.
Der
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Aprilis.
6. Uhr, 50. Minute niedergehet, iſt der
Tag 13. Stunden, 35. Minuten, die Nacht
aber hingegen nur 10. Stunden, 50. Mi-
nuten lang, doch kan ein geſunder Menſch
gar wohl ausſchlaffen.
Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.
So lange es nun oben auff Erden
noch kalt iſt, ſo lang waͤhret zu gleicher
Zeit die unterirdiſche Waͤrme, weiln die
Kaͤlte die auffſteigende Vapores der mi-
neraliſchen mercurialiſchen Duͤnſte, wel-
che exhaliren wollen, jedesmahl zuruͤck
treibet, daß ſie abermahls ihre vorige
unterirdiſche Wohnung wider Willen
nehmen muͤſſen, und nunmehro contri-
buiret voͤllig die unterirdiſche Krafft der
oberirdiſchen Erde.
Von Thieren und Voͤgeln.
Der Baͤr.
Wann die jungen Baͤre an der al-
ten Baͤrin der Mutter fleißig ihre Milch
geſogen haben, und etwas lauffen koͤn-
nen, kriechen ſie herauſſer, und ſuchen
ſich auch Nahrung, als junge Voͤgel und
Maͤuſe, auch wo ſonſt nichts vor ſie zu
finden, einige Kraͤuter und Wurtzeln
hervor, die Alten gehen nun beyde wech-
ſelsweiſe weit aus nach ihrer Nahrung,
ſuchen Fiſche, zerſtoͤhren die Ameyß-Hau-
fen in den alten Stoͤcken zu ihrer Artz-
ney.
Der Hirſch.
So bald der Hirſch ſein Gehoͤrn ge-
worffen, ſetzet ſich die neue Materie an
demſelben Ort, und qvillet von Tage zu
Tage je laͤnger je hoͤher auf, welches die
vorſichtige Natur vor dem ſchlackerigten
April-Wetter, und der rauhen kaltẽ Lufft
mit einem Haͤutlein verwahret, und dieſes
werden die Hirſch-Kolben genannt, zu
dieſer Zeit nimmt er ſich wohl in acht,
dieſelbigen nicht zu verletzen, oder anzu-
ſtoſſen, und nimmt ſeinen Stand in das
junge Dickigt oder Gehaͤue. Zu dieſer
Zeit vertheilen ſich die Hirſche und das
Wild, wegen der neu auffwachſenden
Frucht-Felder, und gruͤner Saat, in an-
dere Gehoͤltzer, ihren Stand ohnweit der
Felder zu ſuchen; Die gemeinen Hirſche
werffen in dieſem Monat ihr Gehoͤrn ab,
die Natur reiniget das ſcorbutiſche Ge-
bluͤt, woraus die Enderlinge wachſen, wel-
che von den Tholen ausgehacket werden.
Das Schwein.
Vorjetzo gehet das Schwein weit und
breit in die Frembde, was es unterwe-
gens zur Zehꝛung antrifft, bedienet es ſich,
als uͤberbliebene Eicheln und Buch-Maſt,
Haſel-Nuͤſſe, Erd-Wuͤrmer, Farren-
Wurtzel, Schnecken, kleine Fiſchgen, und
dergleichen mehr, die Sauen aber ſuchen
ſich, jede ein abſonderlich beqvemes La-
ger aus, ihre Friſchlinge zu ſetzen, und ſich
nahe bey denenſelbigen zu nehren, dieſel-
be zur Zeit der Noth zu ſchuͤtzen, auch vor
den Raub-Thieren zu bewahren.
Das Reh.
Jetzo vertheilen ſich die Rehe ſchon wei-
ter von einander in die hin und wieder
abgelegene Vorhoͤltzer, und neu ausge-
ſchoſſene Sproͤßlinge, oder Jahr-wachs
in junge Gehaͤue an die Ecken, gehen zu
Nacht auf die gruͤne Saat, davon ſie ih-
re Nahrung nehmen. Der Reh-Boͤ-
cke Gehoͤrngen iſt nunmehro meiſtens
vollkommen auffgeſetzet, und ſchlagen
oder fegen es in Wieſen.
Der Haſe.
Nunmehro gehet der Haſe ungeſcheu-
et Abends und Morgens auf die gruͤne
Saat, welche des Monats vorhero ge-
rammlet, ſetzen ihre Jungen in Wieſen,
Felder, Hecken und altem Graß, die
Rammler ſind vor Geilheit ſehr unruhig,
und lauffen ihrer ſehr viel hinter einer
Haͤſin her.
Der Wolff.
Weiln das Vieh nunmehro meiſt aus-
getrieben wird, und da die Erde das
Graß hervor treibet, und die Sonne hoͤ-
her ſteiget, ſich verneuert, und friſches
Fleiſch krieget, werden die Woͤlffe unge-
mein begierich darnach zu ſuchen, in den
Vorhoͤltzern die Kaͤlber, Ziegen, und
Schafe zu betriegen. Die junge Woͤlffin-
nen werffen zu Anfang dieſes Monats.
Der Fuchs.
Der liſtige Fuchs iſt nunmehr genung
verſichert, daß ihn kein Menſch verlan-
get, weiln er von ſeiner Hurerey, oder
ſeinem Rollen ſo mager geworden, daß
nichts an ihme, als Haut und Knochen,
der Peltz auch gantz zerlumpet, und zott-
licht, ja die Haut raͤudig und ſchaͤbicht iſt,
wird demnach verwegen die Huͤhner und
Gaͤnſe zu viſitiren.
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/544>, abgerufen am 22.02.2025.
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