Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Januarius.
[Spaltenumbruch] der Wärme der Qvellen zu muthmas-
sen.

Von Thieren und Vögeln.
Der Bär.

Nunmehro setzet der Bär seine
Jungen, ob es gleich die grimmigste
Kälte und der tieffste Schnee ist, und
stehet die Mutter unter 8. biß 9. Tagen
vom Bette nicht auf, aus Liebe zu denen
Jungen, biß sie sehen, nachgehends ma-
chet sie sich sachte hervor, aber nicht weit
von den Jungen, so, daß sie solche kan
schreyen hohren, umb dieselben zu secun-
dir
en. Der Bär mercket von Natur,
daß er könne gespühret werden, bleibet
in seiner Höhle, und sauget indessen von
den Vorder-Tatzen zu seiner Nah-
rung.

Der Hirsch.

Vorjetzo hält sich der Hirsch und das
Wildpräth oder die Thiere meistens
Trouppweise zusammen, wegen der gros-
sen Kälte, und tieffen Schnee, in dicken
Behältnissen, und verwahren sich vor der
Kälte, Schnee und Eyß, so gut sie kön-
nen, scharren nach dem Heyde-Kraut,
scheelen die junge kieferne Rinde ab, wie
die Ziegen, und halten sich zusammen,
suchen aus Hunger des Nachts umbher
das von Pferde- und Ochsen-Vorspann
der Holtz-Fuhren im Walde verzettelte
Heu und Stroh auffzulesen und zu ge-
niessen, wiewohl auch meistens einige
starcke Hirsche sich absonderlich an einem
Ort zusammen halten, und das Wild al-
leine lassen.

Das Schwein.

Nachdem das Schwein im Decem-
ber und Anfang dieses Monats der
Brunfft hefftig beygewohnet, hiervon
auch, dem Vermuthen nach, dermaassen
abgenommen, daß es gantz mager und
matt ist, nimmt es in dicken Behältnis-
sen und warmen Dickigten sein Lager.
Jhr Wildpräth ist roth, mager, und von
garstigem Geruch. Des Nachts suchen
die Sauen ihre Nahrung unter denen
Bäumen, oder Laub-Dickigten, wo noch
[Spaltenumbruch] einige Mast zwischen den Blättern ver-
stecket lieget, weilen sie wegen des Frosts
nicht in die Erde kommen können; Die
Wölffe stehen ihnen sehr nach.

Das Reh.

Das Reh hält sich in diesem Monat
mit seinem Bock vor Kälte, Eyß und
Schnee in dicken Behältnissen und war-
men Brüchern oder Qvellen in grünen
kräuterigten Gründen im Gebürge ger-
ne auff, wo sie vor Sturm-Wetter si-
cher zu seyn vermeinen; Aessen sich von
Brombeer-Sträucher-Blättern, inglei-
chen von Känster und Mispeln. Die stärck-
sten Böcke werffen ihr Gehörn zu Anfang
dieses Monats zeitlich ab.

Der Hase.

Vorjetzo nehren sich die Hasen vor
eitel Kälte von Bircken-Knospen, krie-
chen in die Gärten, scheelen die Rinde
von Obst-Bäumen, und hinterlassenen
Kraut-Strüncken, setzen sich gegen die
Sommer-Seite, da es warm scheinet,
und wo nur ein wenig Thau-Wetter
einfället, rammlen sie mit gröster Be-
gierde.

Der Wolff.

Nunmehro belauffen sich die Wölf-
fe zu Anfang dieses Monats, oder in de-
nen so genannten zwölff Nächten, und
suchen sehr unruhig ihrer viel beysammen
hinter einer Wolffin sich zu vermischen,
oder zu brunfften, sind darbey immer
allart, und beissen sich unter einander,
bleiben auch zusammen hängen, wie die
Hunde zu thun pflegen; Welcher nun
der starckste, bleibet gemeiniglich der
Meister.

Der Fuchs.

Bey jetziger anhaltender rauher
Winters-Zeit, hartem Frost, und tief-
fem Schnee, ist dieser Gast sehr hungerich,
und giebt es Kunst, was zur auben; Sie
beschleichen unterm Wind Hasen, und
Feder-Wild, weil zahme Hühner und
Gänse daheime, die wilden aber ausser
Landes zu Wasser sind, wann aber der

Schnee

Januarius.
[Spaltenumbruch] der Waͤrme der Qvellen zu muthmaſ-
ſen.

Von Thieren und Voͤgeln.
Der Baͤr.

Nunmehro ſetzet der Baͤr ſeine
Jungen, ob es gleich die grimmigſte
Kaͤlte und der tieffſte Schnee iſt, und
ſtehet die Mutter unter 8. biß 9. Tagen
vom Bette nicht auf, aus Liebe zu denen
Jungen, biß ſie ſehen, nachgehends ma-
chet ſie ſich ſachte hervor, aber nicht weit
von den Jungen, ſo, daß ſie ſolche kan
ſchreyen hohren, umb dieſelben zu ſecun-
dir
en. Der Baͤr mercket von Natur,
daß er koͤnne geſpuͤhret werden, bleibet
in ſeiner Hoͤhle, und ſauget indeſſen von
den Vorder-Tatzen zu ſeiner Nah-
rung.

Der Hirſch.

Vorjetzo haͤlt ſich der Hirſch und das
Wildpraͤth oder die Thiere meiſtens
Trouppweiſe zuſammen, wegen der groſ-
ſen Kaͤlte, und tieffen Schnee, in dicken
Behaͤltniſſen, und verwahren ſich vor der
Kaͤlte, Schnee und Eyß, ſo gut ſie koͤn-
nen, ſcharren nach dem Heyde-Kraut,
ſcheelen die junge kieferne Rinde ab, wie
die Ziegen, und halten ſich zuſammen,
ſuchen aus Hunger des Nachts umbher
das von Pferde- und Ochſen-Vorſpann
der Holtz-Fuhren im Walde verzettelte
Heu und Stroh auffzuleſen und zu ge-
nieſſen, wiewohl auch meiſtens einige
ſtarcke Hirſche ſich abſonderlich an einem
Ort zuſammen halten, und das Wild al-
leine laſſen.

Das Schwein.

Nachdem das Schwein im Decem-
ber und Anfang dieſes Monats der
Brunfft hefftig beygewohnet, hiervon
auch, dem Vermuthen nach, dermaaſſen
abgenommen, daß es gantz mager und
matt iſt, nimmt es in dicken Behaͤltniſ-
ſen und warmen Dickigten ſein Lager.
Jhr Wildpraͤth iſt roth, mager, und von
garſtigem Geruch. Des Nachts ſuchen
die Sauen ihre Nahrung unter denen
Baͤumen, oder Laub-Dickigten, wo noch
[Spaltenumbruch] einige Maſt zwiſchen den Blaͤttern ver-
ſtecket lieget, weilen ſie wegen des Froſts
nicht in die Erde kommen koͤnnen; Die
Woͤlffe ſtehen ihnen ſehr nach.

Das Reh.

Das Reh haͤlt ſich in dieſem Monat
mit ſeinem Bock vor Kaͤlte, Eyß und
Schnee in dicken Behaͤltniſſen und war-
men Bruͤchern oder Qvellen in gruͤnen
kraͤuterigten Gruͤnden im Gebuͤrge ger-
ne auff, wo ſie vor Sturm-Wetter ſi-
cher zu ſeyn vermeinen; Aeſſen ſich von
Brombeer-Straͤucher-Blaͤttern, inglei-
chen von Kaͤnſter und Miſpeln. Die ſtaͤrck-
ſten Boͤcke werffen ihr Gehoͤrn zu Anfang
dieſes Monats zeitlich ab.

Der Haſe.

Vorjetzo nehren ſich die Haſen vor
eitel Kaͤlte von Bircken-Knoſpen, krie-
chen in die Gaͤrten, ſcheelen die Rinde
von Obſt-Baͤumen, und hinterlaſſenen
Kraut-Struͤncken, ſetzen ſich gegen die
Sommer-Seite, da es warm ſcheinet,
und wo nur ein wenig Thau-Wetter
einfaͤllet, rammlen ſie mit groͤſter Be-
gierde.

Der Wolff.

Nunmehro belauffen ſich die Woͤlf-
fe zu Anfang dieſes Monats, oder in de-
nen ſo genannten zwoͤlff Naͤchten, und
ſuchen ſehr unruhig ihrer viel beyſammen
hinter einer Wolffin ſich zu vermiſchen,
oder zu brunfften, ſind darbey immer
allart, und beiſſen ſich unter einander,
bleiben auch zuſammen haͤngen, wie die
Hunde zu thun pflegen; Welcher nun
der ſtarckſte, bleibet gemeiniglich der
Meiſter.

Der Fuchs.

Bey jetziger anhaltender rauher
Winters-Zeit, hartem Froſt, und tief-
fem Schnee, iſt dieſer Gaſt ſehr hungerich,
und giebt es Kunſt, was zur auben; Sie
beſchleichen unterm Wind Haſen, und
Feder-Wild, weil zahme Huͤhner und
Gaͤnſe daheime, die wilden aber auſſer
Landes zu Waſſer ſind, wann aber der

Schnee
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0533" n="359"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Januarius.</hi></hi></fw><lb/><cb/>
der Wa&#x0364;rme der Qvellen zu muthma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en.</p>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Von <hi rendition="#in">T</hi>hieren und <hi rendition="#in">V</hi>o&#x0364;geln.</hi> </head><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der Ba&#x0364;r.</hi> </head><lb/>
                <p>Nunmehro &#x017F;etzet der Ba&#x0364;r &#x017F;eine<lb/>
Jungen, ob es gleich die grimmig&#x017F;te<lb/>
Ka&#x0364;lte und der tieff&#x017F;te Schnee i&#x017F;t, und<lb/>
&#x017F;tehet die Mutter unter 8. biß 9. Tagen<lb/>
vom Bette nicht auf, aus Liebe zu denen<lb/>
Jungen, biß &#x017F;ie &#x017F;ehen, nachgehends ma-<lb/>
chet &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;achte hervor, aber nicht weit<lb/>
von den Jungen, &#x017F;o, daß &#x017F;ie &#x017F;olche kan<lb/>
&#x017F;chreyen hohren, umb die&#x017F;elben zu <hi rendition="#aq">&#x017F;ecun-<lb/>
dir</hi>en. Der Ba&#x0364;r mercket von Natur,<lb/>
daß er ko&#x0364;nne ge&#x017F;pu&#x0364;hret werden, bleibet<lb/>
in &#x017F;einer Ho&#x0364;hle, und &#x017F;auget inde&#x017F;&#x017F;en von<lb/>
den Vorder-Tatzen zu &#x017F;einer Nah-<lb/>
rung.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der Hir&#x017F;ch.</hi> </head><lb/>
                <p>Vorjetzo ha&#x0364;lt &#x017F;ich der Hir&#x017F;ch und das<lb/>
Wildpra&#x0364;th oder die Thiere mei&#x017F;tens<lb/><hi rendition="#aq">Troupp</hi>wei&#x017F;e zu&#x017F;ammen, wegen der gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Ka&#x0364;lte, und tieffen Schnee, in dicken<lb/>
Beha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en, und verwahren &#x017F;ich vor der<lb/>
Ka&#x0364;lte, Schnee und Eyß, &#x017F;o gut &#x017F;ie ko&#x0364;n-<lb/>
nen, &#x017F;charren nach dem Heyde-Kraut,<lb/>
&#x017F;cheelen die junge kieferne Rinde ab, wie<lb/>
die Ziegen, und halten &#x017F;ich zu&#x017F;ammen,<lb/>
&#x017F;uchen aus Hunger des Nachts umbher<lb/>
das von Pferde- und Och&#x017F;en-Vor&#x017F;pann<lb/>
der Holtz-Fuhren im Walde verzettelte<lb/>
Heu und Stroh auffzule&#x017F;en und zu ge-<lb/>
nie&#x017F;&#x017F;en, wiewohl auch mei&#x017F;tens einige<lb/>
&#x017F;tarcke Hir&#x017F;che &#x017F;ich ab&#x017F;onderlich an einem<lb/>
Ort zu&#x017F;ammen halten, und das Wild al-<lb/>
leine la&#x017F;&#x017F;en.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Das Schwein.</hi> </head><lb/>
                <p>Nachdem das Schwein im Decem-<lb/>
ber und Anfang die&#x017F;es Monats der<lb/>
Brunfft hefftig beygewohnet, hiervon<lb/>
auch, dem Vermuthen nach, dermaa&#x017F;&#x017F;en<lb/>
abgenommen, daß es gantz mager und<lb/>
matt i&#x017F;t, nimmt es in dicken Beha&#x0364;ltni&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und warmen Dickigten &#x017F;ein Lager.<lb/>
Jhr Wildpra&#x0364;th i&#x017F;t roth, mager, und von<lb/>
gar&#x017F;tigem Geruch. Des Nachts &#x017F;uchen<lb/>
die Sauen ihre Nahrung unter denen<lb/>
Ba&#x0364;umen, oder Laub-Dickigten, wo noch<lb/><cb/>
einige Ma&#x017F;t zwi&#x017F;chen den Bla&#x0364;ttern ver-<lb/>
&#x017F;tecket lieget, weilen &#x017F;ie wegen des Fro&#x017F;ts<lb/>
nicht in die Erde kommen ko&#x0364;nnen; Die<lb/>
Wo&#x0364;lffe &#x017F;tehen ihnen &#x017F;ehr nach.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Das Reh.</hi> </head><lb/>
                <p>Das Reh ha&#x0364;lt &#x017F;ich in die&#x017F;em Monat<lb/>
mit &#x017F;einem Bock vor Ka&#x0364;lte, Eyß und<lb/>
Schnee in dicken Beha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en und war-<lb/>
men Bru&#x0364;chern oder Qvellen in gru&#x0364;nen<lb/>
kra&#x0364;uterigten Gru&#x0364;nden im Gebu&#x0364;rge ger-<lb/>
ne auff, wo &#x017F;ie vor Sturm-Wetter &#x017F;i-<lb/>
cher zu &#x017F;eyn vermeinen; Ae&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich von<lb/>
Brombeer-Stra&#x0364;ucher-Bla&#x0364;ttern, inglei-<lb/>
chen von Ka&#x0364;n&#x017F;ter und Mi&#x017F;peln. Die &#x017F;ta&#x0364;rck-<lb/>
&#x017F;ten Bo&#x0364;cke werffen ihr Geho&#x0364;rn zu Anfang<lb/>
die&#x017F;es Monats zeitlich ab.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der Ha&#x017F;e.</hi> </head><lb/>
                <p>Vorjetzo nehren &#x017F;ich die Ha&#x017F;en vor<lb/>
eitel Ka&#x0364;lte von Bircken-Kno&#x017F;pen, krie-<lb/>
chen in die Ga&#x0364;rten, &#x017F;cheelen die Rinde<lb/>
von Ob&#x017F;t-Ba&#x0364;umen, und hinterla&#x017F;&#x017F;enen<lb/>
Kraut-Stru&#x0364;ncken, &#x017F;etzen &#x017F;ich gegen die<lb/>
Sommer-Seite, da es warm &#x017F;cheinet,<lb/>
und wo nur ein wenig Thau-Wetter<lb/>
einfa&#x0364;llet, rammlen &#x017F;ie mit gro&#x0364;&#x017F;ter Be-<lb/>
gierde.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der Wolff.</hi> </head><lb/>
                <p>Nunmehro belauffen &#x017F;ich die Wo&#x0364;lf-<lb/>
fe zu Anfang die&#x017F;es Monats, oder in de-<lb/>
nen &#x017F;o genannten zwo&#x0364;lff Na&#x0364;chten, und<lb/>
&#x017F;uchen &#x017F;ehr unruhig ihrer viel bey&#x017F;ammen<lb/>
hinter einer Wolffin &#x017F;ich zu vermi&#x017F;chen,<lb/>
oder zu brunfften, &#x017F;ind darbey immer<lb/><hi rendition="#aq">allart,</hi> und bei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich unter einander,<lb/>
bleiben auch zu&#x017F;ammen ha&#x0364;ngen, wie die<lb/>
Hunde zu thun pflegen; Welcher nun<lb/>
der &#x017F;tarck&#x017F;te, bleibet gemeiniglich der<lb/>
Mei&#x017F;ter.</p>
              </div><lb/>
              <div n="4">
                <head> <hi rendition="#b">Der Fuchs.</hi> </head><lb/>
                <p>Bey jetziger anhaltender rauher<lb/>
Winters-Zeit, hartem Fro&#x017F;t, und tief-<lb/>
fem Schnee, i&#x017F;t die&#x017F;er Ga&#x017F;t &#x017F;ehr hungerich,<lb/>
und giebt es Kun&#x017F;t, was zur auben; Sie<lb/>
be&#x017F;chleichen unterm Wind Ha&#x017F;en, und<lb/>
Feder-Wild, weil zahme Hu&#x0364;hner und<lb/>
Ga&#x0364;n&#x017F;e daheime, die wilden aber au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Landes zu Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ind, wann aber der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schnee</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[359/0533] Januarius. der Waͤrme der Qvellen zu muthmaſ- ſen. Von Thieren und Voͤgeln. Der Baͤr. Nunmehro ſetzet der Baͤr ſeine Jungen, ob es gleich die grimmigſte Kaͤlte und der tieffſte Schnee iſt, und ſtehet die Mutter unter 8. biß 9. Tagen vom Bette nicht auf, aus Liebe zu denen Jungen, biß ſie ſehen, nachgehends ma- chet ſie ſich ſachte hervor, aber nicht weit von den Jungen, ſo, daß ſie ſolche kan ſchreyen hohren, umb dieſelben zu ſecun- diren. Der Baͤr mercket von Natur, daß er koͤnne geſpuͤhret werden, bleibet in ſeiner Hoͤhle, und ſauget indeſſen von den Vorder-Tatzen zu ſeiner Nah- rung. Der Hirſch. Vorjetzo haͤlt ſich der Hirſch und das Wildpraͤth oder die Thiere meiſtens Trouppweiſe zuſammen, wegen der groſ- ſen Kaͤlte, und tieffen Schnee, in dicken Behaͤltniſſen, und verwahren ſich vor der Kaͤlte, Schnee und Eyß, ſo gut ſie koͤn- nen, ſcharren nach dem Heyde-Kraut, ſcheelen die junge kieferne Rinde ab, wie die Ziegen, und halten ſich zuſammen, ſuchen aus Hunger des Nachts umbher das von Pferde- und Ochſen-Vorſpann der Holtz-Fuhren im Walde verzettelte Heu und Stroh auffzuleſen und zu ge- nieſſen, wiewohl auch meiſtens einige ſtarcke Hirſche ſich abſonderlich an einem Ort zuſammen halten, und das Wild al- leine laſſen. Das Schwein. Nachdem das Schwein im Decem- ber und Anfang dieſes Monats der Brunfft hefftig beygewohnet, hiervon auch, dem Vermuthen nach, dermaaſſen abgenommen, daß es gantz mager und matt iſt, nimmt es in dicken Behaͤltniſ- ſen und warmen Dickigten ſein Lager. Jhr Wildpraͤth iſt roth, mager, und von garſtigem Geruch. Des Nachts ſuchen die Sauen ihre Nahrung unter denen Baͤumen, oder Laub-Dickigten, wo noch einige Maſt zwiſchen den Blaͤttern ver- ſtecket lieget, weilen ſie wegen des Froſts nicht in die Erde kommen koͤnnen; Die Woͤlffe ſtehen ihnen ſehr nach. Das Reh. Das Reh haͤlt ſich in dieſem Monat mit ſeinem Bock vor Kaͤlte, Eyß und Schnee in dicken Behaͤltniſſen und war- men Bruͤchern oder Qvellen in gruͤnen kraͤuterigten Gruͤnden im Gebuͤrge ger- ne auff, wo ſie vor Sturm-Wetter ſi- cher zu ſeyn vermeinen; Aeſſen ſich von Brombeer-Straͤucher-Blaͤttern, inglei- chen von Kaͤnſter und Miſpeln. Die ſtaͤrck- ſten Boͤcke werffen ihr Gehoͤrn zu Anfang dieſes Monats zeitlich ab. Der Haſe. Vorjetzo nehren ſich die Haſen vor eitel Kaͤlte von Bircken-Knoſpen, krie- chen in die Gaͤrten, ſcheelen die Rinde von Obſt-Baͤumen, und hinterlaſſenen Kraut-Struͤncken, ſetzen ſich gegen die Sommer-Seite, da es warm ſcheinet, und wo nur ein wenig Thau-Wetter einfaͤllet, rammlen ſie mit groͤſter Be- gierde. Der Wolff. Nunmehro belauffen ſich die Woͤlf- fe zu Anfang dieſes Monats, oder in de- nen ſo genannten zwoͤlff Naͤchten, und ſuchen ſehr unruhig ihrer viel beyſammen hinter einer Wolffin ſich zu vermiſchen, oder zu brunfften, ſind darbey immer allart, und beiſſen ſich unter einander, bleiben auch zuſammen haͤngen, wie die Hunde zu thun pflegen; Welcher nun der ſtarckſte, bleibet gemeiniglich der Meiſter. Der Fuchs. Bey jetziger anhaltender rauher Winters-Zeit, hartem Froſt, und tief- fem Schnee, iſt dieſer Gaſt ſehr hungerich, und giebt es Kunſt, was zur auben; Sie beſchleichen unterm Wind Haſen, und Feder-Wild, weil zahme Huͤhner und Gaͤnſe daheime, die wilden aber auſſer Landes zu Waſſer ſind, wann aber der Schnee

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/533
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/533>, abgerufen am 03.12.2024.