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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Erſter Theil/
handelt
Von der Erden.
[Spaltenumbruch]

OB wohl dieſe Naturmaͤßi-
ge irdiſche Betrachtung die
Erde zu beſchreiben, nur
eintzig und allein, in Muth-
maſſung einer unvollkom-
menen menſchlichen Wiſ-
ſenſchafft, zu halten iſt, auch
unſerem Vorhaben gantz nicht gemaͤß,
ſondern billig denen Geographis zu uͤber-
laſſen; So wollen wir doch, weil aus
der Erde die Baͤume ihre Animam ve-
getativam
haben, und ihre Nahrung aus
deroſelben warmen und doch feuchten
Duͤnſten genießen, dieſe Naturmaͤßige
Eigenſchafft die Erde als unſer aller Mut-
ter deutlicher betrachten, und pro Funda-
mento phyſice explicir
en. Wie nun ei-
ne lebendige Creatur in ſich ſelbſt in al-
len Gliedern und Adern eine allgemeine
Hitze ausgetheilet befindet, ohne deren
Erwaͤrmung alles erſtarren und erkaͤl-
ten wuͤrde, nechſt dieſem auch eine Feuch-
tigkeit im Gebluͤth die vorige Hitze tem-
perir
en muß, und beyde unter ſich ein re-
ciprocum commercium
zu dem benoͤthig-
tein Nutriment ihres Coͤrpers verſchaf-
fein muͤßen, da ſonſten, in Ermangelung
des letztern, durch allzu groſſe Hitze alles
verdorren muͤſte: Alſo hat auch gleicher
Geſtalt die Goͤttliche Providenz dieſe bey-
de Elementa, nehmlich Feuer und Waſ-
ſer, mit der Erden coaguliret, und be-
ſe elet, damit nicht allein durch ſolche Mine-
rali
ſche Hitze und deren innere Austhei-
lung, ſondern auch, vermittelſt der in der
Erden befindlichen Feuchtigkeit, eine wach-
ſende und zeugende Krafft verſchaffet
[Spaltenumbruch] wuͤrde, wie wir leſen im Erſten Buch Mo-
ſis am 2. Capitel, vers am 6. da bey Er-
ſchaffung der Welt ein Nebel oder waͤſſe-
richter Dampff von der Erden aufgan-
gen und das Land zur Fruchtbarkeit be-
feuchtet, dergleichen noch taͤglich obſervi-
r
et wird; Dahero dann unſtreitig zu
muthmaſſen, daß in der Erden, woraus
dieſes Vegetabile, oder ſolcher warmer
waͤſſerichter Dunſt entſtehet, eine Waͤr-
me, und zugleich eine Feuchtigkeit, jedoch
ſeparatim zu befinden ſeyn muͤße, welches
an verſchiedenen Orten, die warmen Baͤ-
der in Teutſchland, wie bekant, zeigen koͤn-
nen, und daraus ihren Urſprung neh-
men, davon ich abſonderlich hiernechſt an
ſeinem Ort, ausfuͤhrlicher vom Urſprung
der Waſſerqvellen ſchreiben will. Was
nun aber zu unſerm Vorhaben die Erde
eigentlich vor eine Materie ſeyn muͤße,
finden wir nach menſchlicher Vernunfft
dieſes, daß es eine von Staub und Sand,
Koth, und Lehm oder Thon, feuchte coa-
gulir
te Maſſa oder gebackener klebichter
Klumpen ſey, worinnen eine chymiſche
ſalnitriſche oder ſaltzigte und kalte Eigen-
ſchafft, ſo mit einer zuſammenziehenden
Krafft verſehen, befindlich, daraus der
Geſchmack ſein Nutriment haben muͤße
und die Fruͤchte der Erden mit dieſen
Duͤnſten vereinigen koͤnne. Gleicher ge-
ſtalt findet ſich auch bey dieſer kalten Ei-
genſchafft ein mineraliſcher Sulphur oder
Schwefel, welcher von hitziger und trocke-
ner feuriger Eigenſchafft, flieſſend u. ſchlei-
migt iſt, woraus die humi odores u. man-
cherley Duͤnſte, daher entſtehender Ge-

ruch
A

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/35>, abgerufen am 07.01.2025.