Noch eine viel natürlichere u. weit nütz- lichere Genüß-Machung des Leith-Hun- des will allhier dem geneigten Leser zur dienstlichen Nachricht offenbahren, welche nicht so gezwungen ist, wie die vorigte, auch dem Hunde ein weit mehreres An- dencken imprimiret, daß also solches mit besserm Nutzen bey einem kaltsinnigen Hun- de vorgenommen werden kan: Nemlich, man gehe früh vor Tages, da es noch fin- ster, mit der Büchse hinaus, stelle sich an ei- nen Wechsel, wo das Wild gegen Tage von Feldern zu Holtze ziehet, kommt nun ein Thier, so schiesse man es dergestalt, daß es schweiset und noch eine Ecke lauffen kan, ehe es fället, doch wo möglich, daß es lieber im lichten Holtze, als im Dickig- te lauffe, weiln der ausgesprützte Schweiß sonsten an den Sträuchern hangen blie- be, und der Hund solcher maassen in die Höhe suchen lernen, und nicht zur Er- den greiffen würde. Wann nun das Thier todt, so verberge man solches wohl mit Laub oder Reiß-Brüchen, daß es wohl bedecket, und nichts von ihm zu sehen ist; Nachmahls erwarte man 3. biß 4. Stun- den, daß sich die Fährde in etwas ver- kühle, und die Sonne den Schweiß tro- ckene, ehe man den Hund darauf brin- ge. Alsdenn bringet man den Leith- Hund, so man demselben helffen will, vornemlich auf die reine Fährde, da es im Thau-Schlag auf den Feldern hergekom- men, ehe es noch geschossen gewesen, u. thut seine gewöhnliche Arbeit darbey, wie es bräuchlich mit recht anfallen, richtig weg suchen, stehen und eingreiffen, wie vom Leich-Hunde beschrieben, biß man auf die Fährde kommet, wo es angeschossen worden: So nun der Hund was vom Schweiß vernimmet, so liebe ihn mit Zu- spruch, greiff aber gleich wieder vor, daß er abermahls anfället, alsdann giebst du ihm recht, und liebest ihn ab, laß ihn stehen und fein offt eingreiffen, so weiß der Hund, was er thun soll, denn fah- re mit ihm in einer Hitze, so du Platz zu suchen hast, immer fort, biß zum todten Thiere; So er nun das Thier findet, caressire und liebe ihn ab, alsdann tra- ge ihn bey Seite ab, das Thier aber muß man, wie gewöhnlich, aufbrechen, den Hund zusehen, und den Schweiß also warm aus dem Thier geniessen lassen, solte er auch ein wenig Wildpräths zu pf- fen, vergönne man ihm solchen Appe- [Spaltenumbruch]
tit, weil es ihm zu Gefallen geschiehet, und gieb ihm Miltz und Lunge, und lie- be ihn ab; Nimm ihn denn weg, so weiß der Hund, was man mit ihm haben will, und, wo er recht haden soll, wird er auch hiervon sehr hitzig, und ins künfftige die Gefährde umb ein merckliches besser an- nehmen, nur ist dieses vor allen Dingen ja nicht mit allzu frischer oder neuer Fährde vorzunehmen, sonst wäre alles verdorben. Diese Genüß-Machung a- ber muß mit dem Hunde nicht so gar off- te geschehen, sonderlich mit jungen Hun- den, welche ohne diß hitzig, sonst würde man sie noch hitziger, und übel ärger ma- chen. Eigendlich aber geschiehet solches nur denen faulen Hunden zur Besse- rung, die Gefährde zu finden, und zwar zu Anfang des Behängens, und zu En- de desselben; Man kan ja auch wohl, so das Revier genungsam groß, und weit- läufftig ist, ein Thier mit allem Fleiß Weydewund anschiessen, daß es zwar kei- nen Schweiß giebet, weil es in Wanst, wo das Geäß zur Verdauung lieget, ge- troffen, und noch eine Weile herumb ge- hen kan, hiervon aber je länger je krän- cker wird, die Schmertzen sich mehren, daß es sich offt krümmen, und nieder thun muß, wenigstens gantz nahe aus- halten wird, biß es nicht mehr fort kom- men kan, und sich gleichsam gutwillig ergiebet, als dann man es vollends nie- derschiessen, die Arbeit des Hundes a- ber auf vorbeschriebene Art, nach drey oder vier Stunden, wie es einem belie- big, kurtz oder weitläufftig vornehmen und vorgreiffen kan: Jst das Thier wei- ter, muß es mehr mahlen geschehen, und zwar so offte, biß es an einem Orte ste- cken blieben, daß man ihm vollends den Rest gebe, denn wer noch jung, und ge- sunde Knochen hat, kan sich darbey viel Lust machen. Auch ist nicht schädlich, wann man das Bast oder den Dickmaß vom Gehörn, oder die weiche Kolben ei- nes Hirsches, item die Ballen, wann es noch warm, abschneidet, und wenn man suchet, solche in die Gefährd leget, daß es der Hund findet, so dencket er, daß der- gleichen noch wohl würden mehr anzu- treffen seyn, und befleißiget sich also des Suchens umb desto embsiger, wiewohl ein Jeder seine eigene Phantasie haben kan, die ich einem Jeden frey stelle.
An-
K k 3
Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Von der Genuͤß-Machung des Leith-Hundes.
[Spaltenumbruch]
Noch eine viel natuͤrlichere u. weit nuͤtz- lichere Genuͤß-Machung des Leith-Hun- des will allhier dem geneigten Leſer zur dienſtlichen Nachricht offenbahren, welche nicht ſo gezwungen iſt, wie die vorigte, auch dem Hunde ein weit mehreres An- dencken imprimiret, daß alſo ſolches mit beſſerm Nutzẽ bey einem kaltſiñigen Hun- de vorgenommen werden kan: Nemlich, man gehe fruͤh vor Tages, da es noch fin- ſter, mit der Buͤchſe hinaus, ſtelle ſich an ei- nen Wechſel, wo das Wild gegẽ Tage von Feldern zu Holtze ziehet, kommt nun ein Thier, ſo ſchieſſe man es dergeſtalt, daß es ſchweiſet und noch eine Ecke lauffen kan, ehe es faͤllet, doch wo moͤglich, daß es lieber im lichten Holtze, als im Dickig- te lauffe, weiln der ausgeſpruͤtzte Schweiß ſonſten an den Straͤuchern hangen blie- be, und der Hund ſolcher maaſſen in die Hoͤhe ſuchen lernen, und nicht zur Er- den greiffen wuͤrde. Wann nun das Thier todt, ſo verberge man ſolches wohl mit Laub odeꝛ Reiß-Bruͤchen, daß es wohl bedecket, und nichts von ihm zu ſehen iſt; Nachmahls erwarte man 3. biß 4. Stun- den, daß ſich die Faͤhrde in etwas ver- kuͤhle, und die Sonne den Schweiß tro- ckene, ehe man den Hund darauf brin- ge. Alsdenn bringet man den Leith- Hund, ſo man demſelben helffen will, vornemlich auf die reine Faͤhrde, da es im Thau-Schlag auf den Feldern hergekom- men, ehe es noch geſchoſſen geweſen, u. thut ſeine gewoͤhnliche Arbeit darbey, wie es braͤuchlich mit recht anfallen, richtig weg ſuchen, ſtehen und eingreiffen, wie vom Leich-Hunde beſchrieben, biß man auf die Faͤhrde kommet, wo es angeſchoſſen worden: So nun der Hund was vom Schweiß vernimmet, ſo liebe ihn mit Zu- ſpruch, greiff aber gleich wieder vor, daß er abermahls anfaͤllet, alsdann giebſt du ihm recht, und liebeſt ihn ab, laß ihn ſtehen und fein offt eingreiffen, ſo weiß der Hund, was er thun ſoll, denn fah- re mit ihm in einer Hitze, ſo du Platz zu ſuchen haſt, immer fort, biß zum todten Thiere; So er nun das Thier findet, caresſire und liebe ihn ab, alsdann tra- ge ihn bey Seite ab, das Thier aber muß man, wie gewoͤhnlich, aufbrechen, den Hund zuſehen, und den Schweiß alſo warm aus dem Thier genieſſen laſſen, ſolte er auch ein wenig Wildpraͤths zu pf- fen, vergoͤnne man ihm ſolchen Appe- [Spaltenumbruch]
tit, weil es ihm zu Gefallen geſchiehet, und gieb ihm Miltz und Lunge, und lie- be ihn ab; Nimm ihn denn weg, ſo weiß der Hund, was man mit ihm haben will, und, wo er recht haden ſoll, wird er auch hiervon ſehr hitzig, und ins kuͤnfftige die Gefaͤhrde umb ein merckliches beſſer an- nehmen, nur iſt dieſes vor allen Dingen ja nicht mit allzu friſcher oder neuer Faͤhrde vorzunehmen, ſonſt waͤre alles verdorben. Dieſe Genuͤß-Machung a- ber muß mit dem Hunde nicht ſo gar off- te geſchehen, ſonderlich mit jungen Hun- den, welche ohne diß hitzig, ſonſt wuͤrde man ſie noch hitziger, und uͤbel aͤrger ma- chen. Eigendlich aber geſchiehet ſolches nur denen faulen Hunden zur Beſſe- rung, die Gefaͤhrde zu finden, und zwar zu Anfang des Behaͤngens, und zu En- de deſſelben; Man kan ja auch wohl, ſo das Revier genungſam groß, und weit- laͤufftig iſt, ein Thier mit allem Fleiß Weydewund anſchieſſen, daß es zwar kei- nen Schweiß giebet, weil es in Wanſt, wo das Geaͤß zur Verdauung lieget, ge- troffen, und noch eine Weile herumb ge- hen kan, hiervon aber je laͤnger je kraͤn- cker wird, die Schmertzen ſich mehren, daß es ſich offt kruͤmmen, und nieder thun muß, wenigſtens gantz nahe aus- halten wird, biß es nicht mehr fort kom- men kan, und ſich gleichſam gutwillig ergiebet, als dann man es vollends nie- derſchieſſen, die Arbeit des Hundes a- ber auf vorbeſchriebene Art, nach drey oder vier Stunden, wie es einem belie- big, kurtz oder weitlaͤufftig vornehmen und vorgreiffen kan: Jſt das Thier wei- ter, muß es mehr mahlen geſchehen, und zwar ſo offte, biß es an einem Orte ſte- cken blieben, daß man ihm vollends den Reſt gebe, denn wer noch jung, und ge- ſunde Knochen hat, kan ſich darbey viel Luſt machen. Auch iſt nicht ſchaͤdlich, wann man das Baſt oder den Dickmaß vom Gehoͤrn, oder die weiche Kolben ei- nes Hirſches, item die Ballen, wann es noch warm, abſchneidet, und wenn man ſuchet, ſolche in die Gefaͤhrd leget, daß es der Hund findet, ſo dencket er, daß der- gleichen noch wohl wuͤrden mehr anzu- treffen ſeyn, und befleißiget ſich alſo des Suchens umb deſto embſiger, wiewohl ein Jeder ſeine eigene Phantaſie haben kan, die ich einem Jeden frey ſtelle.
An-
K k 3
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[261/0401]
Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
Von der Genuͤß-Machung des Leith-Hundes.
Noch eine viel natuͤrlichere u. weit nuͤtz-
lichere Genuͤß-Machung des Leith-Hun-
des will allhier dem geneigten Leſer zur
dienſtlichen Nachricht offenbahren, welche
nicht ſo gezwungen iſt, wie die vorigte,
auch dem Hunde ein weit mehreres An-
dencken imprimiret, daß alſo ſolches mit
beſſerm Nutzẽ bey einem kaltſiñigen Hun-
de vorgenommen werden kan: Nemlich,
man gehe fruͤh vor Tages, da es noch fin-
ſter, mit der Buͤchſe hinaus, ſtelle ſich an ei-
nen Wechſel, wo das Wild gegẽ Tage von
Feldern zu Holtze ziehet, kommt nun ein
Thier, ſo ſchieſſe man es dergeſtalt, daß
es ſchweiſet und noch eine Ecke lauffen
kan, ehe es faͤllet, doch wo moͤglich, daß
es lieber im lichten Holtze, als im Dickig-
te lauffe, weiln der ausgeſpruͤtzte Schweiß
ſonſten an den Straͤuchern hangen blie-
be, und der Hund ſolcher maaſſen in die
Hoͤhe ſuchen lernen, und nicht zur Er-
den greiffen wuͤrde. Wann nun das
Thier todt, ſo verberge man ſolches wohl
mit Laub odeꝛ Reiß-Bruͤchen, daß es wohl
bedecket, und nichts von ihm zu ſehen iſt;
Nachmahls erwarte man 3. biß 4. Stun-
den, daß ſich die Faͤhrde in etwas ver-
kuͤhle, und die Sonne den Schweiß tro-
ckene, ehe man den Hund darauf brin-
ge. Alsdenn bringet man den Leith-
Hund, ſo man demſelben helffen will,
vornemlich auf die reine Faͤhrde, da es im
Thau-Schlag auf den Feldern hergekom-
men, ehe es noch geſchoſſen geweſen, u. thut
ſeine gewoͤhnliche Arbeit darbey, wie es
braͤuchlich mit recht anfallen, richtig weg
ſuchen, ſtehen und eingreiffen, wie vom
Leich-Hunde beſchrieben, biß man auf
die Faͤhrde kommet, wo es angeſchoſſen
worden: So nun der Hund was vom
Schweiß vernimmet, ſo liebe ihn mit Zu-
ſpruch, greiff aber gleich wieder vor, daß
er abermahls anfaͤllet, alsdann giebſt
du ihm recht, und liebeſt ihn ab, laß ihn
ſtehen und fein offt eingreiffen, ſo weiß
der Hund, was er thun ſoll, denn fah-
re mit ihm in einer Hitze, ſo du Platz zu
ſuchen haſt, immer fort, biß zum todten
Thiere; So er nun das Thier findet,
caresſire und liebe ihn ab, alsdann tra-
ge ihn bey Seite ab, das Thier aber muß
man, wie gewoͤhnlich, aufbrechen, den
Hund zuſehen, und den Schweiß alſo
warm aus dem Thier genieſſen laſſen,
ſolte er auch ein wenig Wildpraͤths zu pf-
fen, vergoͤnne man ihm ſolchen Appe-
tit, weil es ihm zu Gefallen geſchiehet,
und gieb ihm Miltz und Lunge, und lie-
be ihn ab; Nimm ihn denn weg, ſo weiß
der Hund, was man mit ihm haben will,
und, wo er recht haden ſoll, wird er auch
hiervon ſehr hitzig, und ins kuͤnfftige die
Gefaͤhrde umb ein merckliches beſſer an-
nehmen, nur iſt dieſes vor allen Dingen
ja nicht mit allzu friſcher oder neuer
Faͤhrde vorzunehmen, ſonſt waͤre alles
verdorben. Dieſe Genuͤß-Machung a-
ber muß mit dem Hunde nicht ſo gar off-
te geſchehen, ſonderlich mit jungen Hun-
den, welche ohne diß hitzig, ſonſt wuͤrde
man ſie noch hitziger, und uͤbel aͤrger ma-
chen. Eigendlich aber geſchiehet ſolches
nur denen faulen Hunden zur Beſſe-
rung, die Gefaͤhrde zu finden, und zwar
zu Anfang des Behaͤngens, und zu En-
de deſſelben; Man kan ja auch wohl, ſo
das Revier genungſam groß, und weit-
laͤufftig iſt, ein Thier mit allem Fleiß
Weydewund anſchieſſen, daß es zwar kei-
nen Schweiß giebet, weil es in Wanſt,
wo das Geaͤß zur Verdauung lieget, ge-
troffen, und noch eine Weile herumb ge-
hen kan, hiervon aber je laͤnger je kraͤn-
cker wird, die Schmertzen ſich mehren,
daß es ſich offt kruͤmmen, und nieder
thun muß, wenigſtens gantz nahe aus-
halten wird, biß es nicht mehr fort kom-
men kan, und ſich gleichſam gutwillig
ergiebet, als dann man es vollends nie-
derſchieſſen, die Arbeit des Hundes a-
ber auf vorbeſchriebene Art, nach drey
oder vier Stunden, wie es einem belie-
big, kurtz oder weitlaͤufftig vornehmen
und vorgreiffen kan: Jſt das Thier wei-
ter, muß es mehr mahlen geſchehen, und
zwar ſo offte, biß es an einem Orte ſte-
cken blieben, daß man ihm vollends den
Reſt gebe, denn wer noch jung, und ge-
ſunde Knochen hat, kan ſich darbey viel
Luſt machen. Auch iſt nicht ſchaͤdlich,
wann man das Baſt oder den Dickmaß
vom Gehoͤrn, oder die weiche Kolben ei-
nes Hirſches, item die Ballen, wann es
noch warm, abſchneidet, und wenn man
ſuchet, ſolche in die Gefaͤhrd leget, daß es
der Hund findet, ſo dencket er, daß der-
gleichen noch wohl wuͤrden mehr anzu-
treffen ſeyn, und befleißiget ſich alſo des
Suchens umb deſto embſiger, wiewohl
ein Jeder ſeine eigene Phantaſie haben
kan, die ich einem Jeden frey ſtelle.
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/401>, abgerufen am 21.12.2024.
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