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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] edlen Hirsch, von Feldern gen Hol-
tze rein. Meydemann, lieber Meyde-
mann, sag mir an, was hat der edle
Hirsch vernommen, wie er ist hoch-
wacht von seiner Mutterleib gekom-
men, das will ich dir wohl sagen, den
Mond, den Tag, und Sonnen-
Schein, hat er vernommen fein, und
auff einer grünen Heyd, hat er ge-
nommen seine Weyd; Meydemann,
lieber Meydemann, sage mir an, wo-
für muß sich hüten der gute Meyde-
mann; Lieber Weydemann, daß kan
ich dir wohl sagen an, viel Morte und
Schwätzen, thut den Meydemann
sehr verletzen; Meydemann, lieber
Weydemann, sage mir an, was ist weis-
ser, dann der Schnee, was ist grüner,
dann Klee, schwartzer, dann der Rab,
und klüger, dann der Jäger-Knab?
Das kan ich dir wohl sagen, der Tag ist
weisser, als der Schnee, die Saat
grüner, dann der Klee, die Nacht
schwärtzer, als der Rab, schöne Mäd-
gen klüger dann der Jäger-Knab.
Weydemann, lieber Meydemann, sag
mir an, wo hat der edle Hirsch seinen
ersten Beytritt gethan? Das kan ich
dir wohl sagen rein, aus Mutterleib
umb die liebe Mutter sein, thät er den
ersten Beytritt fein. Weydemann
rund, thu mir kund, wodurch wird der
edle Hirsch verwund? Das kan ich dir
wohl sagen, thuts nicht der Jäger, und
sein Leith-Hund, so bleibt der edle
Hirsch unverwund. Meydemann, lie-
ber Weydemann, sage mir fein, was
mag doch das Jäger-Lohn wohl seyn?
[Spaltenumbruch] Das kan ich dir wohl sagen, der Kopff,
der Halß, und die Haut dünckt mich
fein, muß wohl des Jägers Lohn seyn.
Meydemann, lieber Meydemann,
hübsch und fein, sage mir, wann mag
der edle Hirsch am besten gesund seyn?
Das kan ich dir wohl sagen für, wann
die Jäger sitzen und trincken Bier und
Mein, pflegt der Hirsch am allergesünd-
sten zu seyn. Meydemann, lieber Meyde-
mann, sag mir an, wo hat denn der edle
Hirsch seinen ersten Sprung gethan?
Das kan ich dir wohl sagen an, aus
Mutterleibe, aus grüner Heyde, hat der
edele Hirsch seinen ersten Sprung gethan.
Weydemann, lieber Meydemann, sa-
ge mir frey, welches sind doch wohl
die schönsten Farben drey? Das kan
ich dir wohl sagen frey, ein grünes Graß,
ein weisser Arsch und eine schwartze Fotz
darbey, daß sind die schönsten Farben
drey.
Dergleichen Dinge sind mehr, so
mir nicht alle beyfallen, auch anjetzo nicht
mehr gebräuchlich sind; Ja sie haben
gar zu Käysers Friderici Barbarossae Zei-
ten den Tag jägerlich angeschrien, ihre
Herrschafft, sämbtliche Hoffstatt, Koch
und Keller zur Jagd auffgewecket, ist
aber zu weitläufftig hier alles anzufüh-
ren; Und habe ich nur dieses wenige der
lieben Antiquität zu Gefallen hier mit
wenigem beyfügen wollen, woraus we-
nigstens zu ersehen, wie unsere Borfah-
ren vor die Jägerey oder das Weyde-
werck einen viel höhern Estim, und ei-
ne grössere Hochachtung gehabt, als ley-
der vorjetzo geschiehet.

Von der Hirsch-Brunfft.
[Spaltenumbruch]

Hiervon werde, so viel ich mich er-
rinnere, im Andern Theil bey der Eigen-
schafft des Hirsches, zu welcher Zeit nem-
lich der Hirsch und auff was Art er auff
die Brunfft trete, auch wie er sich ver-
halte, ausführlich geschrieben haben:
Nemlich daß er umb AEgidi nach der al-
ten Zeit, und nachdem er feiste worden,
wovon er geyl wird, das Wildpräth su-
che, und bey kaltem Nebel und Frost,
nach dem Wildpräth in seiner geylen
Hitze gegen Abend die Nacht durch, und
vor Tage hefftig schreye, das Wild-
präth zusammen treibe, und brunffte;
Jn solcher Zeit nun werden, wo solche
[Spaltenumbruch] Gehäge sind, die Heyden und Wälder
verbothen, und darff Niemand, wie son-
sten, hinein fahren oder Holtz hohlen;
Maassen hierdurch das Wildpräth in sei-
ner Brunfft gestöhret würde. Da nun
also das Wildpräth in solcher Zeit Ruhe
und Friede hat, und ihme nichts hinder-
lich ist; So reisset die Herrschafft mit ei-
nem kleinen Etat auf die Hirsch-Brunfft,
daselbsten etliche Wochen zu verbleiben,
da denn das an solchem Wald nechstge-
legene Ambts-Jagd- oder Lust-Hauß zu
rechte gemacht, und die nöthigen Victu-
ali
en herbey geschaffet werden. Wann
nun der Forst-Meister selbigen Reviers

durch

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] edlen Hirſch, von Feldern gen Hol-
tze rein. Meydemann, lieber Meyde-
mann, ſag mir an, was hat der edle
Hirſch vernommen, wie er iſt hoch-
wacht von ſeiner Mutterleib gekom-
men, das will ich dir wohl ſagen, den
Mond, den Tag, und Sonnen-
Schein, hat er vernommen fein, und
auff einer gruͤnen Heyd, hat er ge-
nommen ſeine Weyd; Meydemann,
lieber Meydemann, ſage mir an, wo-
fuͤr muß ſich huͤten der gute Meyde-
mann; Lieber Weydemann, daß kan
ich dir wohl ſagen an, viel Morte und
Schwaͤtzen, thut den Meydemann
ſehr verletzen; Meydemann, lieber
Weydemann, ſage mir an, was iſt weiſ-
ſer, dann der Schnee, was iſt gruͤner,
dann Klee, ſchwartzer, dann der Rab,
und kluͤger, dann der Jaͤger-Knab?
Das kan ich dir wohl ſagen, der Tag iſt
weiſſer, als der Schnee, die Saat
gruͤner, dann der Klee, die Nacht
ſchwaͤrtzer, als der Rab, ſchoͤne Maͤd-
gen kluͤger dann der Jaͤger-Knab.
Weydemann, lieber Meydemann, ſag
mir an, wo hat der edle Hirſch ſeinen
erſten Beytritt gethan? Das kan ich
dir wohl ſagen rein, aus Mutterleib
umb die liebe Mutter ſein, thaͤt er den
erſten Beytritt fein. Weydemann
rund, thu mir kund, wodurch wird der
edle Hirſch verwund? Das kan ich dir
wohl ſagen, thuts nicht der Jaͤger, und
ſein Leith-Hund, ſo bleibt der edle
Hirſch unverwund. Meydemann, lie-
ber Weydemann, ſage mir fein, was
mag doch das Jaͤger-Lohn wohl ſeyn?
[Spaltenumbruch] Das kan ich dir wohl ſagen, der Kopff,
der Halß, und die Haut duͤnckt mich
fein, muß wohl des Jaͤgers Lohn ſeyn.
Meydemann, lieber Meydemann,
huͤbſch und fein, ſage mir, wann mag
der edle Hirſch am beſten geſund ſeyn?
Das kan ich dir wohl ſagen fuͤr, wann
die Jaͤger ſitzen und trincken Bier und
Mein, pflegt der Hirſch am allergeſuͤnd-
ſten zu ſeyn. Meydemann, lieber Meyde-
mann, ſag mir an, wo hat denn der edle
Hirſch ſeinen erſten Sprung gethan?
Das kan ich dir wohl ſagen an, aus
Mutterleibe, aus gruͤner Heyde, hat der
edele Hirſch ſeinen eꝛſtẽ Sprung gethan.
Weydemann, lieber Meydemann, ſa-
ge mir frey, welches ſind doch wohl
die ſchoͤnſten Farben drey? Das kan
ich dir wohl ſagen frey, ein gruͤnes Graß,
ein weiſſer Arſch und eine ſchwartze Fotz
darbey, daß ſind die ſchoͤnſten Farben
drey.
Dergleichen Dinge ſind mehr, ſo
mir nicht alle beyfallen, auch anjetzo nicht
mehr gebraͤuchlich ſind; Ja ſie haben
gar zu Kaͤyſers Friderici Barbaroſſæ Zei-
ten den Tag jaͤgerlich angeſchrien, ihre
Herrſchafft, ſaͤmbtliche Hoffſtatt, Koch
und Keller zur Jagd auffgewecket, iſt
aber zu weitlaͤufftig hier alles anzufuͤh-
ren; Und habe ich nur dieſes wenige der
lieben Antiquitaͤt zu Gefallen hier mit
wenigem beyfuͤgen wollen, woraus we-
nigſtens zu erſehen, wie unſere Borfah-
ren vor die Jaͤgerey oder das Weyde-
werck einen viel hoͤhern Eſtim, und ei-
ne groͤſſere Hochachtung gehabt, als ley-
der vorjetzo geſchiehet.

Von der Hirſch-Brunfft.
[Spaltenumbruch]

Hiervon werde, ſo viel ich mich er-
rinnere, im Andern Theil bey der Eigen-
ſchafft des Hirſches, zu welcher Zeit nem-
lich der Hirſch und auff was Art er auff
die Brunfft trete, auch wie er ſich ver-
halte, ausfuͤhrlich geſchrieben haben:
Nemlich daß er umb Ægidi nach der al-
ten Zeit, und nachdem er feiſte worden,
wovon er geyl wird, das Wildpraͤth ſu-
che, und bey kaltem Nebel und Froſt,
nach dem Wildpraͤth in ſeiner geylen
Hitze gegen Abend die Nacht durch, und
vor Tage hefftig ſchreye, das Wild-
praͤth zuſammen treibe, und brunffte;
Jn ſolcher Zeit nun werden, wo ſolche
[Spaltenumbruch] Gehaͤge ſind, die Heyden und Waͤlder
verbothen, und darff Niemand, wie ſon-
ſten, hinein fahren oder Holtz hohlen;
Maaſſen hierdurch das Wildpraͤth in ſei-
ner Brunfft geſtoͤhret wuͤrde. Da nun
alſo das Wildpraͤth in ſolcher Zeit Ruhe
und Friede hat, und ihme nichts hinder-
lich iſt; So reiſſet die Herrſchafft mit ei-
nem kleinen Etat auf die Hirſch-Brunfft,
daſelbſten etliche Wochen zu verbleiben,
da denn das an ſolchem Wald nechſtge-
legene Ambts-Jagd- oder Luſt-Hauß zu
rechte gemacht, und die noͤthigen Victu-
ali
en herbey geſchaffet werden. Wann
nun der Forſt-Meiſter ſelbigen Reviers

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/434>, abgerufen am 21.11.2024.