[Spaltenumbruch]
gezeiget wird: Oder es werden sonst auch die Bretter, damit sie desto besser in der Lufft trocknen, gebührlich aufge- schräncket und entweder zum bauen und nöthigen Gebrauch, oder zum Ver- kauff parat gehalten: Letzlich ist nöthig zu erinnern, daß die im Wald abgehau- ene Brett-Klötzer nicht allzulang in ih- rer Rinde auf bloßer Erde und angezo- gener Feuchtigkeit liegen bleiben, denn son- sten dieselben leichtlich unter der Rinde [Spaltenumbruch]
im Splint blau anlauffen oder gar ver- stocken möchten, daß hieraus nur lauter untüchtige Bretter und vergebliche Mü- he zu schneiden wäre: Wofern sie aber ja liegen sollen, muß man die Rinde da- von abscheelen und sie auf Träger zule- gen, am allerbesten aber ist es, daß man sie gantz frisch schneide, da sie denn tau- erhaffter sind. Jn Säge-Spähnen hal- ten sich die Schlangen gerne.
Vom Zimmer-Holtz zu bauen.
[Spaltenumbruch]
Das Zimmer- oder Bau-Holtz ist gar in vielen Dingen wohl zu unterschei- den und kan am füglichsten anders nicht als in dreyerley Sorten eingetheilet wer- nen, nehmlich in des starcke, mittele und schwache Bau-Holtz. Zu dem starcken Bau-Holtze werden gerechnet die Schwel- len, worauf das Fundament und der Grund des Gebäudes stehen soll, so man am besten von Feld- oder Stein-Eichen, weil solches am tauerhafftigsten und der Feuchtigkeit und Fäulung von der Erde lange Zeit wiederstehet, oder doch von andern festen Eichen, zum allerwenigsten aber von gutem kühnichten, kernichten kiefern Holtze, nach Größe des Gebäu- des, so man haben will, beschlagen lässet. Nechst der Schwellen kom- men auch 2. die Säulen, worbey wohl zu observiren, das solche recht von ker- nichtem Holtze seyn müssen, das ist, wel- ches Holtz innewendig vom Kern an in ziemlicher Stärcke von eitel kühnichten Jahrwächsen biß an Splint durch und durch röthlich verwachsen, da der Splint dargegen aussenherumb sich weiß abzeich- net; Weiln die Zapffen am meisten hal- ten müssen, darmit bey Fäulung der Schwellen, nachgehends neue unterzo- gen werden können. Nach diesen folgen 3. die Balcken, welche nach Breite des Ge- bäudes der Länge nach gearbeitet eben- falls kernicht, glatt und gerade beschla- gen werden. Dann kommen 4. bey gros- sen breiten Gebäuden und langen Bal- cken, so sich nicht beugen sollen, die Un- terzüge, als welche der Balcken Stärcke und möglichste Länge haben. Hierzu rechnet man 5. die Rahm-Stücken, so etwas schwächer, als vorige und bey Mauer-Wercke zum Tach-Stuhl umb desto tauerhaffter zu seyn, gern von Ei- chen genommen werden, beyn Holtz- Gebäuden aber nur von Kiefern. Das [Spaltenumbruch]
Mittel-Bauholtz bestehet 1. in Ziegel- Sparren, welche um ein merckliches kleiner, doch vor allen Dingen kernicht, gerade und lang, nach Höhe des Tachs beschlagen seyn muß, hat den Namen von seiner Stärcke, weil es das schwere Ziegel-Dach, mit seinem Kalck und Split- te belästiget, tragen muß; Zu solchem Ende auch werden sowohl auf der Schwelle die Säulen, als darauf gelegte Balcken und Ziegel-Sparren, oder so genannte Gebunde enger zusammen ge- rücket; Ferner kommen 2. die Stuhl- Säulen, welche mit denen Ziegel-Spar- ren gleiche Stärcke haben, doch nach Hö- he des Dachs eingetheilet sind. 3. Kom- men die Stroh-Sparren, welche umb ein merckliches schwächer und die Gebünd weiter, weil das Stroh-Dach leichter; Glei- che Stärcke haben auch sowohl die Rin- gel, als die Bänder im Dach. Endlich kommt 4. das Schal-Holtz, welches umb ein gutes schwächer, auch öffters zu Was- ser-Röhren gebraucht werden muß, so ebenfalls gut und kernicht erfordert wird. Letzlich ist 5. das Latten-Holtz oder Lat- ten-Stämme, welches ebener maassen zu besserer Tauerhafftigkeit seinen Kern haben muß, und werden zu solchem En- de gespalten, und sauber beschlagen. Das gar schwache Holtz, so zwar nicht zun Gebäuden, doch zu Zäunen-Rück- oder Hopffe-Stangen gebrauchet wird, bestehet in jungem Holtze, und sind sol- che zu fernerm Wachsthum billig zu schonen; Weiln solche junge Stangen, so sie dick in einander stehen, am Stamm gleich anfänglich gerade in die Höhe wach- sen und an demselben keine Aeste aus- schiessen, sondern verdorren, abfallen, in der Jugend ausheilen, und einen glat- ten geraden hohen Stamm geben, ehe oben die Aeste, oder Zweige ausschießen und mit der Zeit nach Güthe des Bo-
dens
Von der Erden/
[Spaltenumbruch]
gezeiget wird: Oder es werden ſonſt auch die Bretter, damit ſie deſto beſſer in der Lufft trocknen, gebuͤhrlich aufge- ſchraͤncket und entweder zum bauen und noͤthigen Gebrauch, oder zum Ver- kauff parat gehalten: Letzlich iſt noͤthig zu erinnern, daß die im Wald abgehau- ene Brett-Kloͤtzer nicht allzulang in ih- rer Rinde auf bloßer Erde und angezo- gener Feuchtigkeit liegen bleiben, denn ſon- ſten dieſelben leichtlich unter der Rinde [Spaltenumbruch]
im Splint blau anlauffen oder gar ver- ſtocken moͤchten, daß hieraus nur lauter untuͤchtige Bretter und vergebliche Muͤ- he zu ſchneiden waͤre: Wofern ſie aber ja liegen ſollen, muß man die Rinde da- von abſcheelen und ſie auf Traͤger zule- gen, am allerbeſten aber iſt es, daß man ſie gantz friſch ſchneide, da ſie denn tau- erhaffter ſind. Jn Saͤge-Spaͤhnen hal- ten ſich die Schlangen gerne.
Vom Zimmer-Holtz zu bauen.
[Spaltenumbruch]
Das Zimmer- oder Bau-Holtz iſt gar in vielen Dingen wohl zu unterſchei- den und kan am fuͤglichſten anders nicht als in dreyerley Sorten eingetheilet wer- nen, nehmlich in des ſtarcke, mittele und ſchwache Bau-Holtz. Zu dem ſtarcken Bau-Holtze werden gerechnet die Schwel- len, worauf das Fundament und der Grund des Gebaͤudes ſtehen ſoll, ſo man am beſten von Feld- oder Stein-Eichen, weil ſolches am tauerhafftigſten und der Feuchtigkeit und Faͤulung von der Erde lange Zeit wiederſtehet, oder doch von andern feſten Eichen, zum allerwenigſten aber von gutem kuͤhnichten, kernichten kiefern Holtze, nach Groͤße des Gebaͤu- des, ſo man haben will, beſchlagen laͤſſet. Nechſt der Schwellen kom- men auch 2. die Saͤulen, worbey wohl zu obſerviren, das ſolche recht von ker- nichtem Holtze ſeyn muͤſſen, das iſt, wel- ches Holtz innewendig vom Kern an in ziemlicher Staͤrcke von eitel kuͤhnichten Jahrwaͤchſen biß an Splint durch und durch roͤthlich verwachſen, da der Splint dargegen auſſenherumb ſich weiß abzeich- net; Weiln die Zapffen am meiſten hal- ten muͤſſen, darmit bey Faͤulung der Schwellen, nachgehends neue unterzo- gen werden koͤnnen. Nach dieſen folgen 3. die Balcken, welche nach Breite des Ge- baͤudes der Laͤnge nach gearbeitet eben- falls kernicht, glatt und gerade beſchla- gen werden. Dann kommen 4. bey groſ- ſen breiten Gebaͤuden und langen Bal- cken, ſo ſich nicht beugen ſollen, die Un- terzuͤge, als welche der Balcken Staͤrcke und moͤglichſte Laͤnge haben. Hierzu rechnet man 5. die Rahm-Stuͤcken, ſo etwas ſchwaͤcher, als vorige und bey Mauer-Wercke zum Tach-Stuhl umb deſto tauerhaffter zu ſeyn, gern von Ei- chen genommen werden, beyn Holtz- Gebaͤuden aber nur von Kiefern. Das [Spaltenumbruch]
Mittel-Bauholtz beſtehet 1. in Ziegel- Sparren, welche um ein merckliches kleiner, doch vor allen Dingen kernicht, gerade und lang, nach Hoͤhe des Tachs beſchlagen ſeyn muß, hat den Namen von ſeiner Staͤrcke, weil es das ſchwere Ziegel-Dach, mit ſeinem Kalck und Split- te belaͤſtiget, tragen muß; Zu ſolchem Ende auch werden ſowohl auf der Schwelle die Saͤulen, als darauf gelegte Balcken und Ziegel-Sparren, oder ſo genannte Gebunde enger zuſammen ge- ruͤcket; Ferner kommen 2. die Stuhl- Saͤulen, welche mit denen Ziegel-Spar- ren gleiche Staͤrcke haben, doch nach Hoͤ- he des Dachs eingetheilet ſind. 3. Kom- men die Stroh-Sparren, welche umb ein merckliches ſchwaͤcher und die Gebuͤnd weiter, weil das Stroh-Dach leichter; Glei- che Staͤrcke haben auch ſowohl die Rin- gel, als die Baͤnder im Dach. Endlich kommt 4. das Schal-Holtz, welches umb ein gutes ſchwaͤcher, auch oͤffters zu Waſ- ſer-Roͤhren gebraucht werden muß, ſo ebenfalls gut und kernicht erfordert wird. Letzlich iſt 5. das Latten-Holtz oder Lat- ten-Staͤmme, welches ebener maaſſen zu beſſerer Tauerhafftigkeit ſeinen Kern haben muß, und werden zu ſolchem En- de geſpalten, und ſauber beſchlagen. Das gar ſchwache Holtz, ſo zwar nicht zun Gebaͤuden, doch zu Zaͤunen-Ruͤck- oder Hopffe-Stangen gebrauchet wird, beſtehet in jungem Holtze, und ſind ſol- che zu fernerm Wachsthum billig zu ſchonen; Weiln ſolche junge Stangen, ſo ſie dick in einander ſtehen, am Stamm gleich anfaͤnglich gerade in die Hoͤhe wach- ſen und an demſelben keine Aeſte aus- ſchieſſen, ſondern verdorren, abfallen, in der Jugend ausheilen, und einen glat- ten geraden hohen Stamm geben, ehe oben die Aeſte, oder Zweige ausſchießen und mit der Zeit nach Guͤthe des Bo-
dens
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0155"n="71"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von der Erden/</hi></fw><lb/><cb/>
gezeiget wird: Oder es werden ſonſt<lb/>
auch die Bretter, damit ſie deſto beſſer in<lb/>
der Lufft trocknen, gebuͤhrlich aufge-<lb/>ſchraͤncket und entweder zum bauen<lb/>
und noͤthigen Gebrauch, oder zum Ver-<lb/>
kauff <hirendition="#aq">parat</hi> gehalten: Letzlich iſt noͤthig<lb/>
zu erinnern, daß die im Wald abgehau-<lb/>
ene Brett-Kloͤtzer nicht allzulang in ih-<lb/>
rer Rinde auf bloßer Erde und angezo-<lb/>
gener Feuchtigkeit liegen bleiben, denn ſon-<lb/>ſten dieſelben leichtlich unter der Rinde<lb/><cb/>
im Splint blau anlauffen oder gar ver-<lb/>ſtocken moͤchten, daß hieraus nur lauter<lb/>
untuͤchtige Bretter und vergebliche Muͤ-<lb/>
he zu ſchneiden waͤre: Wofern ſie aber<lb/>
ja liegen ſollen, muß man die Rinde da-<lb/>
von abſcheelen und ſie auf Traͤger zule-<lb/>
gen, am allerbeſten aber iſt es, daß man<lb/>ſie gantz friſch ſchneide, da ſie denn tau-<lb/>
erhaffter ſind. Jn Saͤge-Spaͤhnen hal-<lb/>
ten ſich die Schlangen gerne.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Vom Zimmer-Holtz zu bauen.</hi></head><lb/><cb/><p>Das Zimmer- oder Bau-Holtz iſt<lb/>
gar in vielen Dingen wohl zu unterſchei-<lb/>
den und kan am fuͤglichſten anders nicht<lb/>
als in dreyerley Sorten eingetheilet wer-<lb/>
nen, nehmlich in des ſtarcke, mittele und<lb/>ſchwache Bau-Holtz. Zu dem ſtarcken<lb/>
Bau-Holtze werden gerechnet die Schwel-<lb/>
len, worauf das <hirendition="#aq">Fundament</hi> und der<lb/>
Grund des Gebaͤudes ſtehen ſoll, ſo man<lb/>
am beſten von Feld- oder Stein-Eichen,<lb/>
weil ſolches am tauerhafftigſten und der<lb/>
Feuchtigkeit und Faͤulung von der Erde<lb/>
lange Zeit wiederſtehet, oder doch von<lb/>
andern feſten Eichen, zum allerwenigſten<lb/>
aber von gutem kuͤhnichten, kernichten<lb/>
kiefern Holtze, nach Groͤße des Gebaͤu-<lb/>
des, ſo man haben will, beſchlagen<lb/>
laͤſſet. Nechſt der Schwellen kom-<lb/>
men auch 2. die Saͤulen, worbey wohl<lb/>
zu <hirendition="#aq">obſervir</hi>en, das ſolche recht von ker-<lb/>
nichtem Holtze ſeyn muͤſſen, das iſt, wel-<lb/>
ches Holtz innewendig vom Kern an in<lb/>
ziemlicher Staͤrcke von eitel kuͤhnichten<lb/>
Jahrwaͤchſen biß an Splint durch und<lb/>
durch roͤthlich verwachſen, da der Splint<lb/>
dargegen auſſenherumb ſich weiß abzeich-<lb/>
net; Weiln die Zapffen am meiſten hal-<lb/>
ten muͤſſen, darmit bey Faͤulung der<lb/>
Schwellen, nachgehends neue unterzo-<lb/>
gen werden koͤnnen. Nach dieſen folgen<lb/>
3. die Balcken, welche nach Breite des Ge-<lb/>
baͤudes der Laͤnge nach gearbeitet eben-<lb/>
falls kernicht, glatt und gerade beſchla-<lb/>
gen werden. Dann kommen 4. bey groſ-<lb/>ſen breiten Gebaͤuden und langen Bal-<lb/>
cken, ſo ſich nicht beugen ſollen, die Un-<lb/>
terzuͤge, als welche der Balcken Staͤrcke<lb/>
und moͤglichſte Laͤnge haben. Hierzu<lb/>
rechnet man 5. die Rahm-Stuͤcken, ſo<lb/>
etwas ſchwaͤcher, als vorige und bey<lb/>
Mauer-Wercke zum Tach-Stuhl umb<lb/>
deſto tauerhaffter zu ſeyn, gern von Ei-<lb/>
chen genommen werden, beyn Holtz-<lb/>
Gebaͤuden aber nur von Kiefern. Das<lb/><cb/>
Mittel-Bauholtz beſtehet 1. in Ziegel-<lb/>
Sparren, welche um ein merckliches<lb/>
kleiner, doch vor allen Dingen kernicht,<lb/>
gerade und lang, nach Hoͤhe des Tachs<lb/>
beſchlagen ſeyn muß, hat den Namen<lb/>
von ſeiner Staͤrcke, weil es das ſchwere<lb/>
Ziegel-Dach, mit ſeinem Kalck und Split-<lb/>
te belaͤſtiget, tragen muß; Zu ſolchem<lb/>
Ende auch werden ſowohl auf der<lb/>
Schwelle die Saͤulen, als darauf gelegte<lb/>
Balcken und Ziegel-Sparren, oder ſo<lb/>
genannte Gebunde enger zuſammen ge-<lb/>
ruͤcket; Ferner kommen 2. die Stuhl-<lb/>
Saͤulen, welche mit denen Ziegel-Spar-<lb/>
ren gleiche Staͤrcke haben, doch nach Hoͤ-<lb/>
he des Dachs eingetheilet ſind. 3. Kom-<lb/>
men die Stroh-Sparren, welche umb<lb/>
ein merckliches ſchwaͤcher und die Gebuͤnd<lb/>
weiter, weil das Stroh-Dach leichter; Glei-<lb/>
che Staͤrcke haben auch ſowohl die Rin-<lb/>
gel, als die Baͤnder im Dach. Endlich<lb/>
kommt 4. das Schal-Holtz, welches umb<lb/>
ein gutes ſchwaͤcher, auch oͤffters zu Waſ-<lb/>ſer-Roͤhren gebraucht werden muß, ſo<lb/>
ebenfalls gut und kernicht erfordert wird.<lb/>
Letzlich iſt 5. das Latten-Holtz oder Lat-<lb/>
ten-Staͤmme, welches ebener maaſſen<lb/>
zu beſſerer Tauerhafftigkeit ſeinen Kern<lb/>
haben muß, und werden zu ſolchem En-<lb/>
de geſpalten, und ſauber beſchlagen.<lb/>
Das gar ſchwache Holtz, ſo zwar nicht<lb/>
zun Gebaͤuden, doch zu Zaͤunen-Ruͤck-<lb/>
oder Hopffe-Stangen gebrauchet wird,<lb/>
beſtehet in jungem Holtze, und ſind ſol-<lb/>
che zu fernerm Wachsthum billig zu<lb/>ſchonen; Weiln ſolche junge Stangen,<lb/>ſo ſie dick in einander ſtehen, am Stamm<lb/>
gleich anfaͤnglich gerade in die Hoͤhe wach-<lb/>ſen und an demſelben keine Aeſte aus-<lb/>ſchieſſen, ſondern verdorren, abfallen, in<lb/>
der Jugend ausheilen, und einen glat-<lb/>
ten geraden hohen Stamm geben, ehe<lb/>
oben die Aeſte, oder Zweige ausſchießen<lb/>
und mit der Zeit nach Guͤthe des Bo-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">dens</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[71/0155]
Von der Erden/
gezeiget wird: Oder es werden ſonſt
auch die Bretter, damit ſie deſto beſſer in
der Lufft trocknen, gebuͤhrlich aufge-
ſchraͤncket und entweder zum bauen
und noͤthigen Gebrauch, oder zum Ver-
kauff parat gehalten: Letzlich iſt noͤthig
zu erinnern, daß die im Wald abgehau-
ene Brett-Kloͤtzer nicht allzulang in ih-
rer Rinde auf bloßer Erde und angezo-
gener Feuchtigkeit liegen bleiben, denn ſon-
ſten dieſelben leichtlich unter der Rinde
im Splint blau anlauffen oder gar ver-
ſtocken moͤchten, daß hieraus nur lauter
untuͤchtige Bretter und vergebliche Muͤ-
he zu ſchneiden waͤre: Wofern ſie aber
ja liegen ſollen, muß man die Rinde da-
von abſcheelen und ſie auf Traͤger zule-
gen, am allerbeſten aber iſt es, daß man
ſie gantz friſch ſchneide, da ſie denn tau-
erhaffter ſind. Jn Saͤge-Spaͤhnen hal-
ten ſich die Schlangen gerne.
Vom Zimmer-Holtz zu bauen.
Das Zimmer- oder Bau-Holtz iſt
gar in vielen Dingen wohl zu unterſchei-
den und kan am fuͤglichſten anders nicht
als in dreyerley Sorten eingetheilet wer-
nen, nehmlich in des ſtarcke, mittele und
ſchwache Bau-Holtz. Zu dem ſtarcken
Bau-Holtze werden gerechnet die Schwel-
len, worauf das Fundament und der
Grund des Gebaͤudes ſtehen ſoll, ſo man
am beſten von Feld- oder Stein-Eichen,
weil ſolches am tauerhafftigſten und der
Feuchtigkeit und Faͤulung von der Erde
lange Zeit wiederſtehet, oder doch von
andern feſten Eichen, zum allerwenigſten
aber von gutem kuͤhnichten, kernichten
kiefern Holtze, nach Groͤße des Gebaͤu-
des, ſo man haben will, beſchlagen
laͤſſet. Nechſt der Schwellen kom-
men auch 2. die Saͤulen, worbey wohl
zu obſerviren, das ſolche recht von ker-
nichtem Holtze ſeyn muͤſſen, das iſt, wel-
ches Holtz innewendig vom Kern an in
ziemlicher Staͤrcke von eitel kuͤhnichten
Jahrwaͤchſen biß an Splint durch und
durch roͤthlich verwachſen, da der Splint
dargegen auſſenherumb ſich weiß abzeich-
net; Weiln die Zapffen am meiſten hal-
ten muͤſſen, darmit bey Faͤulung der
Schwellen, nachgehends neue unterzo-
gen werden koͤnnen. Nach dieſen folgen
3. die Balcken, welche nach Breite des Ge-
baͤudes der Laͤnge nach gearbeitet eben-
falls kernicht, glatt und gerade beſchla-
gen werden. Dann kommen 4. bey groſ-
ſen breiten Gebaͤuden und langen Bal-
cken, ſo ſich nicht beugen ſollen, die Un-
terzuͤge, als welche der Balcken Staͤrcke
und moͤglichſte Laͤnge haben. Hierzu
rechnet man 5. die Rahm-Stuͤcken, ſo
etwas ſchwaͤcher, als vorige und bey
Mauer-Wercke zum Tach-Stuhl umb
deſto tauerhaffter zu ſeyn, gern von Ei-
chen genommen werden, beyn Holtz-
Gebaͤuden aber nur von Kiefern. Das
Mittel-Bauholtz beſtehet 1. in Ziegel-
Sparren, welche um ein merckliches
kleiner, doch vor allen Dingen kernicht,
gerade und lang, nach Hoͤhe des Tachs
beſchlagen ſeyn muß, hat den Namen
von ſeiner Staͤrcke, weil es das ſchwere
Ziegel-Dach, mit ſeinem Kalck und Split-
te belaͤſtiget, tragen muß; Zu ſolchem
Ende auch werden ſowohl auf der
Schwelle die Saͤulen, als darauf gelegte
Balcken und Ziegel-Sparren, oder ſo
genannte Gebunde enger zuſammen ge-
ruͤcket; Ferner kommen 2. die Stuhl-
Saͤulen, welche mit denen Ziegel-Spar-
ren gleiche Staͤrcke haben, doch nach Hoͤ-
he des Dachs eingetheilet ſind. 3. Kom-
men die Stroh-Sparren, welche umb
ein merckliches ſchwaͤcher und die Gebuͤnd
weiter, weil das Stroh-Dach leichter; Glei-
che Staͤrcke haben auch ſowohl die Rin-
gel, als die Baͤnder im Dach. Endlich
kommt 4. das Schal-Holtz, welches umb
ein gutes ſchwaͤcher, auch oͤffters zu Waſ-
ſer-Roͤhren gebraucht werden muß, ſo
ebenfalls gut und kernicht erfordert wird.
Letzlich iſt 5. das Latten-Holtz oder Lat-
ten-Staͤmme, welches ebener maaſſen
zu beſſerer Tauerhafftigkeit ſeinen Kern
haben muß, und werden zu ſolchem En-
de geſpalten, und ſauber beſchlagen.
Das gar ſchwache Holtz, ſo zwar nicht
zun Gebaͤuden, doch zu Zaͤunen-Ruͤck-
oder Hopffe-Stangen gebrauchet wird,
beſtehet in jungem Holtze, und ſind ſol-
che zu fernerm Wachsthum billig zu
ſchonen; Weiln ſolche junge Stangen,
ſo ſie dick in einander ſtehen, am Stamm
gleich anfaͤnglich gerade in die Hoͤhe wach-
ſen und an demſelben keine Aeſte aus-
ſchieſſen, ſondern verdorren, abfallen, in
der Jugend ausheilen, und einen glat-
ten geraden hohen Stamm geben, ehe
oben die Aeſte, oder Zweige ausſchießen
und mit der Zeit nach Guͤthe des Bo-
dens
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/155>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.