Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Fünffter Theil/ [Spaltenumbruch]
alles willig und gern thut, solt du ihmdie Riemen an den Füssen loß lassen, und versuchen, ob es ungebunden gra- sen will, und wann es also mit Nieder- haltung des Kopffs sich willig und gern führen lässet, solt du auffhöhren, und ihm einmahl nicht zu viel thun. Her- nach solt du es gewöhnen, daß es sich treiben und wenden lasse, auff welche Seiten du wilt, und so offt es Anfangs einen Schuß leidet, must du ihm allwe- ge zu fressen geben, einen Bissen Brod mit Saltz oder Gras, so wird es endlich gern schiessen höhren und willig leiden. Wäre aber ein Pferd so wild und scheu, daß es das Schnappen mit dem Hahn, [Spaltenumbruch] und das Schiessen nicht vertragen wolte, so solt du ihm alle viere, wie oben gemel- det, kurtz spannen, also daß es den Kopff nicht von der Erden heben möge, und solt über, hinter, und vor ihm, über dreyßig Schüsse thun, biß so lange es ge- dultig werde, und das Schiessen gewoh- ne. Wäre es aber noch wiederspenstig, magst du es wohl mit einem Prügel oder einer Peitzschen züchtigen, biß es gedul- tig und zahm werde; Dergestalt mag man ein jedes Pferd in kurtzer Zeit, wie wild es auch sey, zahm machen, daß es das Schiessen, Grasen und Treiben ge- wohne. Vom Tyraß/ und dem Schnee-Garn. [Spaltenumbruch]
Die Bedeckung mit dem Tyraß geschicht et,
Fuͤnffter Theil/ [Spaltenumbruch]
alles willig und gern thut, ſolt du ihmdie Riemen an den Fuͤſſen loß laſſen, und verſuchen, ob es ungebunden gra- ſen will, und wann es alſo mit Nieder- haltung des Kopffs ſich willig und gern fuͤhren laͤſſet, ſolt du auffhoͤhren, und ihm einmahl nicht zu viel thun. Her- nach ſolt du es gewoͤhnen, daß es ſich treiben und wenden laſſe, auff welche Seiten du wilt, und ſo offt es Anfangs einen Schuß leidet, muſt du ihm allwe- ge zu freſſen geben, einen Biſſen Brod mit Saltz oder Gras, ſo wird es endlich gern ſchieſſen hoͤhren und willig leiden. Waͤre aber ein Pferd ſo wild und ſcheu, daß es das Schnappen mit dem Hahn, [Spaltenumbruch] und das Schieſſen nicht vertragen wolte, ſo ſolt du ihm alle viere, wie oben gemel- det, kurtz ſpannen, alſo daß es den Kopff nicht von der Erden heben moͤge, und ſolt uͤber, hinter, und vor ihm, uͤber dreyßig Schuͤſſe thun, biß ſo lange es ge- dultig werde, und das Schieſſen gewoh- ne. Waͤre es aber noch wiederſpenſtig, magſt du es wohl mit einem Pruͤgel oder einer Peitzſchen zuͤchtigen, biß es gedul- tig und zahm werde; Dergeſtalt mag man ein jedes Pferd in kurtzer Zeit, wie wild es auch ſey, zahm machen, daß es das Schieſſen, Graſen und Treiben ge- wohne. Vom Tyraß/ und dem Schnee-Garn. [Spaltenumbruch]
Die Bedeckung mit dem Tyraß geſchicht et,
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Zu Huͤhnern<lb/> und Wachteln gehoͤhret ein verſtaͤndiger<lb/> Hund, wann derſelbige ſtehet, wird das<lb/> Garn aus ſeinem Saͤcklein gezogen.<lb/> Dieſes Garn iſt breit und groß, viel-<lb/> mahl ſechzig oder mehr Schuh in die Laͤn-<lb/> ge, und etwa viertzig in der Breite; Hat<lb/> nur vorne oben einen Saum, auff den<lb/> Seiten und hinten bedarffs keines Sau-<lb/> mes. Dieſen Tyraß, wenn er fein aus-<lb/> einander gelegt, nehmen zwey Perſonen,<lb/> an jeglichẽ Ort einer in die Haͤnde, ziehens<lb/> fein ſteiff an, und lauffen gegen den Wind<lb/> darmit, biß ſie uͤber den Hund hin ſeyn,<lb/> dann laͤſſen ſie das Netz fallen, es gehet<lb/> gar geſchwinde zu, geraͤth auch wohl bey<lb/> Zeiten, daß man die Huͤhner alle be-<lb/> kommt, aber doch gar ſelten. Jn Franck-<lb/> reich ſollen ſie dieſe Tyraß ſo groß haben,<lb/> daß ſie zween Reuther zu Pferde ziehen<lb/> muͤſſen. Jn Engeland ſoll dieſes Wey-<lb/> de-Werck gemein, und gar ausbuͤndig<lb/> ſeyn, dann darzu richten ſie einen Blau-<lb/> fuß, Habicht, oder andern Raub-Vo-<lb/> gel ab, wann der Hund ſtehet, laſſen ſie<lb/> denſelbigen uͤberhalten und uͤberziehen,<lb/> ſo ſollen die Huͤhner frey ſteif halten; Und<lb/> ſo ſie uͤberzogen, ſoll der Raub-Vogel<lb/> ſich herab auf das Netz laſſen, und eines<lb/> ſtoſſen. Sonſt laſſen ihnen etzliche ver-<lb/> ſchlagene Huͤhner-Faͤnger einen Raub-<lb/> Vogel ſchnitzeln, als wenn er floͤge, (wie<lb/><cb/> die Baum-Falcken auff die Lerchen auch<lb/> geſchnitzt werden,) den laſſen ſie fein<lb/> ſprenglicht und aͤhnlich mahlen, und ler-<lb/> nen ihn artlich von der Hand werffen.<lb/> Wann ſie dann Feld-Huͤhner antreffen,<lb/> und keinen vorſtehenden Hund haben,<lb/> laſſen ſie ihn doch ſehen, machen die Huͤh-<lb/> ner darmit uͤberhalten, und uͤberziehen<lb/> ſie alſo. Wollen ſie aber jedoch nicht<lb/> halten, ſo geraͤumen ſie irgend Feldhecken,<lb/> oder ander Gebuͤſch, darein gehen ſie die-<lb/> ſelbigen aus, biß ſie mit dem Zeug oder<lb/> einem Schuß ihnen Abtrag thun, wie<lb/> dergleichen die <hi rendition="#aq">Experienz</hi> zeiget. Was<lb/> das Schnee-Garn betrifft, ſo iſt bekant,<lb/> wie der Schnee der Huͤhner Todt verur-<lb/> ſachet; Weiln ſie ohne Hund gar leicht-<lb/> lich gefangen werden. Dann wann es<lb/> auff dem Felde reiffet oder einen guten<lb/> Schnee geworffen, koͤnnen ſie gar weit<lb/> geſehen werden, ſie ſcheinen alsdann aus<lb/> ihrem Lager von ferne graulicht, wie ſie<lb/> an ſich ſelbſt geſtalt ſeyn. Jtem wo ſie<lb/> auffgeſtanden, und wiederumb nieder-<lb/> fallen und gefuſſet, koͤnnen ſie an ihren<lb/> Spuhren gehen und erkennet werden,<lb/> alsdann man ihnen deſto gewiſſer nach-<lb/> folgen kan, wann es im offenen Felde<lb/> iſt. Die Huͤhner aber, ſo ſich im Schnee<lb/> hart umb die Stadt und Doͤrffer halten,<lb/> wann die einmahl auffgetrieben, ſind ſie<lb/> gar boͤſe wiederumb zu finden, umb der<lb/> Zaͤune und Hecken willen, auch ſo der<lb/> Wind den Schnee zu ſehr hin und wie-<lb/> der in die Graben und Hecken wirfft,<lb/> iſt nichts vortheilhafftiges auszurichten,<lb/> und ſind alsdenn uͤbel zu bekommen:<lb/> Jedoch noch viel mehr, wann es geſchney-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">et,</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [336/0506]
Fuͤnffter Theil/
alles willig und gern thut, ſolt du ihm
die Riemen an den Fuͤſſen loß laſſen,
und verſuchen, ob es ungebunden gra-
ſen will, und wann es alſo mit Nieder-
haltung des Kopffs ſich willig und gern
fuͤhren laͤſſet, ſolt du auffhoͤhren, und
ihm einmahl nicht zu viel thun. Her-
nach ſolt du es gewoͤhnen, daß es ſich
treiben und wenden laſſe, auff welche
Seiten du wilt, und ſo offt es Anfangs
einen Schuß leidet, muſt du ihm allwe-
ge zu freſſen geben, einen Biſſen Brod
mit Saltz oder Gras, ſo wird es endlich
gern ſchieſſen hoͤhren und willig leiden.
Waͤre aber ein Pferd ſo wild und ſcheu,
daß es das Schnappen mit dem Hahn,
und das Schieſſen nicht vertragen wolte,
ſo ſolt du ihm alle viere, wie oben gemel-
det, kurtz ſpannen, alſo daß es den Kopff
nicht von der Erden heben moͤge, und
ſolt uͤber, hinter, und vor ihm, uͤber
dreyßig Schuͤſſe thun, biß ſo lange es ge-
dultig werde, und das Schieſſen gewoh-
ne. Waͤre es aber noch wiederſpenſtig,
magſt du es wohl mit einem Pruͤgel oder
einer Peitzſchen zuͤchtigen, biß es gedul-
tig und zahm werde; Dergeſtalt mag
man ein jedes Pferd in kurtzer Zeit, wie
wild es auch ſey, zahm machen, daß es
das Schieſſen, Graſen und Treiben ge-
wohne.
Vom Tyraß/ und dem Schnee-Garn.
Die Bedeckung mit dem Tyraß geſchicht
nach Jacobi zu Anfang, ehe die Frucht
alle abgeſchnitten, auff den liegenden
Frucht-Breiten, und den neuen Stop-
peln, und waͤhret biß der Haffer alle ab
iſt; Wird gebrauchet, auff Lerchen,
Huͤhner und Wachteln. Zu Huͤhnern
und Wachteln gehoͤhret ein verſtaͤndiger
Hund, wann derſelbige ſtehet, wird das
Garn aus ſeinem Saͤcklein gezogen.
Dieſes Garn iſt breit und groß, viel-
mahl ſechzig oder mehr Schuh in die Laͤn-
ge, und etwa viertzig in der Breite; Hat
nur vorne oben einen Saum, auff den
Seiten und hinten bedarffs keines Sau-
mes. Dieſen Tyraß, wenn er fein aus-
einander gelegt, nehmen zwey Perſonen,
an jeglichẽ Ort einer in die Haͤnde, ziehens
fein ſteiff an, und lauffen gegen den Wind
darmit, biß ſie uͤber den Hund hin ſeyn,
dann laͤſſen ſie das Netz fallen, es gehet
gar geſchwinde zu, geraͤth auch wohl bey
Zeiten, daß man die Huͤhner alle be-
kommt, aber doch gar ſelten. Jn Franck-
reich ſollen ſie dieſe Tyraß ſo groß haben,
daß ſie zween Reuther zu Pferde ziehen
muͤſſen. Jn Engeland ſoll dieſes Wey-
de-Werck gemein, und gar ausbuͤndig
ſeyn, dann darzu richten ſie einen Blau-
fuß, Habicht, oder andern Raub-Vo-
gel ab, wann der Hund ſtehet, laſſen ſie
denſelbigen uͤberhalten und uͤberziehen,
ſo ſollen die Huͤhner frey ſteif halten; Und
ſo ſie uͤberzogen, ſoll der Raub-Vogel
ſich herab auf das Netz laſſen, und eines
ſtoſſen. Sonſt laſſen ihnen etzliche ver-
ſchlagene Huͤhner-Faͤnger einen Raub-
Vogel ſchnitzeln, als wenn er floͤge, (wie
die Baum-Falcken auff die Lerchen auch
geſchnitzt werden,) den laſſen ſie fein
ſprenglicht und aͤhnlich mahlen, und ler-
nen ihn artlich von der Hand werffen.
Wann ſie dann Feld-Huͤhner antreffen,
und keinen vorſtehenden Hund haben,
laſſen ſie ihn doch ſehen, machen die Huͤh-
ner darmit uͤberhalten, und uͤberziehen
ſie alſo. Wollen ſie aber jedoch nicht
halten, ſo geraͤumen ſie irgend Feldhecken,
oder ander Gebuͤſch, darein gehen ſie die-
ſelbigen aus, biß ſie mit dem Zeug oder
einem Schuß ihnen Abtrag thun, wie
dergleichen die Experienz zeiget. Was
das Schnee-Garn betrifft, ſo iſt bekant,
wie der Schnee der Huͤhner Todt verur-
ſachet; Weiln ſie ohne Hund gar leicht-
lich gefangen werden. Dann wann es
auff dem Felde reiffet oder einen guten
Schnee geworffen, koͤnnen ſie gar weit
geſehen werden, ſie ſcheinen alsdann aus
ihrem Lager von ferne graulicht, wie ſie
an ſich ſelbſt geſtalt ſeyn. Jtem wo ſie
auffgeſtanden, und wiederumb nieder-
fallen und gefuſſet, koͤnnen ſie an ihren
Spuhren gehen und erkennet werden,
alsdann man ihnen deſto gewiſſer nach-
folgen kan, wann es im offenen Felde
iſt. Die Huͤhner aber, ſo ſich im Schnee
hart umb die Stadt und Doͤrffer halten,
wann die einmahl auffgetrieben, ſind ſie
gar boͤſe wiederumb zu finden, umb der
Zaͤune und Hecken willen, auch ſo der
Wind den Schnee zu ſehr hin und wie-
der in die Graben und Hecken wirfft,
iſt nichts vortheilhafftiges auszurichten,
und ſind alsdenn uͤbel zu bekommen:
Jedoch noch viel mehr, wann es geſchney-
et,
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