Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Fünffter Theil/ [Spaltenumbruch]
dem Schirm mit Hetzen und Schiessensolche erleget und fället. Wann nun sol- che gefällte Hirsche zusammen getragen vor der Herrschafft gestrecket liegen, und nach voriger ersterer Ansage des jungen Jägers richtig eintreffen, so kan sein Probe-Jagen, und er, als ein Jäger passiren, sonsten aber nicht. Nach En- digung solches Probe-Jagens gehöret sichs nun freylich wohl Ehrendhalben ei- nen Schmauß zu geben, da muß nun die liebe Mamma mit was heraus rücken, daß der Sohn so herrlich bestanden und seine Probe abgeleget hat: Alsdann hat er gewonnen, da wird nun auf solchen Schmauß was gutes zu essen, gebrathens und gesottens, Pasteten und allerhand Gebackens zugerichtet, ein Tönngen gu- ter Meißner-Wein angeschafft, und die nechsten Kunst-Pfeiffer bestellet: Der Herr Ambtmann, Herr Magister, sein Lehr-Meister, item der Hertzens Pa- [Spaltenumbruch] pa, und die liebe Mamma, der es am meisten kostet, nebst andern Ehrbaren Frauen, und schönen Jungfrauen wer- den eingeladen, über Tische wird der grosse Willkomm und des Herrn Ober- Jäger-Meisters Gesundheit nicht verges- sen: Worbey nun mit dem Hüffthorn freylich geblasen seyn muß. Nach Es- sens gehet der Tantz an, und müssen al- le Voltesir-Sprünge hervor gesuchet werden, biß man diese Lustbarkeit auch überdrüssig. Hat man sich nun ein hübsch Mägdgen ausgesehen, und gute Patronos, welche diesem jungen Jäger et- wan zu einem Förster-Dienst, und eines Adjuncti Stelle verhelffen, kan es endlich mit der Zeit geheyrathet werden. Sonst aber ist auf was ungewisses nicht zu bauen, und besser eine Zeitlang ledig zu bleiben, sich noch in der Welt was zu ver- suchen, etwan immittelst bey grossen Herren Dienst anzunehmen. Von Genüß des Leith-Hundes. [Spaltenumbruch]
Hier muß nun ein Jäger am besten Von
Fuͤnffter Theil/ [Spaltenumbruch]
dem Schirm mit Hetzen und Schieſſenſolche erleget und faͤllet. Wann nun ſol- che gefaͤllte Hirſche zuſammen getragen vor der Herrſchafft geſtrecket liegen, und nach voriger erſterer Anſage des jungen Jaͤgers richtig eintreffen, ſo kan ſein Probe-Jagen, und er, als ein Jaͤger paſſiren, ſonſten aber nicht. Nach En- digung ſolches Probe-Jagens gehoͤret ſichs nun freylich wohl Ehrendhalben ei- nen Schmauß zu geben, da muß nun die liebe Mamma mit was heraus ruͤcken, daß der Sohn ſo herrlich beſtanden und ſeine Probe abgeleget hat: Alsdann hat er gewonnen, da wird nun auf ſolchen Schmauß was gutes zu eſſen, gebrathens und geſottens, Paſteten und allerhand Gebackens zugerichtet, ein Toͤnngen gu- ter Meißner-Wein angeſchafft, und die nechſten Kunſt-Pfeiffer beſtellet: Der Herr Ambtmann, Herr Magiſter, ſein Lehr-Meiſter, item der Hertzens Pa- [Spaltenumbruch] pa, und die liebe Mamma, der es am meiſten koſtet, nebſt andern Ehrbaren Frauen, und ſchoͤnen Jungfrauen wer- den eingeladen, uͤber Tiſche wird der groſſe Willkomm und des Herrn Ober- Jaͤger-Meiſters Geſundheit nicht vergeſ- ſen: Worbey nun mit dem Huͤffthorn freylich geblaſen ſeyn muß. Nach Eſ- ſens gehet der Tantz an, und muͤſſen al- le Volteſir-Spruͤnge hervor geſuchet werden, biß man dieſe Luſtbarkeit auch uͤberdruͤſſig. Hat man ſich nun ein huͤbſch Maͤgdgen ausgeſehen, und gute Patronos, welche dieſem jungen Jaͤger et- wan zu einem Foͤrſter-Dienſt, und eines Adjuncti Stelle verhelffen, kan es endlich mit der Zeit geheyrathet werden. Sonſt aber iſt auf was ungewiſſes nicht zu bauen, und beſſer eine Zeitlang ledig zu bleiben, ſich noch in der Welt was zu ver- ſuchen, etwan immittelſt bey groſſen Herren Dienſt anzunehmen. Von Genuͤß des Leith-Hundes. [Spaltenumbruch]
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Fuͤnffter Theil/
dem Schirm mit Hetzen und Schieſſen
ſolche erleget und faͤllet. Wann nun ſol-
che gefaͤllte Hirſche zuſammen getragen
vor der Herrſchafft geſtrecket liegen, und
nach voriger erſterer Anſage des jungen
Jaͤgers richtig eintreffen, ſo kan ſein
Probe-Jagen, und er, als ein Jaͤger
paſſiren, ſonſten aber nicht. Nach En-
digung ſolches Probe-Jagens gehoͤret
ſichs nun freylich wohl Ehrendhalben ei-
nen Schmauß zu geben, da muß nun die
liebe Mamma mit was heraus ruͤcken,
daß der Sohn ſo herrlich beſtanden und
ſeine Probe abgeleget hat: Alsdann hat
er gewonnen, da wird nun auf ſolchen
Schmauß was gutes zu eſſen, gebrathens
und geſottens, Paſteten und allerhand
Gebackens zugerichtet, ein Toͤnngen gu-
ter Meißner-Wein angeſchafft, und die
nechſten Kunſt-Pfeiffer beſtellet: Der
Herr Ambtmann, Herr Magiſter, ſein
Lehr-Meiſter, item der Hertzens Pa-
pa, und die liebe Mamma, der es am
meiſten koſtet, nebſt andern Ehrbaren
Frauen, und ſchoͤnen Jungfrauen wer-
den eingeladen, uͤber Tiſche wird der
groſſe Willkomm und des Herrn Ober-
Jaͤger-Meiſters Geſundheit nicht vergeſ-
ſen: Worbey nun mit dem Huͤffthorn
freylich geblaſen ſeyn muß. Nach Eſ-
ſens gehet der Tantz an, und muͤſſen al-
le Volteſir-Spruͤnge hervor geſuchet
werden, biß man dieſe Luſtbarkeit auch
uͤberdruͤſſig. Hat man ſich nun ein
huͤbſch Maͤgdgen ausgeſehen, und gute
Patronos, welche dieſem jungen Jaͤger et-
wan zu einem Foͤrſter-Dienſt, und eines
Adjuncti Stelle verhelffen, kan es endlich
mit der Zeit geheyrathet werden. Sonſt
aber iſt auf was ungewiſſes nicht zu
bauen, und beſſer eine Zeitlang ledig zu
bleiben, ſich noch in der Welt was zu ver-
ſuchen, etwan immittelſt bey groſſen
Herren Dienſt anzunehmen.
Von Genuͤß des Leith-Hundes.
Hier muß nun ein Jaͤger am beſten
wiſſen, was mit ſeinem Leith-Hund zu-
thun, ob derſelbe hitzig oder faul ſuchet,
welchen beyden Maͤngeln er mit Ver-
ſtand abzuhelffen wiſſen muß: Jſt nun
der Hund hitzig, und ſuchet begierig, ſo
muß er demſelbigen vom Genuͤß bey
Leibe nichts geben, er wuͤrde ſonſt damit
den Hund noch hitziger machen; Son-
dern er kan dieſem hitzigen Hund nicht
beſſer helffen, als daß er demſelben das
Haͤngeſeil nicht zu lang ſchieſſen laſſe,
ſondern denſelben fein kurtz fuͤhre, nicht
viel zuſpreche, oder ſtarcke Stimme ge-
brauche; Auch auf keine friſche Gefaͤhrd
bringe, oder ihn was lebendiges ſehen
laſſe, und dergleichen: Dem kaltſinni-
gen verdroſſenen und faulen Hund aber
wird ſonderlich darmit groſſe Huͤlffe ge-
than, wenn er ſolches zumahl liebet und
gerne annimmet, weil ihm hierdurch ein
Muth gemachet wird, die Hirſch-Ge-
faͤhrde deſto beſſer, und williger zu ſu-
chen. Es muß ihm aber gantz warm
mit friſchem Schweiß gegeben werden:
Solte er es nicht annehmen wollen, muß
man mit ihm die Hunger-Cur vorneh-
men, biß ſich der Appetit beſſer zeiget.
Wenn man nun einen Hirſch auffgebro-
chen, muß man denſelben in ein Ge-
ſtraͤuch abſonderlich, vornemlich aber auſ-
ſer dem Wind legen, hernach deſſen kurtz
Wildpraͤth ſpalten, oder etwas laͤngliches
Wildpraͤth von dem Halſe ausſchneiden,
mit Schweiße beſtreichen, und zwiſchen die
vordere Schalen des Hirſches dergeſtalt
einzwengen, daß es nicht gleich heraus
genommen werden kan. Denn macht
man mit einer Klauen, ſo in Schweiß
eingeduncket, auff hundert Schritt ge-
woͤhnlich eine Spuhr biß zum Hirſch,
nimmt den Leith-Hund, fuͤhret ihn auſ-
ſer dem Wind mit dem Zuſpruch, ablie-
ben, und recht geben, wie beym Arbei-
ten, biß zu dieſen Biſſen, doch daß er ſich
darumb bemuͤhe, ſolchen aus der Scha-
le zu genieſſen; dann liebet man ihn ab
mit guten Worten, und dem eichenen
Bruch; Solches thut man etliche mahl,
biß man an dem Hund eine Beſſerung
vermercket: Man traͤgt denſelben wie-
derumb von dem Thier hinweg, daß er
das Wild nicht mehr ſehen und alſo nicht
wiederumb nach demſelben riechen kan,
denn wenn der Hund auſſer dem Win-
de gebracht, daß er nicht weiß, wo daſ-
ſelbe gelegen, greifet er gleich wieder zur
Erde, und wird alſo deſto beſſer auffge-
muntert.
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