[Spaltenumbruch]
let, anzugeben wissen, oder dasjenige, wel- ches untüchtig oder schadhafft ist, zu repa- riren anzuordnen, wohl verstehen, da- mit er seines Herren Gewehr jederzeit prompt und parat halte, wenigstens an [Spaltenumbruch]
ihm und seiner Vorsorge nicht fehle. Es haben die Leib-Schützen vor alters Büx- en-Spanner geheissen, weilen alles Ge- wehr damahls gespannet worden.
Von einem Jagd-Juncker/ und dessen Qvalitäten.
[Spaltenumbruch]
Jch setze bey unserm neu angehen- den Jagd-Juncker zum voraus und praesumire, daß er verhoffendlich in sei- nen jungen Jahren, als wie ich bereits vorhero von dem Jagd-Pagen gesaget ha- be, wohl erzogen worden, die Principia Pietatis zur Genüge gefasset, die Studia Necessaria fleißig tractiret, nicht weniger auch in Moribus sich perfectioniret ha- be. Weswegen ich denn von dessen Tu- genden, und Lastern allhier Erinnerung zu thun vor unnöthig erachte, sondern ich setze hier zum voraus einen qualificir- ten wohlverständigen Cavallier, welcher durch das Hoff-Leben und dessen ange- nehme Manieren von Jugend auf nicht allein bey seiner Herrschafft, sondern bey männiglich sich allezeit beliebt gemacht, und weil er sich in seines Herren Hu- meur zu schicken weiß, muß er desselben Hohe Fürstliche Person mit grosser Mo- destie und Vorsichtigkeit gebrauchen, des- selben angebohrne Affecten klüglich zu simuliren sich gewöhnen und sein Gemüth zu entdecken sich nicht bloß geben, auch täglich ad altiora zu progrediren bedacht seyn; Weil ihm bekant, daß er nunmeh- ro bey erwachsenen Jahren kein Kind mehr sey, sondern ein wehrhaffter Ca- vallier worden, so sich von andern zu di- stingviren hat; Vornehmlich muß er ge- gen Höhere dienstfertig, gegen seines Glei- chen freundlich, und gegen Geringere leutseelig sich erzeigen, durch fleißige Conversation vornehmer und gelehrter Leute sich dessen, was ihme noch zu hoch bedünckt, erkundigen, sich eiteln Ruhms bey andern nicht selbst flattiren, oder was niedriges oder abgeschmacktes an sich mercken lassen, oder vorbringen, über seine Ehre und Respect halten, und sich davon nichts nehmen lassen; Jm Wohl- stand und grossen Glück sich nicht erhe- ben, oder hoffärtig werden, im Un- glück aber nicht kleinmüthig seyn, oder verzagen, sondern seine Kräffte und Ver- mögen wohl prüfen; Jn Conversation jederzeit eines galanten und lustigen Hu- meurs sich befleissigen, darbey aber keine [Spaltenumbruch]
Thorheit begehen, weniger sich von allen vexiren lassen; Das Schertzen wohl ver- stehen, nicht aber Jedermann railliren, oder sich gar mit Narren gemein ma- chen, sondern in seinem Vornehmen alle- zeit wohlbedächtig seyn, alles vorhero pro & contra reifflich überlegen, das Sei- nige zu Rath halten, doch was zu Eh- ren ist, distingviren, in Betrachtung, daß, wo mit der Löwen-Haut nicht fortzu- kommen, man den Fuchs-Balg brau- chen müsse. Diese und dergleichen Staats- Maximen eines jungen Cavalliers und an- gehenden Hoffmanns, ob sie wohl nicht sufficient, sondern eine weit höhere Rea- lite erfordern, so vermuthe ich doch, daß, wann er sonst einen natürlichen Ver- stand, und eine honette Ambition hat, er hiervon schon profitiren könne. Solte aber diesem allem ungeachtet des- selben Naturell und angebohrne Capaci- te nicht sufficient seyn, sich ermeldter Maassen auffzuführen, muß er necessa- rio bey solchen Jahren anderwertige Höfe ein Paar Jahr durchreissen, sich manier- lich addressiren, und was vor ihm profi- tabel, sich auffnotiren, sonderlich was in seiner Profession der Jägerey, mit Umb- gange des Leith-Hundes, item eines be- stättigten Jagens, Formirung neuer In- ventionen, vorkommet, bey solcher Wis- senschafft mit einem freyen Gemüthe exploriren; Maassen er bey dessen Wie- derkunfft zwar von Rechtswegen die nächste Anwartung auff eines Forst- Meisters Stelle zu hoffen hat, daferne er nicht nur immittelst in politischer Ga- lanterie, sondern auch demjenigen, was ad Scopum Professionis dienet, worauff die Herrschafft bey dessen Retour am meisten regardiren würde, profitiret hat; Jn Mangel dessen aber würden ihme andere vorgezogen werden. Hätte er nun vorhero einige Principia Studii lati- nae Lingvae gefasset, so wäre löblich, wann er zumahl eine gute Inclination darzu hätte, daß er wenigstens einiger maassen etwas in der Physica, Anatomia, Geo- metria, Astronomia, und dergleichen herr-
lichen
Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch]
let, anzugeben wiſſen, oder dasjenige, wel- ches untuͤchtig oder ſchadhafft iſt, zu repa- riren anzuordnen, wohl verſtehen, da- mit er ſeines Herren Gewehr jederzeit prompt und parat halte, wenigſtens an [Spaltenumbruch]
ihm und ſeiner Vorſorge nicht fehle. Es haben die Leib-Schuͤtzen vor alters Buͤx- en-Spanner geheiſſen, weilen alles Ge- wehr damahls geſpannet worden.
Von einem Jagd-Juncker/ und deſſen Qvalitaͤten.
[Spaltenumbruch]
Jch ſetze bey unſerm neu angehen- den Jagd-Juncker zum voraus und præſumire, daß er verhoffendlich in ſei- nen jungen Jahren, als wie ich bereits vorhero von dem Jagd-Pagen geſaget ha- be, wohl erzogen worden, die Principia Pietatis zur Genuͤge gefaſſet, die Studia Necesſaria fleißig tractiret, nicht weniger auch in Moribus ſich perfectioniret ha- be. Weswegen ich denn von deſſen Tu- genden, und Laſtern allhier Erinnerung zu thun vor unnoͤthig erachte, ſondern ich ſetze hier zum voraus einen qualificir- ten wohlverſtaͤndigen Cavallier, welcher durch das Hoff-Leben und deſſen ange- nehme Manieren von Jugend auf nicht allein bey ſeiner Herrſchafft, ſondern bey maͤnniglich ſich allezeit beliebt gemacht, und weil er ſich in ſeines Herren Hu- meur zu ſchicken weiß, muß er deſſelben Hohe Fuͤrſtliche Perſon mit groſſer Mo- deſtie und Vorſichtigkeit gebrauchen, deſ- ſelben angebohrne Affecten kluͤglich zu ſimuliꝛen ſich gewoͤhnen und ſein Gemuͤth zu entdecken ſich nicht bloß geben, auch taͤglich ad altiora zu progrediren bedacht ſeyn; Weil ihm bekant, daß er nunmeh- ro bey erwachſenen Jahren kein Kind mehr ſey, ſondern ein wehrhaffter Ca- vallier worden, ſo ſich von andern zu di- ſtingviren hat; Vornehmlich muß er ge- gen Hoͤhere dienſtfertig, gegen ſeines Glei- chen freundlich, und gegen Geringere leutſeelig ſich erzeigen, durch fleißige Converſation vornehmer und gelehrter Leute ſich deſſen, was ihme noch zu hoch beduͤnckt, erkundigen, ſich eiteln Ruhms bey andern nicht ſelbſt flattiren, oder was niedriges oder abgeſchmacktes an ſich mercken laſſen, oder vorbringen, uͤber ſeine Ehre und Reſpect halten, und ſich davon nichts nehmen laſſen; Jm Wohl- ſtand und groſſen Gluͤck ſich nicht erhe- ben, oder hoffaͤrtig werden, im Un- gluͤck aber nicht kleinmuͤthig ſeyn, oder verzagen, ſondern ſeine Kraͤffte und Ver- moͤgen wohl pruͤfen; Jn Converſation jederzeit eines galanten und luſtigen Hu- meurs ſich befleiſſigen, darbey aber keine [Spaltenumbruch]
Thorheit begehen, weniger ſich von allen vexiren laſſen; Das Schertzen wohl ver- ſtehen, nicht aber Jedermann railliren, oder ſich gar mit Narren gemein ma- chen, ſondern in ſeinem Vornehmen alle- zeit wohlbedaͤchtig ſeyn, alles vorhero pro & contra reifflich uͤberlegen, das Sei- nige zu Rath halten, doch was zu Eh- ren iſt, diſtingviren, in Betrachtung, daß, wo mit der Loͤwen-Haut nicht fortzu- kommen, man den Fuchs-Balg brau- chen muͤſſe. Dieſe und dergleichen Staats- Maximen eines jungen Cavalliers und an- gehenden Hoffmanns, ob ſie wohl nicht ſufficient, ſondern eine weit hoͤhere Rea- lité erfordern, ſo vermuthe ich doch, daß, wann er ſonſt einen natuͤrlichen Ver- ſtand, und eine honette Ambition hat, er hiervon ſchon profitiren koͤnne. Solte aber dieſem allem ungeachtet deſ- ſelben Naturell und angebohrne Capaci- té nicht ſufficient ſeyn, ſich ermeldter Maaſſen auffzufuͤhren, muß er neceſſa- rio bey ſolchen Jahren anderwertige Hoͤfe ein Paar Jahr durchreiſſen, ſich manier- lich addresſiren, und was vor ihm profi- tabel, ſich auffnotiren, ſonderlich was in ſeiner Profesſion der Jaͤgerey, mit Umb- gange des Leith-Hundes, item eines be- ſtaͤttigten Jagens, Formirung neuer In- ventionen, vorkommet, bey ſolcher Wiſ- ſenſchafft mit einem freyen Gemuͤthe exploriren; Maaſſen er bey deſſen Wie- derkunfft zwar von Rechtswegen die naͤchſte Anwartung auff eines Forſt- Meiſters Stelle zu hoffen hat, daferne er nicht nur immittelſt in politiſcher Ga- lanterie, ſondern auch demjenigen, was ad Scopum Profesſionis dienet, worauff die Herrſchafft bey deſſen Retour am meiſten regardiren wuͤrde, profitiret hat; Jn Mangel deſſen aber wuͤrden ihme andere vorgezogen werden. Haͤtte er nun vorhero einige Principia Studii lati- næ Lingvæ gefaſſet, ſo waͤre loͤblich, wann er zumahl eine gute Inclination darzu haͤtte, daß er wenigſtens einiger maaſſen etwas in der Phyſica, Anatomia, Geo- metria, Aſtronomia, und dergleichen herr-
lichen
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Fuͤnffter Theil/
let, anzugeben wiſſen, oder dasjenige, wel-
ches untuͤchtig oder ſchadhafft iſt, zu repa-
riren anzuordnen, wohl verſtehen, da-
mit er ſeines Herren Gewehr jederzeit
prompt und parat halte, wenigſtens an
ihm und ſeiner Vorſorge nicht fehle. Es
haben die Leib-Schuͤtzen vor alters Buͤx-
en-Spanner geheiſſen, weilen alles Ge-
wehr damahls geſpannet worden.
Von einem Jagd-Juncker/ und deſſen Qvalitaͤten.
Jch ſetze bey unſerm neu angehen-
den Jagd-Juncker zum voraus und
præſumire, daß er verhoffendlich in ſei-
nen jungen Jahren, als wie ich bereits
vorhero von dem Jagd-Pagen geſaget ha-
be, wohl erzogen worden, die Principia
Pietatis zur Genuͤge gefaſſet, die Studia
Necesſaria fleißig tractiret, nicht weniger
auch in Moribus ſich perfectioniret ha-
be. Weswegen ich denn von deſſen Tu-
genden, und Laſtern allhier Erinnerung
zu thun vor unnoͤthig erachte, ſondern
ich ſetze hier zum voraus einen qualificir-
ten wohlverſtaͤndigen Cavallier, welcher
durch das Hoff-Leben und deſſen ange-
nehme Manieren von Jugend auf nicht
allein bey ſeiner Herrſchafft, ſondern bey
maͤnniglich ſich allezeit beliebt gemacht,
und weil er ſich in ſeines Herren Hu-
meur zu ſchicken weiß, muß er deſſelben
Hohe Fuͤrſtliche Perſon mit groſſer Mo-
deſtie und Vorſichtigkeit gebrauchen, deſ-
ſelben angebohrne Affecten kluͤglich zu
ſimuliꝛen ſich gewoͤhnen und ſein Gemuͤth
zu entdecken ſich nicht bloß geben, auch
taͤglich ad altiora zu progrediren bedacht
ſeyn; Weil ihm bekant, daß er nunmeh-
ro bey erwachſenen Jahren kein Kind
mehr ſey, ſondern ein wehrhaffter Ca-
vallier worden, ſo ſich von andern zu di-
ſtingviren hat; Vornehmlich muß er ge-
gen Hoͤhere dienſtfertig, gegen ſeines Glei-
chen freundlich, und gegen Geringere
leutſeelig ſich erzeigen, durch fleißige
Converſation vornehmer und gelehrter
Leute ſich deſſen, was ihme noch zu hoch
beduͤnckt, erkundigen, ſich eiteln Ruhms
bey andern nicht ſelbſt flattiren, oder was
niedriges oder abgeſchmacktes an ſich
mercken laſſen, oder vorbringen, uͤber
ſeine Ehre und Reſpect halten, und ſich
davon nichts nehmen laſſen; Jm Wohl-
ſtand und groſſen Gluͤck ſich nicht erhe-
ben, oder hoffaͤrtig werden, im Un-
gluͤck aber nicht kleinmuͤthig ſeyn, oder
verzagen, ſondern ſeine Kraͤffte und Ver-
moͤgen wohl pruͤfen; Jn Converſation
jederzeit eines galanten und luſtigen Hu-
meurs ſich befleiſſigen, darbey aber keine
Thorheit begehen, weniger ſich von allen
vexiren laſſen; Das Schertzen wohl ver-
ſtehen, nicht aber Jedermann railliren,
oder ſich gar mit Narren gemein ma-
chen, ſondern in ſeinem Vornehmen alle-
zeit wohlbedaͤchtig ſeyn, alles vorhero
pro & contra reifflich uͤberlegen, das Sei-
nige zu Rath halten, doch was zu Eh-
ren iſt, diſtingviren, in Betrachtung, daß,
wo mit der Loͤwen-Haut nicht fortzu-
kommen, man den Fuchs-Balg brau-
chen muͤſſe. Dieſe und dergleichen Staats-
Maximen eines jungen Cavalliers und an-
gehenden Hoffmanns, ob ſie wohl nicht
ſufficient, ſondern eine weit hoͤhere Rea-
lité erfordern, ſo vermuthe ich doch, daß,
wann er ſonſt einen natuͤrlichen Ver-
ſtand, und eine honette Ambition
hat, er hiervon ſchon profitiren koͤnne.
Solte aber dieſem allem ungeachtet deſ-
ſelben Naturell und angebohrne Capaci-
té nicht ſufficient ſeyn, ſich ermeldter
Maaſſen auffzufuͤhren, muß er neceſſa-
rio bey ſolchen Jahren anderwertige Hoͤfe
ein Paar Jahr durchreiſſen, ſich manier-
lich addresſiren, und was vor ihm profi-
tabel, ſich auffnotiren, ſonderlich was in
ſeiner Profesſion der Jaͤgerey, mit Umb-
gange des Leith-Hundes, item eines be-
ſtaͤttigten Jagens, Formirung neuer In-
ventionen, vorkommet, bey ſolcher Wiſ-
ſenſchafft mit einem freyen Gemuͤthe
exploriren; Maaſſen er bey deſſen Wie-
derkunfft zwar von Rechtswegen die
naͤchſte Anwartung auff eines Forſt-
Meiſters Stelle zu hoffen hat, daferne
er nicht nur immittelſt in politiſcher Ga-
lanterie, ſondern auch demjenigen, was
ad Scopum Profesſionis dienet, worauff
die Herrſchafft bey deſſen Retour am
meiſten regardiren wuͤrde, profitiret hat;
Jn Mangel deſſen aber wuͤrden ihme
andere vorgezogen werden. Haͤtte er
nun vorhero einige Principia Studii lati-
næ Lingvæ gefaſſet, ſo waͤre loͤblich, wann
er zumahl eine gute Inclination darzu
haͤtte, daß er wenigſtens einiger maaſſen
etwas in der Phyſica, Anatomia, Geo-
metria, Aſtronomia, und dergleichen herr-
lichen
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/440>, abgerufen am 22.02.2025.
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