Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. [Spaltenumbruch]
Sack, und thut einen Stab nach der Län-ge hinein, und träget sie nach Auffhe- bung des Zeugs hinweg. Sollen sie als- bald gewürget werden, so stichet man hinen der vordersten oder mittlern Fe- dern eine aus dem Flügel hinterm Ge- nick in Kopff, so verrecken sie bald. Die Alten seynd vor denen Jungen wohl zu erkennen, wie auch die Hühner vor de- nen Hahnen. Die Alten haben weisse- re Schnäbel und Beine, als die Jungen, derer Schnäbel und Beinlein sich auf ei- ne gelbe Farbe ziehen; Nach Martini be- [Spaltenumbruch] kommen sie etwas weissere Schnäbel und Beine. Die Hühner haben viel licht- braunfarbene Federn vor der Brust, die Hähne haben feine braune Brüste, und rothe Flammen umb die Augen. Es träget sich auch wohl zu, wann nach ih- nen gestellet worden, daß sie denselbigen Weg nicht hinaus wollen, so stellet man, wo zwey Haamen verhanden, dieselbigen gegen einander, seynd derer nicht zwey verhanden, so hebt man den gestellten wieder auf, und legt ihn anderst, wie die Gelegenheit ist. Von einem Treib- oder Schieß-Pferde. [Spaltenumbruch]
Gleich wie ich des Par Force-Jägers alles
Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. [Spaltenumbruch]
Sack, und thut einen Stab nach der Laͤn-ge hinein, und traͤget ſie nach Auffhe- bung des Zeugs hinweg. Sollen ſie als- bald gewuͤrget werden, ſo ſtichet man hinen der vorderſten oder mittlern Fe- dern eine aus dem Fluͤgel hinterm Ge- nick in Kopff, ſo verrecken ſie bald. Die Alten ſeynd vor denen Jungen wohl zu erkennen, wie auch die Huͤhner vor de- nen Hahnen. Die Alten haben weiſſe- re Schnaͤbel und Beine, als die Jungen, derer Schnaͤbel und Beinlein ſich auf ei- ne gelbe Farbe ziehen; Nach Martini be- [Spaltenumbruch] kommen ſie etwas weiſſere Schnaͤbel und Beine. Die Huͤhner haben viel licht- braunfarbene Federn vor der Bruſt, die Haͤhne haben feine braune Bruͤſte, und rothe Flammen umb die Augen. Es traͤget ſich auch wohl zu, wann nach ih- nen geſtellet worden, daß ſie denſelbigen Weg nicht hinaus wollen, ſo ſtellet man, wo zwey Haamen verhanden, dieſelbigen gegen einander, ſeynd derer nicht zwey verhanden, ſo hebt man den geſtellten wieder auf, und legt ihn anderſt, wie die Gelegenheit iſt. Von einem Treib- oder Schieß-Pferde. [Spaltenumbruch]
Gleich wie ich des Par Force-Jaͤgers alles
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Wo es nun groſſe Seen, Tei-<lb/> che, Waſſer-Fluͤſſe, und Auen giebt, da<lb/> Kraniche, Trappen und wilde Gaͤnſe zu<lb/> finden, als wie in Oeſterreich gegen den<lb/> Ungariſchen Graͤntzen, und in Ungarn<lb/> an vielen Orten, da iſt es eine nuͤtzliche<lb/> Sache, einen guten abgerichteten Schieß-<lb/> Gaul zu haben, damit man beſagtes<lb/> Wild deſto leichter hinterſchleichen, zum<lb/> Schuß kommen, und es faͤllen moͤge.<lb/> Wie aber ein ſolches Pferd abzurichten,<lb/> will ich aus des Herrn Loͤhneiſen<lb/> Reith-Buch kuͤrtzlich anzeigen: Man<lb/> muß ſie alſo gewoͤhnen, daß ſie nicht al-<lb/> lein das Schieſſen, uͤber, hinter, und vor<lb/> ihnen dulden und leiden, ſondern auch<lb/> auf allen Seiten ſich willig und gern<lb/> darzu fuͤhren, treiben und leiten laſſen:<lb/> Es muß aber kein gantzes Roß ſeyn, als<lb/> welche Pferde, wann ſie ins Feld kom-<lb/><cb/> men, und Stutten vermercken, wuͤthen<lb/> und ſchreyen, ſondern es ſoll ein Wallach<lb/> ſeyn, je groͤſſer und hoͤher, je beſſer, da-<lb/> mit der Weydemann ſich hinter ihn ſo-<lb/> viel nicht bucken doͤrffe. Die Farbe be-<lb/> treffend, wollen etliche Lichtbraune oder<lb/> Licht-Fuchſe darzu haben, weil dieſe<lb/> Farben ſehr gemein, und das Gefluͤgel<lb/> derſelben am meiſten gewohnet iſt. Wilt<lb/> du nun ein Pferd darzu abrichten, ſo leg<lb/> ihm ein ſtarckes, doch nicht ſcharffes<lb/> Naßband mit zweyen Zuͤgeln an, leg<lb/> ihm hernach umb die zwey vordern Fuͤſ-<lb/> ſe Feſſeln, nimm die Zuͤgel von dem Naß-<lb/> band, und bind an einen jeglichen Fuß<lb/> einen, doch anfaͤnglich nicht zu niedrig, da-<lb/> mit es erſtlich gewohne, und verſtehe, was<lb/> man von ihm haben wolle, dann durch<lb/> ſolches Binden (ſpricht er) wird es ge-<lb/> zwungen, den Kopff abwaͤrts zur Er-<lb/> den zu halten, als wolte es graſen oder<lb/> weyden, laß das Pferd alſo gebunden ei-<lb/> nen Schritt, oder etliche fort gehen, und<lb/> wiederumb ſtille ſtehen; Wann es nun<lb/> ſtehet, magſt du umb das Pferd herumb<lb/> gehen, daſſelbige ſchmeicheln, und klopf-<lb/> fen, nachdem laß es wieder etliche<lb/> Schritt vorwaͤrts ſchreiten, und<lb/> wann es alſo durch die ſtete Ubung<lb/> fortgehet und ſtehet, ſolt du, ſo<lb/> offt du wilt, den Hahn am Schieß-<lb/> Rohr auff und abziehen, und offtermahl<lb/> ſchnappen laſſen, und bißweilen nur mit<lb/> Pulver uͤber dem Pferd loßbrennen,<lb/> damit es des Aufflegens und Schieſſens<lb/> gewohne, und wann es darzu ſtille ſte-<lb/> het, ſolt du es <hi rendition="#aq">caresſir</hi>en, ihm ſchoͤn thun,<lb/> und ein wenig Graß oder Haber zu eſ-<lb/> ſen geben, ſo wird es verſtehen lernen,<lb/> was es recht oder unrecht thut. 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Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Sack, und thut einen Stab nach der Laͤn-
ge hinein, und traͤget ſie nach Auffhe-
bung des Zeugs hinweg. Sollen ſie als-
bald gewuͤrget werden, ſo ſtichet man
hinen der vorderſten oder mittlern Fe-
dern eine aus dem Fluͤgel hinterm Ge-
nick in Kopff, ſo verrecken ſie bald. Die
Alten ſeynd vor denen Jungen wohl zu
erkennen, wie auch die Huͤhner vor de-
nen Hahnen. Die Alten haben weiſſe-
re Schnaͤbel und Beine, als die Jungen,
derer Schnaͤbel und Beinlein ſich auf ei-
ne gelbe Farbe ziehen; Nach Martini be-
kommen ſie etwas weiſſere Schnaͤbel und
Beine. Die Huͤhner haben viel licht-
braunfarbene Federn vor der Bruſt,
die Haͤhne haben feine braune Bruͤſte,
und rothe Flammen umb die Augen. Es
traͤget ſich auch wohl zu, wann nach ih-
nen geſtellet worden, daß ſie denſelbigen
Weg nicht hinaus wollen, ſo ſtellet man,
wo zwey Haamen verhanden, dieſelbigen
gegen einander, ſeynd derer nicht zwey
verhanden, ſo hebt man den geſtellten
wieder auf, und legt ihn anderſt, wie die
Gelegenheit iſt.
Von einem Treib- oder Schieß-Pferde.
Gleich wie ich des Par Force-Jaͤgers
Schimmels oder Tygers, des Falconiers
Blau-Schimmel, und graues Pferdes,
welche beyderſeits von Rechts wegen aus-
laͤndiſche, engliſche, tuͤrckiſche, tarta-
riſche, ungariſche oder pohlniſche fluͤch-
tige Pferde ſeyn muͤſſen, gedacht habe;
Alſo muß ich auch unſers Teutſchen Huͤh-
ner-Faͤngers Treibe- und Schieß-Perd
vorſtellen, welches auch ein teutſcher
Gaul ſeyn ſoll, welcher der Farbe nach
Lichtbraun oder ein Fuchs, und zwar ein
Wallach ſeyn ſoll, welcher aber nicht, wie
die vorigen, allzu raſch und fluͤchtig, ſon-
dern ein fein ſanfftmuͤthig, und gedul-
tiges Roß ſeyn ſoll, ſonderlich ſoll er ein
weiches gelindes Maul haben, weil es kei-
ne andere Schul-Lectionen machen
darff/ als den Kopff zur Erden beugen,
und ſich, als ob es graſete, anſtellen, da-
bey den Schuß allenthalben gewohnen
lernen. Wo es nun groſſe Seen, Tei-
che, Waſſer-Fluͤſſe, und Auen giebt, da
Kraniche, Trappen und wilde Gaͤnſe zu
finden, als wie in Oeſterreich gegen den
Ungariſchen Graͤntzen, und in Ungarn
an vielen Orten, da iſt es eine nuͤtzliche
Sache, einen guten abgerichteten Schieß-
Gaul zu haben, damit man beſagtes
Wild deſto leichter hinterſchleichen, zum
Schuß kommen, und es faͤllen moͤge.
Wie aber ein ſolches Pferd abzurichten,
will ich aus des Herrn Loͤhneiſen
Reith-Buch kuͤrtzlich anzeigen: Man
muß ſie alſo gewoͤhnen, daß ſie nicht al-
lein das Schieſſen, uͤber, hinter, und vor
ihnen dulden und leiden, ſondern auch
auf allen Seiten ſich willig und gern
darzu fuͤhren, treiben und leiten laſſen:
Es muß aber kein gantzes Roß ſeyn, als
welche Pferde, wann ſie ins Feld kom-
men, und Stutten vermercken, wuͤthen
und ſchreyen, ſondern es ſoll ein Wallach
ſeyn, je groͤſſer und hoͤher, je beſſer, da-
mit der Weydemann ſich hinter ihn ſo-
viel nicht bucken doͤrffe. Die Farbe be-
treffend, wollen etliche Lichtbraune oder
Licht-Fuchſe darzu haben, weil dieſe
Farben ſehr gemein, und das Gefluͤgel
derſelben am meiſten gewohnet iſt. Wilt
du nun ein Pferd darzu abrichten, ſo leg
ihm ein ſtarckes, doch nicht ſcharffes
Naßband mit zweyen Zuͤgeln an, leg
ihm hernach umb die zwey vordern Fuͤſ-
ſe Feſſeln, nimm die Zuͤgel von dem Naß-
band, und bind an einen jeglichen Fuß
einen, doch anfaͤnglich nicht zu niedrig, da-
mit es erſtlich gewohne, und verſtehe, was
man von ihm haben wolle, dann durch
ſolches Binden (ſpricht er) wird es ge-
zwungen, den Kopff abwaͤrts zur Er-
den zu halten, als wolte es graſen oder
weyden, laß das Pferd alſo gebunden ei-
nen Schritt, oder etliche fort gehen, und
wiederumb ſtille ſtehen; Wann es nun
ſtehet, magſt du umb das Pferd herumb
gehen, daſſelbige ſchmeicheln, und klopf-
fen, nachdem laß es wieder etliche
Schritt vorwaͤrts ſchreiten, und
wann es alſo durch die ſtete Ubung
fortgehet und ſtehet, ſolt du, ſo
offt du wilt, den Hahn am Schieß-
Rohr auff und abziehen, und offtermahl
ſchnappen laſſen, und bißweilen nur mit
Pulver uͤber dem Pferd loßbrennen,
damit es des Aufflegens und Schieſſens
gewohne, und wann es darzu ſtille ſte-
het, ſolt du es caresſiren, ihm ſchoͤn thun,
und ein wenig Graß oder Haber zu eſ-
ſen geben, ſo wird es verſtehen lernen,
was es recht oder unrecht thut. Haſt
du es nun eine zeitlang geuͤbet, daß es
alles
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