Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Anderer Theil/ [Spaltenumbruch]
schlagen lahm wird. Er soll gegen denEsel, Stiehr und Fuchs eine sonderliche Feindschafft haben. Jn seinem Alter, wann er das Wild zu jagen untüchtig und allzusteiff worden, fällt er meistens die Menschen an, und so er einmahl der- gleichen genossen, wird er so begierig, daß er kein anders achtet: doch greiffet er lieber was verzagtes an, so er sich zu bezwingen getrauet, als einen behertz- ten Mann. Wo ein paar Wölffe he- cken, leiden sie zwar in selbigem Revier auf zwey Meilen weit keinen andern; Wo ihrer aber häuffig sind, als in Pohlen, Lit- thauen und dergleichen, da sie zumahl Winters in einer Schaar oder Rotte wohl funffzig und mehr zusammen weit und breit herumb streiffen und was ih- nen vorkommt angreiffen, hat es ande- re Beschaffenheit. Jn ihren Fängen und Rauben des Wilds theilen sie sich in Vor- lagen besonders aus, wie ein Jäger die Hetz-Hunde und einer sprenget das Wild auf der Fährd: Fast dergleichen List ge- brauchen sie in Schaaf-Horden, da läst sich ein Wolff vom Hunde weit jagen, die andern brechen indessen ein und neh- men heraus, was ihnen beliebig, so sie aber verjaget werden, muß der Hund die Mühe bezahlen: Wunderlich ist es, daß ein Wolff, so starck er sey, was er gefangen, alles gantz alleine, biß auf den Kopff und wenige Knochen, verzehren kan, ob es gleich noch einmahl so groß und schwer als er selbst gewesen, weil immittelst, ehe er fertig, der erste Fraß durch starcke Hitze des Magens vertau- et, mit vielfältigen Lohsen wieder fort- gehet und öffters grosse Hauffen darbey [Spaltenumbruch] zu finden. Wo er nun was gutes ge- nossen, ob gleich nichts überblieben, be- sucht er doch solchen Ort im vorbeywech- seln. Und weiln der Wolff ein sehr scheues flüchtiges Raub-Thier ist, so ge- het er nach dem Luder nicht gerade zu, sondern gehet vorher erstlich herumb, und erkundiget sich nach dem Wind, ob nicht etwa einige Unsicherheit vorhanden seyn mögte, und wann er ja angreiffet, reisset er plötzlich ein Maul voll und sprin- get beyseite, es zu verzehren. Mehrere Nachricht hiervon wird man am besten in der Experienz finden. Bey dieser Gelegenheit kan zum Schluß dieses Ca- pitels nicht umhhin, annoch mit wenigem zu gedencken, wie einige statuiren, daß durch GOttes Zulassung sich die Zaube- rer vermittelst des Teuffels Hülffe in so genannte Weer-Wölffe verwandeln kön- ten; Welches ich aber für Blendwerck halte; Dann wie in der Schöpffung GOtt der Allmächtige Schöpffer eine je- de lebendige Creatur an Menschen und Vieh nach seiner Art mit Leib und Seel erschaffen, so muß dieselbe auch biß zur Verwesung bleiben, und kan der Teuffel nimmermehr einen menschlichen Cörper nach seinem Gefallen in ein unvernünff- tiges Vieh würcklich verwandeln, so, daß er Leib und Seele verwechsele, welches unmüglich ist; Doch kan wohl seyn, daß er dem Zauberer eine Imagination bey- bringet, oder einbildet, ob sey er ein Wolff, denen andern aber die Augen verblendet, und durch einen nebelichten Dunst oder die zusammen gezogene Lufft einen Wolff repraesentiret. Von dem Luchs. [Spaltenumbruch]
Dieses Thier ist ebenfalls seiner Nah- lein
Anderer Theil/ [Spaltenumbruch]
ſchlagen lahm wird. Er ſoll gegen denEſel, Stiehr und Fuchs eine ſonderliche Feindſchafft haben. Jn ſeinem Alter, wann er das Wild zu jagen untuͤchtig und allzuſteiff worden, faͤllt er meiſtens die Menſchen an, und ſo er einmahl der- gleichen genoſſen, wird er ſo begierig, daß er kein anders achtet: doch greiffet er lieber was verzagtes an, ſo er ſich zu bezwingen getrauet, als einen behertz- ten Mann. Wo ein paar Woͤlffe he- cken, leiden ſie zwar in ſelbigem Revier auf zwey Meilen weit keinen andeꝛn; Wo ihrer aber haͤuffig ſind, als in Pohlen, Lit- thauen und dergleichen, da ſie zumahl Winters in einer Schaar oder Rotte wohl funffzig und mehr zuſammen weit und breit herumb ſtreiffen und was ih- nen vorkommt angreiffen, hat es ande- re Beſchaffenheit. Jn ihren Faͤngen und Rauben des Wilds theilen ſie ſich in Vor- lagen beſonders aus, wie ein Jaͤger die Hetz-Hunde und einer ſprenget das Wild auf der Faͤhrd: Faſt dergleichen Liſt ge- brauchen ſie in Schaaf-Horden, da laͤſt ſich ein Wolff vom Hunde weit jagen, die andern brechen indeſſen ein und neh- men heraus, was ihnen beliebig, ſo ſie aber verjaget werden, muß der Hund die Muͤhe bezahlen: Wunderlich iſt es, daß ein Wolff, ſo ſtarck er ſey, was er gefangen, alles gantz alleine, biß auf den Kopff und wenige Knochen, verzehren kan, ob es gleich noch einmahl ſo groß und ſchwer als er ſelbſt geweſen, weil immittelſt, ehe er fertig, der erſte Fraß durch ſtarcke Hitze des Magens vertau- et, mit vielfaͤltigen Lohſen wieder fort- gehet und oͤffters groſſe Hauffen darbey [Spaltenumbruch] zu finden. Wo er nun was gutes ge- noſſen, ob gleich nichts uͤberblieben, be- ſucht er doch ſolchen Ort im vorbeywech- ſeln. Und weiln der Wolff ein ſehr ſcheues fluͤchtiges Raub-Thier iſt, ſo ge- het er nach dem Luder nicht gerade zu, ſondern gehet vorher erſtlich herumb, und erkundiget ſich nach dem Wind, ob nicht etwa einige Unſicherheit vorhanden ſeyn moͤgte, und wann er ja angreiffet, reiſſet er ploͤtzlich ein Maul voll und ſprin- get beyſeite, es zu verzehren. Mehrere Nachricht hiervon wird man am beſten in der Experienz finden. Bey dieſer Gelegenheit kan zum Schluß dieſes Ca- pitels nicht umhhin, annoch mit wenigem zu gedencken, wie einige ſtatuiren, daß durch GOttes Zulaſſung ſich die Zaube- rer vermittelſt des Teuffels Huͤlffe in ſo genannte Weer-Woͤlffe verwandeln koͤn- ten; Welches ich aber fuͤr Blendwerck halte; Dann wie in der Schoͤpffung GOtt der Allmaͤchtige Schoͤpffer eine je- de lebendige Creatur an Menſchen und Vieh nach ſeiner Art mit Leib und Seel erſchaffen, ſo muß dieſelbe auch biß zur Verweſung bleiben, und kan der Teuffel nimmermehr einen menſchlichen Coͤrper nach ſeinem Gefallen in ein unvernuͤnff- tiges Vieh wuͤrcklich verwandeln, ſo, daß er Leib und Seele verwechſele, welches unmuͤglich iſt; Doch kan wohl ſeyn, daß er dem Zauberer eine Imagination bey- bringet, oder einbildet, ob ſey er ein Wolff, denen andern aber die Augen verblendet, und durch einen nebelichten Dunſt oder die zuſammen gezogene Lufft einen Wolff repræſentiret. Von dem Luchs. [Spaltenumbruch]
Dieſes Thier iſt ebenfalls ſeiner Nah- lein
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Anderer Theil/
ſchlagen lahm wird. Er ſoll gegen den
Eſel, Stiehr und Fuchs eine ſonderliche
Feindſchafft haben. Jn ſeinem Alter,
wann er das Wild zu jagen untuͤchtig
und allzuſteiff worden, faͤllt er meiſtens
die Menſchen an, und ſo er einmahl der-
gleichen genoſſen, wird er ſo begierig,
daß er kein anders achtet: doch greiffet
er lieber was verzagtes an, ſo er ſich
zu bezwingen getrauet, als einen behertz-
ten Mann. Wo ein paar Woͤlffe he-
cken, leiden ſie zwar in ſelbigem Revier
auf zwey Meilen weit keinen andeꝛn; Wo
ihrer aber haͤuffig ſind, als in Pohlen, Lit-
thauen und dergleichen, da ſie zumahl
Winters in einer Schaar oder Rotte
wohl funffzig und mehr zuſammen weit
und breit herumb ſtreiffen und was ih-
nen vorkommt angreiffen, hat es ande-
re Beſchaffenheit. Jn ihren Faͤngen und
Rauben des Wilds theilen ſie ſich in Vor-
lagen beſonders aus, wie ein Jaͤger die
Hetz-Hunde und einer ſprenget das Wild
auf der Faͤhrd: Faſt dergleichen Liſt ge-
brauchen ſie in Schaaf-Horden, da laͤſt
ſich ein Wolff vom Hunde weit jagen,
die andern brechen indeſſen ein und neh-
men heraus, was ihnen beliebig, ſo ſie
aber verjaget werden, muß der Hund
die Muͤhe bezahlen: Wunderlich iſt es,
daß ein Wolff, ſo ſtarck er ſey, was er
gefangen, alles gantz alleine, biß auf den
Kopff und wenige Knochen, verzehren
kan, ob es gleich noch einmahl ſo groß
und ſchwer als er ſelbſt geweſen, weil
immittelſt, ehe er fertig, der erſte Fraß
durch ſtarcke Hitze des Magens vertau-
et, mit vielfaͤltigen Lohſen wieder fort-
gehet und oͤffters groſſe Hauffen darbey
zu finden. Wo er nun was gutes ge-
noſſen, ob gleich nichts uͤberblieben, be-
ſucht er doch ſolchen Ort im vorbeywech-
ſeln. Und weiln der Wolff ein ſehr
ſcheues fluͤchtiges Raub-Thier iſt, ſo ge-
het er nach dem Luder nicht gerade zu,
ſondern gehet vorher erſtlich herumb,
und erkundiget ſich nach dem Wind, ob
nicht etwa einige Unſicherheit vorhanden
ſeyn moͤgte, und wann er ja angreiffet,
reiſſet er ploͤtzlich ein Maul voll und ſprin-
get beyſeite, es zu verzehren. Mehrere
Nachricht hiervon wird man am beſten
in der Experienz finden. Bey dieſer
Gelegenheit kan zum Schluß dieſes Ca-
pitels nicht umhhin, annoch mit wenigem
zu gedencken, wie einige ſtatuiren, daß
durch GOttes Zulaſſung ſich die Zaube-
rer vermittelſt des Teuffels Huͤlffe in ſo
genannte Weer-Woͤlffe verwandeln koͤn-
ten; Welches ich aber fuͤr Blendwerck
halte; Dann wie in der Schoͤpffung
GOtt der Allmaͤchtige Schoͤpffer eine je-
de lebendige Creatur an Menſchen und
Vieh nach ſeiner Art mit Leib und Seel
erſchaffen, ſo muß dieſelbe auch biß zur
Verweſung bleiben, und kan der Teuffel
nimmermehr einen menſchlichen Coͤrper
nach ſeinem Gefallen in ein unvernuͤnff-
tiges Vieh wuͤrcklich verwandeln, ſo, daß
er Leib und Seele verwechſele, welches
unmuͤglich iſt; Doch kan wohl ſeyn, daß
er dem Zauberer eine Imagination bey-
bringet, oder einbildet, ob ſey er ein
Wolff, denen andern aber die Augen
verblendet, und durch einen nebelichten
Dunſt oder die zuſammen gezogene Lufft
einen Wolff repræſentiret.
Von dem Luchs.
Dieſes Thier iſt ebenfalls ſeiner Nah-
rung nach, die andern Thiere zu rau-
ben und zu wuͤrgen von Natur geneigt,
wie der Wolff, doch auf andere Art;
Denn gleich wie der Wolff derer Hunde,
alſo hat der Luchs derer Katzen Eigen-
ſchafft, klettert gerne auf die Baͤume und
lauret nach dem Wild, wo daſſelbe ſei-
nen Gang und Wechſel hat. Es haben
die Luchſe unter allen Thieren das ſchaͤrf-
ſte Geſicht und meiſtentheils ihre Klau-
en eingezogen, auſſer wenn ſie fangen,
und kurtze Schwaͤntze, welche ſie krumb
tragen koͤnnen: Sind groͤſſer als die Ka-
tzen und kleiner als ein Tyger: Haben ei-
nen gelinden lichtgelben Balg, mit ro-
then Flecken: Der Bauch iſt weiß, umb
das Maul wie eine Katz, von ſtarckem Ge-
biß. Die Klauen ſind ſcharff, krum und
ſpitzig und koͤnnen den Raub erhaſchen
und feſt halten. Nachdem ſie nun im
Februario gebrunfftet, traͤget die Luchſin
funffzehen Wochen und ſetzet ihre Jun-
gen im Monat Maji, zwiſchen Oſtern
und Pfingſten, wo es moͤglich in Felſen,
Hoͤhen und Klippen, halten ſich auch
ſonſt nirgends, als nur in groſſen Ge-
buͤrgen und dicken Waͤldern auf. Hier
zu Lande werden wenig angetroffen:
Die Jungen ſind Anfangs weiß und
neun Tage blind, werden aber im wach-
ſen bald gelber und bleiben die Maͤnn-
lein
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