Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] wöhnliche Art von Falcken, welcher aber
wenig gefunden wird, ausser in grossen
Wäldern; Man brauchet ihn zu Hasen-
Enten- und Reb-Hühner-Beitzen, und
wird darauff abgetragen; Ziehet des
Herbsts hinweg und ist wegen seines klu-
gen dauerhafften Fangens viel edler zu
[Spaltenumbruch] schätzen als der Habicht, welcher gar nicht
unter die Falcken zu rechnen. Ferner
der Sperber, wovon ich im andern Theil
von Vögeln geschrieben habe, ist nur zu
Reb-Hühnern und Wachteln, auch Ler-
chenstreichen abzutragen.

Des Falckens Farbe und Bestalt.
[Spaltenumbruch]

Ein schöner wohlgebildeter Falcke,
er sey auch gleich, wes Landes-Art er
wolle, soll vornehmlich haben helle
und klahre schöne Augen, reinliche und
grosse eröffnete Nasenlöcher und Ohren,
einen kurtzen und starcken Schnabel, ein
kleines flaches Haupt, einen starcken
Rückrath vom Gelenck, gefunde Flügel
und lange Spietzen, die sich gegen den
Wind wohl schliessen; Jn dem Schwantz
soll er seine zwölff Federn haben, und
von breiter Brust und Schultern, auch
langem Halß gewachsen seyn, welcher
innewendig rein seyn muß; Ferner soll
er haben lange Ober-Schenckel, woran
die untern Füsse oder Hände starck, rein,
und auch grünlicht, mit schwartzen Klau-
en bewaffnet seyn müssen: Dabey ist
wahrzunehmen, ob ein solcher Vogel
auch gefräßig, oder ob etwan aus Be-
trug der Cachier oder Falcken-Träger,
dessen Magen mit Schwamm geschwel-
let worden sey, davon sie dann leicht ster-
ben. Nun ist gewiß und ohnstreitig
wahr, daß alles dasjenige, so durch des
grossen Gottes allweise Ordnung sich
durch innern Antrieb der Natur in der
Wildniß und freyer Lufft, nach der Son-
ne und Nahrung, zu seiner Zeit des
Früh-Jahres zusammen paaret, nistet,
Eyer leget, solche ausbrüthet, und die
Jungen in seinem Neste erziehet, in der
Wilde, in freyer Lufft und frischem
Thau, mit weit schönern Federn gezie-
[Spaltenumbruch] ret sey und werde, als von den Men-
schen nimmermehr geschehen kan. Wann
sie aus dem Nest gehoben werden, sind
sie von Federn rauch und straubicht, und
immer kräncklich zu befinden, weil der
Mensch wegen des gewöhnlichen Schrey-
ens der Jungen in deren Aufferziehung
ungedultig wird, u. nicht weiß, was ihnen
zu solcher Zeit nöthig seyn müsse, welches
aber denen alten Vögeln dieser Jungen
wohl bewust gewesen, wie es dann, wie
leicht zu erachten, bey allen wilden Thie-
ren und Vögeln befindlich seyn mag,
weswegen man auch lieber die schon er-
wachsene, oder pflücke Vögel zum Ab-
tragen an sich erhandelt, ob sie einem
schon mehr Mühe geben. Die Farbe be-
treffend, hält man dafür, daß die blon-
den
oder falben, von Aschegrauer Cou-
leur,
welche im tragen etwas schwer zu
fühlen, die besten seyn sollen; Wiewohl
die Couleur nach eines jeden Phantasie zu
richten; immaassen ja auch ohne diß die
Hagard oder überjährige Falcken, so zum
erstenmahl vermauset, und junge Fe-
dern bekommen, auf der Brust sperbich-
te, am Rücken und Kopff aber blaulich-
te Federn und hierüber einen gelben
Mund und Schnabel haben, welche, weil
sie in der Wilde schon klug worden, einen
weit grösseren Fleiß, und mehrere Ge-
dult und Mühe abzutragen erfordern,
als man sonst an einem andern jungen
Vogel haben würde.

Wie ein Falck abzurichten.
[Spaltenumbruch]

Jch habe im vorhergehenden Capi-
tel kürtzlich erinnert, daß ein junger
Falcke oder Niais, von denen alten Vö-
geln in freyer Lufft, Thau und Sonne
mit weit schöneren Federn, und einen
vollkommenern Gewächs besser erzogen
werde; Weil aber die Menschen von un-
gleichen Humeur, und geringerer Patien-
ce,
welche solches nicht erwarten können,
[Spaltenumbruch] so nehmen sie solche junge Falcken oder
Niais offters gantz zeitlich, und wollicht
aus den Nestern. Muß demnach hier-
bey das nöthigste erinnern, wie man
nehmlich solchen am füglichsten erziehen
und abrichten könne. Vornemlich muß
einem Niais oder jungen Falcken wenig-
stens der Schwantz oder die Decke zur
Helffte erwachsen seyn, er auch seine, ob

wohl

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] woͤhnliche Art von Falcken, welcher aber
wenig gefunden wird, auſſer in groſſen
Waͤldern; Man brauchet ihn zu Haſen-
Enten- und Reb-Huͤhner-Beitzen, und
wird darauff abgetragen; Ziehet des
Herbſts hinweg und iſt wegen ſeines klu-
gen dauerhafften Fangens viel edler zu
[Spaltenumbruch] ſchaͤtzen als der Habicht, welcher gar nicht
unter die Falcken zu rechnen. Ferner
der Sperber, wovon ich im andern Theil
von Voͤgeln geſchrieben habe, iſt nur zu
Reb-Huͤhnern und Wachteln, auch Ler-
chenſtreichen abzutragen.

Des Falckens Farbe und Beſtalt.
[Spaltenumbruch]

Ein ſchoͤner wohlgebildeter Falcke,
er ſey auch gleich, wes Landes-Art er
wolle, ſoll vornehmlich haben helle
und klahre ſchoͤne Augen, reinliche und
groſſe eroͤffnete Naſenloͤcher und Ohren,
einen kurtzen und ſtarcken Schnabel, ein
kleines flaches Haupt, einen ſtarcken
Ruͤckrath vom Gelenck, gefunde Fluͤgel
und lange Spietzen, die ſich gegen den
Wind wohl ſchlieſſen; Jn dem Schwantz
ſoll er ſeine zwoͤlff Federn haben, und
von breiter Bruſt und Schultern, auch
langem Halß gewachſen ſeyn, welcher
innewendig rein ſeyn muß; Ferner ſoll
er haben lange Ober-Schenckel, woran
die untern Fuͤſſe oder Haͤnde ſtarck, rein,
und auch gruͤnlicht, mit ſchwartzen Klau-
en bewaffnet ſeyn muͤſſen: Dabey iſt
wahrzunehmen, ob ein ſolcher Vogel
auch gefraͤßig, oder ob etwan aus Be-
trug der Cachier oder Falcken-Traͤger,
deſſen Magen mit Schwamm geſchwel-
let worden ſey, davon ſie dann leicht ſter-
ben. Nun iſt gewiß und ohnſtreitig
wahr, daß alles dasjenige, ſo durch des
groſſen Gottes allweiſe Ordnung ſich
durch innern Antrieb der Natur in der
Wildniß und freyer Lufft, nach der Son-
ne und Nahrung, zu ſeiner Zeit des
Fruͤh-Jahres zuſammen paaret, niſtet,
Eyer leget, ſolche ausbruͤthet, und die
Jungen in ſeinem Neſte erziehet, in der
Wilde, in freyer Lufft und friſchem
Thau, mit weit ſchoͤnern Federn gezie-
[Spaltenumbruch] ret ſey und werde, als von den Men-
ſchen nimmermehr geſchehen kan. Wann
ſie aus dem Neſt gehoben werden, ſind
ſie von Federn rauch und ſtraubicht, und
immer kraͤncklich zu befinden, weil der
Menſch wegen des gewoͤhnlichen Schrey-
ens der Jungen in deren Aufferziehung
ungedultig wird, u. nicht weiß, was ihnen
zu ſolcher Zeit noͤthig ſeyn muͤſſe, welches
aber denen alten Voͤgeln dieſer Jungen
wohl bewuſt geweſen, wie es dann, wie
leicht zu erachten, bey allen wilden Thie-
ren und Voͤgeln befindlich ſeyn mag,
weswegen man auch lieber die ſchon er-
wachſene, oder pfluͤcke Voͤgel zum Ab-
tragen an ſich erhandelt, ob ſie einem
ſchon mehr Muͤhe geben. Die Farbe be-
treffend, haͤlt man dafuͤr, daß die blon-
den
oder falben, von Aſchegrauer Cou-
leur,
welche im tragen etwas ſchwer zu
fuͤhlen, die beſten ſeyn ſollen; Wiewohl
die Couleur nach eines jeden Phantaſie zu
richten; immaaſſen ja auch ohne diß die
Hagard oder uͤberjaͤhrige Falcken, ſo zum
erſtenmahl vermauſet, und junge Fe-
dern bekommen, auf der Bruſt ſperbich-
te, am Ruͤcken und Kopff aber blaulich-
te Federn und hieruͤber einen gelben
Mund und Schnabel haben, welche, weil
ſie in der Wilde ſchon klug worden, einen
weit groͤſſeren Fleiß, und mehrere Ge-
dult und Muͤhe abzutragen erfordern,
als man ſonſt an einem andern jungen
Vogel haben wuͤrde.

Wie ein Falck abzurichten.
[Spaltenumbruch]

Jch habe im vorhergehenden Capi-
tel kuͤrtzlich erinnert, daß ein junger
Falcke oder Niais, von denen alten Voͤ-
geln in freyer Lufft, Thau und Sonne
mit weit ſchoͤneren Federn, und einen
vollkommenern Gewaͤchs beſſer erzogen
werde; Weil aber die Menſchen von un-
gleichen Humeur, und geringerer Patien-
ce,
welche ſolches nicht erwarten koͤnnen,
[Spaltenumbruch] ſo nehmen ſie ſolche junge Falcken oder
Niais offters gantz zeitlich, und wollicht
aus den Neſtern. Muß demnach hier-
bey das noͤthigſte erinnern, wie man
nehmlich ſolchen am fuͤglichſten erziehen
und abrichten koͤnne. Vornemlich muß
einem Niais oder jungen Falcken wenig-
ſtens der Schwantz oder die Decke zur
Helffte erwachſen ſeyn, er auch ſeine, ob

wohl
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0488" n="320"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nffter Theil/</hi></fw><lb/><cb/>
wo&#x0364;hnliche Art von Falcken, welcher aber<lb/>
wenig gefunden wird, au&#x017F;&#x017F;er in gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Wa&#x0364;ldern; Man brauchet ihn zu Ha&#x017F;en-<lb/>
Enten- und Reb-Hu&#x0364;hner-Beitzen, und<lb/>
wird darauff abgetragen; Ziehet des<lb/>
Herb&#x017F;ts hinweg und i&#x017F;t wegen &#x017F;eines klu-<lb/>
gen dauerhafften Fangens viel edler zu<lb/><cb/>
&#x017F;cha&#x0364;tzen als der Habicht, welcher gar nicht<lb/>
unter die Falcken zu rechnen. Ferner<lb/>
der Sperber, wovon ich im andern Theil<lb/>
von Vo&#x0364;geln ge&#x017F;chrieben habe, i&#x017F;t nur zu<lb/>
Reb-Hu&#x0364;hnern und Wachteln, auch Ler-<lb/>
chen&#x017F;treichen abzutragen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Des <hi rendition="#in">F</hi>alckens <hi rendition="#in">F</hi>arbe und <hi rendition="#in">B</hi>e&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Ein &#x017F;cho&#x0364;ner wohlgebildeter Falcke,<lb/>
er &#x017F;ey auch gleich, wes Landes-Art er<lb/>
wolle, &#x017F;oll vornehmlich haben helle<lb/>
und klahre &#x017F;cho&#x0364;ne Augen, reinliche und<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e ero&#x0364;ffnete Na&#x017F;enlo&#x0364;cher und Ohren,<lb/>
einen kurtzen und &#x017F;tarcken Schnabel, ein<lb/>
kleines flaches Haupt, einen &#x017F;tarcken<lb/>
Ru&#x0364;ckrath vom Gelenck, gefunde Flu&#x0364;gel<lb/>
und lange Spietzen, die &#x017F;ich gegen den<lb/>
Wind wohl &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en; Jn dem Schwantz<lb/>
&#x017F;oll er &#x017F;eine zwo&#x0364;lff Federn haben, und<lb/>
von breiter Bru&#x017F;t und Schultern, auch<lb/>
langem Halß gewach&#x017F;en &#x017F;eyn, welcher<lb/>
innewendig rein &#x017F;eyn muß; Ferner &#x017F;oll<lb/>
er haben lange Ober-Schenckel, woran<lb/>
die untern Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e oder Ha&#x0364;nde &#x017F;tarck, rein,<lb/>
und auch gru&#x0364;nlicht, mit &#x017F;chwartzen Klau-<lb/>
en bewaffnet &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en: Dabey i&#x017F;t<lb/>
wahrzunehmen, ob ein &#x017F;olcher Vogel<lb/>
auch gefra&#x0364;ßig, oder ob etwan aus Be-<lb/>
trug der <hi rendition="#aq">Cachier</hi> oder Falcken-Tra&#x0364;ger,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Magen mit Schwamm ge&#x017F;chwel-<lb/>
let worden &#x017F;ey, davon &#x017F;ie dann leicht &#x017F;ter-<lb/>
ben. Nun i&#x017F;t gewiß und ohn&#x017F;treitig<lb/>
wahr, daß alles dasjenige, &#x017F;o durch des<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Gottes allwei&#x017F;e Ordnung &#x017F;ich<lb/>
durch innern Antrieb der Natur in der<lb/>
Wildniß und freyer Lufft, nach der Son-<lb/>
ne und Nahrung, zu &#x017F;einer Zeit des<lb/>
Fru&#x0364;h-Jahres zu&#x017F;ammen paaret, ni&#x017F;tet,<lb/>
Eyer leget, &#x017F;olche ausbru&#x0364;thet, und die<lb/>
Jungen in &#x017F;einem Ne&#x017F;te erziehet, in der<lb/>
Wilde, in freyer Lufft und fri&#x017F;chem<lb/>
Thau, mit weit &#x017F;cho&#x0364;nern Federn gezie-<lb/><cb/>
ret &#x017F;ey und werde, als von den Men-<lb/>
&#x017F;chen nimmermehr ge&#x017F;chehen kan. Wann<lb/>
&#x017F;ie aus dem Ne&#x017F;t gehoben werden, &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ie von Federn rauch und &#x017F;traubicht, und<lb/>
immer kra&#x0364;ncklich zu befinden, weil der<lb/>
Men&#x017F;ch wegen des gewo&#x0364;hnlichen Schrey-<lb/>
ens der Jungen in deren Aufferziehung<lb/>
ungedultig wird, u. nicht weiß, was ihnen<lb/>
zu &#x017F;olcher Zeit no&#x0364;thig &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, welches<lb/>
aber denen alten Vo&#x0364;geln die&#x017F;er Jungen<lb/>
wohl bewu&#x017F;t gewe&#x017F;en, wie es dann, wie<lb/>
leicht zu erachten, bey allen wilden Thie-<lb/>
ren und Vo&#x0364;geln befindlich &#x017F;eyn mag,<lb/>
weswegen man auch lieber die &#x017F;chon er-<lb/>
wach&#x017F;ene, oder pflu&#x0364;cke Vo&#x0364;gel zum Ab-<lb/>
tragen an &#x017F;ich erhandelt, ob &#x017F;ie einem<lb/>
&#x017F;chon mehr Mu&#x0364;he geben. Die Farbe be-<lb/>
treffend, ha&#x0364;lt man dafu&#x0364;r, daß die <hi rendition="#aq">blon-<lb/>
den</hi> oder falben, von A&#x017F;chegrauer <hi rendition="#aq">Cou-<lb/>
leur,</hi> welche im tragen etwas &#x017F;chwer zu<lb/>
fu&#x0364;hlen, die be&#x017F;ten &#x017F;eyn &#x017F;ollen; Wiewohl<lb/>
die <hi rendition="#aq">Couleur</hi> nach eines jeden <hi rendition="#aq">Phanta&#x017F;ie</hi> zu<lb/>
richten; immaa&#x017F;&#x017F;en ja auch ohne diß die<lb/><hi rendition="#aq">Hagard</hi> oder u&#x0364;berja&#x0364;hrige Falcken, &#x017F;o zum<lb/>
er&#x017F;tenmahl vermau&#x017F;et, und junge Fe-<lb/>
dern bekommen, auf der Bru&#x017F;t &#x017F;perbich-<lb/>
te, am Ru&#x0364;cken und Kopff aber blaulich-<lb/>
te Federn und hieru&#x0364;ber einen gelben<lb/>
Mund und Schnabel haben, welche, weil<lb/>
&#x017F;ie in der Wilde &#x017F;chon klug worden, einen<lb/>
weit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren Fleiß, und mehrere Ge-<lb/>
dult und Mu&#x0364;he abzutragen erfordern,<lb/>
als man &#x017F;on&#x017F;t an einem andern jungen<lb/>
Vogel haben wu&#x0364;rde.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Wie ein <hi rendition="#in">F</hi>alck abzurichten.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Jch habe im vorhergehenden Capi-<lb/>
tel ku&#x0364;rtzlich erinnert, daß ein junger<lb/>
Falcke oder <hi rendition="#aq">Niais,</hi> von denen alten Vo&#x0364;-<lb/>
geln in freyer Lufft, Thau und Sonne<lb/>
mit weit &#x017F;cho&#x0364;neren Federn, und einen<lb/>
vollkommenern Gewa&#x0364;chs be&#x017F;&#x017F;er erzogen<lb/>
werde; Weil aber die Men&#x017F;chen von un-<lb/>
gleichen <hi rendition="#aq">Humeur,</hi> und geringerer <hi rendition="#aq">Patien-<lb/>
ce,</hi> welche &#x017F;olches nicht erwarten ko&#x0364;nnen,<lb/><cb/>
&#x017F;o nehmen &#x017F;ie &#x017F;olche junge Falcken oder<lb/><hi rendition="#aq">Niais</hi> offters gantz zeitlich, und wollicht<lb/>
aus den Ne&#x017F;tern. Muß demnach hier-<lb/>
bey das no&#x0364;thig&#x017F;te erinnern, wie man<lb/>
nehmlich &#x017F;olchen am fu&#x0364;glich&#x017F;ten erziehen<lb/>
und abrichten ko&#x0364;nne. Vornemlich muß<lb/>
einem <hi rendition="#aq">Niais</hi> oder jungen Falcken wenig-<lb/>
&#x017F;tens der Schwantz oder die Decke zur<lb/>
Helffte erwach&#x017F;en &#x017F;eyn, er auch &#x017F;eine, ob<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wohl</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0488] Fuͤnffter Theil/ woͤhnliche Art von Falcken, welcher aber wenig gefunden wird, auſſer in groſſen Waͤldern; Man brauchet ihn zu Haſen- Enten- und Reb-Huͤhner-Beitzen, und wird darauff abgetragen; Ziehet des Herbſts hinweg und iſt wegen ſeines klu- gen dauerhafften Fangens viel edler zu ſchaͤtzen als der Habicht, welcher gar nicht unter die Falcken zu rechnen. Ferner der Sperber, wovon ich im andern Theil von Voͤgeln geſchrieben habe, iſt nur zu Reb-Huͤhnern und Wachteln, auch Ler- chenſtreichen abzutragen. Des Falckens Farbe und Beſtalt. Ein ſchoͤner wohlgebildeter Falcke, er ſey auch gleich, wes Landes-Art er wolle, ſoll vornehmlich haben helle und klahre ſchoͤne Augen, reinliche und groſſe eroͤffnete Naſenloͤcher und Ohren, einen kurtzen und ſtarcken Schnabel, ein kleines flaches Haupt, einen ſtarcken Ruͤckrath vom Gelenck, gefunde Fluͤgel und lange Spietzen, die ſich gegen den Wind wohl ſchlieſſen; Jn dem Schwantz ſoll er ſeine zwoͤlff Federn haben, und von breiter Bruſt und Schultern, auch langem Halß gewachſen ſeyn, welcher innewendig rein ſeyn muß; Ferner ſoll er haben lange Ober-Schenckel, woran die untern Fuͤſſe oder Haͤnde ſtarck, rein, und auch gruͤnlicht, mit ſchwartzen Klau- en bewaffnet ſeyn muͤſſen: Dabey iſt wahrzunehmen, ob ein ſolcher Vogel auch gefraͤßig, oder ob etwan aus Be- trug der Cachier oder Falcken-Traͤger, deſſen Magen mit Schwamm geſchwel- let worden ſey, davon ſie dann leicht ſter- ben. Nun iſt gewiß und ohnſtreitig wahr, daß alles dasjenige, ſo durch des groſſen Gottes allweiſe Ordnung ſich durch innern Antrieb der Natur in der Wildniß und freyer Lufft, nach der Son- ne und Nahrung, zu ſeiner Zeit des Fruͤh-Jahres zuſammen paaret, niſtet, Eyer leget, ſolche ausbruͤthet, und die Jungen in ſeinem Neſte erziehet, in der Wilde, in freyer Lufft und friſchem Thau, mit weit ſchoͤnern Federn gezie- ret ſey und werde, als von den Men- ſchen nimmermehr geſchehen kan. Wann ſie aus dem Neſt gehoben werden, ſind ſie von Federn rauch und ſtraubicht, und immer kraͤncklich zu befinden, weil der Menſch wegen des gewoͤhnlichen Schrey- ens der Jungen in deren Aufferziehung ungedultig wird, u. nicht weiß, was ihnen zu ſolcher Zeit noͤthig ſeyn muͤſſe, welches aber denen alten Voͤgeln dieſer Jungen wohl bewuſt geweſen, wie es dann, wie leicht zu erachten, bey allen wilden Thie- ren und Voͤgeln befindlich ſeyn mag, weswegen man auch lieber die ſchon er- wachſene, oder pfluͤcke Voͤgel zum Ab- tragen an ſich erhandelt, ob ſie einem ſchon mehr Muͤhe geben. Die Farbe be- treffend, haͤlt man dafuͤr, daß die blon- den oder falben, von Aſchegrauer Cou- leur, welche im tragen etwas ſchwer zu fuͤhlen, die beſten ſeyn ſollen; Wiewohl die Couleur nach eines jeden Phantaſie zu richten; immaaſſen ja auch ohne diß die Hagard oder uͤberjaͤhrige Falcken, ſo zum erſtenmahl vermauſet, und junge Fe- dern bekommen, auf der Bruſt ſperbich- te, am Ruͤcken und Kopff aber blaulich- te Federn und hieruͤber einen gelben Mund und Schnabel haben, welche, weil ſie in der Wilde ſchon klug worden, einen weit groͤſſeren Fleiß, und mehrere Ge- dult und Muͤhe abzutragen erfordern, als man ſonſt an einem andern jungen Vogel haben wuͤrde. Wie ein Falck abzurichten. Jch habe im vorhergehenden Capi- tel kuͤrtzlich erinnert, daß ein junger Falcke oder Niais, von denen alten Voͤ- geln in freyer Lufft, Thau und Sonne mit weit ſchoͤneren Federn, und einen vollkommenern Gewaͤchs beſſer erzogen werde; Weil aber die Menſchen von un- gleichen Humeur, und geringerer Patien- ce, welche ſolches nicht erwarten koͤnnen, ſo nehmen ſie ſolche junge Falcken oder Niais offters gantz zeitlich, und wollicht aus den Neſtern. Muß demnach hier- bey das noͤthigſte erinnern, wie man nehmlich ſolchen am fuͤglichſten erziehen und abrichten koͤnne. Vornemlich muß einem Niais oder jungen Falcken wenig- ſtens der Schwantz oder die Decke zur Helffte erwachſen ſeyn, er auch ſeine, ob wohl

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/488
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/488>, abgerufen am 21.12.2024.