Die Phasanerie oder Wissenschafft diese frembde Vögel, so wohl in seiner wilden Freyheit zu conserviren, zu he- gen, zu vermehren, und zu fangen, als auch dieselbigen zur Vergnügung Hoher Herrschafftlichen Lustbarkeiten in grosser Menge zahm zu erziehen, ist nechst der Falconnerie eine nicht geringe Kunst, daß man nemlich diese von uns allhier in einem hietzigen Climate oder warm ge- wohnt erzogene Vögel nicht allein in unserm kalten nordischen Climate wider ihre habende innerliche Eigenschafft, eben als in ihrem Vaterlande, beständig zu verbleiben und sich zu mehren naturalisi- ret, sondern auch, daß man diese frembde wilde Vögel, vermittelst des Menschen Erfindung, auf eine teutsche Meile, und noch weiter, herzu locken könne, ja nicht allein unsere erzogene, und in der Nähe verflogene, sondern so gar auch frembde unbekante Phasianen, an sich zu locken wisse, welches, wie einige darvor halten wollen, in vorigten Zeiten, bey der al- ten Welt, gantz unbekant gewesen seyn soll, so ich aber, weiln es zweiffel- hafftig, in seinem Werth beruhen lasse, und einem jeden zu glauben, oder daran zu zweifflen, frey stelle; Wie in dieser Wissenschafft dann auch keine andere Nation in der Welt am meisten, sowohl verständig, als auch glücklich floriret, als die Böhmen, welches ihnen mit allem Recht und Grund der Wahrheit rühm- lich nachzusagen gebühret. Dieweiln dann nun diese delicate Phasan-Vögel allhier in unserm Teutschland wegen des kalten nordischen Climatis vornemlich sehr rar und beschwerlich auffzubringen sind; Darbey auch, weiln sie meistens zahmer Erziehung gewohnet, von un- glaublichen vielen Raub-Thieren und Raub-Vögeln, sowohl in der Paltz die Alten, in der Lege-Zeit die Eyer, und in der Brüth-Zeit die Jungen, ja durchs gantze Jahr häuffig und schändlich ver- tilget werden, hat man zu Verhütung dessen oder gäntzlicher Vertilgung dieses kostbahren frembden Vogels in wohlbe- stallten Herrschafftlichen Gehägen, einige Phasianen-Gärthen inventiret, dieselben an solche Gelegenheiten angeleget, wo man dergleichen Oerter antreffen könne, welche mit Auen, Weitzen und Frucht- Feldern von der Natur gezieret und be- [Spaltenumbruch]
gütert sind, woselbst auch vornehmlich Winters-Zeit mit warmen Behältnis- sen von Dannen- oder Fichten-Dickigten der Ort verwahret sein muß. Auch wird mit einem guten Zaun, nach Grösse und Weite des Eigenthumbs-Herrns belie- bigem Gefallen, solcher weit oder enge umbfangen, dahin die wilden Phasianen im Sommer und Winter ihre Zuflucht nehmen, auch so wohl vor den wilden Thieren, als vor dem zahmen Vieh ihre Paltz, Lege- und Brüth-Zeit viel siche- rer verrichten, und sich also besser vermeh- ren können: Des Winters aber wird eine gebührliche Futter-Stätte gesetzet, wo- selbst sie an einem reinen Ort gegen der Sonnen gefüttert werden. Dann in Mangel dessen, diesen frembden Vögeln gar nicht zu verdencken, wann sie von ei- ner solchen hungerichen Revier oder viel- mehr von einem geitzigen Herrn gar weg- ziehen, und ihre Nahrung oder Lebens- Unterhalt anderwärts suchen. Dieser wilde Phasian-Garthen aber muß nun dergestalt und also beschaffen seyn, daß sie darinnen gerne wohnen, sich unter die Sträucher, Farren-Kraut oder alt Graß oder Geniste verbergen mögen. Er muß auch Brunnen-Qvellen, fliessende Bä- che und Beer-tragendes Gesträuch ha- ben, wie auch niedrige Bäumlein, dar- auf sie des Nachts geruhig sitzen können. Er muß so liegen, daß er nicht von Wasser-Giessen überschwemmet werde, und Schaden geschehen möge: Man soll auch Ameiß-Haufen mit ihren Eyern hinein bringen, damit sie sich vermeh- ren, und denen jungen Phasianen eine nützliche Speise seyn. Anfänglich muß man in solche Gärthen zehen Hühner und zwey Hähne setzen, die abgeschnitte- ne Federn ausziehen, so bleiben sie geru- hig in der Bruth, ziehen die jungen Phasianen auf, welche in die nechst gele- gene Felder, in der Gegend herumb nach ihrer Nahrung ausfliegen, des Nachts aber wieder in den Garthen zu ihrer Geburths-Stadt kommen. Bald nach der Ernde im ersten Jahr muß man ih- nen alle Morgen in ihrer Futterstädte Weitzen, Hanff-Körner, und weissen Mohn-Saamen vorschütten, so gewoh- nen sie gerne denselben Ort, und kom- men öffters dahin. Wann sie nun et- liche mahl also gefüttert werden, wird
solches
Fuͤnffter Theil/
Von der Phaſanerie.
[Spaltenumbruch]
Die Phaſanerie oder Wiſſenſchafft dieſe frembde Voͤgel, ſo wohl in ſeiner wilden Freyheit zu conſerviren, zu he- gen, zu vermehren, und zu fangen, als auch dieſelbigen zur Vergnuͤgung Hoher Herrſchafftlichen Luſtbarkeiten in groſſer Menge zahm zu erziehen, iſt nechſt der Falconnerie eine nicht geringe Kunſt, daß man nemlich dieſe von uns allhier in einem hietzigen Climate oder warm ge- wohnt erzogene Voͤgel nicht allein in unſerm kalten nordiſchen Climate wider ihre habende innerliche Eigenſchafft, eben als in ihrem Vaterlande, beſtaͤndig zu verbleiben und ſich zu mehren naturaliſi- ret, ſondern auch, daß man dieſe frembde wilde Voͤgel, vermittelſt des Menſchen Erfindung, auf eine teutſche Meile, und noch weiter, herzu locken koͤnne, ja nicht allein unſere erzogene, und in der Naͤhe verflogene, ſondern ſo gar auch frembde unbekante Phaſianen, an ſich zu locken wiſſe, welches, wie einige darvor halten wollen, in vorigten Zeiten, bey der al- ten Welt, gantz unbekant geweſen ſeyn ſoll, ſo ich aber, weiln es zweiffel- hafftig, in ſeinem Werth beruhen laſſe, und einem jeden zu glauben, oder daran zu zweifflen, frey ſtelle; Wie in dieſer Wiſſenſchafft dann auch keine andere Nation in der Welt am meiſten, ſowohl verſtaͤndig, als auch gluͤcklich floriret, als die Boͤhmen, welches ihnen mit allem Recht und Grund der Wahrheit ruͤhm- lich nachzuſagen gebuͤhret. Dieweiln dann nun dieſe delicate Phaſan-Voͤgel allhier in unſerm Teutſchland wegen des kalten nordiſchen Climatis vornemlich ſehr rar und beſchwerlich auffzubringen ſind; Darbey auch, weiln ſie meiſtens zahmer Erziehung gewohnet, von un- glaublichen vielen Raub-Thieren und Raub-Voͤgeln, ſowohl in der Paltz die Alten, in der Lege-Zeit die Eyer, und in der Bruͤth-Zeit die Jungen, ja durchs gantze Jahr haͤuffig und ſchaͤndlich ver- tilget werden, hat man zu Verhuͤtung deſſen oder gaͤntzlicher Vertilgung dieſes koſtbahren frembden Vogels in wohlbe- ſtallten Herrſchafftlichen Gehaͤgen, einige Phaſianen-Gaͤrthen inventiret, dieſelben an ſolche Gelegenheiten angeleget, wo man dergleichen Oerter antreffen koͤnne, welche mit Auen, Weitzen und Frucht- Feldern von der Natur gezieret und be- [Spaltenumbruch]
guͤtert ſind, woſelbſt auch vornehmlich Winters-Zeit mit warmen Behaͤltniſ- ſen von Dannen- oder Fichten-Dickigten der Ort verwahret ſein muß. Auch wird mit einem guten Zaun, nach Groͤſſe und Weite des Eigenthumbs-Herrns belie- bigem Gefallen, ſolcher weit oder enge umbfangen, dahin die wilden Phaſianen im Sommer und Winter ihre Zuflucht nehmen, auch ſo wohl vor den wilden Thieren, als vor dem zahmen Vieh ihre Paltz, Lege- und Bruͤth-Zeit viel ſiche- rer verrichten, und ſich alſo beſſer vermeh- ren koͤnnen: Des Winters aber wird eine gebuͤhrliche Futter-Staͤtte geſetzet, wo- ſelbſt ſie an einem reinen Ort gegen der Sonnen gefuͤttert werden. Dann in Mangel deſſen, dieſen frembden Voͤgeln gar nicht zu verdencken, wann ſie von ei- ner ſolchen hungerichen Revier oder viel- mehr von einem geitzigen Herrn gar weg- ziehen, und ihre Nahrung oder Lebens- Unterhalt anderwaͤrts ſuchen. Dieſer wilde Phaſian-Garthen aber muß nun dergeſtalt und alſo beſchaffen ſeyn, daß ſie darinnen gerne wohnen, ſich unter die Straͤucher, Farren-Kraut oder alt Graß oder Geniſte verbergen moͤgen. Er muß auch Brunnen-Qvellen, flieſſende Baͤ- che und Beer-tragendes Geſtraͤuch ha- ben, wie auch niedrige Baͤumlein, dar- auf ſie des Nachts geruhig ſitzen koͤnnen. Er muß ſo liegen, daß er nicht von Waſſer-Gieſſen uͤberſchwemmet werde, und Schaden geſchehen moͤge: Man ſoll auch Ameiß-Haufen mit ihren Eyern hinein bringen, damit ſie ſich vermeh- ren, und denen jungen Phaſianen eine nuͤtzliche Speiſe ſeyn. Anfaͤnglich muß man in ſolche Gaͤrthen zehen Huͤhner und zwey Haͤhne ſetzen, die abgeſchnitte- ne Federn ausziehen, ſo bleiben ſie geru- hig in der Bruth, ziehen die jungen Phaſianen auf, welche in die nechſt gele- gene Felder, in der Gegend herumb nach ihrer Nahrung ausfliegen, des Nachts aber wieder in den Garthen zu ihrer Geburths-Stadt kommen. Bald nach der Ernde im erſten Jahr muß man ih- nen alle Morgen in ihrer Futterſtaͤdte Weitzen, Hanff-Koͤrner, und weiſſen Mohn-Saamen vorſchuͤtten, ſo gewoh- nen ſie gerne denſelben Ort, und kom- men oͤffters dahin. Wann ſie nun et- liche mahl alſo gefuͤttert werden, wird
ſolches
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0494"n="326"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Fuͤnffter Theil/</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Von der <hirendition="#aq">Phaſanerie.</hi></hi></head><lb/><cb/><p>Die <hirendition="#aq">Phaſanerie</hi> oder Wiſſenſchafft<lb/>
dieſe frembde Voͤgel, ſo wohl in ſeiner<lb/>
wilden Freyheit zu <hirendition="#aq">conſervi</hi>ren, zu he-<lb/>
gen, zu vermehren, und zu fangen, als<lb/>
auch dieſelbigen zur Vergnuͤgung Hoher<lb/>
Herrſchafftlichen Luſtbarkeiten in groſſer<lb/>
Menge zahm zu erziehen, iſt nechſt der<lb/><hirendition="#aq">Falconnerie</hi> eine nicht geringe Kunſt, daß<lb/>
man nemlich dieſe von uns allhier in<lb/>
einem hietzigen <hirendition="#aq">Climate</hi> oder warm ge-<lb/>
wohnt erzogene Voͤgel nicht allein in<lb/>
unſerm kalten nordiſchen <hirendition="#aq">Climate</hi> wider<lb/>
ihre habende innerliche Eigenſchafft, eben<lb/>
als in ihrem Vaterlande, beſtaͤndig zu<lb/>
verbleiben und ſich zu mehren <hirendition="#aq">naturaliſi-</hi><lb/>
ret, ſondern auch, daß man dieſe frembde<lb/>
wilde Voͤgel, vermittelſt des Menſchen<lb/>
Erfindung, auf eine teutſche Meile, und<lb/>
noch weiter, herzu locken koͤnne, ja nicht<lb/>
allein unſere erzogene, und in der Naͤhe<lb/>
verflogene, ſondern ſo gar auch frembde<lb/>
unbekante <hirendition="#aq">Phaſianen,</hi> an ſich zu locken<lb/>
wiſſe, welches, wie einige darvor halten<lb/>
wollen, in vorigten Zeiten, bey der al-<lb/>
ten Welt, gantz unbekant geweſen<lb/>ſeyn ſoll, ſo ich aber, weiln es zweiffel-<lb/>
hafftig, in ſeinem Werth beruhen laſſe,<lb/>
und einem jeden zu glauben, oder daran<lb/>
zu zweifflen, frey ſtelle; Wie in dieſer<lb/>
Wiſſenſchafft dann auch keine andere<lb/><hirendition="#aq">Nation</hi> in der Welt am meiſten, ſowohl<lb/>
verſtaͤndig, als auch gluͤcklich <hirendition="#aq">florir</hi>et, als<lb/>
die Boͤhmen, welches ihnen mit allem<lb/>
Recht und Grund der Wahrheit ruͤhm-<lb/>
lich nachzuſagen gebuͤhret. Dieweiln<lb/>
dann nun dieſe <hirendition="#aq">delicate Phaſan-</hi>Voͤgel<lb/>
allhier in unſerm Teutſchland wegen des<lb/>
kalten nordiſchen <hirendition="#aq">Climatis</hi> vornemlich<lb/>ſehr rar und beſchwerlich auffzubringen<lb/>ſind; Darbey auch, weiln ſie meiſtens<lb/>
zahmer Erziehung gewohnet, von un-<lb/>
glaublichen vielen Raub-Thieren und<lb/>
Raub-Voͤgeln, ſowohl in der Paltz die<lb/>
Alten, in der Lege-Zeit die Eyer, und in<lb/>
der Bruͤth-Zeit die Jungen, ja durchs<lb/>
gantze Jahr haͤuffig und ſchaͤndlich ver-<lb/>
tilget werden, hat man zu Verhuͤtung<lb/>
deſſen oder gaͤntzlicher Vertilgung dieſes<lb/>
koſtbahren frembden Vogels in wohlbe-<lb/>ſtallten Herrſchafftlichen Gehaͤgen, einige<lb/><hirendition="#aq">Phaſian</hi>en-Gaͤrthen <hirendition="#aq">inventi</hi>ret, dieſelben<lb/>
an ſolche Gelegenheiten angeleget, wo<lb/>
man dergleichen Oerter antreffen koͤnne,<lb/>
welche mit Auen, Weitzen und Frucht-<lb/>
Feldern von der Natur gezieret und be-<lb/><cb/>
guͤtert ſind, woſelbſt auch vornehmlich<lb/>
Winters-Zeit mit warmen Behaͤltniſ-<lb/>ſen von Dannen- oder Fichten-Dickigten<lb/>
der Ort verwahret ſein muß. Auch wird<lb/>
mit einem guten Zaun, nach Groͤſſe und<lb/>
Weite des Eigenthumbs-Herrns belie-<lb/>
bigem Gefallen, ſolcher weit oder enge<lb/>
umbfangen, dahin die wilden <hirendition="#aq">Phaſian</hi>en<lb/>
im Sommer und Winter ihre Zuflucht<lb/>
nehmen, auch ſo wohl vor den wilden<lb/>
Thieren, als vor dem zahmen Vieh ihre<lb/>
Paltz, Lege- und Bruͤth-Zeit viel ſiche-<lb/>
rer verrichten, und ſich alſo beſſer vermeh-<lb/>
ren koͤnnen: Des Winters aber wird eine<lb/>
gebuͤhrliche Futter-Staͤtte geſetzet, wo-<lb/>ſelbſt ſie an einem reinen Ort gegen der<lb/>
Sonnen gefuͤttert werden. Dann in<lb/>
Mangel deſſen, dieſen frembden Voͤgeln<lb/>
gar nicht zu verdencken, wann ſie von ei-<lb/>
ner ſolchen hungerichen Revier oder viel-<lb/>
mehr von einem geitzigen Herrn gar weg-<lb/>
ziehen, und ihre Nahrung oder Lebens-<lb/>
Unterhalt anderwaͤrts ſuchen. Dieſer<lb/>
wilde <hirendition="#aq">Phaſian-</hi>Garthen aber muß nun<lb/>
dergeſtalt und alſo beſchaffen ſeyn, daß<lb/>ſie darinnen gerne wohnen, ſich unter die<lb/>
Straͤucher, Farren-Kraut oder alt Graß<lb/>
oder Geniſte verbergen moͤgen. Er muß<lb/>
auch Brunnen-Qvellen, flieſſende Baͤ-<lb/>
che und Beer-tragendes Geſtraͤuch ha-<lb/>
ben, wie auch niedrige Baͤumlein, dar-<lb/>
auf ſie des Nachts geruhig ſitzen koͤnnen.<lb/>
Er muß ſo liegen, daß er nicht von<lb/>
Waſſer-Gieſſen uͤberſchwemmet werde,<lb/>
und Schaden geſchehen moͤge: Man ſoll<lb/>
auch Ameiß-Haufen mit ihren Eyern<lb/>
hinein bringen, damit ſie ſich vermeh-<lb/>
ren, und denen jungen <hirendition="#aq">Phaſianen</hi> eine<lb/>
nuͤtzliche Speiſe ſeyn. Anfaͤnglich muß<lb/>
man in ſolche Gaͤrthen zehen Huͤhner<lb/>
und zwey Haͤhne ſetzen, die abgeſchnitte-<lb/>
ne Federn ausziehen, ſo bleiben ſie geru-<lb/>
hig in der Bruth, ziehen die jungen<lb/><hirendition="#aq">Phaſianen</hi> auf, welche in die nechſt gele-<lb/>
gene Felder, in der Gegend herumb nach<lb/>
ihrer Nahrung ausfliegen, des Nachts<lb/>
aber wieder in den Garthen zu ihrer<lb/>
Geburths-Stadt kommen. Bald nach<lb/>
der Ernde im erſten Jahr muß man ih-<lb/>
nen alle Morgen in ihrer Futterſtaͤdte<lb/>
Weitzen, Hanff-Koͤrner, und weiſſen<lb/>
Mohn-Saamen vorſchuͤtten, ſo gewoh-<lb/>
nen ſie gerne denſelben Ort, und kom-<lb/>
men oͤffters dahin. Wann ſie nun et-<lb/>
liche mahl alſo gefuͤttert werden, wird<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſolches</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[326/0494]
Fuͤnffter Theil/
Von der Phaſanerie.
Die Phaſanerie oder Wiſſenſchafft
dieſe frembde Voͤgel, ſo wohl in ſeiner
wilden Freyheit zu conſerviren, zu he-
gen, zu vermehren, und zu fangen, als
auch dieſelbigen zur Vergnuͤgung Hoher
Herrſchafftlichen Luſtbarkeiten in groſſer
Menge zahm zu erziehen, iſt nechſt der
Falconnerie eine nicht geringe Kunſt, daß
man nemlich dieſe von uns allhier in
einem hietzigen Climate oder warm ge-
wohnt erzogene Voͤgel nicht allein in
unſerm kalten nordiſchen Climate wider
ihre habende innerliche Eigenſchafft, eben
als in ihrem Vaterlande, beſtaͤndig zu
verbleiben und ſich zu mehren naturaliſi-
ret, ſondern auch, daß man dieſe frembde
wilde Voͤgel, vermittelſt des Menſchen
Erfindung, auf eine teutſche Meile, und
noch weiter, herzu locken koͤnne, ja nicht
allein unſere erzogene, und in der Naͤhe
verflogene, ſondern ſo gar auch frembde
unbekante Phaſianen, an ſich zu locken
wiſſe, welches, wie einige darvor halten
wollen, in vorigten Zeiten, bey der al-
ten Welt, gantz unbekant geweſen
ſeyn ſoll, ſo ich aber, weiln es zweiffel-
hafftig, in ſeinem Werth beruhen laſſe,
und einem jeden zu glauben, oder daran
zu zweifflen, frey ſtelle; Wie in dieſer
Wiſſenſchafft dann auch keine andere
Nation in der Welt am meiſten, ſowohl
verſtaͤndig, als auch gluͤcklich floriret, als
die Boͤhmen, welches ihnen mit allem
Recht und Grund der Wahrheit ruͤhm-
lich nachzuſagen gebuͤhret. Dieweiln
dann nun dieſe delicate Phaſan-Voͤgel
allhier in unſerm Teutſchland wegen des
kalten nordiſchen Climatis vornemlich
ſehr rar und beſchwerlich auffzubringen
ſind; Darbey auch, weiln ſie meiſtens
zahmer Erziehung gewohnet, von un-
glaublichen vielen Raub-Thieren und
Raub-Voͤgeln, ſowohl in der Paltz die
Alten, in der Lege-Zeit die Eyer, und in
der Bruͤth-Zeit die Jungen, ja durchs
gantze Jahr haͤuffig und ſchaͤndlich ver-
tilget werden, hat man zu Verhuͤtung
deſſen oder gaͤntzlicher Vertilgung dieſes
koſtbahren frembden Vogels in wohlbe-
ſtallten Herrſchafftlichen Gehaͤgen, einige
Phaſianen-Gaͤrthen inventiret, dieſelben
an ſolche Gelegenheiten angeleget, wo
man dergleichen Oerter antreffen koͤnne,
welche mit Auen, Weitzen und Frucht-
Feldern von der Natur gezieret und be-
guͤtert ſind, woſelbſt auch vornehmlich
Winters-Zeit mit warmen Behaͤltniſ-
ſen von Dannen- oder Fichten-Dickigten
der Ort verwahret ſein muß. Auch wird
mit einem guten Zaun, nach Groͤſſe und
Weite des Eigenthumbs-Herrns belie-
bigem Gefallen, ſolcher weit oder enge
umbfangen, dahin die wilden Phaſianen
im Sommer und Winter ihre Zuflucht
nehmen, auch ſo wohl vor den wilden
Thieren, als vor dem zahmen Vieh ihre
Paltz, Lege- und Bruͤth-Zeit viel ſiche-
rer verrichten, und ſich alſo beſſer vermeh-
ren koͤnnen: Des Winters aber wird eine
gebuͤhrliche Futter-Staͤtte geſetzet, wo-
ſelbſt ſie an einem reinen Ort gegen der
Sonnen gefuͤttert werden. Dann in
Mangel deſſen, dieſen frembden Voͤgeln
gar nicht zu verdencken, wann ſie von ei-
ner ſolchen hungerichen Revier oder viel-
mehr von einem geitzigen Herrn gar weg-
ziehen, und ihre Nahrung oder Lebens-
Unterhalt anderwaͤrts ſuchen. Dieſer
wilde Phaſian-Garthen aber muß nun
dergeſtalt und alſo beſchaffen ſeyn, daß
ſie darinnen gerne wohnen, ſich unter die
Straͤucher, Farren-Kraut oder alt Graß
oder Geniſte verbergen moͤgen. Er muß
auch Brunnen-Qvellen, flieſſende Baͤ-
che und Beer-tragendes Geſtraͤuch ha-
ben, wie auch niedrige Baͤumlein, dar-
auf ſie des Nachts geruhig ſitzen koͤnnen.
Er muß ſo liegen, daß er nicht von
Waſſer-Gieſſen uͤberſchwemmet werde,
und Schaden geſchehen moͤge: Man ſoll
auch Ameiß-Haufen mit ihren Eyern
hinein bringen, damit ſie ſich vermeh-
ren, und denen jungen Phaſianen eine
nuͤtzliche Speiſe ſeyn. Anfaͤnglich muß
man in ſolche Gaͤrthen zehen Huͤhner
und zwey Haͤhne ſetzen, die abgeſchnitte-
ne Federn ausziehen, ſo bleiben ſie geru-
hig in der Bruth, ziehen die jungen
Phaſianen auf, welche in die nechſt gele-
gene Felder, in der Gegend herumb nach
ihrer Nahrung ausfliegen, des Nachts
aber wieder in den Garthen zu ihrer
Geburths-Stadt kommen. Bald nach
der Ernde im erſten Jahr muß man ih-
nen alle Morgen in ihrer Futterſtaͤdte
Weitzen, Hanff-Koͤrner, und weiſſen
Mohn-Saamen vorſchuͤtten, ſo gewoh-
nen ſie gerne denſelben Ort, und kom-
men oͤffters dahin. Wann ſie nun et-
liche mahl alſo gefuͤttert werden, wird
ſolches
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/494>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.