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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Martius.
[Spaltenumbruch] feine junge Linden im zunehmenden
Monden setzen lassen, unten aber mit ei-
nem Zäunlein wohl verwahren. Zu
Anfange dieses Monden wird dann und
wann ein Rammler-Hase, daferne er zu
erkennen, der Artzney wegen geschossen.
Die Schnepffen kommen vorjetzo im
Wieder-Strich zurück auff sumpffigte
Wiesen, wo viel Kühfladen auff Vieh-
Trifften sind; Werden im Flug geschos-
sen, oder in Lauff-Thonen gefangen.
Nun kommen die Gänse und Enten,
da das Wasser offen, man schiesset sie
aber nicht gerne, ausser die eintzelne En-
trichte, auch die Kiebitze. Jn diesem Mo-
nat schiesset man noch Hasel-Hühner,
und Tauben auff den Ruff. Theils
[Spaltenumbruch] Orten ist vorjetzo der Auer-Hahn-Paltz
noch; Der Birck-Hahn-Paltz aber fän-
get sich kaum erstlich an. Die abgeworf-
fenen Geweyhe oder Hirsch-Stangen,
so in den Vor-Höltzern gefunden wer-
den, können gebrannt, und zur Artzney
gebrauchet werden. Jngleichen kan
man Bircken-Wasser im zunehmenden
Monden samlen, solches ist heilsam zu
gebrauchen. Die Trappen kommen nun-
mehro auff flache Felder, und werden
mit Karren-Büchsen geschossen. Jetzo
ist die Phasanen-Paltz angangen und die
Reb-Hühner paaren sich auch. Die
geworffenen jungen Hunde sind mit Fleiß
vor Kälte zu bewahren.

APRILIS.
[Spaltenumbruch]
Vermuthliche Witterung.

Die liebe Sonne hat vorjetzo im
Stier ihre Wirckung, da nunmehro die
geruhete Natur durch den Frühling die
geschlossene Erde öffnet, und alle Vege-
tabilia
wiederumb renasciren müssen,
das Wetter aber ist unbeständig, kalt
und naß, mit Sonnenschein, Wind,
Schnee und Regen vermischet, dahero
diese Feuchtigkeit nunmehro alles Grüne
herauslocket, worzu die Sonne das ih-
re auch contribuiret, manchmahl aber
sind die späthe Fröste hinderlich.

VEGETATIO der Erden.
Kräuter und Bäume.

Was auch der vorige Monat et-
wan vergessen, oder zurück gelassen, er-
öffnet die sonderbahre wunderliche Wit-
terung und Eigenschafft dieses Monats.
Es schläget nun alles aus und grünet in
feuchten Gründen angenehm und er-
freulich wieder, die Dornen und Disteln
kommen gleichfalls hervor, und erwecket
jetzige Jahres-Zeit vermischte feuchte
Witterung alles auszukäumen, damit es
in künfftigem Monat desto vollkommener
dargestellet werde.

Vom Tangel-Holtz.

Wann späthe Nacht-Fröste kom-
men, so erfrieren gemeiniglich die zarten
Jahr-Wachse gar leichtlich oder werden
verhindert, dieses Jahr ihre vollkomme-
ne Grösse zu erlangen; Sonst aber trei-
bet der nasse April den jungen Jahr-
[Spaltenumbruch] Wachs gantz gelb und zart fast Fingers
lang heraus, jedoch sehr schwach, daß er
sich krumb beuget, und nicht gerade ste-
hen kan, biß ihn die Sonne stärcker er-
härtet, und grüner färbet.

Vom Laub-Holtz.

Anfangs sind die Knospen bey den
harten Frösten eben auch dieser Gefahr
unterworffen, daß sie gar leichte erfrie-
ren, weil aber die vorsichtige Natur sie
wohl verwahret hat, geschiehet es selten,
vielmehr treibet die jetzige Feuchtigkeit
die Knospen nunmehro mit Gewalt stär-
cker, daß sie zu Ende dessen sich auffthun,
und ihre angenehme grüne Farbe er-
blicken lassen, unter welchen die Bircke
solches am ersten thut.

Von Kräutern.

Nunmehro wachsen schon häufigere
Kräuter, als die Braunelle, Prunella,
weiß Wunde-Wurtzel, Helleborus al-
bus,
weiß Wurtzel-Kraut, Polygona-
tum,
weiß Bieber-Klee, item Biebernell,
Pimpinella, Sauerampff, Acetosa,
Sterck-Kraut, Antirrhinum, Fette Hen-
ne, Crassula, Bär-Sanickel, Auricula
Ursi,
Berg-Müntze, Mentha montana,
Gänserich, Anserina, Mäuß-Oehrlein,
Pilosella, Glied-Kraut, Sideritis, Hasen-
Oehrlein, item Hirsch-Heyl-Wurtzel,
Libanotis.

Tages und Nachts Länge.

Jndem die Sonne nun schon umb
5. Uhr, 9. Minute auffgehet, und umb

6. Uhr
A a a

Martius.
[Spaltenumbruch] feine junge Linden im zunehmenden
Monden ſetzen laſſen, unten aber mit ei-
nem Zaͤunlein wohl verwahren. Zu
Anfange dieſes Monden wird dann und
wann ein Rammler-Haſe, daferne er zu
erkennen, der Artzney wegen geſchoſſen.
Die Schnepffen kommen vorjetzo im
Wieder-Strich zuruͤck auff ſumpffigte
Wieſen, wo viel Kuͤhfladen auff Vieh-
Trifften ſind; Werden im Flug geſchoſ-
ſen, oder in Lauff-Thonen gefangen.
Nun kommen die Gaͤnſe und Enten,
da das Waſſer offen, man ſchieſſet ſie
aber nicht gerne, auſſer die eintzelne En-
trichte, auch die Kiebitze. Jn dieſem Mo-
nat ſchieſſet man noch Haſel-Huͤhner,
und Tauben auff den Ruff. Theils
[Spaltenumbruch] Orten iſt vorjetzo der Auer-Hahn-Paltz
noch; Der Birck-Hahn-Paltz aber faͤn-
get ſich kaum erſtlich an. Die abgeworf-
fenen Geweyhe oder Hirſch-Stangen,
ſo in den Vor-Hoͤltzern gefunden wer-
den, koͤnnen gebrannt, und zur Artzney
gebrauchet werden. Jngleichen kan
man Bircken-Waſſer im zunehmenden
Monden ſamlen, ſolches iſt heilſam zu
gebrauchen. Die Trappen kommen nun-
mehro auff flache Felder, und werden
mit Karren-Buͤchſen geſchoſſen. Jetzo
iſt die Phaſanen-Paltz angangen und die
Reb-Huͤhner paaren ſich auch. Die
geworffenen jungen Hunde ſind mit Fleiß
vor Kaͤlte zu bewahren.

APRILIS.
[Spaltenumbruch]
Vermuthliche Witterung.

Die liebe Sonne hat vorjetzo im
Stier ihre Wirckung, da nunmehro die
geruhete Natur durch den Fruͤhling die
geſchloſſene Erde oͤffnet, und alle Vege-
tabilia
wiederumb renaſciren muͤſſen,
das Wetter aber iſt unbeſtaͤndig, kalt
und naß, mit Sonnenſchein, Wind,
Schnee und Regen vermiſchet, dahero
dieſe Feuchtigkeit nunmehro alles Gruͤne
herauslocket, worzu die Sonne das ih-
re auch contribuiret, manchmahl aber
ſind die ſpaͤthe Froͤſte hinderlich.

VEGETATIO der Erden.
Kraͤuter und Baͤume.

Was auch der vorige Monat et-
wan vergeſſen, oder zuruͤck gelaſſen, er-
oͤffnet die ſonderbahre wunderliche Wit-
terung und Eigenſchafft dieſes Monats.
Es ſchlaͤget nun alles aus und gruͤnet in
feuchten Gruͤnden angenehm und er-
freulich wieder, die Dornen und Diſteln
kommen gleichfalls hervor, und erwecket
jetzige Jahres-Zeit vermiſchte feuchte
Witterung alles auszukaͤumen, damit es
in kuͤnfftigem Monat deſto vollkommener
dargeſtellet werde.

Vom Tangel-Holtz.

Wann ſpaͤthe Nacht-Froͤſte kom-
men, ſo erfrieren gemeiniglich die zarten
Jahr-Wachſe gar leichtlich oder werden
verhindert, dieſes Jahr ihre vollkomme-
ne Groͤſſe zu erlangen; Sonſt aber trei-
bet der naſſe April den jungen Jahr-
[Spaltenumbruch] Wachs gantz gelb und zart faſt Fingers
lang heraus, jedoch ſehr ſchwach, daß er
ſich krumb beuget, und nicht gerade ſte-
hen kan, biß ihn die Sonne ſtaͤrcker er-
haͤrtet, und gruͤner faͤrbet.

Vom Laub-Holtz.

Anfangs ſind die Knoſpen bey den
harten Froͤſten eben auch dieſer Gefahr
unterworffen, daß ſie gar leichte erfrie-
ren, weil aber die vorſichtige Natur ſie
wohl verwahret hat, geſchiehet es ſelten,
vielmehr treibet die jetzige Feuchtigkeit
die Knoſpen nunmehro mit Gewalt ſtaͤr-
cker, daß ſie zu Ende deſſen ſich auffthun,
und ihre angenehme gruͤne Farbe er-
blicken laſſen, unter welchen die Bircke
ſolches am erſten thut.

Von Kraͤutern.

Nunmehro wachſen ſchon haͤufigere
Kraͤuter, als die Braunelle, Prunella,
weiß Wunde-Wurtzel, Helleborus al-
bus,
weiß Wurtzel-Kraut, Polygona-
tum,
weiß Bieber-Klee, item Biebernell,
Pimpinella, Sauerampff, Acetoſa,
Sterck-Kraut, Antirrhinum, Fette Hen-
ne, Craſſula, Baͤr-Sanickel, Auricula
Urſi,
Berg-Muͤntze, Mentha montana,
Gaͤnſerich, Anſerina, Maͤuß-Oehrlein,
Piloſella, Glied-Kraut, Sideritis, Haſen-
Oehrlein, item Hirſch-Heyl-Wurtzel,
Libanotis.

Tages und Nachts Laͤnge.

Jndem die Sonne nun ſchon umb
5. Uhr, 9. Minute auffgehet, und umb

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[369/0543] Martius. feine junge Linden im zunehmenden Monden ſetzen laſſen, unten aber mit ei- nem Zaͤunlein wohl verwahren. Zu Anfange dieſes Monden wird dann und wann ein Rammler-Haſe, daferne er zu erkennen, der Artzney wegen geſchoſſen. Die Schnepffen kommen vorjetzo im Wieder-Strich zuruͤck auff ſumpffigte Wieſen, wo viel Kuͤhfladen auff Vieh- Trifften ſind; Werden im Flug geſchoſ- ſen, oder in Lauff-Thonen gefangen. Nun kommen die Gaͤnſe und Enten, da das Waſſer offen, man ſchieſſet ſie aber nicht gerne, auſſer die eintzelne En- trichte, auch die Kiebitze. Jn dieſem Mo- nat ſchieſſet man noch Haſel-Huͤhner, und Tauben auff den Ruff. Theils Orten iſt vorjetzo der Auer-Hahn-Paltz noch; Der Birck-Hahn-Paltz aber faͤn- get ſich kaum erſtlich an. Die abgeworf- fenen Geweyhe oder Hirſch-Stangen, ſo in den Vor-Hoͤltzern gefunden wer- den, koͤnnen gebrannt, und zur Artzney gebrauchet werden. Jngleichen kan man Bircken-Waſſer im zunehmenden Monden ſamlen, ſolches iſt heilſam zu gebrauchen. Die Trappen kommen nun- mehro auff flache Felder, und werden mit Karren-Buͤchſen geſchoſſen. Jetzo iſt die Phaſanen-Paltz angangen und die Reb-Huͤhner paaren ſich auch. Die geworffenen jungen Hunde ſind mit Fleiß vor Kaͤlte zu bewahren. APRILIS. Vermuthliche Witterung. Die liebe Sonne hat vorjetzo im Stier ihre Wirckung, da nunmehro die geruhete Natur durch den Fruͤhling die geſchloſſene Erde oͤffnet, und alle Vege- tabilia wiederumb renaſciren muͤſſen, das Wetter aber iſt unbeſtaͤndig, kalt und naß, mit Sonnenſchein, Wind, Schnee und Regen vermiſchet, dahero dieſe Feuchtigkeit nunmehro alles Gruͤne herauslocket, worzu die Sonne das ih- re auch contribuiret, manchmahl aber ſind die ſpaͤthe Froͤſte hinderlich. VEGETATIO der Erden. Kraͤuter und Baͤume. Was auch der vorige Monat et- wan vergeſſen, oder zuruͤck gelaſſen, er- oͤffnet die ſonderbahre wunderliche Wit- terung und Eigenſchafft dieſes Monats. Es ſchlaͤget nun alles aus und gruͤnet in feuchten Gruͤnden angenehm und er- freulich wieder, die Dornen und Diſteln kommen gleichfalls hervor, und erwecket jetzige Jahres-Zeit vermiſchte feuchte Witterung alles auszukaͤumen, damit es in kuͤnfftigem Monat deſto vollkommener dargeſtellet werde. Vom Tangel-Holtz. Wann ſpaͤthe Nacht-Froͤſte kom- men, ſo erfrieren gemeiniglich die zarten Jahr-Wachſe gar leichtlich oder werden verhindert, dieſes Jahr ihre vollkomme- ne Groͤſſe zu erlangen; Sonſt aber trei- bet der naſſe April den jungen Jahr- Wachs gantz gelb und zart faſt Fingers lang heraus, jedoch ſehr ſchwach, daß er ſich krumb beuget, und nicht gerade ſte- hen kan, biß ihn die Sonne ſtaͤrcker er- haͤrtet, und gruͤner faͤrbet. Vom Laub-Holtz. Anfangs ſind die Knoſpen bey den harten Froͤſten eben auch dieſer Gefahr unterworffen, daß ſie gar leichte erfrie- ren, weil aber die vorſichtige Natur ſie wohl verwahret hat, geſchiehet es ſelten, vielmehr treibet die jetzige Feuchtigkeit die Knoſpen nunmehro mit Gewalt ſtaͤr- cker, daß ſie zu Ende deſſen ſich auffthun, und ihre angenehme gruͤne Farbe er- blicken laſſen, unter welchen die Bircke ſolches am erſten thut. Von Kraͤutern. Nunmehro wachſen ſchon haͤufigere Kraͤuter, als die Braunelle, Prunella, weiß Wunde-Wurtzel, Helleborus al- bus, weiß Wurtzel-Kraut, Polygona- tum, weiß Bieber-Klee, item Biebernell, Pimpinella, Sauerampff, Acetoſa, Sterck-Kraut, Antirrhinum, Fette Hen- ne, Craſſula, Baͤr-Sanickel, Auricula Urſi, Berg-Muͤntze, Mentha montana, Gaͤnſerich, Anſerina, Maͤuß-Oehrlein, Piloſella, Glied-Kraut, Sideritis, Haſen- Oehrlein, item Hirſch-Heyl-Wurtzel, Libanotis. Tages und Nachts Laͤnge. Jndem die Sonne nun ſchon umb 5. Uhr, 9. Minute auffgehet, und umb 6. Uhr A a a

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/543>, abgerufen am 03.12.2024.