Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. [Spaltenumbruch]
nicht zu heiß sey, und dieselben sich inner-lich nicht verbrühen, wovon sie Lungen- süchtig und mager werden, auch nimmer zu Leibe kommen; Jndessen stehet der Jäger-Pursch oder Knecht dabey, mit der Spieß-Ruth, daß die Hunde nicht eher an Fraß lauffen, biß es verkühlet, und ihnen zu fressen permittiret wird, dabey alles still und ungehindert seyn muß. Jst der Fraß aber für die Engli- schen oder Hatz-Hunde, so angeleget sind, wird einem jeden sein Fäßlein durch die Gälte gefüllet. Wann der Fraß vor- bey, reinigen die Jungen den Koth und Unflath, auch das beseigte Stroh aus dem Stalle, striegeln und putzen die Hun- de, kehren alles rein, geben frisches Was- ser, und rein Stroh, daß nichts verges- sen werde, nehmen ihren Fraß-Trog wiederumb, und tragen ihn nach der Kü- che, lassen sich sich vom Pürsch-Meister, Jäger, oder wer das behöhrige Proviant unter sich hat, frisches Brod, Mehl und Haber-Schroth, nach ihrem gewissen De- putat geben, schneiden das Brod ein, un- termengen es mit Haberschroth, giessen sied-heisses Wasser darüber, und lassen es verdecket stehen. Diese Ordnung mit dem Fraß ist nun wohl die gebräuchlich- ste und nützlichste, wie ich es denn auch nirgends anderst gesehen, wo es sonsten ordentlich zugegangen. Damit sich auch die Hunde nicht verliegen, und steiff wer- den, werden sie gemeiniglich, und zum wenigsten des Tages einmahl ausgefüh- ret: bey denen Englischen großen Hatz- Hunden gehet der Rüden-Knecht mit ei- nem Fang-Eisen schuldernt vor an, den grösten Hund führen zwey Bauern, die andern werden von jedem Bauer hinter einander geführet, und zuletzt ge- het ein Jäger-Pursch, welches so Ma- nier ist. Die Jagd-Hunde aber führet der behörige Jäger-Pursche mit der [Spaltenumbruch] Peitzschen voran, die Hunde hinter ih- me, ein Jung zuletzt, und zwey auf bey- den Seiten, daß sie die Hunde gewöh- nen, in einem Häufflein hinter dem Jä- ger zu gehen. Die Zeit des Fraßgebens ist gemeiniglich zweymahl des Tages, zu Sommers-Zeit frühe umb Sechs oder Sieben, und Abends umb Sechs, im Winter aber frühe umb Acht und des A- bends um Vier Uhr, nach Beschaffenheit der Jahres-Zeit; doch ist dieses von al- ten Hunden zu verstehen, dann junge halbwüchsige Hunde müssen des Tages dreymahl, die kleineren Hunde aber wohl vier biß fünff, und mehrmahlen, offte und wenig, zarte Speiße kriegen, wann sie anderst nach Begehren gehörigen Wachsthum haben sollen; Sonst wür- den sie verbutten, und ist bey gar jun- ger Hunde Erziehung ein gedultiger Pursche und Junge am nöthigsten, wel- ches wohl zu mercken. Solte aber ein Junge sich auf die faule Seite legen, oder aus Leichtfertigkeit sich verführen lassen, und seine Schuldigkeit nicht thun wol- len, sich wiederspe[r]ren, voll sauffen, spie- len, oder gar huren lernen, des Nachts herumb rantzen, und frühe fein lange schlaffen, den muß sein vorgesetzter Jä- ger fein frühe im Bette mit der Spieß- Ruthe zum künfftigen Denckmahle auf- wecken, und dergleichen Laster bey einem solchen Jungen niemahls ungestrafft hin- gehen, und solcher maassen schädlich ein- wurtzen lassen, wovon er sonsten bey dem lieben Gott schwere Verantwor- tung haben, und zu seiner Zeit Rechen- schafft zu geben gehalten seyn würde, denn solche Kinder, wann abhaltende scharffe Straffe nicht wäre, gar leichte verderben solten, nach dem gemeinen Sprichwort: quo semel est imbuta recens, servabit odorem, testa diu. Von dem Jäger-Pursch. [Spaltenumbruch]
Sind nun die Kinder-Schuh des 10. biß J i 3
Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck. [Spaltenumbruch]
nicht zu heiß ſey, und dieſelben ſich inner-lich nicht verbruͤhen, wovon ſie Lungen- ſuͤchtig und mager werden, auch nimmer zu Leibe kommen; Jndeſſen ſtehet der Jaͤger-Purſch oder Knecht dabey, mit der Spieß-Ruth, daß die Hunde nicht eher an Fraß lauffen, biß es verkuͤhlet, und ihnen zu freſſen permittiret wird, dabey alles ſtill und ungehindert ſeyn muß. Jſt der Fraß aber fuͤr die Engli- ſchen oder Hatz-Hunde, ſo angeleget ſind, wird einem jeden ſein Faͤßlein durch die Gaͤlte gefuͤllet. Wann der Fraß vor- bey, reinigen die Jungen den Koth und Unflath, auch das beſeigte Stroh aus dem Stalle, ſtriegeln und putzen die Hun- de, kehren alles rein, geben friſches Waſ- ſer, und rein Stroh, daß nichts vergeſ- ſen werde, nehmen ihren Fraß-Trog wiederumb, und tragen ihn nach der Kuͤ- che, laſſen ſich ſich vom Puͤrſch-Meiſter, Jaͤger, oder wer das behoͤhrige Proviant unter ſich hat, friſches Brod, Mehl und Haber-Schroth, nach ihrem gewiſſen De- putat geben, ſchneiden das Brod ein, un- termengen es mit Haberſchroth, gieſſen ſied-heiſſes Waſſer daruͤber, und laſſen es verdecket ſtehen. Dieſe Ordnung mit dem Fraß iſt nun wohl die gebraͤuchlich- ſte und nuͤtzlichſte, wie ich es denn auch nirgends anderſt geſehen, wo es ſonſten ordentlich zugegangen. Damit ſich auch die Hunde nicht verliegen, und ſteiff wer- den, werden ſie gemeiniglich, und zum wenigſten des Tages einmahl ausgefuͤh- ret: bey denen Engliſchen großen Hatz- Hunden gehet der Ruͤden-Knecht mit ei- nem Fang-Eiſen ſchuldernt vor an, den groͤſten Hund fuͤhren zwey Bauern, die andern werden von jedem Bauer hinter einander gefuͤhret, und zuletzt ge- het ein Jaͤger-Purſch, welches ſo Ma- nier iſt. Die Jagd-Hunde aber fuͤhret der behoͤrige Jaͤger-Purſche mit der [Spaltenumbruch] Peitzſchen voran, die Hunde hinter ih- me, ein Jung zuletzt, und zwey auf bey- den Seiten, daß ſie die Hunde gewoͤh- nen, in einem Haͤufflein hinter dem Jaͤ- ger zu gehen. Die Zeit des Fraßgebens iſt gemeiniglich zweymahl des Tages, zu Sommers-Zeit fruͤhe umb Sechs oder Sieben, und Abends umb Sechs, im Winter aber fruͤhe umb Acht und des A- bends um Vier Uhr, nach Beſchaffenheit der Jahres-Zeit; doch iſt dieſes von al- ten Hunden zu verſtehen, dann junge halbwuͤchſige Hunde muͤſſen des Tages dreymahl, die kleineren Hunde aber wohl vier biß fuͤnff, und mehrmahlen, offte und wenig, zarte Speiße kriegen, wann ſie anderſt nach Begehren gehoͤrigen Wachsthum haben ſollen; Sonſt wuͤr- den ſie verbutten, und iſt bey gar jun- ger Hunde Erziehung ein gedultiger Purſche und Junge am noͤthigſten, wel- ches wohl zu mercken. Solte aber ein Junge ſich auf die faule Seite legen, oder aus Leichtfertigkeit ſich verfuͤhren laſſen, und ſeine Schuldigkeit nicht thun wol- len, ſich wiederſpe[r]ren, voll ſauffen, ſpie- len, oder gar huren lernen, des Nachts herumb rantzen, und fruͤhe fein lange ſchlaffen, den muß ſein vorgeſetzter Jaͤ- ger fein fruͤhe im Bette mit der Spieß- Ruthe zum kuͤnfftigen Denckmahle auf- wecken, und dergleichen Laſter bey einem ſolchen Jungen niemahls ungeſtrafft hin- gehen, und ſolcher maaſſen ſchaͤdlich ein- wurtzen laſſen, wovon er ſonſten bey dem lieben Gott ſchwere Verantwor- tung haben, und zu ſeiner Zeit Rechen- ſchafft zu geben gehalten ſeyn wuͤrde, denn ſolche Kinder, wann abhaltende ſcharffe Straffe nicht waͤre, gar leichte verderben ſolten, nach dem gemeinen Sprichwort: quo ſemel eſt imbuta recens, ſervabit odorem, teſta diu. Von dem Jaͤger-Purſch. [Spaltenumbruch]
Sind nun die Kinder-Schuh des 10. biß J i 3
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Von der Jagd/ oder dem Weyde-Werck.
nicht zu heiß ſey, und dieſelben ſich inner-
lich nicht verbruͤhen, wovon ſie Lungen-
ſuͤchtig und mager werden, auch nimmer
zu Leibe kommen; Jndeſſen ſtehet der
Jaͤger-Purſch oder Knecht dabey, mit
der Spieß-Ruth, daß die Hunde nicht
eher an Fraß lauffen, biß es verkuͤhlet,
und ihnen zu freſſen permittiret wird,
dabey alles ſtill und ungehindert ſeyn
muß. Jſt der Fraß aber fuͤr die Engli-
ſchen oder Hatz-Hunde, ſo angeleget ſind,
wird einem jeden ſein Faͤßlein durch die
Gaͤlte gefuͤllet. Wann der Fraß vor-
bey, reinigen die Jungen den Koth und
Unflath, auch das beſeigte Stroh aus
dem Stalle, ſtriegeln und putzen die Hun-
de, kehren alles rein, geben friſches Waſ-
ſer, und rein Stroh, daß nichts vergeſ-
ſen werde, nehmen ihren Fraß-Trog
wiederumb, und tragen ihn nach der Kuͤ-
che, laſſen ſich ſich vom Puͤrſch-Meiſter,
Jaͤger, oder wer das behoͤhrige Proviant
unter ſich hat, friſches Brod, Mehl und
Haber-Schroth, nach ihrem gewiſſen De-
putat geben, ſchneiden das Brod ein, un-
termengen es mit Haberſchroth, gieſſen
ſied-heiſſes Waſſer daruͤber, und laſſen
es verdecket ſtehen. Dieſe Ordnung mit
dem Fraß iſt nun wohl die gebraͤuchlich-
ſte und nuͤtzlichſte, wie ich es denn auch
nirgends anderſt geſehen, wo es ſonſten
ordentlich zugegangen. Damit ſich auch
die Hunde nicht verliegen, und ſteiff wer-
den, werden ſie gemeiniglich, und zum
wenigſten des Tages einmahl ausgefuͤh-
ret: bey denen Engliſchen großen Hatz-
Hunden gehet der Ruͤden-Knecht mit ei-
nem Fang-Eiſen ſchuldernt vor an, den
groͤſten Hund fuͤhren zwey Bauern,
die andern werden von jedem Bauer
hinter einander gefuͤhret, und zuletzt ge-
het ein Jaͤger-Purſch, welches ſo Ma-
nier iſt. Die Jagd-Hunde aber fuͤhret
der behoͤrige Jaͤger-Purſche mit der
Peitzſchen voran, die Hunde hinter ih-
me, ein Jung zuletzt, und zwey auf bey-
den Seiten, daß ſie die Hunde gewoͤh-
nen, in einem Haͤufflein hinter dem Jaͤ-
ger zu gehen. Die Zeit des Fraßgebens
iſt gemeiniglich zweymahl des Tages, zu
Sommers-Zeit fruͤhe umb Sechs oder
Sieben, und Abends umb Sechs, im
Winter aber fruͤhe umb Acht und des A-
bends um Vier Uhr, nach Beſchaffenheit
der Jahres-Zeit; doch iſt dieſes von al-
ten Hunden zu verſtehen, dann junge
halbwuͤchſige Hunde muͤſſen des Tages
dreymahl, die kleineren Hunde aber wohl
vier biß fuͤnff, und mehrmahlen, offte
und wenig, zarte Speiße kriegen, wann
ſie anderſt nach Begehren gehoͤrigen
Wachsthum haben ſollen; Sonſt wuͤr-
den ſie verbutten, und iſt bey gar jun-
ger Hunde Erziehung ein gedultiger
Purſche und Junge am noͤthigſten, wel-
ches wohl zu mercken. Solte aber ein
Junge ſich auf die faule Seite legen, oder
aus Leichtfertigkeit ſich verfuͤhren laſſen,
und ſeine Schuldigkeit nicht thun wol-
len, ſich wiederſperren, voll ſauffen, ſpie-
len, oder gar huren lernen, des Nachts
herumb rantzen, und fruͤhe fein lange
ſchlaffen, den muß ſein vorgeſetzter Jaͤ-
ger fein fruͤhe im Bette mit der Spieß-
Ruthe zum kuͤnfftigen Denckmahle auf-
wecken, und dergleichen Laſter bey einem
ſolchen Jungen niemahls ungeſtrafft hin-
gehen, und ſolcher maaſſen ſchaͤdlich ein-
wurtzen laſſen, wovon er ſonſten bey
dem lieben Gott ſchwere Verantwor-
tung haben, und zu ſeiner Zeit Rechen-
ſchafft zu geben gehalten ſeyn wuͤrde,
denn ſolche Kinder, wann abhaltende
ſcharffe Straffe nicht waͤre, gar leichte
verderben ſolten, nach dem gemeinen
Sprichwort: quo ſemel eſt imbuta recens,
ſervabit odorem, teſta diu.
Von dem Jaͤger-Purſch.
Sind nun die Kinder-Schuh des
geweſenen Hunde-Jungens vertreten,
und hat er ſich nach mancher Verbal-
und Real-Zucht und Correction die drey
Jahr uͤber, ſo lang er gelernet, ein merck-
liches geaͤndert und gebeſſert, ſeine vo-
rigen Laſter vergeſſen, und beginnet ſich
fein erbar, hoͤfflich, und manierlich auf-
zufuͤhren, erlanget er zum Præmio den
Titul eines Jaͤger-Purſches, und iſt als-
dann wuͤrdig das Horn-Feſſel zu tra-
gen: Maaſſen er ja verhoffentlich Zeit
waͤhrenden Jungen-Standes die drey
Jahr lang das Hief-Horn wird haben
blaſen lernen, nemlich, erſtlich: Anfangs
mit einem Stoß einem langen Hief; Zum
andern: Drey Hennebergiſche reine lan-
ge Hief; Drittens: So viel kurtze Hief,
als der Jaͤger Odem halten kan, doch
wenigſtens einen jagdbahren Hirſch von
10. biß
J i 3
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