Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Fünffter Theil/ [Spaltenumbruch]
werden, werden solche in solche Carce-res oder Gefängnisse nicht gesperret; Maassen diese auf Verlangen der Herr- schafft mit anderer Manier und gebühr- lichen Jagd-Gezeug, wie gebräuchlich, nach belieben lebendig oder todt gefangen werden. Es würden sich auch solche hiesige Thiere abgrämen, abängstigen, und in kurtzer Zeit gar dahin fallen und sterben. Aus jedem Fang gehet eine Fall-Thüre, von starcken eichenen Pfo- sten mit eysernem Blech beschlagen, nach dem grossen Hoff, welcher allenthalben mit grossen Quater-Werckstücken wohl- gepflastert seyn muß. Diese Fall-Thü- ren werden oben über den Fachen mit Ketten und starcken Säulen durch Klo- ben und steinern Gewichte hinterwärts auffgezogen und an einen Haacken umb- schlungen; Wann nun bey Oeffnung der Fall-Thüre das wilde reissende Thier das Licht erblicket, und seine Freyheit vermercket, wuschet es heraus, zumahl wann es still und schön Wetter ist, da es denn im Hoff herumb springet, und läs- set der Wärther die Fall-Thüre inzwi- schen zugehen: Sodann kan von innewen- dig der Fang oder das Fach, welches auff den Boden abhängich mit starcken Pfo- sten getiehlet seyn muß, von allem Un- flath gereiniget, des Thieres Fraß hin- eingeleget, und frisches Stroh und Was- ser gegeben werden. Wann nun hin- terwärts wiederumb alles befestiget worden, der Fang wieder auffgezo- gen wird, und das wilde Thier seine Wohnung eröffnet siehet, auch den Fraß riechet, treibet der Hunger und Appetit dasselbe wiederumb dahin einzu- kehren, da es dann, wann es würcklich darinnen, mit der Fall-Thür wiederumb verschlossen werden kan. Von dem Lö- wen-Wärther nun und dessen Function hierbey mit wenigen zu gedencken, so wird vor allen Dingen erfordert, daß er ein Ertz-Liebhaber aller wilden Thiere von Jugend auf jederzeit gewesen, und sich nie- mahls keine Mühe im geringsten ver- driessen lassen. Er muß ferner seyn ein Mann von Verstand und Hertzhafftig- keit, welcher zu gewisser Zeit, jedoch nüch- [Spaltenumbruch] tern und nicht betruncken, nach Beschaf- fenheit der Thiere, theils mit Liebe, theils mit List, auch da es nöthig, mit behöh- rigen Zwangs-Mitteln, einem jeden Thier zu begegnen weiß, anbey nicht blö- de, sondern wohl erfahren seyn, nehm- lich, er muß perfect wissen, was zu die- sem oder jenem Thier für Instrumenta gehöhren, dieselben freundlich oder mit Gewalt zu bändigen. Er muß es auch den Thieren können ansehen, von welchen er Friede zu hoffen, denn an theils Thie- ren ist und hilffet nichts, man mag thun, was man wolle, so wird es doch immer ärger; Und solche sind weder das Fut- ter, noch Mühe werth. Dieses sind die Thiere, so fast gar nicht oder schwerlich zahm gemachet werden können, nehm- lich, die so viel genärret und geschlagen werden, also daß sie sich nothwendig neh- ren müssen, wie fast alle einen sol- chen Gebrauch an sich haben. Denn es sind viel Menschen, welche dieses nicht consideriren, daß es eine herrliche Rari- tät sey, wann ein groß erschreckliches und sonst grimmiges Thier gantz fromm und zahm; sondern es ist gemeiniglich der Leute ihr erstes, daß sie, wo sie immer können, an solche Thiere treffen oder werffen, damit sie es zum Zorn anrei- tzen, welches dann denen Leuten, so da- mit umbgehen sollen, höchstschädlich und gefährlich ist. Es ist auch eine schlechte und kahle Courage, ein eingesperrtes und angebundenes Thier zu molestiren, wer aber Muth hat, der kan gehen, daß es ihn erreichen könne, wie der Löwen- Wärther. Kürtzlich, ein Mensch der ver- ständig, und auch nachdencklich ist, kan leicht erachten, wie es ihm gefallen wür- de, wann er eingesperrt, gestossen, oder ihm, so er hungerig, sein Fressen genom- men würde. Eine reichliche Besoldung gehöhret auch dem Löwen-Wärther, weil er mit seinen Leuten vieler Lebens- Gefahr unterworffen ist, damit er bey der Lust bleibe; Muß ihm auch vor sei- ne Thiere richtiges Fleisch, Brod und Futter gegeben werden, damit sie satt, und solcher maassen gerne freundlich wer- den und spielen. Von der Falcken-Beitz und derer Antiquität. [Spaltenumbruch]
Alldieweilen ich in meinem Andern Leben
Fuͤnffter Theil/ [Spaltenumbruch]
werden, werden ſolche in ſolche Carce-res oder Gefaͤngniſſe nicht geſperret; Maaſſen dieſe auf Verlangen der Herr- ſchafft mit anderer Manier und gebuͤhr- lichen Jagd-Gezeug, wie gebraͤuchlich, nach belieben lebendig oder todt gefangen werden. Es wuͤrden ſich auch ſolche hieſige Thiere abgraͤmen, abaͤngſtigen, und in kurtzer Zeit gar dahin fallen und ſterben. Aus jedem Fang gehet eine Fall-Thuͤre, von ſtarcken eichenen Pfo- ſten mit eyſernem Blech beſchlagen, nach dem groſſen Hoff, welcher allenthalben mit groſſen Quater-Werckſtuͤcken wohl- gepflaſtert ſeyn muß. Dieſe Fall-Thuͤ- ren werden oben uͤber den Fachen mit Ketten und ſtarcken Saͤulen durch Klo- ben und ſteinern Gewichte hinterwaͤrts auffgezogen und an einen Haacken umb- ſchlungen; Wann nun bey Oeffnung der Fall-Thuͤre das wilde reiſſende Thier das Licht erblicket, und ſeine Freyheit vermercket, wuſchet es heraus, zumahl wann es ſtill und ſchoͤn Wetter iſt, da es denn im Hoff herumb ſpringet, und laͤſ- ſet der Waͤrther die Fall-Thuͤre inzwi- ſchen zugehen: Sodann kan von innewen- dig der Fang oder das Fach, welches auff den Boden abhaͤngich mit ſtarcken Pfo- ſten getiehlet ſeyn muß, von allem Un- flath gereiniget, des Thieres Fraß hin- eingeleget, und friſches Stroh und Waſ- ſer gegeben werden. Wann nun hin- terwaͤrts wiederumb alles befeſtiget worden, der Fang wieder auffgezo- gen wird, und das wilde Thier ſeine Wohnung eroͤffnet ſiehet, auch den Fraß riechet, treibet der Hunger und Appetit daſſelbe wiederumb dahin einzu- kehren, da es dann, wann es wuͤrcklich darinnen, mit der Fall-Thuͤr wiederumb verſchloſſen werden kan. Von dem Loͤ- wen-Waͤrther nun und deſſen Function hierbey mit wenigen zu gedencken, ſo wird vor allen Dingen erfordert, daß er ein Ertz-Liebhaber aller wilden Thiere von Jugend auf jederzeit geweſen, und ſich nie- mahls keine Muͤhe im geringſten ver- drieſſen laſſen. Er muß ferner ſeyn ein Mann von Verſtand und Hertzhafftig- keit, welcher zu gewiſſer Zeit, jedoch nuͤch- [Spaltenumbruch] tern und nicht betruncken, nach Beſchaf- fenheit der Thiere, theils mit Liebe, theils mit Liſt, auch da es noͤthig, mit behoͤh- rigen Zwangs-Mitteln, einem jeden Thier zu begegnen weiß, anbey nicht bloͤ- de, ſondern wohl erfahren ſeyn, nehm- lich, er muß perfect wiſſen, was zu die- ſem oder jenem Thier fuͤr Inſtrumenta gehoͤhren, dieſelben freundlich oder mit Gewalt zu baͤndigen. Er muß es auch den Thieren koͤnnen anſehen, von welchen er Friede zu hoffen, denn an theils Thie- ren iſt und hilffet nichts, man mag thun, was man wolle, ſo wird es doch immer aͤrger; Und ſolche ſind weder das Fut- ter, noch Muͤhe werth. Dieſes ſind die Thiere, ſo faſt gar nicht oder ſchwerlich zahm gemachet werden koͤnnen, nehm- lich, die ſo viel genaͤrret und geſchlagen werden, alſo daß ſie ſich nothwendig neh- ren muͤſſen, wie faſt alle einen ſol- chen Gebrauch an ſich haben. Denn es ſind viel Menſchen, welche dieſes nicht conſideriren, daß es eine herrliche Rari- taͤt ſey, wann ein groß erſchreckliches und ſonſt grimmiges Thier gantz fromm und zahm; ſondern es iſt gemeiniglich der Leute ihr erſtes, daß ſie, wo ſie immer koͤnnen, an ſolche Thiere treffen oder werffen, damit ſie es zum Zorn anrei- tzen, welches dann denen Leuten, ſo da- mit umbgehen ſollen, hoͤchſtſchaͤdlich und gefaͤhrlich iſt. Es iſt auch eine ſchlechte und kahle Courage, ein eingeſperrtes und angebundenes Thier zu moleſtiren, wer aber Muth hat, der kan gehen, daß es ihn erreichen koͤnne, wie der Loͤwen- Waͤrther. Kuͤrtzlich, ein Menſch der ver- ſtaͤndig, und auch nachdencklich iſt, kan leicht erachten, wie es ihm gefallen wuͤr- de, wann er eingeſperrt, geſtoſſen, oder ihm, ſo er hungerig, ſein Freſſen genom- men wuͤrde. Eine reichliche Beſoldung gehoͤhret auch dem Loͤwen-Waͤrther, weil er mit ſeinen Leuten vieler Lebens- Gefahr unterworffen iſt, damit er bey der Luſt bleibe; Muß ihm auch vor ſei- ne Thiere richtiges Fleiſch, Brod und Futter gegeben werden, damit ſie ſatt, und ſolcher maaſſen gerne freundlich wer- den und ſpielen. Von der Falcken-Beitz und derer Antiquitaͤt. [Spaltenumbruch]
Alldieweilen ich in meinem Andern Leben
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0480" n="316"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fuͤnffter Theil/</hi></fw><lb/><cb/> werden, werden ſolche in ſolche <hi rendition="#aq">Carce-<lb/> res</hi> oder Gefaͤngniſſe nicht geſperret;<lb/> Maaſſen dieſe auf Verlangen der Herr-<lb/> ſchafft mit anderer Manier und gebuͤhr-<lb/> lichen Jagd-Gezeug, wie gebraͤuchlich,<lb/> nach belieben lebendig oder todt gefangen<lb/> werden. Es wuͤrden ſich auch ſolche<lb/> hieſige Thiere abgraͤmen, abaͤngſtigen,<lb/> und in kurtzer Zeit gar dahin fallen und<lb/> ſterben. Aus jedem Fang gehet eine<lb/> Fall-Thuͤre, von ſtarcken eichenen Pfo-<lb/> ſten mit eyſernem Blech beſchlagen, nach<lb/> dem groſſen Hoff, welcher allenthalben<lb/> mit groſſen <hi rendition="#aq">Quater-</hi>Werckſtuͤcken wohl-<lb/> gepflaſtert ſeyn muß. Dieſe Fall-Thuͤ-<lb/> ren werden oben uͤber den Fachen mit<lb/> Ketten und ſtarcken Saͤulen durch Klo-<lb/> ben und ſteinern Gewichte hinterwaͤrts<lb/> auffgezogen und an einen Haacken umb-<lb/> ſchlungen; Wann nun bey Oeffnung<lb/> der Fall-Thuͤre das wilde reiſſende Thier<lb/> das Licht erblicket, und ſeine Freyheit<lb/> vermercket, wuſchet es heraus, zumahl<lb/> wann es ſtill und ſchoͤn Wetter iſt, da es<lb/> denn im Hoff herumb ſpringet, und laͤſ-<lb/> ſet der Waͤrther die Fall-Thuͤre inzwi-<lb/> ſchen zugehen: Sodann kan von innewen-<lb/> dig der Fang oder das Fach, welches auff<lb/> den Boden abhaͤngich mit ſtarcken Pfo-<lb/> ſten getiehlet ſeyn muß, von allem Un-<lb/> flath gereiniget, des Thieres Fraß hin-<lb/> eingeleget, und friſches Stroh und Waſ-<lb/> ſer gegeben werden. Wann nun hin-<lb/> terwaͤrts wiederumb alles befeſtiget<lb/> worden, der Fang wieder auffgezo-<lb/> gen wird, und das wilde Thier ſeine<lb/> Wohnung eroͤffnet ſiehet, auch den<lb/> Fraß riechet, treibet der Hunger und<lb/><hi rendition="#aq">Appetit</hi> daſſelbe wiederumb dahin einzu-<lb/> kehren, da es dann, wann es wuͤrcklich<lb/> darinnen, mit der Fall-Thuͤr wiederumb<lb/> verſchloſſen werden kan. Von dem Loͤ-<lb/> wen-Waͤrther nun und deſſen <hi rendition="#aq">Function</hi><lb/> hierbey mit wenigen zu gedencken, ſo wird<lb/> vor allen Dingen erfordert, daß er ein<lb/> Ertz-Liebhaber aller wilden Thiere von<lb/> Jugend auf jederzeit geweſen, und ſich nie-<lb/> mahls keine Muͤhe im geringſten ver-<lb/> drieſſen laſſen. Er muß ferner ſeyn ein<lb/> Mann von Verſtand und Hertzhafftig-<lb/> keit, welcher zu gewiſſer Zeit, jedoch nuͤch-<lb/><cb/> tern und nicht betruncken, nach Beſchaf-<lb/> fenheit der Thiere, theils mit Liebe, theils<lb/> mit Liſt, auch da es noͤthig, mit behoͤh-<lb/> rigen Zwangs-Mitteln, einem jeden<lb/> Thier zu begegnen weiß, anbey nicht bloͤ-<lb/> de, ſondern wohl erfahren ſeyn, nehm-<lb/> lich, er muß <hi rendition="#aq">perfect</hi> wiſſen, was zu die-<lb/> ſem oder jenem Thier fuͤr <hi rendition="#aq">Inſtrumenta</hi><lb/> gehoͤhren, dieſelben freundlich oder mit<lb/> Gewalt zu baͤndigen. Er muß es auch<lb/> den Thieren koͤnnen anſehen, von welchen<lb/> er Friede zu hoffen, denn an theils Thie-<lb/> ren iſt und hilffet nichts, man mag thun,<lb/> was man wolle, ſo wird es doch immer<lb/> aͤrger; Und ſolche ſind weder das Fut-<lb/> ter, noch Muͤhe werth. Dieſes ſind die<lb/> Thiere, ſo faſt gar nicht oder ſchwerlich<lb/> zahm gemachet werden koͤnnen, nehm-<lb/> lich, die ſo viel genaͤrret und geſchlagen<lb/> werden, alſo daß ſie ſich nothwendig neh-<lb/> ren muͤſſen, wie faſt alle einen ſol-<lb/> chen Gebrauch an ſich haben. Denn<lb/> es ſind viel Menſchen, welche dieſes nicht<lb/><hi rendition="#aq">conſiderir</hi>en, daß es eine herrliche Rari-<lb/> taͤt ſey, wann ein groß erſchreckliches und<lb/> ſonſt grimmiges Thier gantz fromm und<lb/> zahm; ſondern es iſt gemeiniglich der<lb/> Leute ihr erſtes, daß ſie, wo ſie immer<lb/> koͤnnen, an ſolche Thiere treffen oder<lb/> werffen, damit ſie es zum Zorn anrei-<lb/> tzen, welches dann denen Leuten, ſo da-<lb/> mit umbgehen ſollen, hoͤchſtſchaͤdlich und<lb/> gefaͤhrlich iſt. Es iſt auch eine ſchlechte<lb/> und kahle <hi rendition="#aq">Courage,</hi> ein eingeſperrtes<lb/> und angebundenes Thier zu <hi rendition="#aq">moleſti</hi>ren,<lb/> wer aber Muth hat, der kan gehen, daß<lb/> es ihn erreichen koͤnne, wie der Loͤwen-<lb/> Waͤrther. Kuͤrtzlich, ein Menſch der ver-<lb/> ſtaͤndig, und auch nachdencklich iſt, kan<lb/> leicht erachten, wie es ihm gefallen wuͤr-<lb/> de, wann er eingeſperrt, geſtoſſen, oder<lb/> ihm, ſo er hungerig, ſein Freſſen genom-<lb/> men wuͤrde. Eine reichliche Beſoldung<lb/> gehoͤhret auch dem Loͤwen-Waͤrther,<lb/> weil er mit ſeinen Leuten vieler Lebens-<lb/> Gefahr unterworffen iſt, damit er bey<lb/> der Luſt bleibe; Muß ihm auch vor ſei-<lb/> ne Thiere richtiges Fleiſch, Brod und<lb/> Futter gegeben werden, damit ſie ſatt,<lb/> und ſolcher maaſſen gerne freundlich wer-<lb/> den und ſpielen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von der <hi rendition="#in">F</hi>alcken-<hi rendition="#in">B</hi>eitz und derer <hi rendition="#aq">Antiquit</hi>aͤt.</hi> </head><lb/> <cb/> <p>Alldieweilen ich in meinem Andern<lb/> Theil bey Beſchreibung der Natur und<lb/> Eigenſchafft derer wilden Thiere auch zu-<lb/><cb/> gleich des ſaͤmmtlichen Feder-Wild-<lb/> praͤths, beyderſeits der Waͤlder und Fel-<lb/> der, als der Waſſer, ſowohl bey ihrem<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Leben</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [316/0480]
Fuͤnffter Theil/
werden, werden ſolche in ſolche Carce-
res oder Gefaͤngniſſe nicht geſperret;
Maaſſen dieſe auf Verlangen der Herr-
ſchafft mit anderer Manier und gebuͤhr-
lichen Jagd-Gezeug, wie gebraͤuchlich,
nach belieben lebendig oder todt gefangen
werden. Es wuͤrden ſich auch ſolche
hieſige Thiere abgraͤmen, abaͤngſtigen,
und in kurtzer Zeit gar dahin fallen und
ſterben. Aus jedem Fang gehet eine
Fall-Thuͤre, von ſtarcken eichenen Pfo-
ſten mit eyſernem Blech beſchlagen, nach
dem groſſen Hoff, welcher allenthalben
mit groſſen Quater-Werckſtuͤcken wohl-
gepflaſtert ſeyn muß. Dieſe Fall-Thuͤ-
ren werden oben uͤber den Fachen mit
Ketten und ſtarcken Saͤulen durch Klo-
ben und ſteinern Gewichte hinterwaͤrts
auffgezogen und an einen Haacken umb-
ſchlungen; Wann nun bey Oeffnung
der Fall-Thuͤre das wilde reiſſende Thier
das Licht erblicket, und ſeine Freyheit
vermercket, wuſchet es heraus, zumahl
wann es ſtill und ſchoͤn Wetter iſt, da es
denn im Hoff herumb ſpringet, und laͤſ-
ſet der Waͤrther die Fall-Thuͤre inzwi-
ſchen zugehen: Sodann kan von innewen-
dig der Fang oder das Fach, welches auff
den Boden abhaͤngich mit ſtarcken Pfo-
ſten getiehlet ſeyn muß, von allem Un-
flath gereiniget, des Thieres Fraß hin-
eingeleget, und friſches Stroh und Waſ-
ſer gegeben werden. Wann nun hin-
terwaͤrts wiederumb alles befeſtiget
worden, der Fang wieder auffgezo-
gen wird, und das wilde Thier ſeine
Wohnung eroͤffnet ſiehet, auch den
Fraß riechet, treibet der Hunger und
Appetit daſſelbe wiederumb dahin einzu-
kehren, da es dann, wann es wuͤrcklich
darinnen, mit der Fall-Thuͤr wiederumb
verſchloſſen werden kan. Von dem Loͤ-
wen-Waͤrther nun und deſſen Function
hierbey mit wenigen zu gedencken, ſo wird
vor allen Dingen erfordert, daß er ein
Ertz-Liebhaber aller wilden Thiere von
Jugend auf jederzeit geweſen, und ſich nie-
mahls keine Muͤhe im geringſten ver-
drieſſen laſſen. Er muß ferner ſeyn ein
Mann von Verſtand und Hertzhafftig-
keit, welcher zu gewiſſer Zeit, jedoch nuͤch-
tern und nicht betruncken, nach Beſchaf-
fenheit der Thiere, theils mit Liebe, theils
mit Liſt, auch da es noͤthig, mit behoͤh-
rigen Zwangs-Mitteln, einem jeden
Thier zu begegnen weiß, anbey nicht bloͤ-
de, ſondern wohl erfahren ſeyn, nehm-
lich, er muß perfect wiſſen, was zu die-
ſem oder jenem Thier fuͤr Inſtrumenta
gehoͤhren, dieſelben freundlich oder mit
Gewalt zu baͤndigen. Er muß es auch
den Thieren koͤnnen anſehen, von welchen
er Friede zu hoffen, denn an theils Thie-
ren iſt und hilffet nichts, man mag thun,
was man wolle, ſo wird es doch immer
aͤrger; Und ſolche ſind weder das Fut-
ter, noch Muͤhe werth. Dieſes ſind die
Thiere, ſo faſt gar nicht oder ſchwerlich
zahm gemachet werden koͤnnen, nehm-
lich, die ſo viel genaͤrret und geſchlagen
werden, alſo daß ſie ſich nothwendig neh-
ren muͤſſen, wie faſt alle einen ſol-
chen Gebrauch an ſich haben. Denn
es ſind viel Menſchen, welche dieſes nicht
conſideriren, daß es eine herrliche Rari-
taͤt ſey, wann ein groß erſchreckliches und
ſonſt grimmiges Thier gantz fromm und
zahm; ſondern es iſt gemeiniglich der
Leute ihr erſtes, daß ſie, wo ſie immer
koͤnnen, an ſolche Thiere treffen oder
werffen, damit ſie es zum Zorn anrei-
tzen, welches dann denen Leuten, ſo da-
mit umbgehen ſollen, hoͤchſtſchaͤdlich und
gefaͤhrlich iſt. Es iſt auch eine ſchlechte
und kahle Courage, ein eingeſperrtes
und angebundenes Thier zu moleſtiren,
wer aber Muth hat, der kan gehen, daß
es ihn erreichen koͤnne, wie der Loͤwen-
Waͤrther. Kuͤrtzlich, ein Menſch der ver-
ſtaͤndig, und auch nachdencklich iſt, kan
leicht erachten, wie es ihm gefallen wuͤr-
de, wann er eingeſperrt, geſtoſſen, oder
ihm, ſo er hungerig, ſein Freſſen genom-
men wuͤrde. Eine reichliche Beſoldung
gehoͤhret auch dem Loͤwen-Waͤrther,
weil er mit ſeinen Leuten vieler Lebens-
Gefahr unterworffen iſt, damit er bey
der Luſt bleibe; Muß ihm auch vor ſei-
ne Thiere richtiges Fleiſch, Brod und
Futter gegeben werden, damit ſie ſatt,
und ſolcher maaſſen gerne freundlich wer-
den und ſpielen.
Von der Falcken-Beitz und derer Antiquitaͤt.
Alldieweilen ich in meinem Andern
Theil bey Beſchreibung der Natur und
Eigenſchafft derer wilden Thiere auch zu-
gleich des ſaͤmmtlichen Feder-Wild-
praͤths, beyderſeits der Waͤlder und Fel-
der, als der Waſſer, ſowohl bey ihrem
Leben
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |