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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] worauff sie sitzen, durch den Wind, wor-
nach sie sich genau richten und muthmas-
[Spaltenumbruch] sen können, dahin treibet: Und so viel
hiervon.

Von dem Wieselgen.
[Spaltenumbruch]

Letzlich kan nicht umbhin, appen-
dicis loco
das Wieselgen zu beschreiben,
weiln es auch seinen sonderbaren Nu-
tzen hat. Es hält sich das Wieselgen,
weil es ein zartes, geschwindes Thier-
lein ist, insgemein auff in Erd-Klüfften
oder Ritzen und andern Löchern, so von
der Sonnen-Hitze auffgeborsten, in Reiß-
Zäunen, alten Gemäuer, Scheunen
und Ställen, auch öffters in Häusern,
wo es fleißig die Mäuse, Hüner-Eyer
und junge Vögel zu seinem Raub hervor
suchen kan. Man findet ihrer unter-
schiedene Farben, theils röthlicht, oder
gescheckt, theils falb, gar selten aber
weiß, welche ein schwartzes Spitzgen am
Schwäntzgen wie die Hermelin haben.
Wie denn solche auch von gleicher Art zu
seyn scheinen, und in denen kalten Nor-
dischen Ländern mit besonderm Fleiß ge-
fangen und zu uns in Teutschland, als
ein theures Rauchwerck vor Fürstliche
Herrschafften gebracht werden. Unsere
Wieselgen aber werden so sehr nicht ge-
achtet, ausser die weissen, deren Bälg-
lein für ein sonderbares Arcanum vor
die Schwulst gebrauchet, und von eini-
gen gar vor ein Amuletum gehalten wer-
den, davon mancher Reuter im Kriege
vor gedruckte Pferde, oder Schwulst
auffgeleget, auch bey sich getragen, groß
Miracul machen kan. Sonst hat das Wie-
selgen, nach seiner Eigenschafft, einen giff-
tigen Athem und Zähne, daß alles was es
nur anhauchet, augenblicklich schwillet,
[Spaltenumbruch] welches das Vieh öffters auff der Weyde
und in Ställen erfähret und muß der
Schaden sodann mit einem solchen Bälg-
lein wieder bestrichen oder gar beräuchert
werden, da sich die Geschwulst wieder
wegziehet. Wann ihr Nest verstöhret
wird, nehmen sie ihre Jungen ins Maul
und tragen sie an einen andern Ort.
Dahero die alte Fabel entstanden, das
Wiesel gebähre ihre Jungen aus dem
Maul, welches doch der Natur schnur
stracks zu wieder ist. Die Schlange ist
ihr Ertz-Feind, wider deren Gifft und
Biß sich das Wiesel mit Rauthe ver-
wahren soll. Das frische Blut eines
Wieselgen, zwey Untzen schwer, gantz
warm eingenommen, soll, nach Zeugniß
des Horatii Augenii in consultationibus
de Epilepsia curanda,
ein vortrefflich
herrlich bewährtes Mittel seyn, die schwe-
re Noth zu vertreiben, maassen er einen
Menschen von dieser beschwerlichen
Kranckheit, der schon fünf und zwantzig
Jahr damit behafftet gewesen, glücklich
curiret hätte: Mehrere medicinische
Nachricht hiervon zu geben, ist mir un-
bekant. Sie werden allhier zu Lande
mit einem stinckenden Ey in besonderen
Fällen, wie die Jltnisse, gefangen, weiln
sie schädlich.

Und nunmehro wären, meines
wissens, alle die zur Jagd behörige
wilde Thiere, vom grösten biß zum klei-
nesten, nach ihrer Natur und Eigen-
schafft, so viel mir bekant, beschrieben.

Von einem Häge-Reuter und dessen Instruction.
[Spaltenumbruch]

Nachdem ich bißher in diesem andern
Theil die wilden Thiere nach ihrem Cli-
mate,
ingleichen die Variation ihres Nu-
triments,
aus der Erden überhaupt be-
schrieben, sowohl von derselben Conser-
vation
und fernern Fortpflantzung ih-
res Geschlechts, wundersamen Transmu-
tation
ihrer Natur und Eigenschafft,
auch von derselben Eintheilung, in die
grimmig reissende, Edeln oder Animalia,
und rauberische Thiere gehandelt; Zum
Uberfluß auch eines jeden besondere
äusserliche und innerliche Eigenschafft,
[Spaltenumbruch][v]erhoffentlich zur Genüge remonstriret;
Nicht weniger im Ersten Theil die Kräu-
ter und deren wundersnwürdiger natür-
licher Krafft, nebst denen mineralischen
Wassern, Gewächsen, Bäumen, wilden
Obst, und Feld-Früchten, wovon die wil-
den Thiere ihre Nahrung zu nehmen pfle-
gen, erwehnet. So kommt in der Ord-
nung ein Häge-Reuter vorzustellen.
Dieser soll nun, ein von Jugend auff er-
fahrner qualificirter Mann seyn, wel-
cher nicht allein der wilden Thiere vor-
her beschriebener Maassen, äusser- und

inner-

Von denen wilden Thieren.
[Spaltenumbruch] worauff ſie ſitzen, durch den Wind, wor-
nach ſie ſich genau richten und muthmaſ-
[Spaltenumbruch] ſen koͤnnen, dahin treibet: Und ſo viel
hiervon.

Von dem Wieſelgen.
[Spaltenumbruch]

Letzlich kan nicht umbhin, appen-
dicis loco
das Wieſelgen zu beſchreiben,
weiln es auch ſeinen ſonderbaren Nu-
tzen hat. Es haͤlt ſich das Wieſelgen,
weil es ein zartes, geſchwindes Thier-
lein iſt, insgemein auff in Erd-Kluͤfften
oder Ritzen und andern Loͤchern, ſo von
der Sonnen-Hitze auffgeborſten, in Reiß-
Zaͤunen, alten Gemaͤuer, Scheunen
und Staͤllen, auch oͤffters in Haͤuſern,
wo es fleißig die Maͤuſe, Huͤner-Eyer
und junge Voͤgel zu ſeinem Raub hervor
ſuchen kan. Man findet ihrer unter-
ſchiedene Farben, theils roͤthlicht, oder
geſcheckt, theils falb, gar ſelten aber
weiß, welche ein ſchwartzes Spitzgen am
Schwaͤntzgen wie die Hermelin haben.
Wie denn ſolche auch von gleicher Art zu
ſeyn ſcheinen, und in denen kalten Nor-
diſchen Laͤndern mit beſonderm Fleiß ge-
fangen und zu uns in Teutſchland, als
ein theures Rauchwerck vor Fuͤrſtliche
Herrſchafften gebracht werden. Unſere
Wieſelgen aber werden ſo ſehr nicht ge-
achtet, auſſer die weiſſen, deren Baͤlg-
lein fuͤr ein ſonderbares Arcanum vor
die Schwulſt gebrauchet, und von eini-
gen gar vor ein Amuletum gehalten wer-
den, davon mancher Reuter im Kriege
vor gedruckte Pferde, oder Schwulſt
auffgeleget, auch bey ſich getragen, groß
Miracul machen kan. Sonſt hat das Wie-
ſelgen, nach ſeiner Eigenſchafft, einen giff-
tigen Athem und Zaͤhne, daß alles was es
nur anhauchet, augenblicklich ſchwillet,
[Spaltenumbruch] welches das Vieh oͤffters auff der Weyde
und in Staͤllen erfaͤhret und muß der
Schaden ſodann mit einem ſolchen Baͤlg-
lein wieder beſtrichen oder gar beraͤuchert
werden, da ſich die Geſchwulſt wieder
wegziehet. Wann ihr Neſt verſtoͤhret
wird, nehmen ſie ihre Jungen ins Maul
und tragen ſie an einen andern Ort.
Dahero die alte Fabel entſtanden, das
Wieſel gebaͤhre ihre Jungen aus dem
Maul, welches doch der Natur ſchnur
ſtracks zu wieder iſt. Die Schlange iſt
ihr Ertz-Feind, wider deren Gifft und
Biß ſich das Wieſel mit Rauthe ver-
wahren ſoll. Das friſche Blut eines
Wieſelgen, zwey Untzen ſchwer, gantz
warm eingenommen, ſoll, nach Zeugniß
des Horatii Augenii in conſultationibus
de Epilepſia curanda,
ein vortrefflich
herrlich bewaͤhrtes Mittel ſeyn, die ſchwe-
re Noth zu vertreiben, maaſſen er einen
Menſchen von dieſer beſchwerlichen
Kranckheit, der ſchon fuͤnf und zwantzig
Jahr damit behafftet geweſen, gluͤcklich
curiret haͤtte: Mehrere mediciniſche
Nachricht hiervon zu geben, iſt mir un-
bekant. Sie werden allhier zu Lande
mit einem ſtinckenden Ey in beſonderen
Faͤllen, wie die Jltniſſe, gefangen, weiln
ſie ſchaͤdlich.

Und nunmehro waͤren, meines
wiſſens, alle die zur Jagd behoͤrige
wilde Thiere, vom groͤſten biß zum klei-
neſten, nach ihrer Natur und Eigen-
ſchafft, ſo viel mir bekant, beſchrieben.

Von einem Haͤge-Reuter und deſſen Inſtruction.
[Spaltenumbruch]

Nachdem ich bißher in dieſem andern
Theil die wilden Thiere nach ihrem Cli-
mate,
ingleichen die Variation ihres Nu-
triments,
aus der Erden uͤberhaupt be-
ſchrieben, ſowohl von derſelben Conſer-
vation
und fernern Fortpflantzung ih-
res Geſchlechts, wunderſamen Tranſmu-
tation
ihrer Natur und Eigenſchafft,
auch von derſelben Eintheilung, in die
grimmig reiſſende, Edeln oder Animalia,
und rauberiſche Thiere gehandelt; Zum
Uberfluß auch eines jeden beſondere
aͤuſſerliche und innerliche Eigenſchafft,
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Nicht weniger im Erſten Theil die Kraͤu-
ter und deren wundersnwuͤrdiger natuͤr-
licher Krafft, nebſt denen mineraliſchen
Waſſern, Gewaͤchſen, Baͤumen, wilden
Obſt, und Feld-Fruͤchten, wovon die wil-
den Thiere ihre Nahrung zu nehmen pfle-
gen, erwehnet. So kommt in der Ord-
nung ein Haͤge-Reuter vorzuſtellen.
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cher nicht allein der wilden Thiere vor-
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/221>, abgerufen am 21.12.2024.