[Spaltenumbruch]in Utero als das erstere Excrementum, ob wohl schwach, dennoch verjüngter [Spaltenumbruch]
maassen formiret und per Microscopium wundernswürdig anzusehen war.
Anatomia eines wilden Schweins.
[Spaltenumbruch]
Den 28. Aprilis vorigen Jahres schickte mir der Herr Graff von Solms, auff Sonnenwalde, von welchem eben- falls nachfolgenden Rehbock erhalten, ei- nen jährigen Käuler durch einen seiner Unterthanen zur Anatomie, und ob wohl es ausser der Zeit, so haben Sie doch höchst- rühmlich dieses löbliche Werck auch zu- gleich mit befördern wollen, wovor noch- mahls mit allem Danck höchst verbun- den bin. Dieser junge Käuler war ein jähriger Frischling, dem der Jahres-Zeit nach die Haare ziemlicher maassen ausge- gangen waren, also, daß er auf dem Rü- cken gantz nackend, wie eine Mohren- Haut anzusehen gewesen. Als man nun die Haut zerwürcket, sahe man, daß sol- chen die Hatz-Hunde vermuthlich gegrif- fen, weiln am Kamme über den Schul- tern im Genücke und an den Blättern alles zerbissen war; Er roche wegen der Jahres-Zeit ziemlich empfindlich; Ge- stalt er dann bereits, sonderlich zur lin- cken Seite in der Dünnung gantz grün angelauffen war. Die Testiculos, Ho- den oder Kurtz-Wildpräth hatte dieser Käuler eingezogen, daß sie anfänglich nicht zu mercken waren; nach Eröff- nung aber lagen sie gehöriges Orts ne- ben der Ruthe zu beyden Seiten zwey Glied eines kleinen Fingers lang, wo- von aus jeder Hode eine starcke Ader durch den Leib gieng, wie ich bey dem Hirsch beschrieben. Die Ruthe war an das Schloß angewachsen und äuserlich spitzig, wie ein starcker Regen-Wurm, krum gebogen als ein Nagelbohrer. Die Testiculi oder Hoden hatten innerlich eine schmaltzigte verwachsene Materie. Als man nun den Leib eröffnet und vom Kien an den Halß auffgeschürffet, die Drossel, Gurgel und Schlund ergrif- fen, u. die Hertz-Kammer gespalten, war das Hertz ungemein mit vielen blauen Häutgen umbhüllet, theils an denen untersten Ribben, theils an dem Dia- phragmate oder Zwerg-Fell angewach- sen, man sahe dieses Pericardium oder Hertz-Säckgen sehr starck von vielem Ge- äder verwachsen: Das Hertze war gantz fahl, welck und einem menschlichen Her- tzen ähnlich; Gestalt es dann ebenfalls sei- [Spaltenumbruch]
ne zwey Höhlen hatte, wovon bey der kleinen Höhle alles zerquetschet und weich, auch braun und blau angelauffen war, welches vermuthlich von dem Hunde- Biß verursachet worden: aus welchem Hertzen die Pulß- und Lufft-Adern, Ar- teria magna, und andere behörige corre- spondirten. Die Lunge war weißlicht roth, von sieben Lobis und hatte das Hertz umbhüllet; Als man solche auff- geblasen, war sie noch dreymahl so groß, weißlicht und gläntzend anzusehen, wel- ches alles bey dem Menschen, nach Aus- sage derer Herren Medicorum, gleicher gestalt zu befinden seyn soll; Man secir- te die Lufft-Röhren dieser Lungen al- lenthalben, und fund in verschiedenen Ca- vis oder Höhlen kleine Würmgen, eines dünnen Zwirn-Fadens starck, verwickelt häuffig hier und da liegen. Das Dia- phragma oder Zwerg-Fell war sehr starck, Meergrün spieglicht nach dem Hertzen eines Lindenblatts Grösse durchsichtig; Nachdem dieses Zwerg-Fell auff denen Seiten abgelöset, lag die Leber zur rech- ten Seiten über dem Magen von fünff Lobis, war von Bley-Farbe, dunckelgrün anzusehen, allwo in der Mitten das Gal- len-Bläßgen eines Hühner-Eyes Grös- se, länglicht zu befinden war; Als dieses eröffnet, war die innerliche Materie gantz klar und lauter, wie braun Bier. Die Miltz war länglicht, von einer halben Ellen lang und lag zur lincken Seite, zwey Qver-Finger breit, ebenfalls von blaulichter Farbe; Der Ma- gen war eines Menschen Magen ähnlich; Gestalt dann sonst ein Schweins-Magen, nach des Weltberühmten Philosophi und Medici, auch Practici zu Amsterdam, Herrn Doctoris Stephani Blancardi her- ausgegebenen Anatomia des Menschli- chen Leibes, in gemein wie eines Men- schen Magen beschaffen seyn soll, wie er solchen ausführlicher und weitläufftiger pag. 624. usque 642. beschrieben, darin- nen er pag. 636. im 31. Paragrapho nach- folgendes meldet: Jn einem Schweins- Magen ist die inwendige Haut voll Runtzeln, die andere Haut aber nicht. Die äuserste kan von der andern leicht- lich abgesondert werden, indem die an-
dere
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Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch]in Utero als das erſtere Excrementum, ob wohl ſchwach, dennoch verjuͤngter [Spaltenumbruch]
maaſſen formiret und per Microſcopium wundernswuͤrdig anzuſehen war.
Anatomia eines wilden Schweins.
[Spaltenumbruch]
Den 28. Aprilis vorigen Jahres ſchickte mir der Herr Graff von Solms, auff Sonnenwalde, von welchem eben- falls nachfolgenden Rehbock erhalten, ei- nen jaͤhrigen Kaͤuler durch einen ſeiner Unterthanen zur Anatomie, und ob wohl es auſſer der Zeit, ſo haben Sie doch hoͤchſt- ruͤhmlich dieſes loͤbliche Werck auch zu- gleich mit befoͤrdern wollen, wovor noch- mahls mit allem Danck hoͤchſt verbun- den bin. Dieſer junge Kaͤuler war ein jaͤhriger Friſchling, dem der Jahres-Zeit nach die Haare ziemlicher maaſſen ausge- gangen waren, alſo, daß er auf dem Ruͤ- cken gantz nackend, wie eine Mohren- Haut anzuſehen geweſen. Als man nun die Haut zerwuͤrcket, ſahe man, daß ſol- chen die Hatz-Hunde vermuthlich gegrif- fen, weiln am Kamme uͤber den Schul- tern im Genuͤcke und an den Blaͤttern alles zerbiſſen war; Er roche wegen der Jahres-Zeit ziemlich empfindlich; Ge- ſtalt er dann bereits, ſonderlich zur lin- cken Seite in der Duͤnnung gantz gruͤn angelauffen war. Die Teſticulos, Ho- den oder Kurtz-Wildpraͤth hatte dieſer Kaͤuler eingezogen, daß ſie anfaͤnglich nicht zu mercken waren; nach Eroͤff- nung aber lagen ſie gehoͤriges Orts ne- ben der Ruthe zu beyden Seiten zwey Glied eines kleinen Fingers lang, wo- von aus jeder Hode eine ſtarcke Ader durch den Leib gieng, wie ich bey dem Hirſch beſchrieben. Die Ruthe war an das Schloß angewachſen und aͤuſerlich ſpitzig, wie ein ſtarcker Regen-Wurm, krum gebogen als ein Nagelbohrer. Die Teſticuli oder Hoden hatten innerlich eine ſchmaltzigte verwachſene Materie. Als man nun den Leib eroͤffnet und vom Kien an den Halß auffgeſchuͤrffet, die Droſſel, Gurgel und Schlund ergrif- fen, u. die Hertz-Kammer geſpalten, war das Hertz ungemein mit vielen blauen Haͤutgen umbhuͤllet, theils an denen unterſten Ribben, theils an dem Dia- phragmate oder Zwerg-Fell angewach- ſen, man ſahe dieſes Pericardium oder Hertz-Saͤckgen ſehr ſtarck von vielem Ge- aͤder verwachſen: Das Hertze war gantz fahl, welck und einem menſchlichen Her- tzen aͤhnlich; Geſtalt es dann ebenfalls ſei- [Spaltenumbruch]
ne zwey Hoͤhlen hatte, wovon bey der kleinen Hoͤhle alles zerquetſchet und weich, auch braun und blau angelauffen war, welches vermuthlich von dem Hunde- Biß verurſachet worden: aus welchem Hertzen die Pulß- und Lufft-Adern, Ar- teria magna, und andere behoͤrige corre- ſpondirten. Die Lunge war weißlicht roth, von ſieben Lobis und hatte das Hertz umbhuͤllet; Als man ſolche auff- geblaſen, war ſie noch dreymahl ſo groß, weißlicht und glaͤntzend anzuſehen, wel- ches alles bey dem Menſchen, nach Auſ- ſage derer Herren Medicorum, gleicher geſtalt zu befinden ſeyn ſoll; Man ſecir- te die Lufft-Roͤhren dieſer Lungen al- lenthalben, und fund in verſchiedenen Ca- vis oder Hoͤhlen kleine Wuͤrmgen, eines duͤnnen Zwirn-Fadens ſtarck, verwickelt haͤuffig hier und da liegen. Das Dia- phragma oder Zwerg-Fell war ſehr ſtarck, Meergruͤn ſpieglicht nach dem Hertzen eines Lindenblatts Groͤſſe durchſichtig; Nachdem dieſes Zwerg-Fell auff denen Seiten abgeloͤſet, lag die Leber zur rech- ten Seiten uͤber dem Magen von fuͤnff Lobis, war von Bley-Farbe, dunckelgruͤn anzuſehen, allwo in der Mitten das Gal- len-Blaͤßgen eines Huͤhner-Eyes Groͤſ- ſe, laͤnglicht zu befinden war; Als dieſes eroͤffnet, war die innerliche Materie gantz klar und lauter, wie braun Bier. Die Miltz war laͤnglicht, von einer halben Ellen lang und lag zur lincken Seite, zwey Qver-Finger breit, ebenfalls von blaulichter Farbe; Der Ma- gen war eines Menſchen Magen aͤhnlich; Geſtalt dann ſonſt ein Schweins-Magen, nach des Weltberuͤhmten Philoſophi und Medici, auch Practici zu Amſterdam, Herrn Doctoris Stephani Blancardi her- ausgegebenen Anatomia des Menſchli- chen Leibes, in gemein wie eines Men- ſchen Magen beſchaffen ſeyn ſoll, wie er ſolchen ausfuͤhrlicher und weitlaͤufftiger pag. 624. uſque 642. beſchrieben, darin- nen er pag. 636. im 31. Paragrapho nach- folgendes meldet: Jn einem Schweins- Magen iſt die inwendige Haut voll Runtzeln, die andere Haut aber nicht. Die aͤuſerſte kan von der andern leicht- lich abgeſondert werden, indem die an-
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Von denen wilden Thieren.
in Utero als das erſtere Excrementum,
ob wohl ſchwach, dennoch verjuͤngter
maaſſen formiret und per Microſcopium
wundernswuͤrdig anzuſehen war.
Anatomia eines wilden Schweins.
Den 28. Aprilis vorigen Jahres
ſchickte mir der Herr Graff von Solms,
auff Sonnenwalde, von welchem eben-
falls nachfolgenden Rehbock erhalten, ei-
nen jaͤhrigen Kaͤuler durch einen ſeiner
Unterthanen zur Anatomie, und ob wohl
es auſſer der Zeit, ſo haben Sie doch hoͤchſt-
ruͤhmlich dieſes loͤbliche Werck auch zu-
gleich mit befoͤrdern wollen, wovor noch-
mahls mit allem Danck hoͤchſt verbun-
den bin. Dieſer junge Kaͤuler war ein
jaͤhriger Friſchling, dem der Jahres-Zeit
nach die Haare ziemlicher maaſſen ausge-
gangen waren, alſo, daß er auf dem Ruͤ-
cken gantz nackend, wie eine Mohren-
Haut anzuſehen geweſen. Als man nun
die Haut zerwuͤrcket, ſahe man, daß ſol-
chen die Hatz-Hunde vermuthlich gegrif-
fen, weiln am Kamme uͤber den Schul-
tern im Genuͤcke und an den Blaͤttern
alles zerbiſſen war; Er roche wegen der
Jahres-Zeit ziemlich empfindlich; Ge-
ſtalt er dann bereits, ſonderlich zur lin-
cken Seite in der Duͤnnung gantz gruͤn
angelauffen war. Die Teſticulos, Ho-
den oder Kurtz-Wildpraͤth hatte dieſer
Kaͤuler eingezogen, daß ſie anfaͤnglich
nicht zu mercken waren; nach Eroͤff-
nung aber lagen ſie gehoͤriges Orts ne-
ben der Ruthe zu beyden Seiten zwey
Glied eines kleinen Fingers lang, wo-
von aus jeder Hode eine ſtarcke Ader
durch den Leib gieng, wie ich bey dem
Hirſch beſchrieben. Die Ruthe war an
das Schloß angewachſen und aͤuſerlich
ſpitzig, wie ein ſtarcker Regen-Wurm,
krum gebogen als ein Nagelbohrer. Die
Teſticuli oder Hoden hatten innerlich
eine ſchmaltzigte verwachſene Materie.
Als man nun den Leib eroͤffnet und vom
Kien an den Halß auffgeſchuͤrffet, die
Droſſel, Gurgel und Schlund ergrif-
fen, u. die Hertz-Kammer geſpalten, war
das Hertz ungemein mit vielen blauen
Haͤutgen umbhuͤllet, theils an denen
unterſten Ribben, theils an dem Dia-
phragmate oder Zwerg-Fell angewach-
ſen, man ſahe dieſes Pericardium oder
Hertz-Saͤckgen ſehr ſtarck von vielem Ge-
aͤder verwachſen: Das Hertze war gantz
fahl, welck und einem menſchlichen Her-
tzen aͤhnlich; Geſtalt es dann ebenfalls ſei-
ne zwey Hoͤhlen hatte, wovon bey der
kleinen Hoͤhle alles zerquetſchet und weich,
auch braun und blau angelauffen war,
welches vermuthlich von dem Hunde-
Biß verurſachet worden: aus welchem
Hertzen die Pulß- und Lufft-Adern, Ar-
teria magna, und andere behoͤrige corre-
ſpondirten. Die Lunge war weißlicht
roth, von ſieben Lobis und hatte das
Hertz umbhuͤllet; Als man ſolche auff-
geblaſen, war ſie noch dreymahl ſo groß,
weißlicht und glaͤntzend anzuſehen, wel-
ches alles bey dem Menſchen, nach Auſ-
ſage derer Herren Medicorum, gleicher
geſtalt zu befinden ſeyn ſoll; Man ſecir-
te die Lufft-Roͤhren dieſer Lungen al-
lenthalben, und fund in verſchiedenen Ca-
vis oder Hoͤhlen kleine Wuͤrmgen, eines
duͤnnen Zwirn-Fadens ſtarck, verwickelt
haͤuffig hier und da liegen. Das Dia-
phragma oder Zwerg-Fell war ſehr ſtarck,
Meergruͤn ſpieglicht nach dem Hertzen
eines Lindenblatts Groͤſſe durchſichtig;
Nachdem dieſes Zwerg-Fell auff denen
Seiten abgeloͤſet, lag die Leber zur rech-
ten Seiten uͤber dem Magen von fuͤnff
Lobis, war von Bley-Farbe, dunckelgruͤn
anzuſehen, allwo in der Mitten das Gal-
len-Blaͤßgen eines Huͤhner-Eyes Groͤſ-
ſe, laͤnglicht zu befinden war; Als
dieſes eroͤffnet, war die innerliche
Materie gantz klar und lauter, wie
braun Bier. Die Miltz war laͤnglicht,
von einer halben Ellen lang und lag zur
lincken Seite, zwey Qver-Finger breit,
ebenfalls von blaulichter Farbe; Der Ma-
gen war eines Menſchen Magen aͤhnlich;
Geſtalt dann ſonſt ein Schweins-Magen,
nach des Weltberuͤhmten Philoſophi und
Medici, auch Practici zu Amſterdam,
Herrn Doctoris Stephani Blancardi her-
ausgegebenen Anatomia des Menſchli-
chen Leibes, in gemein wie eines Men-
ſchen Magen beſchaffen ſeyn ſoll, wie er
ſolchen ausfuͤhrlicher und weitlaͤufftiger
pag. 624. uſque 642. beſchrieben, darin-
nen er pag. 636. im 31. Paragrapho nach-
folgendes meldet: Jn einem Schweins-
Magen iſt die inwendige Haut voll
Runtzeln, die andere Haut aber nicht.
Die aͤuſerſte kan von der andern leicht-
lich abgeſondert werden, indem die an-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/233>, abgerufen am 21.11.2024.
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