Nunmehro ist die Sonne am nie- drigsten in dem Wasser-Mann, allwo der rauhe unangenehme Winter mit Frost und Schnee sich angefangen, und ob gleich zuweilen einige Sonnen-Blicke umb Mittags-Zeit erscheinen, lässet doch die kalte Lufft keine Wärme, weil die Sonne entfernet, sondern continuiret vielmehr kalter Wind und Schnee, und frieret die Erde sehr feste zu bey langen Nächten; Doch ist nichts positives hier- innen zu determiniren.
VEGETATIO der Erden.
Kräuter und Bäume.
Da die Erde nunmehr fast einer hal- ben Ellen tieff gefroren, und sowohl dieselbe, als alle Kräuter und Bäu- me mit vielem kalten Schnee bedecket, nicht weniger die Seen, Flüsse und Ströhme mit Eyß erstarret, so ruhet die Erde, umb ihre Kräffte zu erhohlen, und alsdann siehet man wenig oder keine Kräuter, sie stünden dann an einer war- men Feuchtigkeit, und hätten davon ihr Nutriment.
Vom Tangel-Holtz.
Diese hartzige Gewächse, weiln sie viel Schweffel, und öhlichte Feuchtigkeit bey sich führen, und einen balsamischen Nahrungs-Safft in sich haben, conser- viren ihre Lebens-Geister, und bleiben immerdar grün, und ob schon der Stamm, oder Ast gestossen oder geschlagen wird, und einigen Schaden leidet, belaufft doch selbiges alsobald mit flüßigem Hartz, umb die Kälte, Witterung, Lufft und Nässe abzuhalten.
Vom Laub-Holtz.
Allein dieses, so von weichlicherm wäs- [Spaltenumbruch]
serichtem Safft ist, lässet, wann die Käl- te ihre nöthige Wärme entzogen, die Blätter im Herbst abfallen, und stehet, wann der Safft des Stammes in die Erde gesuncken, nackend und bloß, in trauriger Gestalt dar, anzuzeigen, daß es viel Ungemachs des Winters auszu- stehen habe.
Von Kräutern.
Ob wohl bey jetziger rauhen und kalten Jahres-Zeit von denen Kräutern wenig oder nichts zu vermuthen, so, daß dieselben vorjetzo gleichsam alle schlaffend ruhen und der frölichen Frühlings-Zeit erwarten, so blühet dennoch vorjetzo die Schwartz-Niese-Wurtz, oder Christ- Wurtz, Helleborus niger, ingleichen die Winter-Wolffs-Wurtz, Aconitum hye- male. Mehrere sind mir vorjetzo nicht eigendlich bekant oder wissend.
Tages und Nachts Länge.
Weil die Sonne in diesem Monat um 7. Uhr, 40. Minut ohngefehr auf- und Nachmittages umb 4. Uhr, 20. Minut. nieder gehet, verbleibet der Tag nicht mehr, dann 8. Stunden, 40. Minu- ten lang; Die Nacht aber desto länger, nemlich 15. Stunden, 18. Minuten, wel- ches nur mit wenigem melde, sich in et- was darnach zu richten.
Von unterirdischen Berg- Dünsten.
Als die Erde von ihrem Schöpffer feste geschlossen, und die Vegetatio zur Ruhe sich begeben, sind währender Zeit die unterirdischen mineralischen Dünste alle beysammen coaguliret, und verrich- ten sowohl in Mineralibus, als Metallis ihre behöhrige Operation aus natürli- cher Feuchtigkeit; je kälter es nun oben auf Erden, je wärmer ist es unter der Erden, wie aus dem Rauchen und
der
Januarius.
JANVARIVS.
[Spaltenumbruch]
Vermuthliche Witterung.
Nunmehro iſt die Sonne am nie- drigſten in dem Waſſer-Mann, allwo der rauhe unangenehme Winter mit Froſt und Schnee ſich angefangen, und ob gleich zuweilen einige Sonnen-Blicke umb Mittags-Zeit erſcheinen, laͤſſet doch die kalte Lufft keine Waͤrme, weil die Sonne entfernet, ſondern continuiret vielmehr kalter Wind und Schnee, und frieret die Erde ſehr feſte zu bey langen Naͤchten; Doch iſt nichts poſitives hier- innen zu determiniren.
VEGETATIO der Erden.
Kraͤuter und Baͤume.
Da die Erde nunmehr faſt einer hal- ben Ellen tieff gefroren, und ſowohl dieſelbe, als alle Kraͤuter und Baͤu- me mit vielem kalten Schnee bedecket, nicht weniger die Seen, Fluͤſſe und Stroͤhme mit Eyß erſtarret, ſo ruhet die Erde, umb ihre Kraͤffte zu erhohlen, und alsdann ſiehet man wenig oder keine Kraͤuter, ſie ſtuͤnden dann an einer war- men Feuchtigkeit, und haͤtten davon ihr Nutriment.
Vom Tangel-Holtz.
Dieſe hartzige Gewaͤchſe, weiln ſie viel Schweffel, und oͤhlichte Feuchtigkeit bey ſich fuͤhren, und einen balſamiſchen Nahrungs-Safft in ſich haben, conſer- viren ihre Lebens-Geiſter, und bleiben immerdar gruͤn, und ob ſchon der Stam̃, oder Aſt geſtoſſen oder geſchlagen wird, und einigen Schaden leidet, belaufft doch ſelbiges alſobald mit fluͤßigem Hartz, umb die Kaͤlte, Witterung, Lufft und Naͤſſe abzuhalten.
Vom Laub-Holtz.
Allein dieſes, ſo von weichlicherm waͤſ- [Spaltenumbruch]
ſerichtem Safft iſt, laͤſſet, wann die Kaͤl- te ihre noͤthige Waͤrme entzogen, die Blaͤtter im Herbſt abfallen, und ſtehet, wann der Safft des Stammes in die Erde geſuncken, nackend und bloß, in trauriger Geſtalt dar, anzuzeigen, daß es viel Ungemachs des Winters auszu- ſtehen habe.
Von Kraͤutern.
Ob wohl bey jetziger rauhen und kalten Jahres-Zeit von denen Kraͤutern wenig oder nichts zu vermuthen, ſo, daß dieſelben vorjetzo gleichſam alle ſchlaffend ruhen und der froͤlichen Fruͤhlings-Zeit erwarten, ſo bluͤhet dennoch vorjetzo die Schwartz-Nieſe-Wurtz, oder Chriſt- Wurtz, Helleborus niger, ingleichen die Winter-Wolffs-Wurtz, Aconitum hye- male. Mehrere ſind mir vorjetzo nicht eigendlich bekant oder wiſſend.
Tages und Nachts Laͤnge.
Weil die Sonne in dieſem Monat um 7. Uhr, 40. Minut ohngefehr auf- und Nachmittages umb 4. Uhr, 20. Minut. nieder gehet, verbleibet der Tag nicht mehr, dann 8. Stunden, 40. Minu- ten lang; Die Nacht aber deſto laͤnger, nemlich 15. Stunden, 18. Minuten, wel- ches nur mit wenigem melde, ſich in et- was darnach zu richten.
Von unterirdiſchen Berg- Duͤnſten.
Als die Erde von ihrem Schoͤpffer feſte geſchloſſen, und die Vegetatio zur Ruhe ſich begeben, ſind waͤhrender Zeit die unterirdiſchen mineraliſchen Duͤnſte alle beyſammen coaguliret, und verrich- ten ſowohl in Mineralibus, als Metallis ihre behoͤhrige Operation aus natuͤrli- cher Feuchtigkeit; je kaͤlter es nun oben auf Erden, je waͤrmer iſt es unter der Erden, wie aus dem Rauchen und
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Januarius.
JANVARIVS.
Vermuthliche Witterung.
Nunmehro iſt die Sonne am nie-
drigſten in dem Waſſer-Mann, allwo
der rauhe unangenehme Winter mit
Froſt und Schnee ſich angefangen, und
ob gleich zuweilen einige Sonnen-Blicke
umb Mittags-Zeit erſcheinen, laͤſſet doch
die kalte Lufft keine Waͤrme, weil die
Sonne entfernet, ſondern continuiret
vielmehr kalter Wind und Schnee, und
frieret die Erde ſehr feſte zu bey langen
Naͤchten; Doch iſt nichts poſitives hier-
innen zu determiniren.
VEGETATIO der Erden.
Kraͤuter und Baͤume.
Da die Erde nunmehr faſt einer hal-
ben Ellen tieff gefroren, und ſowohl
dieſelbe, als alle Kraͤuter und Baͤu-
me mit vielem kalten Schnee bedecket,
nicht weniger die Seen, Fluͤſſe und
Stroͤhme mit Eyß erſtarret, ſo ruhet die
Erde, umb ihre Kraͤffte zu erhohlen, und
alsdann ſiehet man wenig oder keine
Kraͤuter, ſie ſtuͤnden dann an einer war-
men Feuchtigkeit, und haͤtten davon ihr
Nutriment.
Vom Tangel-Holtz.
Dieſe hartzige Gewaͤchſe, weiln ſie
viel Schweffel, und oͤhlichte Feuchtigkeit
bey ſich fuͤhren, und einen balſamiſchen
Nahrungs-Safft in ſich haben, conſer-
viren ihre Lebens-Geiſter, und bleiben
immerdar gruͤn, und ob ſchon der Stam̃,
oder Aſt geſtoſſen oder geſchlagen wird,
und einigen Schaden leidet, belaufft doch
ſelbiges alſobald mit fluͤßigem Hartz, umb
die Kaͤlte, Witterung, Lufft und Naͤſſe
abzuhalten.
Vom Laub-Holtz.
Allein dieſes, ſo von weichlicherm waͤſ-
ſerichtem Safft iſt, laͤſſet, wann die Kaͤl-
te ihre noͤthige Waͤrme entzogen, die
Blaͤtter im Herbſt abfallen, und ſtehet,
wann der Safft des Stammes in die
Erde geſuncken, nackend und bloß, in
trauriger Geſtalt dar, anzuzeigen, daß
es viel Ungemachs des Winters auszu-
ſtehen habe.
Von Kraͤutern.
Ob wohl bey jetziger rauhen und
kalten Jahres-Zeit von denen Kraͤutern
wenig oder nichts zu vermuthen, ſo, daß
dieſelben vorjetzo gleichſam alle ſchlaffend
ruhen und der froͤlichen Fruͤhlings-Zeit
erwarten, ſo bluͤhet dennoch vorjetzo die
Schwartz-Nieſe-Wurtz, oder Chriſt-
Wurtz, Helleborus niger, ingleichen die
Winter-Wolffs-Wurtz, Aconitum hye-
male. Mehrere ſind mir vorjetzo nicht
eigendlich bekant oder wiſſend.
Tages und Nachts Laͤnge.
Weil die Sonne in dieſem Monat
um 7. Uhr, 40. Minut ohngefehr auf-
und Nachmittages umb 4. Uhr, 20.
Minut. nieder gehet, verbleibet der Tag
nicht mehr, dann 8. Stunden, 40. Minu-
ten lang; Die Nacht aber deſto laͤnger,
nemlich 15. Stunden, 18. Minuten, wel-
ches nur mit wenigem melde, ſich in et-
was darnach zu richten.
Von unterirdiſchen Berg-
Duͤnſten.
Als die Erde von ihrem Schoͤpffer
feſte geſchloſſen, und die Vegetatio zur
Ruhe ſich begeben, ſind waͤhrender Zeit
die unterirdiſchen mineraliſchen Duͤnſte
alle beyſammen coaguliret, und verrich-
ten ſowohl in Mineralibus, als Metallis
ihre behoͤhrige Operation aus natuͤrli-
cher Feuchtigkeit; je kaͤlter es nun oben
auf Erden, je waͤrmer iſt es unter der
Erden, wie aus dem Rauchen und
der
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/532>, abgerufen am 21.12.2024.
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