Können vorjetzo in diesem Monat noch nicht verhanden seyn, weiln sie un- ser kaltes Clima nicht vertragen können, vermuthlich also sich diese Zeit über in warmen Ländern aufhalten.
Von Wasser-Vögeln/
Als Gänsen/ und Enten/ Blässen und Kiebitzen.
Da alle Seen und Teiche, Flüsse, Ströhme und Wasser-Bäche nach jetzi- ger Jahreszeit, und bey härtester grim- miger Kälte erstarret und mit Eiß bezo- gen, sind die wilden Gänse, Enten, Bläs- sen und Kiebitze, ja alle andere Wasser- Vögel nicht bey uns allhier, sondern auf offenem Meer und zwar in wärmerem mittägischem Climate befindlich, woselb- sten sie sich so lange auffhalten, biß sie aus der Lufft und innerlichen natürlichen Trieb, ihre Zeit wiederumb zu uns zu kommen mercken, welches ihnen der grosse Gott in die Natur wundersam ein- gepflantzet hat.
Vom Raub-Beflügel/
Als dem Habicht/ und Sperber.
Diese Arten Raub-Vögel sind des Herbsts kurtz vor dem Winter in ihrem Strich, gleich andern Vögeln, fortge- zogen, und haben wegen unsers kalten Climatis in warme Länder sich begeben: sind vorjetzo bey uns nicht zu mercken.
Krähen und Aelstern.
Es halten sich vorjetzo die Krähen meistens am Tage vertheilet in den Bau- er-Höfen und Dörffern auf, sammlen sich aber des Abends und nehmen über Nacht ihr Qvartier in dicken herumblie- genden Tangel-Höltzern. Die Aelster hat schlechte Nahrung, wo sie nicht frü- he zeitlich auf den Mist-Höfen das über- bliebene sammlet.
Des Jägers nöthige Verrich- tung in Jagd- und Forst- Sachen/ auch mit Zeug und Hunden.
Jn diesem Monat muß ein Jäger im Thier-Garten das Wild fleißig füt- [Spaltenumbruch]
tern und demselben Saltz-Steine geben; Gefallen Wildpräth vor die Hunde räu- chern, und den Hunden gute warme Streu machen lassen; Die Stahr-Me- sten ausputzen. Die zum Zeuge nöthi- ge Furckeln, Hefftel, Schlägel, Hacken, Radefelgen, und Geschirr-Holtz in zeiten zum Vorrath anschaffen lassen; Nach verdächtigen Wildpräths-Dieben for- schen; Die Vorspann-Geschirre bessern lassen; Die Hunde-Ställe warm hal- ten: Umb Mittags täglich die Hunde im Zwinger an der Sonne sich erwärmen lassen: Jm zunehmenden Monden gros- se Art von Hunden belegen lassen; Die Wiesen mit Asche, Hühner- und Tau- ben-Mist bestreuen, so wächst schönes Graß; Die Brunnen-Kresse in war- men Qvellen ist gesund; Von Windbrü- chen und Klaffter-Holtz fleißig Klafftern schlagen und verkauffen lassen; Bau- Holtz im abnehmenden Monden fällen lassen, ehe der Safft hinein tritt; Alles Brenn-Holtz bey guter Bahn und tro- ckenem Wetter fällen und einführen; Das Erlen-Holtz aber nach zunehmen- dem Monden schlagen lassen, so wächset es desto geschwinder wieder auf; Brett- Klötzer zur Schneide-Mühle schaffen: das abgehauene Holtz abführen und räu- men. Die Marder, Fisch-Ottern, Ka- tzen und Jltnisse, als schädliche Raub- Thiere, weil vorjetzo ihre Bälge gut sind, beym frischen Schnee ausspühren, und ehe der Frühling zur Vermehrung her- bey nahet, fleißig wegfangen; Gehaue- nes Eiß in die Eiß-Gruben führen las- sen: die Feuer-Stätten, und Rauch- Fänge fleißig kehren lassen. Jn diesem Monat stellet man nach den Meisen auf den Leim-Spillen, auf dem Heerd aber nach den Krammets-Vögeln; Bey dem frischen Schnee werden die Reb-Hüh- ner annoch mit dem weiten Schnee-Garn tyrassiret. Man kan endlich noch zur Noth Hasen und Füchse jagen, fangen und schiessen; Alleine ferner nicht mehr, weil sie künfftigen Monat schon ramm- len, das Hohe Wild in Wäldern, da die Sonne anscheinet, muß man mit Heu füttern, und vor die Hasen, wo nicht viel Heu übrig, birckene Knospen abhau- en lassen, damit sich dieselben erhalten mögen; Sonderlich den Sauen nach der Brunfft etwas zu schütten geben, daß sie nicht crepiren. Nicht weniger müssen auch die wilden Phasianen anjetzo gefüt- tert werden, weilen sie sonsten wenig fin-
den
Z z
Januarius.
[Spaltenumbruch]
Die Wachtel und Lerche
Koͤnnen vorjetzo in dieſem Monat noch nicht verhanden ſeyn, weiln ſie un- ſer kaltes Clima nicht vertragen koͤnnen, vermuthlich alſo ſich dieſe Zeit uͤber in warmen Laͤndern aufhalten.
Von Waſſer-Voͤgeln/
Als Gaͤnſen/ und Enten/ Blaͤſſen und Kiebitzen.
Da alle Seen und Teiche, Fluͤſſe, Stroͤhme und Waſſer-Baͤche nach jetzi- ger Jahreszeit, und bey haͤrteſter grim- miger Kaͤlte erſtarret und mit Eiß bezo- gen, ſind die wilden Gaͤnſe, Enten, Blaͤſ- ſen und Kiebitze, ja alle andere Waſſer- Voͤgel nicht bey uns allhier, ſondern auf offenem Meer und zwar in waͤrmerem mittaͤgiſchem Climate befindlich, woſelb- ſten ſie ſich ſo lange auffhalten, biß ſie aus der Lufft und innerlichen natuͤrlichen Trieb, ihre Zeit wiederumb zu uns zu kommen mercken, welches ihnen der groſſe Gott in die Natur wunderſam ein- gepflantzet hat.
Vom Raub-Befluͤgel/
Als dem Habicht/ und Sperber.
Dieſe Arten Raub-Voͤgel ſind des Herbſts kurtz vor dem Winter in ihrem Strich, gleich andern Voͤgeln, fortge- zogen, und haben wegen unſers kalten Climatis in warme Laͤnder ſich begeben: ſind vorjetzo bey uns nicht zu mercken.
Kraͤhen und Aelſtern.
Es halten ſich vorjetzo die Kraͤhen meiſtens am Tage vertheilet in den Bau- er-Hoͤfen und Doͤrffern auf, ſammlen ſich aber des Abends und nehmen uͤber Nacht ihr Qvartier in dicken herumblie- genden Tangel-Hoͤltzern. Die Aelſter hat ſchlechte Nahrung, wo ſie nicht fruͤ- he zeitlich auf den Miſt-Hoͤfen das uͤber- bliebene ſammlet.
Des Jaͤgers noͤthige Verrich- tung in Jagd- und Forſt- Sachen/ auch mit Zeug und Hunden.
Jn dieſem Monat muß ein Jaͤger im Thier-Garten das Wild fleißig fuͤt- [Spaltenumbruch]
tern und demſelben Saltz-Steine geben; Gefallen Wildpraͤth vor die Hunde raͤu- chern, und den Hunden gute warme Streu machen laſſen; Die Stahr-Me- ſten ausputzen. Die zum Zeuge noͤthi- ge Furckeln, Hefftel, Schlaͤgel, Hacken, Radefelgen, und Geſchirr-Holtz in zeiten zum Vorrath anſchaffen laſſen; Nach verdaͤchtigen Wildpraͤths-Dieben for- ſchen; Die Vorſpann-Geſchirre beſſern laſſen; Die Hunde-Staͤlle warm hal- ten: Umb Mittags taͤglich die Hunde im Zwinger an der Sonne ſich erwaͤrmen laſſen: Jm zunehmenden Monden groſ- ſe Art von Hunden belegen laſſen; Die Wieſen mit Aſche, Huͤhner- und Tau- ben-Miſt beſtreuen, ſo waͤchſt ſchoͤnes Graß; Die Brunnen-Kreſſe in war- men Qvellen iſt geſund; Von Windbruͤ- chen und Klaffter-Holtz fleißig Klafftern ſchlagen und verkauffen laſſen; Bau- Holtz im abnehmenden Monden faͤllen laſſen, ehe der Safft hinein tritt; Alles Brenn-Holtz bey guter Bahn und tro- ckenem Wetter faͤllen und einfuͤhren; Das Erlen-Holtz aber nach zunehmen- dem Monden ſchlagen laſſen, ſo waͤchſet es deſto geſchwinder wieder auf; Brett- Kloͤtzer zur Schneide-Muͤhle ſchaffen: das abgehauene Holtz abfuͤhren und raͤu- men. Die Marder, Fiſch-Ottern, Ka- tzen und Jltniſſe, als ſchaͤdliche Raub- Thiere, weil vorjetzo ihre Baͤlge gut ſind, beym friſchen Schnee ausſpuͤhren, und ehe der Fruͤhling zur Vermehrung her- bey nahet, fleißig wegfangen; Gehaue- nes Eiß in die Eiß-Gruben fuͤhren laſ- ſen: die Feuer-Staͤtten, und Rauch- Faͤnge fleißig kehren laſſen. Jn dieſem Monat ſtellet man nach den Meiſen auf den Leim-Spillen, auf dem Heerd aber nach den Krammets-Voͤgeln; Bey dem friſchen Schnee werden die Reb-Huͤh- ner annoch mit dem weiten Schnee-Garn tyraſſiret. Man kan endlich noch zur Noth Haſen und Fuͤchſe jagen, fangen und ſchieſſen; Alleine ferner nicht mehr, weil ſie kuͤnfftigen Monat ſchon ramm- len, das Hohe Wild in Waͤldern, da die Sonne anſcheinet, muß man mit Heu fuͤttern, und vor die Haſen, wo nicht viel Heu uͤbrig, birckene Knoſpen abhau- en laſſen, damit ſich dieſelben erhalten moͤgen; Sonderlich den Sauen nach der Brunfft etwas zu ſchuͤtten geben, daß ſie nicht crepiren. Nicht weniger muͤſſen auch die wilden Phaſianen anjetzo gefuͤt- tert werden, weilen ſie ſonſten wenig fin-
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[361/0535]
Januarius.
Die Wachtel und Lerche
Koͤnnen vorjetzo in dieſem Monat
noch nicht verhanden ſeyn, weiln ſie un-
ſer kaltes Clima nicht vertragen koͤnnen,
vermuthlich alſo ſich dieſe Zeit uͤber in
warmen Laͤndern aufhalten.
Von Waſſer-Voͤgeln/
Als Gaͤnſen/ und Enten/ Blaͤſſen
und Kiebitzen.
Da alle Seen und Teiche, Fluͤſſe,
Stroͤhme und Waſſer-Baͤche nach jetzi-
ger Jahreszeit, und bey haͤrteſter grim-
miger Kaͤlte erſtarret und mit Eiß bezo-
gen, ſind die wilden Gaͤnſe, Enten, Blaͤſ-
ſen und Kiebitze, ja alle andere Waſſer-
Voͤgel nicht bey uns allhier, ſondern auf
offenem Meer und zwar in waͤrmerem
mittaͤgiſchem Climate befindlich, woſelb-
ſten ſie ſich ſo lange auffhalten, biß ſie aus
der Lufft und innerlichen natuͤrlichen
Trieb, ihre Zeit wiederumb zu uns zu
kommen mercken, welches ihnen der
groſſe Gott in die Natur wunderſam ein-
gepflantzet hat.
Vom Raub-Befluͤgel/
Als dem Habicht/ und Sperber.
Dieſe Arten Raub-Voͤgel ſind des
Herbſts kurtz vor dem Winter in ihrem
Strich, gleich andern Voͤgeln, fortge-
zogen, und haben wegen unſers kalten
Climatis in warme Laͤnder ſich begeben:
ſind vorjetzo bey uns nicht zu mercken.
Kraͤhen und Aelſtern.
Es halten ſich vorjetzo die Kraͤhen
meiſtens am Tage vertheilet in den Bau-
er-Hoͤfen und Doͤrffern auf, ſammlen
ſich aber des Abends und nehmen uͤber
Nacht ihr Qvartier in dicken herumblie-
genden Tangel-Hoͤltzern. Die Aelſter
hat ſchlechte Nahrung, wo ſie nicht fruͤ-
he zeitlich auf den Miſt-Hoͤfen das uͤber-
bliebene ſammlet.
Des Jaͤgers noͤthige Verrich-
tung in Jagd- und Forſt-
Sachen/ auch mit Zeug
und Hunden.
Jn dieſem Monat muß ein Jaͤger
im Thier-Garten das Wild fleißig fuͤt-
tern und demſelben Saltz-Steine geben;
Gefallen Wildpraͤth vor die Hunde raͤu-
chern, und den Hunden gute warme
Streu machen laſſen; Die Stahr-Me-
ſten ausputzen. Die zum Zeuge noͤthi-
ge Furckeln, Hefftel, Schlaͤgel, Hacken,
Radefelgen, und Geſchirr-Holtz in zeiten
zum Vorrath anſchaffen laſſen; Nach
verdaͤchtigen Wildpraͤths-Dieben for-
ſchen; Die Vorſpann-Geſchirre beſſern
laſſen; Die Hunde-Staͤlle warm hal-
ten: Umb Mittags taͤglich die Hunde im
Zwinger an der Sonne ſich erwaͤrmen
laſſen: Jm zunehmenden Monden groſ-
ſe Art von Hunden belegen laſſen; Die
Wieſen mit Aſche, Huͤhner- und Tau-
ben-Miſt beſtreuen, ſo waͤchſt ſchoͤnes
Graß; Die Brunnen-Kreſſe in war-
men Qvellen iſt geſund; Von Windbruͤ-
chen und Klaffter-Holtz fleißig Klafftern
ſchlagen und verkauffen laſſen; Bau-
Holtz im abnehmenden Monden faͤllen
laſſen, ehe der Safft hinein tritt; Alles
Brenn-Holtz bey guter Bahn und tro-
ckenem Wetter faͤllen und einfuͤhren;
Das Erlen-Holtz aber nach zunehmen-
dem Monden ſchlagen laſſen, ſo waͤchſet es
deſto geſchwinder wieder auf; Brett-
Kloͤtzer zur Schneide-Muͤhle ſchaffen:
das abgehauene Holtz abfuͤhren und raͤu-
men. Die Marder, Fiſch-Ottern, Ka-
tzen und Jltniſſe, als ſchaͤdliche Raub-
Thiere, weil vorjetzo ihre Baͤlge gut ſind,
beym friſchen Schnee ausſpuͤhren, und
ehe der Fruͤhling zur Vermehrung her-
bey nahet, fleißig wegfangen; Gehaue-
nes Eiß in die Eiß-Gruben fuͤhren laſ-
ſen: die Feuer-Staͤtten, und Rauch-
Faͤnge fleißig kehren laſſen. Jn dieſem
Monat ſtellet man nach den Meiſen auf
den Leim-Spillen, auf dem Heerd aber
nach den Krammets-Voͤgeln; Bey dem
friſchen Schnee werden die Reb-Huͤh-
ner annoch mit dem weiten Schnee-Garn
tyraſſiret. Man kan endlich noch zur
Noth Haſen und Fuͤchſe jagen, fangen
und ſchieſſen; Alleine ferner nicht mehr,
weil ſie kuͤnfftigen Monat ſchon ramm-
len, das Hohe Wild in Waͤldern, da die
Sonne anſcheinet, muß man mit Heu
fuͤttern, und vor die Haſen, wo nicht
viel Heu uͤbrig, birckene Knoſpen abhau-
en laſſen, damit ſich dieſelben erhalten
moͤgen; Sonderlich den Sauen nach der
Brunfft etwas zu ſchuͤtten geben, daß ſie
nicht crepiren. Nicht weniger muͤſſen
auch die wilden Phaſianen anjetzo gefuͤt-
tert werden, weilen ſie ſonſten wenig fin-
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Z z
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/535>, abgerufen am 22.02.2025.
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