Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] zu bey Viterbo, umb der Gegend bey
Rom herumb eine hierzu trefflich beqve-
me Gelegenheit gehabt. Jn Asia soll die
Falcken-Beitz in einem trefflichen Anse-
hen seyn, desgleichen soll auch in der Tar-
tarey der Cham alldar die Function eines
Ober-Falconierers seinem vornehmsten
Ministre anvertrauen, welcher alle fremb-
de verlohrne Vögel eine Zeitlang behal-
ten, und ihren rechten Herren zu remit-
ti
ren ernstlich beordert. Was letzlich Ale-
xander Magnus
durch seinen Informato-
rem,
den Aristotelem von Eigenschafft
und Natur der Vögel colligiren lassen,
ist bereits bekannt. Jst also offterwehn-
te Falcken-Beitz, wann dieselbe insonder-
heit mediocriter und mit moderirten Un-
kosten angestellet wird, als eine höchst an-
genehme, und recht Fürstliche Lust zu
rühmen, weil dieses Exercitium in einer
mäßigen Ubung der Gesundheit beste-
het, und zur Lebens-Verlängerung gar
dienlich und vergnüglich ist: Wann man
erweget, wie erfreulichen Prospect man
haben kan, wann man seinen Falcken bey
hellem klaren Wetter von der Faust ab
in die freye Lufft gen Himmel schwingen
lässet, und der anmuthigen Reyher-Beitz
je länger je mehr zusiehet, und den Wett-
Flug und Ausgang dieses Kampffs mit
Freuden erwartet, so kan auch nicht feh-
len, daß aller chagrin, so man vormahls
umb das irrdische gehabt, verachtet wer-
den müsse. Zwar kan ich nicht läugnen,
daß grosse Herren eben auch so wohl bey
dieser Falcken-Beitz, als wie ich bey dem
Par Force-Jagen beschrieben habe, mit
dem hefftigen piquiren, oder Rennen und
Jagen der Pferde in Leib- und Lebens-
Gefahr sich stürtzen können; weswegen
ich vor rathsamer zu seyn erachte, wann
ein grosser Herr, an dessen Unfall oder
Tod wohl vielleicht Land und Leuten ein
mehreres gelegen, content und vergnügt
ist, wann er eine solche Jagd an einem be-
[Spaltenumbruch] qvemen Ort ohne besondern Schaden
ansiehet. Und weil auch nach dem alten
Sprichwort die Sacren oder Groß-Fal-
cken mit nicht geringem Verlust das
Gold an sich ziehen sollen, wie der Ma-
gnet das Eisen, welches so viel gesaget ist,
daß nemlich das Beitzen unglaubliche
Unkosten erfordere; So wird ein jeder
Liebhaber von sich selbst sein Vermögen
und seine Einkünffte erwegen, und wohl
bedencken, was ihme hierinnen rathsam
und zuträglich seyn möchte, auch seine
übermäßige Affecten bemeistern. Letz-
lich rathe auch wohlmeynend, sich dieje-
nigen Laster, womit man GOtt den All-
mächtigen erzürnet, und seinen Nechsten
beleidiget, wovon ich ausführlicher be-
reits in der Vorrede des Fünfften Theils
meiner Teutschen Jagd zur Genüge ge-
redet, sich bey Zeiten abzugewöhnen, al-
le vorfallende Aergernisse, und Verdrüß-
lichkeiten bey solcher Lust bey Seite zu se-
tzen, und sich nicht stöhren zu lassen;
Doch ist nicht meine Meynung, die wich-
tigsten Geschäffte darbey zu negligiren,
sondern nur dieser Ergetzlichkeit nach ab-
gelegten Regierungs-Sorgen in GOt-
tesfurcht, doch ohne anderer Leute
Schaden mit Vergnügung zu gebrau-
chen. Und weiln zu der Falcken-Beitz,
nebst andern nöthigen Requisitis, auch
flüchtige Pferde erfordert werden, so will
mich auff die vorige Beschreibung der
Par Force-Pferde beziehen. Was aber
die Natur und Abrichtung der hierbey
unterschiedlichen Hunde, als der Wind-
Spiele, Hühner-Hunde, Wasser-Hun-
de und Stöber betrifft, wird der Hoch-
geneigte Leser in meinem gantzen Drit-
ten Theil, von Beschreibung allerhand
Hunden, ausführlicher befinden, fehlet
also hierbey nichts, als eines Falckens
Beschreibung und des Falconiers Appli-
cation
vorzustellen.

Von dem Falcken.
[Spaltenumbruch]

Gleich wie ich in der Vorrede des
Andern Theils meiner Teutschen Jagd
von der Beschreibung wilder Thiere ge-
meldet, daß die wundersame Variation,
nach Gottes allweisen Rath, durch der
Natur unerforschliche Würckung, nach-
dem das Clima Coeli, oder himmlische
Firmament situiret, auch das Humidum
Radicale
der unterirrdischen feuchten
[Spaltenumbruch] Dünste, entweder heiß und trocken, oder
feucht und kalt sich befinde, und hieraus
unterschiedenes Erd-Gewächs und Nu-
triment
entstehe, die Menschen und wil-
de Thiere auf Erden, alle Fische im Was-
ser, und die Vögel in der Lufft gar
mercklich an ihrer gantzen Natur und
Eigenschafft, ihrer Gestalt, Grösse, Far-
be, Haare und Federn, Stimme und

Geschmack,

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] zu bey Viterbo, umb der Gegend bey
Rom herumb eine hierzu trefflich beqve-
me Gelegenheit gehabt. Jn Aſia ſoll die
Falcken-Beitz in einem trefflichen Anſe-
hen ſeyn, desgleichen ſoll auch in der Tar-
tarey der Cham alldar die Function eines
Ober-Falconierers ſeinem vornehmſten
Miniſtre anvertrauen, welcher alle fremb-
de verlohrne Voͤgel eine Zeitlang behal-
ten, und ihren rechten Herren zu remit-
ti
ren ernſtlich beordert. Was letzlich Ale-
xander Magnus
durch ſeinen Informato-
rem,
den Ariſtotelem von Eigenſchafft
und Natur der Voͤgel colligiren laſſen,
iſt bereits bekannt. Jſt alſo offterwehn-
te Falcken-Beitz, wann dieſelbe inſonder-
heit mediocriter und mit moderirten Un-
koſten angeſtellet wird, als eine hoͤchſt an-
genehme, und recht Fuͤrſtliche Luſt zu
ruͤhmen, weil dieſes Exercitium in einer
maͤßigen Ubung der Geſundheit beſte-
het, und zur Lebens-Verlaͤngerung gar
dienlich und vergnuͤglich iſt: Wann man
erweget, wie erfreulichen Proſpect man
haben kan, wann man ſeinen Falcken bey
hellem klaren Wetter von der Fauſt ab
in die freye Lufft gen Himmel ſchwingen
laͤſſet, und der anmuthigen Reyher-Beitz
je laͤnger je mehr zuſiehet, und den Wett-
Flug und Ausgang dieſes Kampffs mit
Freuden erwartet, ſo kan auch nicht feh-
len, daß aller chagrin, ſo man vormahls
umb das irrdiſche gehabt, verachtet wer-
den muͤſſe. Zwar kan ich nicht laͤugnen,
daß groſſe Herren eben auch ſo wohl bey
dieſer Falcken-Beitz, als wie ich bey dem
Par Force-Jagen beſchrieben habe, mit
dem hefftigen piquiren, oder Rennen und
Jagen der Pferde in Leib- und Lebens-
Gefahr ſich ſtuͤrtzen koͤnnen; weswegen
ich vor rathſamer zu ſeyn erachte, wann
ein groſſer Herr, an deſſen Unfall oder
Tod wohl vielleicht Land und Leuten ein
mehreres gelegen, content und vergnuͤgt
iſt, wann er eine ſolche Jagd an einem be-
[Spaltenumbruch] qvemen Ort ohne beſondern Schaden
anſiehet. Und weil auch nach dem alten
Sprichwort die Sacren oder Groß-Fal-
cken mit nicht geringem Verluſt das
Gold an ſich ziehen ſollen, wie der Ma-
gnet das Eiſen, welches ſo viel geſaget iſt,
daß nemlich das Beitzen unglaubliche
Unkoſten erfordere; So wird ein jeder
Liebhaber von ſich ſelbſt ſein Vermoͤgen
und ſeine Einkuͤnffte erwegen, und wohl
bedencken, was ihme hierinnen rathſam
und zutraͤglich ſeyn moͤchte, auch ſeine
uͤbermaͤßige Affecten bemeiſtern. Letz-
lich rathe auch wohlmeynend, ſich dieje-
nigen Laſter, womit man GOtt den All-
maͤchtigen erzuͤrnet, und ſeinen Nechſten
beleidiget, wovon ich ausfuͤhrlicher be-
reits in der Vorrede des Fuͤnfften Theils
meiner Teutſchen Jagd zur Genuͤge ge-
redet, ſich bey Zeiten abzugewoͤhnen, al-
le vorfallende Aergerniſſe, und Verdruͤß-
lichkeiten bey ſolcher Luſt bey Seite zu ſe-
tzen, und ſich nicht ſtoͤhren zu laſſen;
Doch iſt nicht meine Meynung, die wich-
tigſten Geſchaͤffte darbey zu negligiren,
ſondern nur dieſer Ergetzlichkeit nach ab-
gelegten Regierungs-Sorgen in GOt-
tesfurcht, doch ohne anderer Leute
Schaden mit Vergnuͤgung zu gebrau-
chen. Und weiln zu der Falcken-Beitz,
nebſt andern noͤthigen Requiſitis, auch
fluͤchtige Pferde erfordert werden, ſo will
mich auff die vorige Beſchreibung der
Par Force-Pferde beziehen. Was aber
die Natur und Abrichtung der hierbey
unterſchiedlichen Hunde, als der Wind-
Spiele, Huͤhner-Hunde, Waſſer-Hun-
de und Stoͤber betrifft, wird der Hoch-
geneigte Leſer in meinem gantzen Drit-
ten Theil, von Beſchreibung allerhand
Hunden, ausfuͤhrlicher befinden, fehlet
alſo hierbey nichts, als eines Falckens
Beſchreibung und des Falconiers Appli-
cation
vorzuſtellen.

Von dem Falcken.
[Spaltenumbruch]

Gleich wie ich in der Vorrede des
Andern Theils meiner Teutſchen Jagd
von der Beſchreibung wilder Thiere ge-
meldet, daß die wunderſame Variation,
nach Gottes allweiſen Rath, durch der
Natur unerforſchliche Wuͤrckung, nach-
dem das Clima Cœli, oder himmliſche
Firmament ſituiret, auch das Humidum
Radicale
der unterirrdiſchen feuchten
[Spaltenumbruch] Duͤnſte, entweder heiß und trocken, oder
feucht und kalt ſich befinde, und hieraus
unterſchiedenes Erd-Gewaͤchs und Nu-
triment
entſtehe, die Menſchen und wil-
de Thiere auf Erden, alle Fiſche im Waſ-
ſer, und die Voͤgel in der Lufft gar
mercklich an ihrer gantzen Natur und
Eigenſchafft, ihrer Geſtalt, Groͤſſe, Far-
be, Haare und Federn, Stimme und

Geſchmack,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0482" n="318"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nffter Theil/</hi></fw><lb/><cb/>
zu bey <hi rendition="#aq">Viterbo,</hi> umb der Gegend bey<lb/>
Rom herumb eine hierzu trefflich beqve-<lb/>
me Gelegenheit gehabt. Jn A&#x017F;ia &#x017F;oll die<lb/>
Falcken-Beitz in einem trefflichen An&#x017F;e-<lb/>
hen &#x017F;eyn, desgleichen &#x017F;oll auch in der Tar-<lb/>
tarey der <hi rendition="#aq">Cham</hi> alldar die <hi rendition="#aq">Function</hi> eines<lb/>
Ober-<hi rendition="#aq">Falconier</hi>ers &#x017F;einem vornehm&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tre</hi> anvertrauen, welcher alle fremb-<lb/>
de verlohrne Vo&#x0364;gel eine Zeitlang behal-<lb/>
ten, und ihren rechten Herren zu <hi rendition="#aq">remit-<lb/>
ti</hi>ren ern&#x017F;tlich beordert. Was letzlich <hi rendition="#aq">Ale-<lb/>
xander Magnus</hi> durch &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Informato-<lb/>
rem,</hi> den <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;totelem</hi> von Eigen&#x017F;chafft<lb/>
und Natur der Vo&#x0364;gel <hi rendition="#aq">colligi</hi>ren la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
i&#x017F;t bereits bekannt. J&#x017F;t al&#x017F;o offterwehn-<lb/>
te Falcken-Beitz, wann die&#x017F;elbe in&#x017F;onder-<lb/>
heit <hi rendition="#aq">mediocrit</hi>er und mit <hi rendition="#aq">moder</hi>irten Un-<lb/>
ko&#x017F;ten ange&#x017F;tellet wird, als eine ho&#x0364;ch&#x017F;t an-<lb/>
genehme, und recht Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Lu&#x017F;t zu<lb/>
ru&#x0364;hmen, weil die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Exercitium</hi> in einer<lb/>
ma&#x0364;ßigen Ubung der Ge&#x017F;undheit be&#x017F;te-<lb/>
het, und zur Lebens-Verla&#x0364;ngerung gar<lb/>
dienlich und vergnu&#x0364;glich i&#x017F;t: Wann man<lb/>
erweget, wie erfreulichen <hi rendition="#aq">Pro&#x017F;pect</hi> man<lb/>
haben kan, wann man &#x017F;einen Falcken bey<lb/>
hellem klaren Wetter von der Fau&#x017F;t ab<lb/>
in die freye Lufft gen Himmel &#x017F;chwingen<lb/>
la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, und der anmuthigen Reyher-Beitz<lb/>
je la&#x0364;nger je mehr zu&#x017F;iehet, und den Wett-<lb/>
Flug und Ausgang die&#x017F;es Kampffs mit<lb/>
Freuden erwartet, &#x017F;o kan auch nicht feh-<lb/>
len, daß aller <hi rendition="#aq">chagrin,</hi> &#x017F;o man vormahls<lb/>
umb das irrdi&#x017F;che gehabt, verachtet wer-<lb/>
den mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Zwar kan ich nicht la&#x0364;ugnen,<lb/>
daß gro&#x017F;&#x017F;e Herren eben auch &#x017F;o wohl bey<lb/>
die&#x017F;er Falcken-Beitz, als wie ich bey dem<lb/><hi rendition="#aq">Par Force-</hi>Jagen be&#x017F;chrieben habe, mit<lb/>
dem hefftigen <hi rendition="#aq">piqui</hi>ren, oder Rennen und<lb/>
Jagen der Pferde in Leib- und Lebens-<lb/>
Gefahr &#x017F;ich &#x017F;tu&#x0364;rtzen ko&#x0364;nnen; weswegen<lb/>
ich vor rath&#x017F;amer zu &#x017F;eyn erachte, wann<lb/>
ein gro&#x017F;&#x017F;er Herr, an de&#x017F;&#x017F;en Unfall oder<lb/>
Tod wohl vielleicht Land und Leuten ein<lb/>
mehreres gelegen, <hi rendition="#aq">content</hi> und vergnu&#x0364;gt<lb/>
i&#x017F;t, wann er eine &#x017F;olche Jagd an einem be-<lb/><cb/>
qvemen Ort ohne be&#x017F;ondern Schaden<lb/>
an&#x017F;iehet. Und weil auch nach dem alten<lb/>
Sprichwort die <hi rendition="#aq">Sacren</hi> oder Groß-Fal-<lb/>
cken mit nicht geringem Verlu&#x017F;t das<lb/>
Gold an &#x017F;ich ziehen &#x017F;ollen, wie der Ma-<lb/>
gnet das Ei&#x017F;en, welches &#x017F;o viel ge&#x017F;aget i&#x017F;t,<lb/>
daß nemlich das Beitzen unglaubliche<lb/>
Unko&#x017F;ten erfordere; So wird ein jeder<lb/>
Liebhaber von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ein Vermo&#x0364;gen<lb/>
und &#x017F;eine Einku&#x0364;nffte erwegen, und wohl<lb/>
bedencken, was ihme hierinnen rath&#x017F;am<lb/>
und zutra&#x0364;glich &#x017F;eyn mo&#x0364;chte, auch &#x017F;eine<lb/>
u&#x0364;berma&#x0364;ßige <hi rendition="#aq">Affect</hi>en bemei&#x017F;tern. Letz-<lb/>
lich rathe auch wohlmeynend, &#x017F;ich dieje-<lb/>
nigen La&#x017F;ter, womit man GOtt den All-<lb/>
ma&#x0364;chtigen erzu&#x0364;rnet, und &#x017F;einen Nech&#x017F;ten<lb/>
beleidiget, wovon ich ausfu&#x0364;hrlicher be-<lb/>
reits in der Vorrede des Fu&#x0364;nfften Theils<lb/>
meiner Teut&#x017F;chen Jagd zur Genu&#x0364;ge ge-<lb/>
redet, &#x017F;ich bey Zeiten abzugewo&#x0364;hnen, al-<lb/>
le vorfallende Aergerni&#x017F;&#x017F;e, und Verdru&#x0364;ß-<lb/>
lichkeiten bey &#x017F;olcher Lu&#x017F;t bey Seite zu &#x017F;e-<lb/>
tzen, und &#x017F;ich nicht &#x017F;to&#x0364;hren zu la&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
Doch i&#x017F;t nicht meine Meynung, die wich-<lb/>
tig&#x017F;ten Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte darbey zu <hi rendition="#aq">negligir</hi>en,<lb/>
&#x017F;ondern nur die&#x017F;er Ergetzlichkeit nach ab-<lb/>
gelegten Regierungs-Sorgen in GOt-<lb/>
tesfurcht, doch ohne anderer Leute<lb/>
Schaden mit Vergnu&#x0364;gung zu gebrau-<lb/>
chen. Und weiln zu der Falcken-Beitz,<lb/>
neb&#x017F;t andern no&#x0364;thigen <hi rendition="#aq">Requi&#x017F;itis,</hi> auch<lb/>
flu&#x0364;chtige Pferde erfordert werden, &#x017F;o will<lb/>
mich auff die vorige Be&#x017F;chreibung der<lb/><hi rendition="#aq">Par Force-</hi>Pferde beziehen. Was aber<lb/>
die Natur und Abrichtung der hierbey<lb/>
unter&#x017F;chiedlichen Hunde, als der Wind-<lb/>
Spiele, Hu&#x0364;hner-Hunde, Wa&#x017F;&#x017F;er-Hun-<lb/>
de und Sto&#x0364;ber betrifft, wird der Hoch-<lb/>
geneigte Le&#x017F;er in meinem gantzen Drit-<lb/>
ten Theil, von Be&#x017F;chreibung allerhand<lb/>
Hunden, ausfu&#x0364;hrlicher befinden, fehlet<lb/>
al&#x017F;o hierbey nichts, als eines Falckens<lb/>
Be&#x017F;chreibung und des <hi rendition="#aq">Falconiers Appli-<lb/>
cation</hi> vorzu&#x017F;tellen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von dem <hi rendition="#in">F</hi>alcken.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Gleich wie ich in der Vorrede des<lb/>
Andern Theils meiner Teut&#x017F;chen Jagd<lb/>
von der Be&#x017F;chreibung wilder Thiere ge-<lb/>
meldet, daß die wunder&#x017F;ame <hi rendition="#aq">Variatio</hi>n,<lb/>
nach Gottes allwei&#x017F;en Rath, durch der<lb/>
Natur unerfor&#x017F;chliche Wu&#x0364;rckung, nach-<lb/>
dem das <hi rendition="#aq">Clima C&#x0153;li,</hi> oder himmli&#x017F;che<lb/><hi rendition="#aq">Firmament &#x017F;itui</hi>ret, auch das <hi rendition="#aq">Humidum<lb/>
Radicale</hi> der unterirrdi&#x017F;chen feuchten<lb/><cb/>
Du&#x0364;n&#x017F;te, entweder heiß und trocken, oder<lb/>
feucht und kalt &#x017F;ich befinde, und hieraus<lb/>
unter&#x017F;chiedenes Erd-Gewa&#x0364;chs und <hi rendition="#aq">Nu-<lb/>
triment</hi> ent&#x017F;tehe, die Men&#x017F;chen und wil-<lb/>
de Thiere auf Erden, alle Fi&#x017F;che im Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, und die Vo&#x0364;gel in der Lufft gar<lb/>
mercklich an ihrer gantzen Natur und<lb/>
Eigen&#x017F;chafft, ihrer Ge&#x017F;talt, Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, Far-<lb/>
be, Haare und Federn, Stimme und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ge&#x017F;chmack,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[318/0482] Fuͤnffter Theil/ zu bey Viterbo, umb der Gegend bey Rom herumb eine hierzu trefflich beqve- me Gelegenheit gehabt. Jn Aſia ſoll die Falcken-Beitz in einem trefflichen Anſe- hen ſeyn, desgleichen ſoll auch in der Tar- tarey der Cham alldar die Function eines Ober-Falconierers ſeinem vornehmſten Miniſtre anvertrauen, welcher alle fremb- de verlohrne Voͤgel eine Zeitlang behal- ten, und ihren rechten Herren zu remit- tiren ernſtlich beordert. Was letzlich Ale- xander Magnus durch ſeinen Informato- rem, den Ariſtotelem von Eigenſchafft und Natur der Voͤgel colligiren laſſen, iſt bereits bekannt. Jſt alſo offterwehn- te Falcken-Beitz, wann dieſelbe inſonder- heit mediocriter und mit moderirten Un- koſten angeſtellet wird, als eine hoͤchſt an- genehme, und recht Fuͤrſtliche Luſt zu ruͤhmen, weil dieſes Exercitium in einer maͤßigen Ubung der Geſundheit beſte- het, und zur Lebens-Verlaͤngerung gar dienlich und vergnuͤglich iſt: Wann man erweget, wie erfreulichen Proſpect man haben kan, wann man ſeinen Falcken bey hellem klaren Wetter von der Fauſt ab in die freye Lufft gen Himmel ſchwingen laͤſſet, und der anmuthigen Reyher-Beitz je laͤnger je mehr zuſiehet, und den Wett- Flug und Ausgang dieſes Kampffs mit Freuden erwartet, ſo kan auch nicht feh- len, daß aller chagrin, ſo man vormahls umb das irrdiſche gehabt, verachtet wer- den muͤſſe. Zwar kan ich nicht laͤugnen, daß groſſe Herren eben auch ſo wohl bey dieſer Falcken-Beitz, als wie ich bey dem Par Force-Jagen beſchrieben habe, mit dem hefftigen piquiren, oder Rennen und Jagen der Pferde in Leib- und Lebens- Gefahr ſich ſtuͤrtzen koͤnnen; weswegen ich vor rathſamer zu ſeyn erachte, wann ein groſſer Herr, an deſſen Unfall oder Tod wohl vielleicht Land und Leuten ein mehreres gelegen, content und vergnuͤgt iſt, wann er eine ſolche Jagd an einem be- qvemen Ort ohne beſondern Schaden anſiehet. Und weil auch nach dem alten Sprichwort die Sacren oder Groß-Fal- cken mit nicht geringem Verluſt das Gold an ſich ziehen ſollen, wie der Ma- gnet das Eiſen, welches ſo viel geſaget iſt, daß nemlich das Beitzen unglaubliche Unkoſten erfordere; So wird ein jeder Liebhaber von ſich ſelbſt ſein Vermoͤgen und ſeine Einkuͤnffte erwegen, und wohl bedencken, was ihme hierinnen rathſam und zutraͤglich ſeyn moͤchte, auch ſeine uͤbermaͤßige Affecten bemeiſtern. Letz- lich rathe auch wohlmeynend, ſich dieje- nigen Laſter, womit man GOtt den All- maͤchtigen erzuͤrnet, und ſeinen Nechſten beleidiget, wovon ich ausfuͤhrlicher be- reits in der Vorrede des Fuͤnfften Theils meiner Teutſchen Jagd zur Genuͤge ge- redet, ſich bey Zeiten abzugewoͤhnen, al- le vorfallende Aergerniſſe, und Verdruͤß- lichkeiten bey ſolcher Luſt bey Seite zu ſe- tzen, und ſich nicht ſtoͤhren zu laſſen; Doch iſt nicht meine Meynung, die wich- tigſten Geſchaͤffte darbey zu negligiren, ſondern nur dieſer Ergetzlichkeit nach ab- gelegten Regierungs-Sorgen in GOt- tesfurcht, doch ohne anderer Leute Schaden mit Vergnuͤgung zu gebrau- chen. Und weiln zu der Falcken-Beitz, nebſt andern noͤthigen Requiſitis, auch fluͤchtige Pferde erfordert werden, ſo will mich auff die vorige Beſchreibung der Par Force-Pferde beziehen. Was aber die Natur und Abrichtung der hierbey unterſchiedlichen Hunde, als der Wind- Spiele, Huͤhner-Hunde, Waſſer-Hun- de und Stoͤber betrifft, wird der Hoch- geneigte Leſer in meinem gantzen Drit- ten Theil, von Beſchreibung allerhand Hunden, ausfuͤhrlicher befinden, fehlet alſo hierbey nichts, als eines Falckens Beſchreibung und des Falconiers Appli- cation vorzuſtellen. Von dem Falcken. Gleich wie ich in der Vorrede des Andern Theils meiner Teutſchen Jagd von der Beſchreibung wilder Thiere ge- meldet, daß die wunderſame Variation, nach Gottes allweiſen Rath, durch der Natur unerforſchliche Wuͤrckung, nach- dem das Clima Cœli, oder himmliſche Firmament ſituiret, auch das Humidum Radicale der unterirrdiſchen feuchten Duͤnſte, entweder heiß und trocken, oder feucht und kalt ſich befinde, und hieraus unterſchiedenes Erd-Gewaͤchs und Nu- triment entſtehe, die Menſchen und wil- de Thiere auf Erden, alle Fiſche im Waſ- ſer, und die Voͤgel in der Lufft gar mercklich an ihrer gantzen Natur und Eigenſchafft, ihrer Geſtalt, Groͤſſe, Far- be, Haare und Federn, Stimme und Geſchmack,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/482
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/482>, abgerufen am 21.12.2024.