Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] Ferse. Wo das Regen-Wasser in fla-
chen Feldern sich sammlet, da halten sie sich
meistens auf, umb allerhand am Ufer be-
findlicher Nahrung willen. Sie werden
in Ungarn, bey stillem Wetter, da kein
Wind zu mercken, ehe sie zum fliegen
aufkommen, durch rasche Wind-Spiele
gehetzet, wie der Strauß-Vogel durch
[Spaltenumbruch] flüchtige Pferde von denen Africanern
gefangen wird, ist sonst ein, gleich anderm
grossen und schweren Geflügel, verzag-
ter Vogel, welcher, so er erschricket, au-
genblicklich confus und leichte ertappet
wird: An seinen Ohren hat er grosse und
tieffe Löcher, weswegen er auch weit hö-
ren und vernehmen kan.

Von dem Phasian.
[Spaltenumbruch]

Der Phasian ist der edelste unter dem
Feld-Geflügel: Jst ein stoltzes Thier,
weil er sowohl an Schönheit seiner Fe-
dern, als herrlichem zarten Wildpräth,
alles andere große und kleine Feder-Wild
übertrifft. Er hat umb seine Augen ei-
nen schönen hochrothen Fleck, einen weis-
sen Schnabel, grosse Nasen-Löcher, da-
her er den Wind weit hat, wenn er mit
einem gewissen Rauch gelocket wird, ei-
nen grünlichten und blaulicht vermisch-
ten Pfau-farbigten Halß, an denen Oh-
ren zwey hochstehende Federlein, auf
dem Rücken kleine Schildgen, welche
spitzig von gelber Schwebel-Farbe sind.
Die Flügel sind falblicht, und die
Schwing- Federn Aschegrau, die Brust
ist mit röthlicht Purpur- auch Gold-
farbenen und blauen Federn durch
unterschiedene Flecken abgetheilet, der
Schwantz ist lang, auf der Agläster
Art, da die mittlern Federn die längsten
sind, über dem Schwantz, auf dem Rü-
cken sind Purpurfarbigte Federn: Die
langen Schwantz-Federn sind steiff,
braunschwartz, auch gelbspieglicht; Jhre
Füsse sind graulicht, aber glatt und nicht
rauch. Es giebet auch weisse und bun-
de Phasianen, von denen die Hähne an
der Brust spieglicht: Die ordentlichen
Phasian-Hüner sind braunlicht am Kopff
und Halß, an der Brust aber mit grau-
lichen röthlichten Federn vermischet, ha-
ben braune Flügel und auch einen langen
Schwantz, doch nicht so groß, als die Häh-
ne: sind hin und wieder mit braunen
Flecken, wie die Hasel-und Birck-Hühner
gezieret: Sie drücken sich wie andere Hüh-
ner, so sie aber auffgestossen werden, flie-
gen sie auf die Bäume. Sie verschlu-
cken all ihr Geäß und halten sich auff de-
nen Wiesen, Brüchen, Auen und Feld-
sträuchern von Weyden, Werfft und an-
derm alten Graß, umb sich darin zu ver-
kriechen, gerne auff, wo sie die Weitzen-
Felder, Anger, Kohl-Höffe und Wein-
[Spaltenumbruch] berge, item Wacholder-Sträucher, und
Brombeer, ingleichen Ameiß-Hauffen
nahe zu ihrer Nahrung haben. Der
Phasian-Vogel ist eigentlich aus denen
warmen Ländern, als Türckey, Ungarn
und von dar, vor etlichen hundert Jah-
ren in Böhmen, Franckreich und Jtalien
kommen, woher denselben unsere Deut-
sche Fürsten, Graffen und Herren brin-
gen lassen und auff ihre Herrschafften
in besondere Gärten, theils wild, auch
theils zahm aufferzogen halten und ist
vor diesen in unsern Ländern gantz un-
bekant gewesen. Er laufft viel schneller
und hurtiger, als die gemeinen Hüner,
wird auch nicht leicht auffstehen, er wer-
de dann mit Gewalt jähling auffgetrie-
ben, oder wann das Graß feuchte ist und
er aus seinem Lager gerne weiter in ei-
nen andern Stand wolte, stehet er auf.
Die Habichte, Hüner-Geyer und Raub-
Vögel thun ihnen grossen Schaden;
Desgleichen die Füchs, Marder und
wilde Katzen, Jltniß und Wiesel; So neh-
men auch die Krähen und Aglästern ih-
nen ihre Eyer und sauffen sie aus: De-
rowegen müssen diese Raub-Thiere gantz
vertilget werden; Sie lieben die Ver-
sammlungen nicht in Schaaren oder Völ-
ckern, wie die Reb-Hühner, sondern ver-
theilen sich weit und breit ins Feld. Jhre
Bruth verrichten sie auf der Erden,
scharren nach denen Würmlein, Amei-
sen, kleinen Fröschen und springen und
baden sich beym Sonnenschein in Sand
und Staub, vom Ungeziefer sich zu rei-
nigen. Sie sitzen zu Nacht, vor Furcht
der Raubthiere, gerne auff denen Bäu-
men, legen nach einander zehen, funff-
zehen, biß zwantzig Eyer, solche sind grün-
licht und mittelmäßiger Größe, und so-
bald die Henne selbst brüthet, giebet ih-
nen die Natur einen Trieb und Arglist
sich mit denen Jungen in der Wildniß
zu verstecken, daß sie also gantz wild
und scheu werden. Sie brüthen ohnge-

fehr
T 2

Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] Ferſe. Wo das Regen-Waſſer in fla-
chen Feldern ſich ſammlet, da halten ſie ſich
meiſtens auf, umb allerhand am Ufer be-
findlicher Nahrung willen. Sie werden
in Ungarn, bey ſtillem Wetter, da kein
Wind zu mercken, ehe ſie zum fliegen
aufkommen, durch raſche Wind-Spiele
gehetzet, wie der Strauß-Vogel durch
[Spaltenumbruch] fluͤchtige Pferde von denen Africanern
gefangen wird, iſt ſonſt ein, gleich anderm
groſſen und ſchweren Gefluͤgel, verzag-
ter Vogel, welcher, ſo er erſchricket, au-
genblicklich confus und leichte ertappet
wird: An ſeinen Ohren hat er groſſe und
tieffe Loͤcher, weswegen er auch weit hoͤ-
ren und vernehmen kan.

Von dem Phaſian.
[Spaltenumbruch]

Der Phaſian iſt der edelſte unter dem
Feld-Gefluͤgel: Jſt ein ſtoltzes Thier,
weil er ſowohl an Schoͤnheit ſeiner Fe-
dern, als herrlichem zarten Wildpraͤth,
alles andere große und kleine Feder-Wild
uͤbertrifft. Er hat umb ſeine Augen ei-
nen ſchoͤnen hochrothen Fleck, einen weiſ-
ſen Schnabel, groſſe Naſen-Loͤcher, da-
her er den Wind weit hat, wenn er mit
einem gewiſſen Rauch gelocket wird, ei-
nen gruͤnlichten und blaulicht vermiſch-
ten Pfau-farbigten Halß, an denen Oh-
ren zwey hochſtehende Federlein, auf
dem Ruͤcken kleine Schildgen, welche
ſpitzig von gelber Schwebel-Farbe ſind.
Die Fluͤgel ſind falblicht, und die
Schwing- Federn Aſchegrau, die Bruſt
iſt mit roͤthlicht Purpur- auch Gold-
farbenen und blauen Federn durch
unterſchiedene Flecken abgetheilet, der
Schwantz iſt lang, auf der Aglaͤſter
Art, da die mittlern Federn die laͤngſten
ſind, uͤber dem Schwantz, auf dem Ruͤ-
cken ſind Purpurfarbigte Federn: Die
langen Schwantz-Federn ſind ſteiff,
braunſchwartz, auch gelbſpieglicht; Jhre
Fuͤſſe ſind graulicht, aber glatt und nicht
rauch. Es giebet auch weiſſe und bun-
de Phaſianen, von denen die Haͤhne an
der Bruſt ſpieglicht: Die ordentlichen
Phaſian-Huͤner ſind braunlicht am Kopff
und Halß, an der Bruſt aber mit grau-
lichen roͤthlichten Federn vermiſchet, ha-
ben braune Fluͤgel und auch einen langen
Schwantz, doch nicht ſo groß, als die Haͤh-
ne: ſind hin und wieder mit braunen
Flecken, wie die Haſel-und Birck-Huͤhner
gezieret: Sie druͤcken ſich wie andeꝛe Huͤh-
ner, ſo ſie aber auffgeſtoſſen werden, flie-
gen ſie auf die Baͤume. Sie verſchlu-
cken all ihr Geaͤß und halten ſich auff de-
nen Wieſen, Bruͤchen, Auen und Feld-
ſtraͤuchern von Weyden, Werfft und an-
derm alten Graß, umb ſich darin zu ver-
kriechen, gerne auff, wo ſie die Weitzen-
Felder, Anger, Kohl-Hoͤffe und Wein-
[Spaltenumbruch] berge, item Wacholder-Straͤucher, und
Brombeer, ingleichen Ameiß-Hauffen
nahe zu ihrer Nahrung haben. Der
Phaſian-Vogel iſt eigentlich aus denen
warmen Laͤndern, als Tuͤrckey, Ungarn
und von dar, vor etlichen hundert Jah-
ren in Boͤhmen, Franckreich und Jtalien
kommen, woher denſelben unſere Deut-
ſche Fuͤrſten, Graffen und Herren brin-
gen laſſen und auff ihre Herrſchafften
in beſondere Gaͤrten, theils wild, auch
theils zahm aufferzogen halten und iſt
vor dieſen in unſern Laͤndern gantz un-
bekant geweſen. Er laufft viel ſchneller
und hurtiger, als die gemeinen Huͤner,
wird auch nicht leicht auffſtehen, er wer-
de dann mit Gewalt jaͤhling auffgetrie-
ben, oder wann das Graß feuchte iſt und
er aus ſeinem Lager gerne weiter in ei-
nen andern Stand wolte, ſtehet er auf.
Die Habichte, Huͤner-Geyer und Raub-
Voͤgel thun ihnen groſſen Schaden;
Desgleichen die Fuͤchs, Marder und
wilde Katzen, Jltniß und Wieſel; So neh-
men auch die Kraͤhen und Aglaͤſtern ih-
nen ihre Eyer und ſauffen ſie aus: De-
rowegen muͤſſen dieſe Raub-Thiere gantz
vertilget werden; Sie lieben die Ver-
ſam̃lungen nicht in Schaaren oder Voͤl-
ckern, wie die Reb-Huͤhner, ſondern ver-
theilen ſich weit und breit ins Feld. Jhre
Bruth verrichten ſie auf der Erden,
ſcharren nach denen Wuͤrmlein, Amei-
ſen, kleinen Froͤſchen und ſpringen und
baden ſich beym Sonnenſchein in Sand
und Staub, vom Ungeziefer ſich zu rei-
nigen. Sie ſitzen zu Nacht, vor Furcht
der Raubthiere, gerne auff denen Baͤu-
men, legen nach einander zehen, funff-
zehen, biß zwantzig Eyer, ſolche ſind gruͤn-
licht und mittelmaͤßiger Groͤße, und ſo-
bald die Henne ſelbſt bruͤthet, giebet ih-
nen die Natur einen Trieb und Argliſt
ſich mit denen Jungen in der Wildniß
zu verſtecken, daß ſie alſo gantz wild
und ſcheu werden. Sie bruͤthen ohnge-

fehr
T 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0255" n="147"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von denen wilden Thieren.</hi></fw><lb/><cb/>
Fer&#x017F;e. Wo das Regen-Wa&#x017F;&#x017F;er in fla-<lb/>
chen Feldern &#x017F;ich &#x017F;ammlet, da halten &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
mei&#x017F;tens auf, umb allerhand am Ufer be-<lb/>
findlicher Nahrung willen. Sie werden<lb/>
in Ungarn, bey &#x017F;tillem Wetter, da kein<lb/>
Wind zu mercken, ehe &#x017F;ie zum fliegen<lb/>
aufkommen, durch ra&#x017F;che Wind-Spiele<lb/>
gehetzet, wie der Strauß-Vogel durch<lb/><cb/>
flu&#x0364;chtige Pferde von denen Africanern<lb/>
gefangen wird, i&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t ein, gleich anderm<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en und &#x017F;chweren Geflu&#x0364;gel, verzag-<lb/>
ter Vogel, welcher, &#x017F;o er er&#x017F;chricket, au-<lb/>
genblicklich <hi rendition="#aq">confus</hi> und leichte ertappet<lb/>
wird: An &#x017F;einen Ohren hat er gro&#x017F;&#x017F;e und<lb/>
tieffe Lo&#x0364;cher, weswegen er auch weit ho&#x0364;-<lb/>
ren und vernehmen kan.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Von dem <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ian.</hi></hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p>Der <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ian</hi> i&#x017F;t der edel&#x017F;te unter dem<lb/>
Feld-Geflu&#x0364;gel: J&#x017F;t ein &#x017F;toltzes Thier,<lb/>
weil er &#x017F;owohl an Scho&#x0364;nheit &#x017F;einer Fe-<lb/>
dern, als herrlichem zarten Wildpra&#x0364;th,<lb/>
alles andere große und kleine Feder-Wild<lb/>
u&#x0364;bertrifft. Er hat umb &#x017F;eine Augen ei-<lb/>
nen &#x017F;cho&#x0364;nen hochrothen Fleck, einen wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Schnabel, gro&#x017F;&#x017F;e Na&#x017F;en-Lo&#x0364;cher, da-<lb/>
her er den Wind weit hat, wenn er mit<lb/>
einem gewi&#x017F;&#x017F;en Rauch gelocket wird, ei-<lb/>
nen gru&#x0364;nlichten und blaulicht vermi&#x017F;ch-<lb/>
ten Pfau-farbigten Halß, an denen Oh-<lb/>
ren zwey hoch&#x017F;tehende Federlein, auf<lb/>
dem Ru&#x0364;cken kleine Schildgen, welche<lb/>
&#x017F;pitzig von gelber Schwebel-Farbe &#x017F;ind.<lb/>
Die Flu&#x0364;gel &#x017F;ind falblicht, und die<lb/>
Schwing- Federn A&#x017F;chegrau, die Bru&#x017F;t<lb/>
i&#x017F;t mit ro&#x0364;thlicht Purpur- auch Gold-<lb/>
farbenen und blauen Federn durch<lb/>
unter&#x017F;chiedene Flecken abgetheilet, der<lb/>
Schwantz i&#x017F;t lang, auf der Agla&#x0364;&#x017F;ter<lb/>
Art, da die mittlern Federn die la&#x0364;ng&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;ind, u&#x0364;ber dem Schwantz, auf dem Ru&#x0364;-<lb/>
cken &#x017F;ind Purpurfarbigte Federn: Die<lb/>
langen Schwantz-Federn &#x017F;ind &#x017F;teiff,<lb/>
braun&#x017F;chwartz, auch gelb&#x017F;pieglicht; Jhre<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ind graulicht, aber glatt und nicht<lb/>
rauch. Es giebet auch wei&#x017F;&#x017F;e und bun-<lb/>
de <hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ian</hi>en, von denen die Ha&#x0364;hne an<lb/>
der Bru&#x017F;t &#x017F;pieglicht: Die ordentlichen<lb/><hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ian-</hi>Hu&#x0364;ner &#x017F;ind braunlicht am Kopff<lb/>
und Halß, an der Bru&#x017F;t aber mit grau-<lb/>
lichen ro&#x0364;thlichten Federn vermi&#x017F;chet, ha-<lb/>
ben braune Flu&#x0364;gel und auch einen langen<lb/>
Schwantz, doch nicht &#x017F;o groß, als die Ha&#x0364;h-<lb/>
ne: &#x017F;ind hin und wieder mit braunen<lb/>
Flecken, wie die Ha&#x017F;el-und Birck-Hu&#x0364;hner<lb/>
gezieret: Sie dru&#x0364;cken &#x017F;ich wie ande&#xA75B;e Hu&#x0364;h-<lb/>
ner, &#x017F;o &#x017F;ie aber auffge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en werden, flie-<lb/>
gen &#x017F;ie auf die Ba&#x0364;ume. Sie ver&#x017F;chlu-<lb/>
cken all ihr Gea&#x0364;ß und halten &#x017F;ich auff de-<lb/>
nen Wie&#x017F;en, Bru&#x0364;chen, Auen und Feld-<lb/>
&#x017F;tra&#x0364;uchern von Weyden, Werfft und an-<lb/>
derm alten Graß, umb &#x017F;ich darin zu ver-<lb/>
kriechen, gerne auff, wo &#x017F;ie die Weitzen-<lb/>
Felder, Anger, Kohl-Ho&#x0364;ffe und Wein-<lb/><cb/>
berge, <hi rendition="#aq">item</hi> Wacholder-Stra&#x0364;ucher, und<lb/>
Brombeer, ingleichen Ameiß-Hauffen<lb/>
nahe zu ihrer Nahrung haben. Der<lb/><hi rendition="#aq">Pha&#x017F;ian</hi>-Vogel i&#x017F;t eigentlich aus denen<lb/>
warmen La&#x0364;ndern, als Tu&#x0364;rckey, Ungarn<lb/>
und von dar, vor etlichen hundert Jah-<lb/>
ren in Bo&#x0364;hmen, Franckreich und Jtalien<lb/>
kommen, woher den&#x017F;elben un&#x017F;ere Deut-<lb/>
&#x017F;che Fu&#x0364;r&#x017F;ten, Graffen und Herren brin-<lb/>
gen la&#x017F;&#x017F;en und auff ihre Herr&#x017F;chafften<lb/>
in be&#x017F;ondere Ga&#x0364;rten, theils wild, auch<lb/>
theils zahm aufferzogen halten und i&#x017F;t<lb/>
vor die&#x017F;en in un&#x017F;ern La&#x0364;ndern gantz un-<lb/>
bekant gewe&#x017F;en. Er laufft viel &#x017F;chneller<lb/>
und hurtiger, als die gemeinen Hu&#x0364;ner,<lb/>
wird auch nicht leicht auff&#x017F;tehen, er wer-<lb/>
de dann mit Gewalt ja&#x0364;hling auffgetrie-<lb/>
ben, oder wann das Graß feuchte i&#x017F;t und<lb/>
er aus &#x017F;einem Lager gerne weiter in ei-<lb/>
nen andern Stand wolte, &#x017F;tehet er auf.<lb/>
Die Habichte, Hu&#x0364;ner-Geyer und Raub-<lb/>
Vo&#x0364;gel thun ihnen gro&#x017F;&#x017F;en Schaden;<lb/>
Desgleichen die Fu&#x0364;chs, Marder und<lb/>
wilde Katzen, Jltniß und Wie&#x017F;el; So neh-<lb/>
men auch die Kra&#x0364;hen und Agla&#x0364;&#x017F;tern ih-<lb/>
nen ihre Eyer und &#x017F;auffen &#x017F;ie aus: De-<lb/>
rowegen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e Raub-Thiere gantz<lb/>
vertilget werden; Sie lieben die Ver-<lb/>
&#x017F;am&#x0303;lungen nicht in Schaaren oder Vo&#x0364;l-<lb/>
ckern, wie die Reb-Hu&#x0364;hner, &#x017F;ondern ver-<lb/>
theilen &#x017F;ich weit und breit ins Feld. Jhre<lb/>
Bruth verrichten &#x017F;ie auf der Erden,<lb/>
&#x017F;charren nach denen Wu&#x0364;rmlein, Amei-<lb/>
&#x017F;en, kleinen Fro&#x0364;&#x017F;chen und &#x017F;pringen und<lb/>
baden &#x017F;ich beym Sonnen&#x017F;chein in Sand<lb/>
und Staub, vom Ungeziefer &#x017F;ich zu rei-<lb/>
nigen. Sie &#x017F;itzen zu Nacht, vor Furcht<lb/>
der Raubthiere, gerne auff denen Ba&#x0364;u-<lb/>
men, legen nach einander zehen, funff-<lb/>
zehen, biß zwantzig Eyer, &#x017F;olche &#x017F;ind gru&#x0364;n-<lb/>
licht und mittelma&#x0364;ßiger Gro&#x0364;ße, und &#x017F;o-<lb/>
bald die Henne &#x017F;elb&#x017F;t bru&#x0364;thet, giebet ih-<lb/>
nen die Natur einen Trieb und Argli&#x017F;t<lb/>
&#x017F;ich mit denen Jungen in der Wildniß<lb/>
zu ver&#x017F;tecken, daß &#x017F;ie al&#x017F;o gantz wild<lb/>
und &#x017F;cheu werden. Sie bru&#x0364;then ohnge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T 2</fw><fw place="bottom" type="catch">fehr</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0255] Von denen wilden Thieren. Ferſe. Wo das Regen-Waſſer in fla- chen Feldern ſich ſammlet, da halten ſie ſich meiſtens auf, umb allerhand am Ufer be- findlicher Nahrung willen. Sie werden in Ungarn, bey ſtillem Wetter, da kein Wind zu mercken, ehe ſie zum fliegen aufkommen, durch raſche Wind-Spiele gehetzet, wie der Strauß-Vogel durch fluͤchtige Pferde von denen Africanern gefangen wird, iſt ſonſt ein, gleich anderm groſſen und ſchweren Gefluͤgel, verzag- ter Vogel, welcher, ſo er erſchricket, au- genblicklich confus und leichte ertappet wird: An ſeinen Ohren hat er groſſe und tieffe Loͤcher, weswegen er auch weit hoͤ- ren und vernehmen kan. Von dem Phaſian. Der Phaſian iſt der edelſte unter dem Feld-Gefluͤgel: Jſt ein ſtoltzes Thier, weil er ſowohl an Schoͤnheit ſeiner Fe- dern, als herrlichem zarten Wildpraͤth, alles andere große und kleine Feder-Wild uͤbertrifft. Er hat umb ſeine Augen ei- nen ſchoͤnen hochrothen Fleck, einen weiſ- ſen Schnabel, groſſe Naſen-Loͤcher, da- her er den Wind weit hat, wenn er mit einem gewiſſen Rauch gelocket wird, ei- nen gruͤnlichten und blaulicht vermiſch- ten Pfau-farbigten Halß, an denen Oh- ren zwey hochſtehende Federlein, auf dem Ruͤcken kleine Schildgen, welche ſpitzig von gelber Schwebel-Farbe ſind. Die Fluͤgel ſind falblicht, und die Schwing- Federn Aſchegrau, die Bruſt iſt mit roͤthlicht Purpur- auch Gold- farbenen und blauen Federn durch unterſchiedene Flecken abgetheilet, der Schwantz iſt lang, auf der Aglaͤſter Art, da die mittlern Federn die laͤngſten ſind, uͤber dem Schwantz, auf dem Ruͤ- cken ſind Purpurfarbigte Federn: Die langen Schwantz-Federn ſind ſteiff, braunſchwartz, auch gelbſpieglicht; Jhre Fuͤſſe ſind graulicht, aber glatt und nicht rauch. Es giebet auch weiſſe und bun- de Phaſianen, von denen die Haͤhne an der Bruſt ſpieglicht: Die ordentlichen Phaſian-Huͤner ſind braunlicht am Kopff und Halß, an der Bruſt aber mit grau- lichen roͤthlichten Federn vermiſchet, ha- ben braune Fluͤgel und auch einen langen Schwantz, doch nicht ſo groß, als die Haͤh- ne: ſind hin und wieder mit braunen Flecken, wie die Haſel-und Birck-Huͤhner gezieret: Sie druͤcken ſich wie andeꝛe Huͤh- ner, ſo ſie aber auffgeſtoſſen werden, flie- gen ſie auf die Baͤume. Sie verſchlu- cken all ihr Geaͤß und halten ſich auff de- nen Wieſen, Bruͤchen, Auen und Feld- ſtraͤuchern von Weyden, Werfft und an- derm alten Graß, umb ſich darin zu ver- kriechen, gerne auff, wo ſie die Weitzen- Felder, Anger, Kohl-Hoͤffe und Wein- berge, item Wacholder-Straͤucher, und Brombeer, ingleichen Ameiß-Hauffen nahe zu ihrer Nahrung haben. Der Phaſian-Vogel iſt eigentlich aus denen warmen Laͤndern, als Tuͤrckey, Ungarn und von dar, vor etlichen hundert Jah- ren in Boͤhmen, Franckreich und Jtalien kommen, woher denſelben unſere Deut- ſche Fuͤrſten, Graffen und Herren brin- gen laſſen und auff ihre Herrſchafften in beſondere Gaͤrten, theils wild, auch theils zahm aufferzogen halten und iſt vor dieſen in unſern Laͤndern gantz un- bekant geweſen. Er laufft viel ſchneller und hurtiger, als die gemeinen Huͤner, wird auch nicht leicht auffſtehen, er wer- de dann mit Gewalt jaͤhling auffgetrie- ben, oder wann das Graß feuchte iſt und er aus ſeinem Lager gerne weiter in ei- nen andern Stand wolte, ſtehet er auf. Die Habichte, Huͤner-Geyer und Raub- Voͤgel thun ihnen groſſen Schaden; Desgleichen die Fuͤchs, Marder und wilde Katzen, Jltniß und Wieſel; So neh- men auch die Kraͤhen und Aglaͤſtern ih- nen ihre Eyer und ſauffen ſie aus: De- rowegen muͤſſen dieſe Raub-Thiere gantz vertilget werden; Sie lieben die Ver- ſam̃lungen nicht in Schaaren oder Voͤl- ckern, wie die Reb-Huͤhner, ſondern ver- theilen ſich weit und breit ins Feld. Jhre Bruth verrichten ſie auf der Erden, ſcharren nach denen Wuͤrmlein, Amei- ſen, kleinen Froͤſchen und ſpringen und baden ſich beym Sonnenſchein in Sand und Staub, vom Ungeziefer ſich zu rei- nigen. Sie ſitzen zu Nacht, vor Furcht der Raubthiere, gerne auff denen Baͤu- men, legen nach einander zehen, funff- zehen, biß zwantzig Eyer, ſolche ſind gruͤn- licht und mittelmaͤßiger Groͤße, und ſo- bald die Henne ſelbſt bruͤthet, giebet ih- nen die Natur einen Trieb und Argliſt ſich mit denen Jungen in der Wildniß zu verſtecken, daß ſie alſo gantz wild und ſcheu werden. Sie bruͤthen ohnge- fehr T 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/255
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/255>, abgerufen am 21.11.2024.