Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Fünffter Theil/ [Spaltenumbruch]
dendi bereits in des Herrn Ahasveri Fritz-schii Corpore Juris Venetorio-Forestali, wie auch von andern Autoribus sattsam u. zur Genüge allegiret sind, daß man also bey solcher Beschaffenheit sich in fernere Rechts-Händel nicht mischen wollen, son- dern, wie gedacht, pro Principio das suum cuique wohl zu observiren seyn will, weiln die Jura denen Vigilantibus geschrieben, und offtmahlen, nach später [Spaltenumbruch] Bereuung, durch Nachläßigkeit in der Possession, Verjährung oder Praescription, und gutwilligen Zulassen leicht was ver- säumet wird, welches hernach nimmer- mehr wieder zu bringen ist. Nachdem nun die Praeliminaria dieses Fünfften Theils absolviret, so wird nöthig seyn, den Anfang eines jungen Jägers mit al- len nöthigen Reqvisitis hierbey dem ge- neigten Leser vorzustellen. Vom Hunde-Jungen. [Spaltenumbruch]
Es wird Jederman ohnfehlbahr nicht
Fuͤnffter Theil/ [Spaltenumbruch]
dendi bereits in des Herrn Ahaſveri Fritz-ſchii Corpore Juris Venetorio-Foreſtali, wie auch von andeꝛn Autoribus ſattſam u. zur Genuͤge allegiret ſind, daß man alſo bey ſolcher Beſchaffenheit ſich in fernere Rechts-Haͤndel nicht miſchen wollen, ſon- dern, wie gedacht, pro Principio das ſuum cuique wohl zu obſerviren ſeyn will, weiln die Jura denen Vigilantibus geſchrieben, und offtmahlen, nach ſpaͤter [Spaltenumbruch] Bereuung, durch Nachlaͤßigkeit in der Poſſesſion, Veꝛjaͤhꝛung odeꝛ Præſcription, und gutwilligen Zulaſſen leicht was ver- ſaͤumet wird, welches hernach nimmer- mehr wieder zu bringen iſt. Nachdem nun die Præliminaria dieſes Fuͤnfften Theils abſolviret, ſo wird noͤthig ſeyn, den Anfang eines jungen Jaͤgers mit al- len noͤthigen Reqviſitis hierbey dem ge- neigten Leſer vorzuſtellen. Vom Hunde-Jungen. [Spaltenumbruch]
Es wird Jederman ohnfehlbahr nicht
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Fuͤnffter Theil/
dendi bereits in des Herrn Ahaſveri Fritz-
ſchii Corpore Juris Venetorio-Foreſtali,
wie auch von andeꝛn Autoribus ſattſam u.
zur Genuͤge allegiret ſind, daß man alſo
bey ſolcher Beſchaffenheit ſich in fernere
Rechts-Haͤndel nicht miſchen wollen, ſon-
dern, wie gedacht, pro Principio das
ſuum cuique wohl zu obſerviren ſeyn
will, weiln die Jura denen Vigilantibus
geſchrieben, und offtmahlen, nach ſpaͤter
Bereuung, durch Nachlaͤßigkeit in der
Poſſesſion, Veꝛjaͤhꝛung odeꝛ Præſcription,
und gutwilligen Zulaſſen leicht was ver-
ſaͤumet wird, welches hernach nimmer-
mehr wieder zu bringen iſt. Nachdem
nun die Præliminaria dieſes Fuͤnfften
Theils abſolviret, ſo wird noͤthig ſeyn,
den Anfang eines jungen Jaͤgers mit al-
len noͤthigen Reqviſitis hierbey dem ge-
neigten Leſer vorzuſtellen.
Vom Hunde-Jungen.
Es wird Jederman ohnfehlbahr
bekennen muͤſſen, daß bey allen Kuͤnſten
ein Lehrling oder Schuͤler erfordert wer-
de, ohne welchen Anfang kein Meiſter
gebohren worden. Wie nun beſagter
Maaſſen bey andern Kuͤnſten, Hanthie-
rungen, oder Gewercken, ſolches ge-
braͤuchlich iſt; Alſo hat es gleicher Geſtalt
auch die Beſchaffenheit bey der hochloͤb-
lichen Jaͤgerey. Muß derohalben ein
ſolcher Junge, er ſey, wes Standes er
wolle, Adelich, Buͤrgerlich, oder ein Bau-
ers-Kind voꝛnemlich folgende noͤthige Re-
qviſita haben: Nemlich er muß ſeyn von
ehrlicher Geburth, chriſtlichen Eltern,
wohl erzogen, zur Schule gehalten, zum
wenigſten muß er leſen, ſchreiben, und,
wo moͤglich, rechnen koͤnnen, und ja nicht
zu fruͤhe aus der Schule genommen
werden, denn in der Schule das beſte zu
lernen iſt. Hernach muß er auch vor-
nemlich rechte Luſt zur Jaͤgerey haben,
und bey ſich einen innerlichen Trieb, und
Zuneigung, auch wahre Begierde zu ler-
nen befinden, wornach die Eltern vor al-
len Dingen zu ſehen, und ſolches wohl zu
examiniren haben, und kan er wohl et-
wan ein halb oder gantzes Jahr probi-
ren, und, da ihme die Arbeit oder Zucht
nicht anſtaͤndig, bey Zeiten davon ablaſ-
ſen, und eine andere Profeſſion erweh-
len. Vornemlich muß er auch Gotts-
fuͤrchtig, fromm und fleißig, getreu und
auffmerckſam, willig, und gehorſam ſeyn,
ſich gegen ſeinen Lehrmeiſter wohl ver-
halten, was ihme gewieſen wird, fleißig
mercken, und nicht gleich unachtſam,
und vergeſſen ſeyn, viel weniger ſich auf
ſeiner Eltern hohen Stand, Wuͤrden,
oder Vermoͤgen zu viel verlaſſen,
ſelbſt nicht angreiffen wollen, ſondern
andere halten, denn ſo wuͤrde er nichts
lernen, noch begreiffen, ſondern ein unge-
ſchickter Juncker bleiben. Nechſt dieſem
muß er auch nicht gebrechlich oder un-
tuͤchtig ſeyn, ſondern von rechtem Alter,
und gutem Verſtande, die Hunde von
Natur lieben, ingleichen tauerhafftig
und wachſam, von gutem Geſicht und
Gehoͤr, von gutem Athem, zu blaſen,
ſchreyen und lauffen ſeyn, ſich auch keine
Arbeit im geringſten verdrieſſen laſſen,
wo er anderſt was rechts lernen will.
Solten auch gleich bey ereignetem Muth-
willen, da der Jaͤger oder Lehr-Meiſter
ſo offte gewarnet hat, ein Paar Ohr-
Feygen pasſiren, davon ein ſolcher Jun-
ge nicht ſterben wird, muß er nicht das
Maul gleich haͤngen, vielweniger ihn vol-
lends die Eltern verhaͤtſchlen, ſonſt waͤre
er gleich verdorben. Seine noͤthigſte Ar-
beit iſt, fruͤhe auffſtehen, fleißig beten,
ſich waſchen, und kaͤmmen, ſich reinlich
in Kleidungen halten, denn Feuer un-
tern Keſſel, und Waſſer warm machen,
darinnen zerſpaltene Rinder-Kaͤlber-
oder Schaaff-Beine, Klauen, Fett und
Marx thun, die fette Bruͤhe auskochen,
und in den Fraß-Zuber gieſſen, welcher
Abends vorher mit geſchnittenen kleinen
Brod-Stuͤckgen, und Haber-Schroth
wohl eingebruͤhet worden, zugedecket uͤ-
ber Nacht geſtanden und wohl durchge-
weichet hat. Wann nun die Mehl-Sup-
pe recht auffgekochet, alles zuſammen ge-
goſſen, und wohl untereinander durch-
ruͤhret iſt, muͤſſen zwey Jungen den
Fraß-Zuber verdeckt aus der Kuͤchen
tragen, worbey allezeit ein Jaͤger-Purſch
oder Knecht, ſo die Auffſicht uͤber die Hun-
de hat, mit der Spieß-Ruth mitgehẽ muß.
Bey Auffmachung des Stalles, wann
die Hunde zuruͤck getrieben, und der
Fraß-Trog entdecket, wird der Fraß hin-
ein geſchuͤttet, und durch die Jungen fein
mit reinen gewaſchenen Haͤnden durch-
griffen, und beruͤhret, biß es laulicht
oder kuͤhle wird, daß es denen Hunden
nicht
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