Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] solches der Natur eingepflantzet. Jn
solchen Phasianen-Garthen müssen auf
etliche hundert Schritt weit und breit,
keine grosse und hohle Bäume seyn, son-
dern allweg gehauen, daß kein Raub-
Vogel auffsitzen könne, und muß
nur in kleinen Sträuchern bestehen,
daß die Phasianen sich verbergen können:
So müssen auch auf erhabenen Hügeln,
ausserhalb des Garthens, wo die Raub-
Vögel ihren Strich haben, Habichts-Fal-
len seyn; ingleichen auf den Ecken in
Winckeln Jltniß- und Katzen-Fallen,
umb die Raub-Thiere zu vertilgen. Un-
ter der Futterstätte, welche mit einem
niedrigen Dach versehen seyn muß, wird
es von vier schmahlen leichten Brettern,
drey Ellen lang, und so viel breit, zusam-
men geschräncket, und mit starcker Lei-
newand bezogen; Auf der einen Ecke
ein Thürlein mit dem Schieber, gegen
über Ecke auch dergleichen gemachet, und
mit Holtz dergestalt aufgestellet, daß es
zu drey Seiten offen und feste stehe, dar-
unter ihnen das gewöhnliche Futter an
Weitzen, Gerste oder Hanff geschüttet
wird, damit sie dessen ohne Scheu gewoh-
nen. Wann nun die Phasianen sich in
ein Paar Jahren vermehret, und man
solche einfangen will, stellet man die Fallen
leise auf, und streuet, wie gewöhnlich, ihr
Futter; Wann nun die Phasianen her-
bey kommen, rücket man zu, so sind
sie gefangen, machet ein Thürlein auff,
und stellet einen mit viereckigten eysern
Reifen, und enge gestrickten Haamen vor
das Loch, so bald sie das Licht und die
Lufft ersehen, lauffen sie einer nach dem
andern in den Haamen, daraus nimmt
der Phasian-Wärther die alten bösen
Hähne, welche die Jungen vertreiben,
auch die gar alten Hennen, was zur Bruth
nicht mehr dienlich, ingleichen die übri-
gen Hähne; Die Hühner, wie gemeldet,
auff zehen Hühner zwey Hahnen gerech-
net, lässet man wieder aus: Also kan
man seinen jährlichen Nutzen von den
Phasianen haben, und sie mehren sich auch
[Spaltenumbruch] häuffiger. Wann nun sich die Phasianen
in benachbarte Felder bereits gewöhnet
haben, so machet man auff seinem Grund
an beliebigem Ort einen Rauch, daß der
Wind solchen in des Nachbahrs Revier
wehet, und nimmt drey Gebüsch Hanff
mit den Körnern, zwey Bund Haber-
Stroh, zwey Metzen Hanff-Spreu, ze-
hen Groschen Campfer, zwey Pfund
Anieß, Weyrauch, eine Hand voll Wie-
derthon, Tausendgülden-Kraut, so viel
faul Linden-Holtz, eine Metze gedürrtes
Maltz, vier Roß-Kugeln, alles ordent-
lich; Haber-Stroh und Hanff darunter
angezündet: Die übrigen Sachen darauff
geworffen, dieses rauchet also zwey Ta-
ge und Nacht; Dieser Rauch gehet dem
Winde nach auff anderthalb Meil, und
ziehet alle Phasianen dahin, woselbst ihnen
öffters das erstere Futter, als Weitzen,
weisser Mohn-Saamen, und Hanff-Kör-
ner, vorgeschüttet wird, so kommen sie
nicht weg, und gewohnen allda; Vor-
nehmlich aber, wie ich allezeit errinnert
habe, muß ihnen in zeiten das Futter
fleißig geschüttet werden, damit sie bey
ihrer Ankunfft nicht umbsonst einen so
weiten Weg her vexiret, und da sie etli-
che mahl öffters nichts gefunden, den ge-
wöhnlichen Rauch, wovon sie den Ma-
gen nicht füllen, sondern leer behalten,
überdrüßig werden, und endlich gar aus-
bleiben dürfften, worauff der Phasian-
Wärther am allermeisten acht zu haben,
weil ihme sonsten, da gar keine Fütte-
rung im Gehäge gehalten, auch seine all-
dar erzogene Phasianen aus Hunger
drückender Dürfftigkeit wegzuziehen ge-
nöthiget werden, und in kurtzem keine
Phasianen zu mercken seyn würden; Hin-
gegen dieselben sodann auf eines vortheil-
hafftigen Nachbahrs fleißiges Vorschüt-
ten, auch ohne allen Rauch, gar leichtlich,
und häuffig sich dahin begeben könten,
welches ich offenhertzig aus eigener Er-
fahrung mit Grund der Wahrheit
entdecken kan, welches der geneigte Leser
hierinnen nur genau betrachten wolle.

Von den zahmen Phasianen.
[Spaltenumbruch]

Wie ich in vorigem Capitel zu An-
fange dieser Materie vermeldet, daß der
frembde Phasian-Vogel nicht allein we-
gen des hiesigen kalten Climatis, sondern
hauptsächlich wegen der vielfältigen
Raub-Thiere, und Raub-Vögel, und de-
[Spaltenumbruch] rer undencklichen Nachstellungen fast un-
möglich auffzubringen seyn könne, oder
wolle; So halten sich dieserwegen grosse
Herren, oder vornehme Herrschafften,
welche keine grosse Revier zu Phasianen-
Gehägen haben, in Garten zur Lust zah-

me

Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
[Spaltenumbruch] ſolches der Natur eingepflantzet. Jn
ſolchen Phaſianen-Garthen muͤſſen auf
etliche hundert Schritt weit und breit,
keine groſſe und hohle Baͤume ſeyn, ſon-
dern allweg gehauen, daß kein Raub-
Vogel auffſitzen koͤnne, und muß
nur in kleinen Straͤuchern beſtehen,
daß die Phaſianen ſich verbergen koͤnnen:
So muͤſſen auch auf erhabenen Huͤgeln,
auſſerhalb des Garthens, wo die Raub-
Voͤgel ihren Strich haben, Habichts-Fal-
len ſeyn; ingleichen auf den Ecken in
Winckeln Jltniß- und Katzen-Fallen,
umb die Raub-Thiere zu vertilgen. Un-
ter der Futterſtaͤtte, welche mit einem
niedrigen Dach verſehen ſeyn muß, wird
es von vier ſchmahlen leichten Brettern,
drey Ellen lang, und ſo viel breit, zuſam-
men geſchraͤncket, und mit ſtarcker Lei-
newand bezogen; Auf der einen Ecke
ein Thuͤrlein mit dem Schieber, gegen
uͤber Ecke auch dergleichen gemachet, und
mit Holtz dergeſtalt aufgeſtellet, daß es
zu drey Seiten offen und feſte ſtehe, dar-
unter ihnen das gewoͤhnliche Futter an
Weitzen, Gerſte oder Hanff geſchuͤttet
wird, damit ſie deſſen ohne Scheu gewoh-
nen. Wann nun die Phaſianen ſich in
ein Paar Jahren vermehret, und man
ſolche einfangen will, ſtellet man die Fallen
leiſe auf, und ſtreuet, wie gewoͤhnlich, ihr
Futter; Wann nun die Phaſianen her-
bey kommen, ruͤcket man zu, ſo ſind
ſie gefangen, machet ein Thuͤrlein auff,
und ſtellet einen mit viereckigten eyſern
Reifen, und enge geſtrickten Haamen vor
das Loch, ſo bald ſie das Licht und die
Lufft erſehen, lauffen ſie einer nach dem
andern in den Haamen, daraus nimmt
der Phaſian-Waͤrther die alten boͤſen
Haͤhne, welche die Jungen vertreiben,
auch die gar alten Hennen, was zur Bꝛuth
nicht mehr dienlich, ingleichen die uͤbri-
gen Haͤhne; Die Huͤhner, wie gemeldet,
auff zehen Huͤhner zwey Hahnen gerech-
net, laͤſſet man wieder aus: Alſo kan
man ſeinen jaͤhrlichen Nutzen von den
Phaſianen haben, und ſie mehren ſich auch
[Spaltenumbruch] haͤuffiger. Wann nun ſich die Phaſianen
in benachbarte Felder bereits gewoͤhnet
haben, ſo machet man auff ſeinem Grund
an beliebigem Ort einen Rauch, daß der
Wind ſolchen in des Nachbahrs Revier
wehet, und nimmt drey Gebuͤſch Hanff
mit den Koͤrnern, zwey Bund Haber-
Stroh, zwey Metzen Hanff-Spreu, ze-
hen Groſchen Campfer, zwey Pfund
Anieß, Weyrauch, eine Hand voll Wie-
derthon, Tauſendguͤlden-Kraut, ſo viel
faul Linden-Holtz, eine Metze geduͤrrtes
Maltz, vier Roß-Kugeln, alles ordent-
lich; Haber-Stroh und Hanff darunter
angezuͤndet: Die uͤbrigen Sachen darauff
geworffen, dieſes rauchet alſo zwey Ta-
ge und Nacht; Dieſer Rauch gehet dem
Winde nach auff anderthalb Meil, und
ziehet alle Phaſianen dahin, woſelbſt ihnen
oͤffters das erſtere Futter, als Weitzen,
weiſſer Mohn-Saamen, und Hanff-Koͤr-
ner, vorgeſchuͤttet wird, ſo kommen ſie
nicht weg, und gewohnen allda; Vor-
nehmlich aber, wie ich allezeit errinnert
habe, muß ihnen in zeiten das Futter
fleißig geſchuͤttet werden, damit ſie bey
ihrer Ankunfft nicht umbſonſt einen ſo
weiten Weg her vexiret, und da ſie etli-
che mahl oͤffters nichts gefunden, den ge-
woͤhnlichen Rauch, wovon ſie den Ma-
gen nicht fuͤllen, ſondern leer behalten,
uͤberdruͤßig werden, und endlich gar aus-
bleiben duͤrfften, worauff der Phaſian-
Waͤrther am allermeiſten acht zu haben,
weil ihme ſonſten, da gar keine Fuͤtte-
rung im Gehaͤge gehalten, auch ſeine all-
dar erzogene Phaſianen aus Hunger
druͤckender Duͤrfftigkeit wegzuziehen ge-
noͤthiget werden, und in kurtzem keine
Phaſianen zu mercken ſeyn wuͤrden; Hin-
gegen dieſelben ſodann auf eines vortheil-
hafftigen Nachbahrs fleißiges Vorſchuͤt-
ten, auch ohne allen Rauch, gar leichtlich,
und haͤuffig ſich dahin begeben koͤnten,
welches ich offenhertzig aus eigener Er-
fahrung mit Grund der Wahrheit
entdecken kan, welches der geneigte Leſer
hierinnen nur genau betrachten wolle.

Von den zahmen Phaſianen.
[Spaltenumbruch]

Wie ich in vorigem Capitel zu An-
fange dieſer Materie vermeldet, daß der
frembde Phaſian-Vogel nicht allein we-
gen des hieſigen kalten Climatis, ſondern
hauptſaͤchlich wegen der vielfaͤltigen
Raub-Thiere, und Raub-Voͤgel, und de-
[Spaltenumbruch] rer undencklichen Nachſtellungen faſt un-
moͤglich auffzubringen ſeyn koͤnne, oder
wolle; So halten ſich dieſerwegen groſſe
Herren, oder vornehme Herrſchafften,
welche keine groſſe Revier zu Phaſianen-
Gehaͤgen haben, in Garten zur Luſt zah-

me
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0495" n="327"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;olches der Natur eingepflantzet. Jn<lb/>
&#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ianen-</hi>Garthen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auf<lb/>
etliche hundert Schritt weit und breit,<lb/>
keine gro&#x017F;&#x017F;e und hohle Ba&#x0364;ume &#x017F;eyn, &#x017F;on-<lb/>
dern allweg gehauen, daß kein Raub-<lb/>
Vogel auff&#x017F;itzen ko&#x0364;nne, und muß<lb/>
nur in kleinen Stra&#x0364;uchern be&#x017F;tehen,<lb/>
daß die <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ianen</hi> &#x017F;ich verbergen ko&#x0364;nnen:<lb/>
So mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auch auf erhabenen Hu&#x0364;geln,<lb/>
au&#x017F;&#x017F;erhalb des Garthens, wo die Raub-<lb/>
Vo&#x0364;gel ihren Strich haben, Habichts-Fal-<lb/>
len &#x017F;eyn; ingleichen auf den Ecken in<lb/>
Winckeln Jltniß- und Katzen-Fallen,<lb/>
umb die Raub-Thiere zu vertilgen. Un-<lb/>
ter der Futter&#x017F;ta&#x0364;tte, welche mit einem<lb/>
niedrigen Dach ver&#x017F;ehen &#x017F;eyn muß, wird<lb/>
es von vier &#x017F;chmahlen leichten Brettern,<lb/>
drey Ellen lang, und &#x017F;o viel breit, zu&#x017F;am-<lb/>
men ge&#x017F;chra&#x0364;ncket, und mit &#x017F;tarcker Lei-<lb/>
newand bezogen; Auf der einen Ecke<lb/>
ein Thu&#x0364;rlein mit dem Schieber, gegen<lb/>
u&#x0364;ber Ecke auch dergleichen gemachet, und<lb/>
mit Holtz derge&#x017F;talt aufge&#x017F;tellet, daß es<lb/>
zu drey Seiten offen und fe&#x017F;te &#x017F;tehe, dar-<lb/>
unter ihnen das gewo&#x0364;hnliche Futter an<lb/>
Weitzen, Ger&#x017F;te oder Hanff ge&#x017F;chu&#x0364;ttet<lb/>
wird, damit &#x017F;ie de&#x017F;&#x017F;en ohne Scheu gewoh-<lb/>
nen. Wann nun die <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ianen</hi> &#x017F;ich in<lb/>
ein Paar Jahren vermehret, und man<lb/>
&#x017F;olche einfangen will, &#x017F;tellet man die Fallen<lb/>
lei&#x017F;e auf, und &#x017F;treuet, wie gewo&#x0364;hnlich, ihr<lb/>
Futter; Wann nun die <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ianen</hi> her-<lb/>
bey kommen, ru&#x0364;cket man zu, &#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie gefangen, machet ein Thu&#x0364;rlein auff,<lb/>
und &#x017F;tellet einen mit viereckigten ey&#x017F;ern<lb/>
Reifen, und enge ge&#x017F;trickten Haamen vor<lb/>
das Loch, &#x017F;o bald &#x017F;ie das Licht und die<lb/>
Lufft er&#x017F;ehen, lauffen &#x017F;ie einer nach dem<lb/>
andern in den Haamen, daraus nimmt<lb/>
der <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ian-</hi>Wa&#x0364;rther die alten bo&#x0364;&#x017F;en<lb/>
Ha&#x0364;hne, welche die Jungen vertreiben,<lb/>
auch die gar alten Hennen, was zur B&#xA75B;uth<lb/>
nicht mehr dienlich, ingleichen die u&#x0364;bri-<lb/>
gen Ha&#x0364;hne; Die Hu&#x0364;hner, wie gemeldet,<lb/>
auff zehen Hu&#x0364;hner zwey Hahnen gerech-<lb/>
net, la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et man wieder aus: Al&#x017F;o kan<lb/>
man &#x017F;einen ja&#x0364;hrlichen Nutzen von den<lb/><hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ianen</hi> haben, und &#x017F;ie mehren &#x017F;ich auch<lb/><cb/>
ha&#x0364;uffiger. Wann nun &#x017F;ich die <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ianen</hi><lb/>
in benachbarte Felder bereits gewo&#x0364;hnet<lb/>
haben, &#x017F;o machet man auff &#x017F;einem Grund<lb/>
an beliebigem Ort einen Rauch, daß der<lb/>
Wind &#x017F;olchen in des Nachbahrs <hi rendition="#aq">Revier</hi><lb/>
wehet, und nimmt drey Gebu&#x0364;&#x017F;ch Hanff<lb/>
mit den Ko&#x0364;rnern, zwey Bund Haber-<lb/>
Stroh, zwey Metzen Hanff-Spreu, ze-<lb/>
hen Gro&#x017F;chen Campfer, zwey Pfund<lb/>
Anieß, Weyrauch, eine Hand voll Wie-<lb/>
derthon, Tau&#x017F;endgu&#x0364;lden-Kraut, &#x017F;o viel<lb/>
faul Linden-Holtz, eine Metze gedu&#x0364;rrtes<lb/>
Maltz, vier Roß-Kugeln, alles ordent-<lb/>
lich; Haber-Stroh und Hanff darunter<lb/>
angezu&#x0364;ndet: Die u&#x0364;brigen Sachen darauff<lb/>
geworffen, die&#x017F;es rauchet al&#x017F;o zwey Ta-<lb/>
ge und Nacht; Die&#x017F;er Rauch gehet dem<lb/>
Winde nach auff anderthalb Meil, und<lb/>
ziehet alle <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ianen</hi> dahin, wo&#x017F;elb&#x017F;t ihnen<lb/>
o&#x0364;ffters das er&#x017F;tere Futter, als Weitzen,<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;er Mohn-Saamen, und Hanff-Ko&#x0364;r-<lb/>
ner, vorge&#x017F;chu&#x0364;ttet wird, &#x017F;o kommen &#x017F;ie<lb/>
nicht weg, und gewohnen allda; Vor-<lb/>
nehmlich aber, wie ich allezeit errinnert<lb/>
habe, muß ihnen in zeiten das Futter<lb/>
fleißig ge&#x017F;chu&#x0364;ttet werden, damit &#x017F;ie bey<lb/>
ihrer Ankunfft nicht umb&#x017F;on&#x017F;t einen &#x017F;o<lb/>
weiten Weg her <hi rendition="#aq">vexir</hi>et, und da &#x017F;ie etli-<lb/>
che mahl o&#x0364;ffters nichts gefunden, den ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlichen Rauch, wovon &#x017F;ie den Ma-<lb/>
gen nicht fu&#x0364;llen, &#x017F;ondern leer behalten,<lb/>
u&#x0364;berdru&#x0364;ßig werden, und endlich gar aus-<lb/>
bleiben du&#x0364;rfften, worauff der <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ian-</hi><lb/>
Wa&#x0364;rther am allermei&#x017F;ten acht zu haben,<lb/>
weil ihme &#x017F;on&#x017F;ten, da gar keine Fu&#x0364;tte-<lb/>
rung im Geha&#x0364;ge gehalten, auch &#x017F;eine all-<lb/>
dar erzogene <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ianen</hi> aus Hunger<lb/>
dru&#x0364;ckender Du&#x0364;rfftigkeit wegzuziehen ge-<lb/>
no&#x0364;thiget werden, und in kurtzem keine<lb/><hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ianen</hi> zu mercken &#x017F;eyn wu&#x0364;rden; Hin-<lb/>
gegen die&#x017F;elben &#x017F;odann auf eines vortheil-<lb/>
hafftigen Nachbahrs fleißiges Vor&#x017F;chu&#x0364;t-<lb/>
ten, auch ohne allen Rauch, gar leichtlich,<lb/>
und ha&#x0364;uffig &#x017F;ich dahin begeben ko&#x0364;nten,<lb/>
welches ich offenhertzig aus eigener Er-<lb/>
fahrung mit Grund der Wahrheit<lb/>
entdecken kan, welches der geneigte Le&#x017F;er<lb/>
hierinnen nur genau betrachten wolle.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von den zahmen <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ianen.</hi></hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Wie ich in vorigem Capitel zu An-<lb/>
fange die&#x017F;er Materie vermeldet, daß der<lb/>
frembde <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ian-</hi>Vogel nicht allein we-<lb/>
gen des hie&#x017F;igen kalten <hi rendition="#aq">Climatis,</hi> &#x017F;ondern<lb/>
haupt&#x017F;a&#x0364;chlich wegen der vielfa&#x0364;ltigen<lb/>
Raub-Thiere, und Raub-Vo&#x0364;gel, und de-<lb/><cb/>
rer undencklichen Nach&#x017F;tellungen fa&#x017F;t un-<lb/>
mo&#x0364;glich auffzubringen &#x017F;eyn ko&#x0364;nne, oder<lb/>
wolle; So halten &#x017F;ich die&#x017F;erwegen gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Herren, oder vornehme Herr&#x017F;chafften,<lb/>
welche keine gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Revier</hi> zu <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ianen-</hi><lb/>
Geha&#x0364;gen haben, in Garten zur Lu&#x017F;t zah-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">me</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0495] Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. ſolches der Natur eingepflantzet. Jn ſolchen Phaſianen-Garthen muͤſſen auf etliche hundert Schritt weit und breit, keine groſſe und hohle Baͤume ſeyn, ſon- dern allweg gehauen, daß kein Raub- Vogel auffſitzen koͤnne, und muß nur in kleinen Straͤuchern beſtehen, daß die Phaſianen ſich verbergen koͤnnen: So muͤſſen auch auf erhabenen Huͤgeln, auſſerhalb des Garthens, wo die Raub- Voͤgel ihren Strich haben, Habichts-Fal- len ſeyn; ingleichen auf den Ecken in Winckeln Jltniß- und Katzen-Fallen, umb die Raub-Thiere zu vertilgen. Un- ter der Futterſtaͤtte, welche mit einem niedrigen Dach verſehen ſeyn muß, wird es von vier ſchmahlen leichten Brettern, drey Ellen lang, und ſo viel breit, zuſam- men geſchraͤncket, und mit ſtarcker Lei- newand bezogen; Auf der einen Ecke ein Thuͤrlein mit dem Schieber, gegen uͤber Ecke auch dergleichen gemachet, und mit Holtz dergeſtalt aufgeſtellet, daß es zu drey Seiten offen und feſte ſtehe, dar- unter ihnen das gewoͤhnliche Futter an Weitzen, Gerſte oder Hanff geſchuͤttet wird, damit ſie deſſen ohne Scheu gewoh- nen. Wann nun die Phaſianen ſich in ein Paar Jahren vermehret, und man ſolche einfangen will, ſtellet man die Fallen leiſe auf, und ſtreuet, wie gewoͤhnlich, ihr Futter; Wann nun die Phaſianen her- bey kommen, ruͤcket man zu, ſo ſind ſie gefangen, machet ein Thuͤrlein auff, und ſtellet einen mit viereckigten eyſern Reifen, und enge geſtrickten Haamen vor das Loch, ſo bald ſie das Licht und die Lufft erſehen, lauffen ſie einer nach dem andern in den Haamen, daraus nimmt der Phaſian-Waͤrther die alten boͤſen Haͤhne, welche die Jungen vertreiben, auch die gar alten Hennen, was zur Bꝛuth nicht mehr dienlich, ingleichen die uͤbri- gen Haͤhne; Die Huͤhner, wie gemeldet, auff zehen Huͤhner zwey Hahnen gerech- net, laͤſſet man wieder aus: Alſo kan man ſeinen jaͤhrlichen Nutzen von den Phaſianen haben, und ſie mehren ſich auch haͤuffiger. Wann nun ſich die Phaſianen in benachbarte Felder bereits gewoͤhnet haben, ſo machet man auff ſeinem Grund an beliebigem Ort einen Rauch, daß der Wind ſolchen in des Nachbahrs Revier wehet, und nimmt drey Gebuͤſch Hanff mit den Koͤrnern, zwey Bund Haber- Stroh, zwey Metzen Hanff-Spreu, ze- hen Groſchen Campfer, zwey Pfund Anieß, Weyrauch, eine Hand voll Wie- derthon, Tauſendguͤlden-Kraut, ſo viel faul Linden-Holtz, eine Metze geduͤrrtes Maltz, vier Roß-Kugeln, alles ordent- lich; Haber-Stroh und Hanff darunter angezuͤndet: Die uͤbrigen Sachen darauff geworffen, dieſes rauchet alſo zwey Ta- ge und Nacht; Dieſer Rauch gehet dem Winde nach auff anderthalb Meil, und ziehet alle Phaſianen dahin, woſelbſt ihnen oͤffters das erſtere Futter, als Weitzen, weiſſer Mohn-Saamen, und Hanff-Koͤr- ner, vorgeſchuͤttet wird, ſo kommen ſie nicht weg, und gewohnen allda; Vor- nehmlich aber, wie ich allezeit errinnert habe, muß ihnen in zeiten das Futter fleißig geſchuͤttet werden, damit ſie bey ihrer Ankunfft nicht umbſonſt einen ſo weiten Weg her vexiret, und da ſie etli- che mahl oͤffters nichts gefunden, den ge- woͤhnlichen Rauch, wovon ſie den Ma- gen nicht fuͤllen, ſondern leer behalten, uͤberdruͤßig werden, und endlich gar aus- bleiben duͤrfften, worauff der Phaſian- Waͤrther am allermeiſten acht zu haben, weil ihme ſonſten, da gar keine Fuͤtte- rung im Gehaͤge gehalten, auch ſeine all- dar erzogene Phaſianen aus Hunger druͤckender Duͤrfftigkeit wegzuziehen ge- noͤthiget werden, und in kurtzem keine Phaſianen zu mercken ſeyn wuͤrden; Hin- gegen dieſelben ſodann auf eines vortheil- hafftigen Nachbahrs fleißiges Vorſchuͤt- ten, auch ohne allen Rauch, gar leichtlich, und haͤuffig ſich dahin begeben koͤnten, welches ich offenhertzig aus eigener Er- fahrung mit Grund der Wahrheit entdecken kan, welches der geneigte Leſer hierinnen nur genau betrachten wolle. Von den zahmen Phaſianen. Wie ich in vorigem Capitel zu An- fange dieſer Materie vermeldet, daß der frembde Phaſian-Vogel nicht allein we- gen des hieſigen kalten Climatis, ſondern hauptſaͤchlich wegen der vielfaͤltigen Raub-Thiere, und Raub-Voͤgel, und de- rer undencklichen Nachſtellungen faſt un- moͤglich auffzubringen ſeyn koͤnne, oder wolle; So halten ſich dieſerwegen groſſe Herren, oder vornehme Herrſchafften, welche keine groſſe Revier zu Phaſianen- Gehaͤgen haben, in Garten zur Luſt zah- me

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/495
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/495>, abgerufen am 03.12.2024.