[Spaltenumbruch]
das Fang-Eysen desto besser können an- gelauffen und gefället werden. Was aber das vorhin erwehnte Feuer-Compt betrifft, darzu die kleinen Schwärmer gebrauchet werden, und ausfahrendes Feuer gemachet wird, hiermit will ich dem geneigten Leser zu Verfertigung der- gleichen an einen Kunsterfahrnen Feu- er-Wercker gewiesen haben, weiln es in dieser Profession nicht requiriret, auch sel- [Spaltenumbruch]
ten und nur von grossen Potentaten beyn Hoff- und Kampff-Jagen, wie ge- meldet, vor die Auer- und Büffel-Och- sen gebrauchet wird; Das Raqveten oder Schwärmer-Schiessen aber unter die wilden Sauen noch eher bräuchlich ist, womit ich diese Feuer-Wercks-Sachen beschliesse, und diesesmahl vorlieb zu neh- men bitte.
Von dem Par Force-Jagen.
[Spaltenumbruch]
Ob wohl das Par Force-Jagen zu beschreiben, mir als einem teutschen Jä- ger, nicht zuzukommen, noch anständig zu seyn scheinen mögte; So will dennoch hiervon auch etwas melden, weil derglei- chen Jagen, ob es wohl an sich selbst ein höchst Leib- und Lebens-gefährliches, an- bey auch wegen der vielen Hunde und Pferde, so darbey gebrauchet werden, ein kostbahres Werck ist, dannoch heut zu Tage von grossen Herren offt beliebet wird. Die Frantzosen berühmen sich, nach des Herrn Robert de Salnove her- ausgegebener Königlichen Jägerey, als ob diese Wissenschafft von keiner andern Nation in der Welt, als nur allein von ihnen inventiret worden sey, nemlich ei- nen Hirsch als ein tapferes und edeles Thier in freyem Felde aus heroischem Gemüthe par Force zu erlegen, und nicht, wie andere Nationen, sich hinterlistiger Nachstellung, Tücher, Netzen, Büch- sen, Ankörren und dergleichen zu bedie- nen; Weswegen diese par Force-Jäger solcher Nachrede wegen in steter Feind- schafft mit den teutschen Jägern leben, u. zwischen ihnen und denselben sich gleich- sam eine Antipathie befindet. Ob aber eben auch so gar gewiß, daß die Frantzo- sen dieses par Force-Jagen, oder vielmehr die Engelländer, oder Tartern, auch viel- leicht gar andere Nationen erfunden ha- ben, laß ich an seinen Ort gestellet seyn, und mögen sie mit einander streiten, und die Sache ausmachen. Was nun ei- gendlich insgemein die Par Force-Jagd betrifft, geschiehet solche folgender Gestalt: Wann der König par Force-jagen Willens ist, und den Ober-Jäger-Mei- ster hierzu beordert, dieser aber ferner dem unter sich habenden Jagd-Officier, Cavallier, oder Jagd-Juncker, so die Jour hat, Ordre ertheilet hat, so befieh- let dieser dem Jagd-Fourier, eyligst ab- [Spaltenumbruch]
zureiten, an dem von König bestimmten Ort die Quartiere vor Jhro Majestät und die sämbtliche Jägerey einzutheilen, sonder einigen Verzug, oder Geldneh- mens; Jngleichen der Hunde wegen, umb denenselben benöthigten Hof, Zwin- ger und Wasser, Stallung, und Fütte- rung einzurichten, muß ein Hunde- Knecht zugleich nebst einem Stall-Knecht wegen der Pferde, deren Stallung und Fütterung betreffend, mitreithen, und was ihnen tüchtig oder untüchtig vor- kommet, aussuchen; Die Jagd-Pagen werden billig bey die Jagd-Officier zu- gleich logiret, damit sie nicht allein gnung- same Information erlangen, sondern auch in Moribus profitiren mögen. Wann nun der Tag bestimmet, an dem die Hunde abmarchiren sollen, muß der, so das Commando hat, denselben, nachdem ein Jeder geputzet, ein Stücklein Brod ge- ben, und mit dem frühsten im kühlen abgehen und langsam marchiren lassen, damit sie nicht übertrieben, und, so sie an den verlangten Ort ankommen, mit dem benöthigten versehen werden. Auff fernere Ordre des Königs werden die Vorsuche dem Ober-Jäger-Meister an- befohlen, die bestimmten Oerter durch die Leith-Hunde-Knechte zu besuchen, worbey die Jagd-Pagen zugleich bey den besten und erfahrensten Besuch-Knech- ten mit ausziehen sollen, umb was zu lernen und zu begreiffen. Was nun ein jeder Besuch-Knecht in seinem anbefoh- lenen Besuch vor jagdbahre oder geringe Hirsche angetroffen, so die Nacht über auff dem Felde gewesen, und der Jahrs- Zeit Früchte genossen, vor Tages aber zu Holtze gekehret, werden durch des Leith-Hundes Bemerckung oder nach des Besuch-Knechts Augen-Maß, entwe- der am Gehöltze, am Gewände des Ge- hörns, oder an der Gefährde oder Ge-
loß
Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch]
das Fang-Eyſen deſto beſſer koͤnnen an- gelauffen und gefaͤllet werden. Was aber das vorhin erwehnte Feuer-Compt betrifft, darzu die kleinen Schwaͤrmer gebrauchet werden, und ausfahrendes Feuer gemachet wird, hiermit will ich dem geneigten Leſer zu Verfertigung der- gleichen an einen Kunſterfahrnen Feu- er-Wercker gewieſen haben, weiln es in dieſer Profeſſion nicht requiriret, auch ſel- [Spaltenumbruch]
ten und nur von groſſen Potentaten beyn Hoff- und Kampff-Jagen, wie ge- meldet, vor die Auer- und Buͤffel-Och- ſen gebrauchet wird; Das Raqveten oder Schwaͤrmer-Schieſſen aber unter die wilden Sauen noch eher braͤuchlich iſt, womit ich dieſe Feuer-Wercks-Sachen beſchlieſſe, und dieſesmahl vorlieb zu neh- men bitte.
Von dem Par Force-Jagen.
[Spaltenumbruch]
Ob wohl das Par Force-Jagen zu beſchreiben, mir als einem teutſchen Jaͤ- ger, nicht zuzukommen, noch anſtaͤndig zu ſeyn ſcheinen moͤgte; So will dennoch hiervon auch etwas melden, weil derglei- chen Jagen, ob es wohl an ſich ſelbſt ein hoͤchſt Leib- und Lebens-gefaͤhrliches, an- bey auch wegen der vielen Hunde und Pferde, ſo darbey gebrauchet werden, ein koſtbahres Werck iſt, dannoch heut zu Tage von groſſen Herren offt beliebet wird. Die Frantzoſen beruͤhmen ſich, nach des Herrn Robert de Salnove her- ausgegebener Koͤniglichen Jaͤgerey, als ob dieſe Wiſſenſchafft von keiner andern Nation in der Welt, als nur allein von ihnen inventiret worden ſey, nemlich ei- nen Hirſch als ein tapferes und edeles Thier in freyem Felde aus heroiſchem Gemuͤthe par Force zu erlegen, und nicht, wie andere Nationen, ſich hinterliſtiger Nachſtellung, Tuͤcher, Netzen, Buͤch- ſen, Ankoͤrren und dergleichen zu bedie- nen; Weswegen dieſe par Force-Jaͤger ſolcher Nachrede wegen in ſteter Feind- ſchafft mit den teutſchen Jaͤgern leben, u. zwiſchen ihnen und denſelben ſich gleich- ſam eine Antipathie befindet. Ob aber eben auch ſo gar gewiß, daß die Frantzo- ſen dieſes par Force-Jagen, oder vielmehr die Engellaͤnder, oder Tartern, auch viel- leicht gar andere Nationen erfunden ha- ben, laß ich an ſeinen Ort geſtellet ſeyn, und moͤgen ſie mit einander ſtreiten, und die Sache ausmachen. Was nun ei- gendlich insgemein die Par Force-Jagd betrifft, geſchiehet ſolche folgender Geſtalt: Wann der Koͤnig par Force-jagen Willens iſt, und den Ober-Jaͤger-Mei- ſter hierzu beordert, dieſer aber ferner dem unter ſich habenden Jagd-Officier, Cavallier, oder Jagd-Juncker, ſo die Jour hat, Ordre ertheilet hat, ſo befieh- let dieſer dem Jagd-Fourier, eyligſt ab- [Spaltenumbruch]
zureiten, an dem von Koͤnig beſtimmten Ort die Quartiere vor Jhro Majeſtaͤt und die ſaͤmbtliche Jaͤgerey einzutheilen, ſonder einigen Verzug, oder Geldneh- mens; Jngleichen der Hunde wegen, umb denenſelben benoͤthigten Hof, Zwin- ger und Waſſer, Stallung, und Fuͤtte- rung einzurichten, muß ein Hunde- Knecht zugleich nebſt einem Stall-Knecht wegen der Pferde, deren Stallung und Fuͤtterung betreffend, mitreithen, und was ihnen tuͤchtig oder untuͤchtig vor- kommet, ausſuchen; Die Jagd-Pagen werden billig bey die Jagd-Officier zu- gleich logiret, damit ſie nicht allein gnung- ſame Information erlangen, ſondern auch in Moribus profitiren moͤgen. Wann nun der Tag beſtimmet, an dem die Hunde abmarchiren ſollen, muß der, ſo das Commando hat, denſelben, nachdem ein Jeder geputzet, ein Stuͤcklein Brod ge- ben, und mit dem fruͤhſten im kuͤhlen abgehen und langſam marchiren laſſen, damit ſie nicht uͤbertrieben, und, ſo ſie an den verlangten Ort ankommen, mit dem benoͤthigten verſehen werden. Auff fernere Ordre des Koͤnigs werden die Vorſuche dem Ober-Jaͤger-Meiſter an- befohlen, die beſtimmten Oerter durch die Leith-Hunde-Knechte zu beſuchen, worbey die Jagd-Pagen zugleich bey den beſten und erfahrenſten Beſuch-Knech- ten mit ausziehen ſollen, umb was zu lernen und zu begreiffen. Was nun ein jeder Beſuch-Knecht in ſeinem anbefoh- lenen Beſuch vor jagdbahre oder geringe Hirſche angetroffen, ſo die Nacht uͤber auff dem Felde geweſen, und der Jahrs- Zeit Fruͤchte genoſſen, vor Tages aber zu Holtze gekehret, werden durch des Leith-Hundes Bemerckung oder nach des Beſuch-Knechts Augen-Maß, entwe- der am Gehoͤltze, am Gewaͤnde des Ge- hoͤrns, oder an der Gefaͤhrde oder Ge-
loß
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[294/0448]
Fuͤnffter Theil/
das Fang-Eyſen deſto beſſer koͤnnen an-
gelauffen und gefaͤllet werden. Was
aber das vorhin erwehnte Feuer-Compt
betrifft, darzu die kleinen Schwaͤrmer
gebrauchet werden, und ausfahrendes
Feuer gemachet wird, hiermit will ich
dem geneigten Leſer zu Verfertigung der-
gleichen an einen Kunſterfahrnen Feu-
er-Wercker gewieſen haben, weiln es in
dieſer Profeſſion nicht requiriret, auch ſel-
ten und nur von groſſen Potentaten
beyn Hoff- und Kampff-Jagen, wie ge-
meldet, vor die Auer- und Buͤffel-Och-
ſen gebrauchet wird; Das Raqveten oder
Schwaͤrmer-Schieſſen aber unter die
wilden Sauen noch eher braͤuchlich iſt,
womit ich dieſe Feuer-Wercks-Sachen
beſchlieſſe, und dieſesmahl vorlieb zu neh-
men bitte.
Von dem Par Force-Jagen.
Ob wohl das Par Force-Jagen zu
beſchreiben, mir als einem teutſchen Jaͤ-
ger, nicht zuzukommen, noch anſtaͤndig
zu ſeyn ſcheinen moͤgte; So will dennoch
hiervon auch etwas melden, weil derglei-
chen Jagen, ob es wohl an ſich ſelbſt ein
hoͤchſt Leib- und Lebens-gefaͤhrliches, an-
bey auch wegen der vielen Hunde und
Pferde, ſo darbey gebrauchet werden, ein
koſtbahres Werck iſt, dannoch heut zu
Tage von groſſen Herren offt beliebet
wird. Die Frantzoſen beruͤhmen ſich,
nach des Herrn Robert de Salnove her-
ausgegebener Koͤniglichen Jaͤgerey, als
ob dieſe Wiſſenſchafft von keiner andern
Nation in der Welt, als nur allein von
ihnen inventiret worden ſey, nemlich ei-
nen Hirſch als ein tapferes und edeles
Thier in freyem Felde aus heroiſchem
Gemuͤthe par Force zu erlegen, und nicht,
wie andere Nationen, ſich hinterliſtiger
Nachſtellung, Tuͤcher, Netzen, Buͤch-
ſen, Ankoͤrren und dergleichen zu bedie-
nen; Weswegen dieſe par Force-Jaͤger
ſolcher Nachrede wegen in ſteter Feind-
ſchafft mit den teutſchen Jaͤgern leben,
u. zwiſchen ihnen und denſelben ſich gleich-
ſam eine Antipathie befindet. Ob aber
eben auch ſo gar gewiß, daß die Frantzo-
ſen dieſes par Force-Jagen, oder vielmehr
die Engellaͤnder, oder Tartern, auch viel-
leicht gar andere Nationen erfunden ha-
ben, laß ich an ſeinen Ort geſtellet ſeyn,
und moͤgen ſie mit einander ſtreiten, und
die Sache ausmachen. Was nun ei-
gendlich insgemein die Par Force-Jagd
betrifft, geſchiehet ſolche folgender Geſtalt:
Wann der Koͤnig par Force-jagen
Willens iſt, und den Ober-Jaͤger-Mei-
ſter hierzu beordert, dieſer aber ferner
dem unter ſich habenden Jagd-Officier,
Cavallier, oder Jagd-Juncker, ſo die
Jour hat, Ordre ertheilet hat, ſo befieh-
let dieſer dem Jagd-Fourier, eyligſt ab-
zureiten, an dem von Koͤnig beſtimmten
Ort die Quartiere vor Jhro Majeſtaͤt
und die ſaͤmbtliche Jaͤgerey einzutheilen,
ſonder einigen Verzug, oder Geldneh-
mens; Jngleichen der Hunde wegen,
umb denenſelben benoͤthigten Hof, Zwin-
ger und Waſſer, Stallung, und Fuͤtte-
rung einzurichten, muß ein Hunde-
Knecht zugleich nebſt einem Stall-Knecht
wegen der Pferde, deren Stallung und
Fuͤtterung betreffend, mitreithen, und
was ihnen tuͤchtig oder untuͤchtig vor-
kommet, ausſuchen; Die Jagd-Pagen
werden billig bey die Jagd-Officier zu-
gleich logiret, damit ſie nicht allein gnung-
ſame Information erlangen, ſondern auch
in Moribus profitiren moͤgen. Wann
nun der Tag beſtimmet, an dem die
Hunde abmarchiren ſollen, muß der, ſo
das Commando hat, denſelben, nachdem
ein Jeder geputzet, ein Stuͤcklein Brod ge-
ben, und mit dem fruͤhſten im kuͤhlen
abgehen und langſam marchiren laſſen,
damit ſie nicht uͤbertrieben, und, ſo ſie
an den verlangten Ort ankommen, mit
dem benoͤthigten verſehen werden. Auff
fernere Ordre des Koͤnigs werden die
Vorſuche dem Ober-Jaͤger-Meiſter an-
befohlen, die beſtimmten Oerter durch
die Leith-Hunde-Knechte zu beſuchen,
worbey die Jagd-Pagen zugleich bey den
beſten und erfahrenſten Beſuch-Knech-
ten mit ausziehen ſollen, umb was zu
lernen und zu begreiffen. Was nun ein
jeder Beſuch-Knecht in ſeinem anbefoh-
lenen Beſuch vor jagdbahre oder geringe
Hirſche angetroffen, ſo die Nacht uͤber
auff dem Felde geweſen, und der Jahrs-
Zeit Fruͤchte genoſſen, vor Tages aber
zu Holtze gekehret, werden durch des
Leith-Hundes Bemerckung oder nach
des Beſuch-Knechts Augen-Maß, entwe-
der am Gehoͤltze, am Gewaͤnde des Ge-
hoͤrns, oder an der Gefaͤhrde oder Ge-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/448>, abgerufen am 16.07.2024.
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