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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Fünffter Theil/
[Spaltenumbruch] Bedienten, Pferde und Wagen, wo
nicht in einem Dorffe, dennoch in an-
dern nahgelegenen Orten, die hierzu nö-
thige Quartiere in Zeiten bestellet werden,
als welche, nachdem das Jagen groß oder
weitläufftig und mit dem Treiben von
weitem her lange zubringen müssen, nach
Gelegenheit der Heyden und Wälder,
bißweilen wohl vier Wochen, und noch
länger alldar liegen müssen; Nicht we-
niger müssen auch die Englischen grossen
Hatz-Hunde, Sau-Rüden, Finder,
Jagd-Hunde, und deren Knechte und
Jungen, ihre nöthige Quartiere, und
Beqvemlichkeiten haben, und nichts feh-
len, was sowohl an Futter und Brod
vor die Hunde, als an Haber, Heu,
Stroh, und dergleichen, vor die Pferde
nöthig ist, und weil die Hochlöbliche Jä-
gerey bey dieser beschwerlichen Arbeit von
Alters her, nach Proportion ihrer Char-
gen,
vom grösten biß zum kleinsten ihre
Auslösung löblich erhalten, öffters aber
in solchen schlechten Dörffern keine Le-
bens-Mittel und kaum das Brod von
dem neydischen Bauer zu erhalten seyn
kan, so ist dieserwegen am allermeisten,
höchst unentbehrlich nöthig, einen Jagd-
Marquetender mit allerhand gebrathe-
nem und gekochtem Proviant anzuschaf-
fen; Sonderlich muß derselbige auch
guten Wein, braun und weiß Bier,
Brod und Semmel, Gebackenes und an-
dere Dinge, bey ihm haben, damit die
sämtliche Hochlöbliche Jägerey, Jagd-
und Forst-Bedienten nicht allein vor
sich zur Genüge, sondern auch die Fremb-
den, Hohe und Niedere, und insgemein
alle und jede, ein Jedweder vor sein Geld,
nach billiger Taxa Lebens-Unterhalt be-
kommen könne. Die nöthigen Hand-
[Spaltenumbruch] wercks-Leute, als Jagd-Seyler, Jagd-
Schneider, Jagd-Wagner, Jagd-
Schmied, Jagd-Riemer, mit ihren Ge-
sellen, nebst benöthigtem Handwercks-
Zeug, müssen auch allernechst seyn. Die
aus den Aemtern, und jeglichen Dorff-
schafften ausgelesene oder doch sonst ge-
schickte Bauern, welche das Treibe-Volck
in Ordnung halten helffen, müssen hier-
zu mit eingetheilet, und auf dem Huth mit
dem Namen des Amts gezeichnet seyn.
Solche werden allhier zu Sachßen Blau-
Hüthe genannt, vermuthlich daher, weiln
sie vor diesem etwan stahlgrüne Mützen
gehabt, welche durch Regen, und langen
Gebrauch endlich blau worden. Sie
werden auch beym Zeug-stellen, und
Auffwartung der Obern, als des Jä-
ger-Meisters, derer Forst-Meister, Jagd-
Juncker, Hoff-Jäger und Jagd-Pagen,
gleichsam als Ordonance bestellet; Müs-
sen auch zur Parade die grossen Engli-
schen Hunde führen; Weswegen sie auch
zur Jagens-Zeit grün bekleidet werden.
Alle Morgen und Abend warten die Jagd-
Hautbois sämtlich mit ihrer angeneh-
men Musique gehöriges Orts dem Herrn
Ober-Jäger-Meister auf: Darauf durch
einen Trompeter zum Auffbruch Pucel-
le,
oder zu Pferd geblasen wird. Damit
auch vor allen Dingen hierbey die heyl-
same Justiz in acht genommen werde,
ist noch hierzu unentbehrlich ein Jagd-
Land-Knecht, oder Jagd-Voigt, welcher
nicht allein die Dorffschafften zur Jagd
bestellet, sondern auch die Verbrecher
oder rebellische Bauern schliessen und feste
machen, und einem Verbrecher die
Sturm-Haube gewöhnlich auffsetzen
kan.

Von dem Lauff-Platze.
[Spaltenumbruch]

Dieweil vor uhralten Zeiten grosse
Herren und Potentaten auff der
Jagd meistens zu Pferde mit flüchtigen
Hunden das angeschossene Wild eyfrig
verfolget, dieses aber vor Angst sich zu
salviren, über Berg und Thal, Stein-
Felßen, und Abgründe, Moräste und
Sümpffe, tiefe Seen, und Wasser-
Ströhme gesetzet, und ihre Flucht genom-
men; So hat nicht fehlen können, wie
in der Vorrede gemeldet, daß manches
Unglück hieraus entstanden, welches
nachgehends Anlaß gegeben, auf eine bes-
[Spaltenumbruch] sere Erfindung, und auff eine vor die
Herrschafft vergnügtere sichere, und lusti-
gere Manier zu dencken, wie nemlich die
wilden Thiere auff einen Platz zu brin-
gen, woselbst die Herrschafft ihrer mit
Lust erwarthen, dieselben sich vorjagen
lassen, und in der Herauskunfft, und dem
Vorbeylauffen mit herrlicher Vergnü-
gung schiessen, und sich mit Hetzen diverti-
r
en könne: Jst dahero von der Hochlöbli-
chen Jägerey ein solcher Richter-Platz
der Lauff genennet worden. Weiln die im
Jagen verhandene wilde Thiere von der

Herr-

Fuͤnffter Theil/
[Spaltenumbruch] Bedienten, Pferde und Wagen, wo
nicht in einem Dorffe, dennoch in an-
dern nahgelegenen Orten, die hierzu noͤ-
thige Quartiere in Zeiten beſtellet werden,
als welche, nachdem das Jagen groß oder
weitlaͤufftig und mit dem Treiben von
weitem her lange zubringen muͤſſen, nach
Gelegenheit der Heyden und Waͤlder,
bißweilen wohl vier Wochen, und noch
laͤnger alldar liegen muͤſſen; Nicht we-
niger muͤſſen auch die Engliſchen groſſen
Hatz-Hunde, Sau-Ruͤden, Finder,
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Jungen, ihre noͤthige Quartiere, und
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len, was ſowohl an Futter und Brod
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Stroh, und dergleichen, vor die Pferde
noͤthig iſt, und weil die Hochloͤbliche Jaͤ-
gerey bey dieſer beſchwerlichen Arbeit von
Alters her, nach Proportion ihrer Char-
gen,
vom groͤſten biß zum kleinſten ihre
Ausloͤſung loͤblich erhalten, oͤffters aber
in ſolchen ſchlechten Doͤrffern keine Le-
bens-Mittel und kaum das Brod von
dem neydiſchen Bauer zu erhalten ſeyn
kan, ſo iſt dieſerwegen am allermeiſten,
hoͤchſt unentbehrlich noͤthig, einen Jagd-
Marquetender mit allerhand gebrathe-
nem und gekochtem Proviant anzuſchaf-
fen; Sonderlich muß derſelbige auch
guten Wein, braun und weiß Bier,
Brod und Semmel, Gebackenes und an-
dere Dinge, bey ihm haben, damit die
ſaͤmtliche Hochloͤbliche Jaͤgerey, Jagd-
und Forſt-Bedienten nicht allein vor
ſich zur Genuͤge, ſondern auch die Fremb-
den, Hohe und Niedere, und insgemein
alle und jede, ein Jedweder vor ſein Geld,
nach billiger Taxa Lebens-Unterhalt be-
kommen koͤnne. Die noͤthigen Hand-
[Spaltenumbruch] wercks-Leute, als Jagd-Seyler, Jagd-
Schneider, Jagd-Wagner, Jagd-
Schmied, Jagd-Riemer, mit ihren Ge-
ſellen, nebſt benoͤthigtem Handwercks-
Zeug, muͤſſen auch allernechſt ſeyn. Die
aus den Aemtern, und jeglichen Dorff-
ſchafften ausgeleſene oder doch ſonſt ge-
ſchickte Bauern, welche das Treibe-Volck
in Ordnung halten helffen, muͤſſen hier-
zu mit eingetheilet, und auf dem Huth mit
dem Namen des Amts gezeichnet ſeyn.
Solche werden allhier zu Sachßen Blau-
Huͤthe genannt, vermuthlich daher, weiln
ſie vor dieſem etwan ſtahlgruͤne Muͤtzen
gehabt, welche durch Regen, und langen
Gebrauch endlich blau worden. Sie
werden auch beym Zeug-ſtellen, und
Auffwartung der Obern, als des Jaͤ-
ger-Meiſters, derer Forſt-Meiſter, Jagd-
Juncker, Hoff-Jaͤger und Jagd-Pagen,
gleichſam als Ordonance beſtellet; Muͤſ-
ſen auch zur Parade die groſſen Engli-
ſchen Hunde fuͤhren; Weswegen ſie auch
zur Jagens-Zeit gruͤn bekleidet werden.
Alle Morgen und Abend waꝛten die Jagd-
Hautbois ſaͤmtlich mit ihrer angeneh-
men Muſique gehoͤriges Orts dem Herrn
Ober-Jaͤger-Meiſter auf: Darauf durch
einen Trompeter zum Auffbruch Pucel-
le,
oder zu Pferd geblaſen wird. Damit
auch vor allen Dingen hierbey die heyl-
ſame Juſtiz in acht genommen werde,
iſt noch hierzu unentbehrlich ein Jagd-
Land-Knecht, oder Jagd-Voigt, welcher
nicht allein die Dorffſchafften zur Jagd
beſtellet, ſondern auch die Verbrecher
oder rebelliſche Baueꝛn ſchlieſſen und feſte
machen, und einem Verbrecher die
Sturm-Haube gewoͤhnlich auffſetzen
kan.

Von dem Lauff-Platze.
[Spaltenumbruch]

Dieweil vor uhralten Zeiten groſſe
Herren und Potentaten auff der
Jagd meiſtens zu Pferde mit fluͤchtigen
Hunden das angeſchoſſene Wild eyfrig
verfolget, dieſes aber vor Angſt ſich zu
ſalviren, uͤber Berg und Thal, Stein-
Felßen, und Abgruͤnde, Moraͤſte und
Suͤmpffe, tiefe Seen, und Waſſer-
Stroͤhme geſetzet, und ihre Flucht genom-
men; So hat nicht fehlen koͤnnen, wie
in der Vorrede gemeldet, daß manches
Ungluͤck hieraus entſtanden, welches
nachgehends Anlaß gegeben, auf eine beſ-
[Spaltenumbruch] ſere Erfindung, und auff eine vor die
Herrſchafft vergnuͤgtere ſichere, und luſti-
gere Manier zu dencken, wie nemlich die
wilden Thiere auff einen Platz zu brin-
gen, woſelbſt die Herrſchafft ihrer mit
Luſt erwarthen, dieſelben ſich vorjagen
laſſen, und in der Herauskunfft, und dem
Vorbeylauffen mit herrlicher Vergnuͤ-
gung ſchieſſen, und ſich mit Hetzen diverti-
r
en koͤnne: Jſt dahero von der Hochloͤbli-
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der Lauff genennet worden. Weiln die im
Jagen verhandene wilde Thiere von der

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/416>, abgerufen am 21.12.2024.