Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Von dem Jagd-Gezeug. [Spaltenumbruch]
Jch kan nicht umbhin dem geneigten Le-ser von des Seel. Herrn Johann Tän- tzers Pag. 40. herausgegebener Inventi- on Nachricht zu geben, allwo er Par. 19. meldet, daß er vor gut befinde, die Fur- ckeln unten mit Gelencken zu ordiniren; Und weiln Niemand innewendig gerne das Garn auffheben würde, hat er zu solchem Ende auf den Flügel eine Winde [Spaltenumbruch] oder Haspel verordnet, das Prell-Netze geschwind auffzurücken, damit Niemand wegen der Sauen in Gefahr kommen möge; Weiln sich die Leute darvor fürch- ten, und leicht Schaden nehmen können, daferne sie in der Mitten solten stehen bleiben, so aber hierdurch verhütet wer- den kan. Von der Wild-Trage und Wage. [Spaltenumbruch]
Die Wild-Trage ist ein benöthigtes Von dem Wild-Garn. [Spaltenumbruch]
Wann ein Herr, welcher der Ho- ner, F f 2
Von dem Jagd-Gezeug. [Spaltenumbruch]
Jch kan nicht umbhin dem geneigten Le-ſer von des Seel. Herrn Johann Taͤn- tzers Pag. 40. herausgegebener Inventi- on Nachricht zu geben, allwo er Par. 19. meldet, daß er vor gut befinde, die Fur- ckeln unten mit Gelencken zu ordiniren; Und weiln Niemand innewendig gerne das Garn auffheben wuͤrde, hat er zu ſolchem Ende auf den Fluͤgel eine Winde [Spaltenumbruch] oder Haſpel verordnet, das Prell-Netze geſchwind auffzuruͤcken, damit Niemand wegen der Sauen in Gefahr kommen moͤge; Weiln ſich die Leute darvor fuͤrch- ten, und leicht Schaden nehmen koͤnnen, daferne ſie in der Mitten ſolten ſtehen bleiben, ſo aber hierdurch verhuͤtet wer- den kan. Von der Wild-Trage und Wage. [Spaltenumbruch]
Die Wild-Trage iſt ein benoͤthigtes Von dem Wild-Garn. [Spaltenumbruch]
Wann ein Herr, welcher der Ho- ner, F f 2
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Von dem Jagd-Gezeug.
Jch kan nicht umbhin dem geneigten Le-
ſer von des Seel. Herrn Johann Taͤn-
tzers Pag. 40. herausgegebener Inventi-
on Nachricht zu geben, allwo er Par. 19.
meldet, daß er vor gut befinde, die Fur-
ckeln unten mit Gelencken zu ordiniren;
Und weiln Niemand innewendig gerne
das Garn auffheben wuͤrde, hat er zu
ſolchem Ende auf den Fluͤgel eine Winde
oder Haſpel verordnet, das Prell-Netze
geſchwind auffzuruͤcken, damit Niemand
wegen der Sauen in Gefahr kommen
moͤge; Weiln ſich die Leute darvor fuͤrch-
ten, und leicht Schaden nehmen koͤnnen,
daferne ſie in der Mitten ſolten ſtehen
bleiben, ſo aber hierdurch verhuͤtet wer-
den kan.
Von der Wild-Trage und Wage.
Die Wild-Trage iſt ein benoͤthigtes
Werck-Zeug, wann zur Hirſch-Feiſte-
Zeit, oder umb die Schwein-Hatze bey
einem Haupt-Jagen auff dem Lauff-
Platz beym Ausſtechen oder Ausſchieſſen
von der Herrſchafft und deren anweſen-
den Cavalliers und Dames das ſaͤmtliche
Hohe und Niedere Wildpraͤth, als Baͤ-
re, Hirſche, Thiere, Tann-Hirſche und
Tann-Wild, Schweine, oder Rehe ge-
ſchoſſen und getroffen worden, hin und
her gelauffen, gefallen, und in wunder-
lichen Poſituren hier und dar ziemlich als-
denn zerſtreuet von einander liegen, wird
dieſes Wildpraͤth (dann ſolche ha-
ben alleine die Ehre,) nach geendigter
Jagd durch die Wild-Trage mit vier
Perſonen behoͤriges Orts zuſammen ge-
tragen, und, wie gebraͤuchlich, nach dem
Rang geſtrecket, wie es anbefohlen, und
eines jeden Hofs gebraͤuchliche Manier er-
fordert. Solche Wild-Trage iſt gemei-
niglich ein Stuͤck von einem alten ab-
gegangenen ſchadhafften Hirſch- oder
Schwein-Netz, welches der Groͤſſe nach
als ein groß und breites Tiſch-Tuch, mit
eben ſolchen Moſchen und Fingersdicken
Leinchen uͤber die Banck geſtricket iſt,
zu beyden Seiten kommen zwey Stan-
gen von feſtem Holtz, Arms ſtarck, wel-
che billig gruͤn und weiß mit Farben an-
geſtrichen werden. Die Wage wird
nicht mit Schalen, ſondern wie eine
Schnell-Wage von ſtarckem Eiſen und
Ketten mit Haacken gemachet, auf deren
Balcken die Pfunde, Steine und Cent-
ner bemercket, nach welcher Schwehre
des Wildes das Gewicht vor oder hin-
terwaͤrts gehaͤnget wird.
Von dem Wild-Garn.
Wann ein Herr, welcher der Ho-
hen und Niedern Jagd berechtiget, zur
Erſpahrung der Unkoſten, keine Tuͤcher,
noch vorbeſchriebene Hirſch- oder Sau-
Netze ſich anſchaffen wolte: Gleichwohl
aber gerne manchesmahl aus ſeinem Re-
vier einen Hirſch, Wild, Sau oder
Reh, was ſich daſelbſt aufhalten moͤgte,
auff ſeine Tafel zu bekommen, wuͤnſchen
wuͤrde, demſelbigen ſolte wohl dieſes
Wild-Garn trefflich zu Nutzen kom-
men. Es ſind derſelben zweyerley, als
ſchwere, und leichte: Die ſchweren Wild-
Garne, wann ſie recht beqvem verferti-
get und Buſen-Reich eingetheilet werden
ſollen, muͤſſen hundert Schritt ſtellen,
und das Garn aus klarem und recht gu-
tem Hechel-Hanffe neunfaͤdenich ge-
ſchlagen, gemachet, die Schmoſſen in das
gevierdte 6. Zoll uͤber der Ruͤck-Banck
gezogen, 18. dergleichen Schmoſſen hoch
verfertiget, und die Leinen 20. Faden
ſtarck geſchlagen werden, ſo wiegt das
Netz uͤber drey Centner, und kommt faſt
an Gelde drey und dreyßig Thaler, acht
Groſchen, muß aber unumbgaͤnglich auf
den Wagen gefuͤhret werden, weiln ſol-
ches zu tragen zu ſchwer fallen ſolte. Ei-
ne andere Art ſind die leichte Wild-Garn,
ſo Kuppel-Netze genannt werden, wel-
che in Buſen 60. gute Schritt ſtellen;
Die Leinchen, darvon ſolche Garn ge-
ſtricket werden, ſind ebenfalls neunſchaͤff-
tig, doch kleiner, als die vorigen, geſchla-
gen, als eine Trommel-Leine dicke, aus
recht klarem ausgehecheltem Hanff, die
Schmoſſen kommen auch 6. Zoll ins Ge-
vierdte, und iſt ein ſolch Garn 16. ſolche
Schmoſſen hoch, und werden uͤber der
Ruͤckbanck die Knothen dichte zugezogen.
Die Ober- und Unter-Leinen kommen
ebenfalls von 20. Faden, aber doch duͤn-
ner,
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