Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite

Erster Theil/
[Spaltenumbruch] sel gesotten und durch die Schauffel, biß
es gerecht, gebrauet, letzlich aber in hier-
zu gemachte Tonnen gegossen und zum
Schiffbau nach Hamburg häuffig ver-
führet wird, da sie öffters auf der Stel-
le beym Ofen zwey biß drey Thaler vor
eine Tonne von 10. Steinen bekommen,
und erhält man zuweilen, nachdem der
Kühn fett, gut, oder gar gering aus ei-
nem Ofen-Brand, fünff biß sechs Ton-
nen hartes Pech; Daferne aber auch
Wagen-Schmiere darbey bleiben soll, kan
man nicht soviel haben. Ferner geben
auch die Kohlen vier biß fünff Fuder, so
die Schlösser und Schmiede hauffig kauf-
fen und gern drey Thaler und mehr da-
vor geben. Hiervon muß ein gewisser
Ofen-Zinß dem Forst-Herrn, und Stamm-
Geld dem Förster, soofft ein Ofen aus-
gebrannt, gegeben werden, so theils Or-
ten an gewissem Gelde, am rathsamsten
aber an gewisser Zahl Tonnen harten
Pech geliefert wird, wiewohl solches nach
eines Jeden beliebigem Gefallen einzu-
richten. Der Kühn-Ruß wird entweder
in denen Caminen, in welchen hier zu
Lande der gemeine Mann Kühn-Holtz,
damit zu leuchten, brennet, gesammlet,
oder man hat, wie im Thüringer-Walde,
rechte darzu erbauete Kühn-Ruß-Hüt-
ten, worinnen der Kühn-Ruß in grosser
Menge aufgefangen wird. Da bauen
[Spaltenumbruch] sie eine viereckigte allenthalben auf denen
Seiten zugeschlossene bedeckte finstere
Cammer, oben ist eine Leinwand spitzig
ausgespannet, an der Seite machen sie
einen länglichten gewölbten Ofen und
forne ein kleines Löchlein; Wann nun
das Hartz oder Kühn angezündet und
es in der finstern Kammer anders kei-
nen Ausgang findet, leget sich der Rauch
oben an die Leinewand gantz dicke an,
sobald man fertig, wird oben die Leine-
mand von dem Jungen mit einem Ste-
cken geklopffet, alsdann fällt der Ruß in
die Kammer aufs Pflaster oder den Bo-
den und wird hernach in gewisse Butten
oder Fäßlein gesammlet, verführet und
weit und breit verkaufft. Es giebt da-
von die schönste schwartze Farbe vor die
Buchdrucker, Mahler, Farber, Tuch-
macher oder vielmehr Tischler, zu aller-
hand zu gebrauchen, wie man in Thü-
ringen dergleichen am füglichsten wahr-
nehmen kan. Bey solchen Pech-Oefen
oder Ruß-Hütten gehöret sich auch billig
vor den Brenn-Mann ein Hauß, Gar-
then, Wohnung, und Stall, etwas Vieh
zu halten, sonsten muß er alles Holtz an-
zuführen theuer bezahlen. Letzlich mel-
de, daß der meiste Kühn in Stöcken
bleibt, was im Winter gehauen, auch
nimmt der Wind viel Pech weg und setzt
es an die Bäume.

Von Thielen- und Pfosten-Schneiden.
[Spaltenumbruch]

Das Thielen- und Pfosten-Schnei-
den von Eichen in Wäldern ist auch kein
geringer Ruin sowohl der Bäume an sich
selbst, als der höchstnützlichen Mastung
zahmer und wilder Thiere, welche hier-
durch vertilget und verstöhret werden;
maaßen nicht nur die Wild-Bahn an
roth und schwartz Wildpräth, welches
sonst daselbst seine Nahrung, Stand o-
der Wechsel gehalten, sondern auch in der
Wirthschafft die nützlichen Mast-Schwei-
ne und daher rührende Schincken und
Speck-Nutzungen, so man vormahls ha-
ben können, auf einmahl mit künfftigem
allzuspath bereuendem Schaden der
Nachwelt hinweggerissen werden. Es
haben bereits zeithero einige absonderli-
che hierzu ergebene Kauff- und Handels-
Leute aus Holland, theils von Ham-
burg, diesen Handel mit grossem Verlag
vieler Summen Geldes getrieben und
denen teutschen Herren durch Verblen-
dung ihrer Silber-Müntze manche schö-
[Spaltenumbruch] ne Eiche abgenöthiget, wie mir dann der-
gleichen ebenfalls wiederfahren, und ich
am besten aus der Experienz bezeugen
kan. Vornehmlich siehet der Käuffer
hauptsächlich dahin, daß ein Schiffreicher
Strohm, als die Elbe oder Molde, wor-
auff es nach Hamburg und consequen-
ter
ferner zu Wasser transportiret wer-
den kan, nicht weit von dem Wald ge-
legen, damit er die geschnittenen Pfosten
oder Thielen auf dem Lande nicht so weit
führen lassen dürffe; Ferner, ob auch hier-
von etwan schwerer Zoll, Geleith oder
Accise abzugeben, nach welchen Umb-
ständen allen der Käuffer ratione Pretii
sich genau zu richten hat, weiln eine am
Strohm nahe stehende Eiche viel mehr
gelten muß, als die etzliche Meilen davon
entfernet, zumahl wann noch viele Ge-
leithe, Zoll oder Accise abzugeben ist,
nebst dem schweren Fuhrlohn bey schlim-
men bösen Strassen. Wenn nun der
Käuffer von dem Grund-Herrn des Wal-

des

Erſter Theil/
[Spaltenumbruch] ſel geſotten und durch die Schauffel, biß
es gerecht, gebrauet, letzlich aber in hier-
zu gemachte Tonnen gegoſſen und zum
Schiffbau nach Hamburg haͤuffig ver-
fuͤhret wird, da ſie oͤffters auf der Stel-
le beym Ofen zwey biß drey Thaler vor
eine Tonne von 10. Steinen bekommen,
und erhaͤlt man zuweilen, nachdem der
Kuͤhn fett, gut, oder gar gering aus ei-
nem Ofen-Brand, fuͤnff biß ſechs Ton-
nen hartes Pech; Daferne aber auch
Wagen-Schmiere darbey bleiben ſoll, kan
man nicht ſoviel haben. Ferner geben
auch die Kohlen vier biß fuͤnff Fuder, ſo
die Schloͤſſer und Schmiede hauffig kauf-
fen und gern drey Thaler und mehr da-
vor geben. Hiervon muß ein gewiſſer
Ofen-Zinß dem Forſt-Herrn, und Stam̃-
Geld dem Foͤrſter, ſoofft ein Ofen aus-
gebrannt, gegeben werden, ſo theils Or-
ten an gewiſſem Gelde, am rathſamſten
aber an gewiſſer Zahl Tonnen harten
Pech geliefert wird, wiewohl ſolches nach
eines Jeden beliebigem Gefallen einzu-
richten. Der Kuͤhn-Ruß wird entweder
in denen Caminen, in welchen hier zu
Lande der gemeine Mann Kuͤhn-Holtz,
damit zu leuchten, brennet, geſammlet,
oder man hat, wie im Thuͤringer-Walde,
rechte darzu erbauete Kuͤhn-Ruß-Huͤt-
ten, worinnen der Kuͤhn-Ruß in groſſer
Menge aufgefangen wird. Da bauen
[Spaltenumbruch] ſie eine viereckigte allenthalben auf denen
Seiten zugeſchloſſene bedeckte finſtere
Cammer, oben iſt eine Leinwand ſpitzig
ausgeſpannet, an der Seite machen ſie
einen laͤnglichten gewoͤlbten Ofen und
forne ein kleines Loͤchlein; Wann nun
das Hartz oder Kuͤhn angezuͤndet und
es in der finſtern Kammer anders kei-
nen Ausgang findet, leget ſich der Rauch
oben an die Leinewand gantz dicke an,
ſobald man fertig, wird oben die Leine-
mand von dem Jungen mit einem Ste-
cken geklopffet, alsdann faͤllt der Ruß in
die Kammer aufs Pflaſter oder den Bo-
den und wird hernach in gewiſſe Butten
oder Faͤßlein geſammlet, verfuͤhret und
weit und breit verkaufft. Es giebt da-
von die ſchoͤnſte ſchwartze Farbe vor die
Buchdrucker, Mahler, Farber, Tuch-
macher oder vielmehr Tiſchler, zu aller-
hand zu gebrauchen, wie man in Thuͤ-
ringen dergleichen am fuͤglichſten wahr-
nehmen kan. Bey ſolchen Pech-Oefen
oder Ruß-Huͤtten gehoͤret ſich auch billig
vor den Brenn-Mann ein Hauß, Gar-
then, Wohnung, und Stall, etwas Vieh
zu halten, ſonſten muß er alles Holtz an-
zufuͤhren theuer bezahlen. Letzlich mel-
de, daß der meiſte Kuͤhn in Stoͤcken
bleibt, was im Winter gehauen, auch
nimmt der Wind viel Pech weg und ſetzt
es an die Baͤume.

Von Thielen- und Pfoſten-Schneiden.
[Spaltenumbruch]

Das Thielen- und Pfoſten-Schnei-
den von Eichen in Waͤldern iſt auch kein
geringer Ruin ſowohl der Baͤume an ſich
ſelbſt, als der hoͤchſtnuͤtzlichen Maſtung
zahmer und wilder Thiere, welche hier-
durch vertilget und verſtoͤhret werden;
maaßen nicht nur die Wild-Bahn an
roth und ſchwartz Wildpraͤth, welches
ſonſt daſelbſt ſeine Nahrung, Stand o-
der Wechſel gehalten, ſondern auch in der
Wirthſchafft die nuͤtzlichen Maſt-Schwei-
ne und daher ruͤhrende Schincken und
Speck-Nutzungen, ſo man vormahls ha-
ben koͤnnen, auf einmahl mit kuͤnfftigem
allzuſpath bereuendem Schaden der
Nachwelt hinweggeriſſen werden. Es
haben bereits zeithero einige abſonderli-
che hierzu ergebene Kauff- und Handels-
Leute aus Holland, theils von Ham-
burg, dieſen Handel mit groſſem Verlag
vieler Summen Geldes getrieben und
denen teutſchen Herren durch Verblen-
dung ihrer Silber-Muͤntze manche ſchoͤ-
[Spaltenumbruch] ne Eiche abgenoͤthiget, wie mir dann der-
gleichen ebenfalls wiederfahren, und ich
am beſten aus der Experienz bezeugen
kan. Vornehmlich ſiehet der Kaͤuffer
hauptſaͤchlich dahin, daß ein Schiffreicher
Strohm, als die Elbe oder Molde, wor-
auff es nach Hamburg und conſequen-
ter
ferner zu Waſſer transportiret wer-
den kan, nicht weit von dem Wald ge-
legen, damit er die geſchnittenen Pfoſten
oder Thielen auf dem Lande nicht ſo weit
fuͤhren laſſen duͤrffe; Ferner, ob auch hier-
von etwan ſchwerer Zoll, Geleith oder
Acciſe abzugeben, nach welchen Umb-
ſtaͤnden allen der Kaͤuffer ratione Pretii
ſich genau zu richten hat, weiln eine am
Strohm nahe ſtehende Eiche viel mehr
gelten muß, als die etzliche Meilen davon
entfernet, zumahl wann noch viele Ge-
leithe, Zoll oder Acciſe abzugeben iſt,
nebſt dem ſchweren Fuhrlohn bey ſchlim-
men boͤſen Straſſen. Wenn nun der
Kaͤuffer von dem Grund-Herrn des Wal-

des
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0152" n="68"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Er&#x017F;ter Theil/</hi></fw><lb/><cb/>
&#x017F;el ge&#x017F;otten und durch die Schauffel, biß<lb/>
es gerecht, gebrauet, letzlich aber in hier-<lb/>
zu gemachte Tonnen gego&#x017F;&#x017F;en und zum<lb/>
Schiffbau nach Hamburg ha&#x0364;uffig ver-<lb/>
fu&#x0364;hret wird, da &#x017F;ie o&#x0364;ffters auf der Stel-<lb/>
le beym Ofen zwey biß drey Thaler vor<lb/>
eine Tonne von 10. Steinen bekommen,<lb/>
und erha&#x0364;lt man zuweilen, nachdem der<lb/>
Ku&#x0364;hn fett, gut, oder gar gering aus ei-<lb/>
nem Ofen-Brand, fu&#x0364;nff biß &#x017F;echs Ton-<lb/>
nen hartes Pech; Daferne aber auch<lb/>
Wagen-Schmiere darbey bleiben &#x017F;oll, kan<lb/>
man nicht &#x017F;oviel haben. Ferner geben<lb/>
auch die Kohlen vier biß fu&#x0364;nff Fuder, &#x017F;o<lb/>
die Schlo&#x0364;&#x017F;&#x017F;er und Schmiede hauffig kauf-<lb/>
fen und gern drey Thaler und mehr da-<lb/>
vor geben. Hiervon muß ein gewi&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Ofen-Zinß dem For&#x017F;t-Herrn, und Stam&#x0303;-<lb/>
Geld dem Fo&#x0364;r&#x017F;ter, &#x017F;oofft ein Ofen aus-<lb/>
gebrannt, gegeben werden, &#x017F;o theils Or-<lb/>
ten an gewi&#x017F;&#x017F;em Gelde, am rath&#x017F;am&#x017F;ten<lb/>
aber an gewi&#x017F;&#x017F;er Zahl Tonnen harten<lb/>
Pech geliefert wird, wiewohl &#x017F;olches nach<lb/>
eines Jeden beliebigem Gefallen einzu-<lb/>
richten. Der Ku&#x0364;hn-Ruß wird entweder<lb/>
in denen Caminen, in welchen hier zu<lb/>
Lande der gemeine Mann Ku&#x0364;hn-Holtz,<lb/>
damit zu leuchten, brennet, ge&#x017F;ammlet,<lb/>
oder man hat, wie im Thu&#x0364;ringer-Walde,<lb/>
rechte darzu erbauete Ku&#x0364;hn-Ruß-Hu&#x0364;t-<lb/>
ten, worinnen der Ku&#x0364;hn-Ruß in gro&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Menge aufgefangen wird. Da bauen<lb/><cb/>
&#x017F;ie eine viereckigte allenthalben auf denen<lb/>
Seiten zuge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene bedeckte fin&#x017F;tere<lb/>
Cammer, oben i&#x017F;t eine Leinwand &#x017F;pitzig<lb/>
ausge&#x017F;pannet, an der Seite machen &#x017F;ie<lb/>
einen la&#x0364;nglichten gewo&#x0364;lbten Ofen und<lb/>
forne ein kleines Lo&#x0364;chlein; Wann nun<lb/>
das Hartz oder Ku&#x0364;hn angezu&#x0364;ndet und<lb/>
es in der fin&#x017F;tern Kammer anders kei-<lb/>
nen Ausgang findet, leget &#x017F;ich der Rauch<lb/>
oben an die Leinewand gantz dicke an,<lb/>
&#x017F;obald man fertig, wird oben die Leine-<lb/>
mand von dem Jungen mit einem Ste-<lb/>
cken geklopffet, alsdann fa&#x0364;llt der Ruß in<lb/>
die Kammer aufs Pfla&#x017F;ter oder den Bo-<lb/>
den und wird hernach in gewi&#x017F;&#x017F;e Butten<lb/>
oder Fa&#x0364;ßlein ge&#x017F;ammlet, verfu&#x0364;hret und<lb/>
weit und breit verkaufft. Es giebt da-<lb/>
von die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te &#x017F;chwartze Farbe vor die<lb/>
Buchdrucker, Mahler, Farber, Tuch-<lb/>
macher oder vielmehr Ti&#x017F;chler, zu aller-<lb/>
hand zu gebrauchen, wie man in Thu&#x0364;-<lb/>
ringen dergleichen am fu&#x0364;glich&#x017F;ten wahr-<lb/>
nehmen kan. Bey &#x017F;olchen Pech-Oefen<lb/>
oder Ruß-Hu&#x0364;tten geho&#x0364;ret &#x017F;ich auch billig<lb/>
vor den Brenn-Mann ein Hauß, Gar-<lb/>
then, Wohnung, und Stall, etwas Vieh<lb/>
zu halten, &#x017F;on&#x017F;ten muß er alles Holtz an-<lb/>
zufu&#x0364;hren theuer bezahlen. Letzlich mel-<lb/>
de, daß der mei&#x017F;te Ku&#x0364;hn in Sto&#x0364;cken<lb/>
bleibt, was im Winter gehauen, auch<lb/>
nimmt der Wind viel Pech weg und &#x017F;etzt<lb/>
es an die Ba&#x0364;ume.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Von Thielen- und Pfo&#x017F;ten-Schneiden.</hi> </head><lb/>
          <cb/>
          <p>Das Thielen- und Pfo&#x017F;ten-Schnei-<lb/>
den von Eichen in Wa&#x0364;ldern i&#x017F;t auch kein<lb/>
geringer <hi rendition="#aq">Ruin</hi> &#x017F;owohl der Ba&#x0364;ume an &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, als der ho&#x0364;ch&#x017F;tnu&#x0364;tzlichen Ma&#x017F;tung<lb/>
zahmer und wilder Thiere, welche hier-<lb/>
durch vertilget und ver&#x017F;to&#x0364;hret werden;<lb/>
maaßen nicht nur die Wild-Bahn an<lb/>
roth und &#x017F;chwartz Wildpra&#x0364;th, welches<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;eine Nahrung, Stand o-<lb/>
der Wech&#x017F;el gehalten, &#x017F;ondern auch in der<lb/>
Wirth&#x017F;chafft die nu&#x0364;tzlichen Ma&#x017F;t-Schwei-<lb/>
ne und daher ru&#x0364;hrende Schincken und<lb/>
Speck-Nutzungen, &#x017F;o man vormahls ha-<lb/>
ben ko&#x0364;nnen, auf einmahl mit ku&#x0364;nfftigem<lb/>
allzu&#x017F;path bereuendem Schaden der<lb/>
Nachwelt hinweggeri&#x017F;&#x017F;en werden. Es<lb/>
haben bereits zeithero einige ab&#x017F;onderli-<lb/>
che hierzu ergebene Kauff- und Handels-<lb/>
Leute aus Holland, theils von Ham-<lb/>
burg, die&#x017F;en Handel mit gro&#x017F;&#x017F;em Verlag<lb/>
vieler Summen Geldes getrieben und<lb/>
denen teut&#x017F;chen Herren durch Verblen-<lb/>
dung ihrer Silber-Mu&#x0364;ntze manche &#x017F;cho&#x0364;-<lb/><cb/>
ne Eiche abgeno&#x0364;thiget, wie mir dann der-<lb/>
gleichen ebenfalls wiederfahren, und ich<lb/>
am be&#x017F;ten aus der <hi rendition="#aq">Experienz</hi> bezeugen<lb/>
kan. Vornehmlich &#x017F;iehet der Ka&#x0364;uffer<lb/>
haupt&#x017F;a&#x0364;chlich dahin, daß ein Schiffreicher<lb/>
Strohm, als die Elbe oder Molde, wor-<lb/>
auff es nach Hamburg und <hi rendition="#aq">con&#x017F;equen-<lb/>
ter</hi> ferner zu Wa&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">transporti</hi>ret wer-<lb/>
den kan, nicht weit von dem Wald ge-<lb/>
legen, damit er die ge&#x017F;chnittenen Pfo&#x017F;ten<lb/>
oder Thielen auf dem Lande nicht &#x017F;o weit<lb/>
fu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;en du&#x0364;rffe; Ferner, ob auch hier-<lb/>
von etwan &#x017F;chwerer Zoll, Geleith oder<lb/><hi rendition="#aq">Acci&#x017F;e</hi> abzugeben, nach welchen Umb-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;nden allen der Ka&#x0364;uffer <hi rendition="#aq">ratione Pretii</hi><lb/>
&#x017F;ich genau zu richten hat, weiln eine am<lb/>
Strohm nahe &#x017F;tehende Eiche viel mehr<lb/>
gelten muß, als die etzliche Meilen davon<lb/>
entfernet, zumahl wann noch viele Ge-<lb/>
leithe, Zoll oder <hi rendition="#aq">Acci&#x017F;e</hi> abzugeben i&#x017F;t,<lb/>
neb&#x017F;t dem &#x017F;chweren Fuhrlohn bey &#x017F;chlim-<lb/>
men bo&#x0364;&#x017F;en Stra&#x017F;&#x017F;en. Wenn nun der<lb/>
Ka&#x0364;uffer von dem Grund-Herrn des Wal-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0152] Erſter Theil/ ſel geſotten und durch die Schauffel, biß es gerecht, gebrauet, letzlich aber in hier- zu gemachte Tonnen gegoſſen und zum Schiffbau nach Hamburg haͤuffig ver- fuͤhret wird, da ſie oͤffters auf der Stel- le beym Ofen zwey biß drey Thaler vor eine Tonne von 10. Steinen bekommen, und erhaͤlt man zuweilen, nachdem der Kuͤhn fett, gut, oder gar gering aus ei- nem Ofen-Brand, fuͤnff biß ſechs Ton- nen hartes Pech; Daferne aber auch Wagen-Schmiere darbey bleiben ſoll, kan man nicht ſoviel haben. Ferner geben auch die Kohlen vier biß fuͤnff Fuder, ſo die Schloͤſſer und Schmiede hauffig kauf- fen und gern drey Thaler und mehr da- vor geben. Hiervon muß ein gewiſſer Ofen-Zinß dem Forſt-Herrn, und Stam̃- Geld dem Foͤrſter, ſoofft ein Ofen aus- gebrannt, gegeben werden, ſo theils Or- ten an gewiſſem Gelde, am rathſamſten aber an gewiſſer Zahl Tonnen harten Pech geliefert wird, wiewohl ſolches nach eines Jeden beliebigem Gefallen einzu- richten. Der Kuͤhn-Ruß wird entweder in denen Caminen, in welchen hier zu Lande der gemeine Mann Kuͤhn-Holtz, damit zu leuchten, brennet, geſammlet, oder man hat, wie im Thuͤringer-Walde, rechte darzu erbauete Kuͤhn-Ruß-Huͤt- ten, worinnen der Kuͤhn-Ruß in groſſer Menge aufgefangen wird. Da bauen ſie eine viereckigte allenthalben auf denen Seiten zugeſchloſſene bedeckte finſtere Cammer, oben iſt eine Leinwand ſpitzig ausgeſpannet, an der Seite machen ſie einen laͤnglichten gewoͤlbten Ofen und forne ein kleines Loͤchlein; Wann nun das Hartz oder Kuͤhn angezuͤndet und es in der finſtern Kammer anders kei- nen Ausgang findet, leget ſich der Rauch oben an die Leinewand gantz dicke an, ſobald man fertig, wird oben die Leine- mand von dem Jungen mit einem Ste- cken geklopffet, alsdann faͤllt der Ruß in die Kammer aufs Pflaſter oder den Bo- den und wird hernach in gewiſſe Butten oder Faͤßlein geſammlet, verfuͤhret und weit und breit verkaufft. Es giebt da- von die ſchoͤnſte ſchwartze Farbe vor die Buchdrucker, Mahler, Farber, Tuch- macher oder vielmehr Tiſchler, zu aller- hand zu gebrauchen, wie man in Thuͤ- ringen dergleichen am fuͤglichſten wahr- nehmen kan. Bey ſolchen Pech-Oefen oder Ruß-Huͤtten gehoͤret ſich auch billig vor den Brenn-Mann ein Hauß, Gar- then, Wohnung, und Stall, etwas Vieh zu halten, ſonſten muß er alles Holtz an- zufuͤhren theuer bezahlen. Letzlich mel- de, daß der meiſte Kuͤhn in Stoͤcken bleibt, was im Winter gehauen, auch nimmt der Wind viel Pech weg und ſetzt es an die Baͤume. Von Thielen- und Pfoſten-Schneiden. Das Thielen- und Pfoſten-Schnei- den von Eichen in Waͤldern iſt auch kein geringer Ruin ſowohl der Baͤume an ſich ſelbſt, als der hoͤchſtnuͤtzlichen Maſtung zahmer und wilder Thiere, welche hier- durch vertilget und verſtoͤhret werden; maaßen nicht nur die Wild-Bahn an roth und ſchwartz Wildpraͤth, welches ſonſt daſelbſt ſeine Nahrung, Stand o- der Wechſel gehalten, ſondern auch in der Wirthſchafft die nuͤtzlichen Maſt-Schwei- ne und daher ruͤhrende Schincken und Speck-Nutzungen, ſo man vormahls ha- ben koͤnnen, auf einmahl mit kuͤnfftigem allzuſpath bereuendem Schaden der Nachwelt hinweggeriſſen werden. Es haben bereits zeithero einige abſonderli- che hierzu ergebene Kauff- und Handels- Leute aus Holland, theils von Ham- burg, dieſen Handel mit groſſem Verlag vieler Summen Geldes getrieben und denen teutſchen Herren durch Verblen- dung ihrer Silber-Muͤntze manche ſchoͤ- ne Eiche abgenoͤthiget, wie mir dann der- gleichen ebenfalls wiederfahren, und ich am beſten aus der Experienz bezeugen kan. Vornehmlich ſiehet der Kaͤuffer hauptſaͤchlich dahin, daß ein Schiffreicher Strohm, als die Elbe oder Molde, wor- auff es nach Hamburg und conſequen- ter ferner zu Waſſer transportiret wer- den kan, nicht weit von dem Wald ge- legen, damit er die geſchnittenen Pfoſten oder Thielen auf dem Lande nicht ſo weit fuͤhren laſſen duͤrffe; Ferner, ob auch hier- von etwan ſchwerer Zoll, Geleith oder Acciſe abzugeben, nach welchen Umb- ſtaͤnden allen der Kaͤuffer ratione Pretii ſich genau zu richten hat, weiln eine am Strohm nahe ſtehende Eiche viel mehr gelten muß, als die etzliche Meilen davon entfernet, zumahl wann noch viele Ge- leithe, Zoll oder Acciſe abzugeben iſt, nebſt dem ſchweren Fuhrlohn bey ſchlim- men boͤſen Straſſen. Wenn nun der Kaͤuffer von dem Grund-Herrn des Wal- des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/152
Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/152>, abgerufen am 21.12.2024.