[Spaltenumbruch]
der Glaß-Hütten zur Stelle verkauf- fet, wobey mancher frischer Trunck pas- siret, oder durch Glaß-Träger in ande- re Länder weit und breit verhandelt, wie dergleichen von denen Böhmischen Herrschafften und andern genungsam bekant, doch hat vornehmlich allezeit bey allen Gläßern das helle und klahre Glaß eine weit mehrere Praerogativ vor un- [Spaltenumbruch]
durchsichtigen, und grün dunckeln Wald- Gläßern, welche letztere nur vor Bau- ern sind. Gleichwie aber kiefernes Hartz schwartz Pech, fichtenes dargegen roth Pech giebt, also ist leicht zu dencken, daß kieferne Asche dunckel-grün, fichten und tännene aber gantz klare und helle Gläser verursachen könne.
Von dem hohen Ofen.
[Spaltenumbruch]
Nebst der Spiegel- oder Glaß-Hütte ist der hohe Ofen zwar ein gar nützlich Ding, wegen der strengen und geringen Ertze, sonderlich wegen des bey aller und jeder Nahrung unentbehrlichen Eisens, dessen so wenig der Bergmann in Gru- ben-Gebäuden, als auch der Ackers- Mann das Brod zu erbauen, aller an- dern Handwercker zu geschweigen, nim- mermehr entrathen kan. Allein wegen hierzu ebenfalls höchstnöthigen unent- behrlichen vielen Holtzes, so in grosser Quantitaet darauff gehet, ist solches glei- cher maassen eine Holtzfressende und be- schwerliche Consumtion: angesehen der Ofen, ob er gleich schon geheitzet, den- noch kaum in vier Wochen seine benö- thigte Hitze und Gluth, oder rechte Wür- ckung bekommen kan, ehe und bevor das Eisen zu rechtem Fluße kömmt, weil er anfänglich lange nicht so viel Eisen, als hernach, wenn er in rechter behöriger Gluth angebracht, giebt, da er dann wohl, nachdem der Eisen-Stein gut ist, oder nicht, wöchentlich mehr als hundert Centner brauchbar Eisen lieffert: Denn mancher Eisen-Stein giebt viel und gut Eisen, mancher auch viel und böses Ei- sen, mancher ist flüßig, mancher auch unflüßig und gestrenge zu schmeltzen, auch ist mancher gantz spröde und un- tauglich zur Arbeit, wie denn hierinnen die Erfahrung muß consuliret werden. Was nun den hohen Ofen, darinnen die Zerschmeltzung des Eisens geschicht, betrifft, muß solcher inwendig mit san- digten Werckstücken von unten auf dem Boden und auff beyden Seiten auffge- mauert und zugerichtet seyn; Hierzu werden dieser Sache wohlerfahrne hohe Ofen-Meister erfordert, die ihn recht und wohl anzulegen wissen; und hat ein jeder sein Maaß, woran der Vortheil liegt, so Niemand gerne allen offenbahr machet, weil ihrem Vorgeben nach, an dem Unterscheide der Kohlen und des [Spaltenumbruch]
Eisen-Steins viel gelegen. Es werden auch höchstnöthig, wie leicht zu geden- cken, bey solchen ziemlich weiten, und grossen Feuer-Oefen beständige Hitze zu erhalten, gar grosse lange Blase-Bälge gebrauchet, da immer einer auff-der an- der nieder gehet: Ferner muß unter- schiedlicher Eisen-Stein hierzu seyn, daß einer dem andern helffen kan: Etlicher muß den Fluß geben, der andere hinge- gen giebet das Eisen: Wann aber nur einerley Stein verhanden, muß doch der Zusatz von Schlacken oder geringem Ei- sen-Stein seyn; Es werden dann in de- nen Oefen, nach ihrer gewissen Maaß, wie sie es nennen, Schichten-weise Koh- len und Eisen-Stein gesetzet, und zum Schmeltzen angerichtet. Wann es nun seine gebührende Zeit in der Gluth aus- gestanden und schmeltzet, so wird es her- nacher durch sein hierzu bey Seite gelas- senes Floßloch in eine Form heraus flies- send gelassen, so ein langes dreyeckigtes Eisen formiret, und meist drey biß vier Centner wiegt, welches sie eine Ganß nennen, und wie ich hernach melden will, auf den Hammer zu fernerm Verbrauch geliefert wird. Hier bey dem hohen O- fen und Eisen schmeltzen aber werden an- dere Dinge mehr gegossen, worzu in der eingegrabenen Erde von Lehm u. Stroh wohl ausgefütterte und gewärmete For- men gemachet sind, damit es nicht umb sich schlage, und werden solcher gestalt un- terschiedene eiserne Gefäße, nehmlich, nachdem die Form ist, Ofen-Platten mit Figuren, gezogenen Namen oder Wap- pen, auch glatte und schlechte, ingleichen Oefen-Töpffe und andere Gefäße mehr verfertiget; Ja wenn es künstliche Formen- Meister sind, die ihr absonderliches zuträg- liches Lohn genugsam wöchentlich erhal- ten, so werden nach verlangter Größe ebenfalls eiserne Canonen, Mortiers, Bomben, Carcassen, Grenaden, Stück- Kugeln und dergleichen mehr zur Defen-
sion
Von der Erden.
[Spaltenumbruch]
der Glaß-Huͤtten zur Stelle verkauf- fet, wobey mancher friſcher Trunck pas- ſiret, oder durch Glaß-Traͤger in ande- re Laͤnder weit und breit verhandelt, wie dergleichen von denen Boͤhmiſchen Herrſchafften und andern genungſam bekant, doch hat vornehmlich allezeit bey allen Glaͤßern das helle und klahre Glaß eine weit mehrere Prærogativ vor un- [Spaltenumbruch]
durchſichtigen, und gruͤn dunckeln Wald- Glaͤßern, welche letztere nur vor Bau- ern ſind. Gleichwie aber kiefernes Hartz ſchwartz Pech, fichtenes dargegen roth Pech giebt, alſo iſt leicht zu dencken, daß kieferne Aſche dunckel-gruͤn, fichten und taͤnnene aber gantz klare und helle Glaͤſer verurſachen koͤnne.
Von dem hohen Ofen.
[Spaltenumbruch]
Nebſt der Spiegel- oder Glaß-Huͤtte iſt der hohe Ofen zwar ein gar nuͤtzlich Ding, wegen der ſtrengen und geringen Ertze, ſonderlich wegen des bey aller und jeder Nahrung unentbehrlichen Eiſens, deſſen ſo wenig der Bergmann in Gru- ben-Gebaͤuden, als auch der Ackers- Mann das Brod zu erbauen, aller an- dern Handwercker zu geſchweigen, nim- mermehr entrathen kan. Allein wegen hierzu ebenfalls hoͤchſtnoͤthigen unent- behrlichen vielen Holtzes, ſo in groſſer Quantitæt darauff gehet, iſt ſolches glei- cher maaſſen eine Holtzfreſſende und be- ſchwerliche Conſumtion: angeſehen der Ofen, ob er gleich ſchon geheitzet, den- noch kaum in vier Wochen ſeine benoͤ- thigte Hitze und Gluth, oder rechte Wuͤr- ckung bekommen kan, ehe und bevor das Eiſen zu rechtem Fluße koͤmmt, weil er anfaͤnglich lange nicht ſo viel Eiſen, als hernach, wenn er in rechter behoͤriger Gluth angebracht, giebt, da er dann wohl, nachdem der Eiſen-Stein gut iſt, oder nicht, woͤchentlich mehr als hundert Centner brauchbar Eiſen lieffert: Denn mancher Eiſen-Stein giebt viel und gut Eiſen, mancher auch viel und boͤſes Ei- ſen, mancher iſt fluͤßig, mancher auch unfluͤßig und geſtrenge zu ſchmeltzen, auch iſt mancher gantz ſproͤde und un- tauglich zur Arbeit, wie denn hierinnen die Erfahrung muß conſuliret werden. Was nun den hohen Ofen, darinnen die Zerſchmeltzung des Eiſens geſchicht, betrifft, muß ſolcher inwendig mit ſan- digten Werckſtuͤcken von unten auf dem Boden und auff beyden Seiten auffge- mauert und zugerichtet ſeyn; Hierzu werden dieſer Sache wohlerfahrne hohe Ofen-Meiſter erfordert, die ihn recht und wohl anzulegen wiſſen; und hat ein jeder ſein Maaß, woran der Vortheil liegt, ſo Niemand gerne allen offenbahr machet, weil ihrem Vorgeben nach, an dem Unterſcheide der Kohlen und des [Spaltenumbruch]
Eiſen-Steins viel gelegen. Es werden auch hoͤchſtnoͤthig, wie leicht zu geden- cken, bey ſolchen ziemlich weiten, und groſſen Feuer-Oefen beſtaͤndige Hitze zu erhalten, gar groſſe lange Blaſe-Baͤlge gebrauchet, da immer einer auff-der an- der nieder gehet: Ferner muß unter- ſchiedlicher Eiſen-Stein hierzu ſeyn, daß einer dem andern helffen kan: Etlicher muß den Fluß geben, der andere hinge- gen giebet das Eiſen: Wann aber nur einerley Stein verhanden, muß doch der Zuſatz von Schlacken oder geringem Ei- ſen-Stein ſeyn; Es werden dann in de- nen Oefen, nach ihrer gewiſſen Maaß, wie ſie es nennen, Schichten-weiſe Koh- len und Eiſen-Stein geſetzet, und zum Schmeltzen angerichtet. Wann es nun ſeine gebuͤhrende Zeit in der Gluth aus- geſtanden und ſchmeltzet, ſo wird es her- nacher durch ſein hierzu bey Seite gelaſ- ſenes Floßloch in eine Form heraus flieſ- ſend gelaſſen, ſo ein langes dreyeckigtes Eiſen formiret, und meiſt drey biß vier Centner wiegt, welches ſie eine Ganß nennen, und wie ich hernach melden will, auf den Hammer zu fernerm Verbrauch geliefert wird. Hier bey dem hohen O- fen und Eiſen ſchmeltzen aber werden an- dere Dinge mehr gegoſſen, worzu in der eingegrabenen Erde von Lehm u. Stroh wohl ausgefuͤtterte und gewaͤrmete For- men gemachet ſind, damit es nicht umb ſich ſchlage, und werden ſolcher geſtalt un- terſchiedene eiſerne Gefaͤße, nehmlich, nachdem die Form iſt, Ofen-Platten mit Figuren, gezogenen Namen oder Wap- pen, auch glatte und ſchlechte, ingleichen Oefen-Toͤpffe und andere Gefaͤße mehr verfertiget; Ja weñ es kuͤnſtliche Formen- Meiſteꝛ ſind, die ihr abſondeꝛliches zutraͤg- liches Lohn genugſam woͤchentlich erhal- ten, ſo werden nach verlangter Groͤße ebenfalls eiſerne Canonen, Mortiers, Bomben, Carcaſſen, Grenaden, Stuͤck- Kugeln und dergleichen mehr zur Defen-
ſion
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0147"n="63"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von der Erden.</hi></fw><lb/><cb/>
der Glaß-Huͤtten zur Stelle verkauf-<lb/>
fet, wobey mancher friſcher Trunck <hirendition="#aq">pas-<lb/>ſir</hi>et, oder durch Glaß-Traͤger in ande-<lb/>
re Laͤnder weit und breit verhandelt,<lb/>
wie dergleichen von denen Boͤhmiſchen<lb/>
Herrſchafften und andern genungſam<lb/>
bekant, doch hat vornehmlich allezeit bey<lb/>
allen Glaͤßern das helle und klahre Glaß<lb/>
eine weit mehrere <hirendition="#aq">Prærogativ</hi> vor un-<lb/><cb/>
durchſichtigen, und gruͤn dunckeln Wald-<lb/>
Glaͤßern, welche letztere nur vor Bau-<lb/>
ern ſind. Gleichwie aber kiefernes Hartz<lb/>ſchwartz Pech, fichtenes dargegen roth<lb/>
Pech giebt, alſo iſt leicht zu dencken, daß<lb/>
kieferne Aſche dunckel-gruͤn, fichten<lb/>
und taͤnnene aber gantz klare und helle<lb/>
Glaͤſer verurſachen koͤnne.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Von dem hohen <hirendition="#in">O</hi>fen.</hi></head><lb/><cb/><p>Nebſt der Spiegel- oder Glaß-Huͤtte<lb/>
iſt der hohe Ofen zwar ein gar nuͤtzlich<lb/>
Ding, wegen der ſtrengen und geringen<lb/>
Ertze, ſonderlich wegen des bey aller und<lb/>
jeder Nahrung unentbehrlichen Eiſens,<lb/>
deſſen ſo wenig der Bergmann in Gru-<lb/>
ben-Gebaͤuden, als auch der Ackers-<lb/>
Mann das Brod zu erbauen, aller an-<lb/>
dern Handwercker zu geſchweigen, nim-<lb/>
mermehr entrathen kan. Allein wegen<lb/>
hierzu ebenfalls hoͤchſtnoͤthigen unent-<lb/>
behrlichen vielen Holtzes, ſo in groſſer<lb/><hirendition="#aq">Quantitæt</hi> darauff gehet, iſt ſolches glei-<lb/>
cher maaſſen eine Holtzfreſſende und be-<lb/>ſchwerliche <hirendition="#aq">Conſumtion:</hi> angeſehen der<lb/>
Ofen, ob er gleich ſchon geheitzet, den-<lb/>
noch kaum in vier Wochen ſeine benoͤ-<lb/>
thigte Hitze und Gluth, oder rechte Wuͤr-<lb/>
ckung bekommen kan, ehe und bevor das<lb/>
Eiſen zu rechtem Fluße koͤmmt, weil er<lb/>
anfaͤnglich lange nicht ſo viel Eiſen, als<lb/>
hernach, wenn er in rechter behoͤriger<lb/>
Gluth angebracht, giebt, da er dann wohl,<lb/>
nachdem der Eiſen-Stein gut iſt, oder<lb/>
nicht, woͤchentlich mehr als hundert<lb/>
Centner brauchbar Eiſen lieffert: Denn<lb/>
mancher Eiſen-Stein giebt viel und gut<lb/>
Eiſen, mancher auch viel und boͤſes Ei-<lb/>ſen, mancher iſt fluͤßig, mancher auch<lb/>
unfluͤßig und geſtrenge zu ſchmeltzen,<lb/>
auch iſt mancher gantz ſproͤde und un-<lb/>
tauglich zur Arbeit, wie denn hierinnen<lb/>
die Erfahrung muß <hirendition="#aq">conſulir</hi>et werden.<lb/>
Was nun den hohen Ofen, darinnen<lb/>
die Zerſchmeltzung des Eiſens geſchicht,<lb/>
betrifft, muß ſolcher inwendig mit ſan-<lb/>
digten Werckſtuͤcken von unten auf dem<lb/>
Boden und auff beyden Seiten auffge-<lb/>
mauert und zugerichtet ſeyn; Hierzu<lb/>
werden dieſer Sache wohlerfahrne hohe<lb/>
Ofen-Meiſter erfordert, die ihn recht<lb/>
und wohl anzulegen wiſſen; und hat<lb/>
ein jeder ſein Maaß, woran der Vortheil<lb/>
liegt, ſo Niemand gerne allen offenbahr<lb/>
machet, weil ihrem Vorgeben nach, an<lb/>
dem Unterſcheide der Kohlen und des<lb/><cb/>
Eiſen-Steins viel gelegen. Es werden<lb/>
auch hoͤchſtnoͤthig, wie leicht zu geden-<lb/>
cken, bey ſolchen ziemlich weiten, und<lb/>
groſſen Feuer-Oefen beſtaͤndige Hitze zu<lb/>
erhalten, gar groſſe lange Blaſe-Baͤlge<lb/>
gebrauchet, da immer einer auff-der an-<lb/>
der nieder gehet: Ferner muß unter-<lb/>ſchiedlicher Eiſen-Stein hierzu ſeyn, daß<lb/>
einer dem andern helffen kan: Etlicher<lb/>
muß den Fluß geben, der andere hinge-<lb/>
gen giebet das Eiſen: Wann aber nur<lb/>
einerley Stein verhanden, muß doch der<lb/>
Zuſatz von Schlacken oder geringem Ei-<lb/>ſen-Stein ſeyn; Es werden dann in de-<lb/>
nen Oefen, nach ihrer gewiſſen Maaß,<lb/>
wie ſie es nennen, Schichten-weiſe Koh-<lb/>
len und Eiſen-Stein geſetzet, und zum<lb/>
Schmeltzen angerichtet. Wann es nun<lb/>ſeine gebuͤhrende Zeit in der Gluth aus-<lb/>
geſtanden und ſchmeltzet, ſo wird es her-<lb/>
nacher durch ſein hierzu bey Seite gelaſ-<lb/>ſenes Floßloch in eine Form heraus flieſ-<lb/>ſend gelaſſen, ſo ein langes dreyeckigtes<lb/>
Eiſen <hirendition="#aq">formir</hi>et, und meiſt drey biß vier<lb/>
Centner wiegt, welches ſie eine Ganß<lb/>
nennen, und wie ich hernach melden will,<lb/>
auf den Hammer zu fernerm Verbrauch<lb/>
geliefert wird. Hier bey dem hohen O-<lb/>
fen und Eiſen ſchmeltzen aber werden an-<lb/>
dere Dinge mehr gegoſſen, worzu in der<lb/>
eingegrabenen Erde von Lehm u. Stroh<lb/>
wohl ausgefuͤtterte und gewaͤrmete For-<lb/>
men gemachet ſind, damit es nicht umb<lb/>ſich ſchlage, und werden ſolcher geſtalt un-<lb/>
terſchiedene eiſerne Gefaͤße, nehmlich,<lb/>
nachdem die Form iſt, Ofen-Platten mit<lb/>
Figuren, gezogenen Namen oder Wap-<lb/>
pen, auch glatte und ſchlechte, ingleichen<lb/>
Oefen-Toͤpffe und andere Gefaͤße mehr<lb/>
verfertiget; Ja weñ es kuͤnſtliche Formen-<lb/>
Meiſteꝛſind, die ihr abſondeꝛliches zutraͤg-<lb/>
liches Lohn genugſam woͤchentlich erhal-<lb/>
ten, ſo werden nach verlangter Groͤße<lb/>
ebenfalls eiſerne <hirendition="#aq">Canon</hi>en, <hirendition="#aq">Mortiers,<lb/>
Bomben, Carcaſſ</hi>en, <hirendition="#aq">Grenad</hi>en, Stuͤck-<lb/>
Kugeln und dergleichen mehr zur <hirendition="#aq">Defen-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">ſion</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[63/0147]
Von der Erden.
der Glaß-Huͤtten zur Stelle verkauf-
fet, wobey mancher friſcher Trunck pas-
ſiret, oder durch Glaß-Traͤger in ande-
re Laͤnder weit und breit verhandelt,
wie dergleichen von denen Boͤhmiſchen
Herrſchafften und andern genungſam
bekant, doch hat vornehmlich allezeit bey
allen Glaͤßern das helle und klahre Glaß
eine weit mehrere Prærogativ vor un-
durchſichtigen, und gruͤn dunckeln Wald-
Glaͤßern, welche letztere nur vor Bau-
ern ſind. Gleichwie aber kiefernes Hartz
ſchwartz Pech, fichtenes dargegen roth
Pech giebt, alſo iſt leicht zu dencken, daß
kieferne Aſche dunckel-gruͤn, fichten
und taͤnnene aber gantz klare und helle
Glaͤſer verurſachen koͤnne.
Von dem hohen Ofen.
Nebſt der Spiegel- oder Glaß-Huͤtte
iſt der hohe Ofen zwar ein gar nuͤtzlich
Ding, wegen der ſtrengen und geringen
Ertze, ſonderlich wegen des bey aller und
jeder Nahrung unentbehrlichen Eiſens,
deſſen ſo wenig der Bergmann in Gru-
ben-Gebaͤuden, als auch der Ackers-
Mann das Brod zu erbauen, aller an-
dern Handwercker zu geſchweigen, nim-
mermehr entrathen kan. Allein wegen
hierzu ebenfalls hoͤchſtnoͤthigen unent-
behrlichen vielen Holtzes, ſo in groſſer
Quantitæt darauff gehet, iſt ſolches glei-
cher maaſſen eine Holtzfreſſende und be-
ſchwerliche Conſumtion: angeſehen der
Ofen, ob er gleich ſchon geheitzet, den-
noch kaum in vier Wochen ſeine benoͤ-
thigte Hitze und Gluth, oder rechte Wuͤr-
ckung bekommen kan, ehe und bevor das
Eiſen zu rechtem Fluße koͤmmt, weil er
anfaͤnglich lange nicht ſo viel Eiſen, als
hernach, wenn er in rechter behoͤriger
Gluth angebracht, giebt, da er dann wohl,
nachdem der Eiſen-Stein gut iſt, oder
nicht, woͤchentlich mehr als hundert
Centner brauchbar Eiſen lieffert: Denn
mancher Eiſen-Stein giebt viel und gut
Eiſen, mancher auch viel und boͤſes Ei-
ſen, mancher iſt fluͤßig, mancher auch
unfluͤßig und geſtrenge zu ſchmeltzen,
auch iſt mancher gantz ſproͤde und un-
tauglich zur Arbeit, wie denn hierinnen
die Erfahrung muß conſuliret werden.
Was nun den hohen Ofen, darinnen
die Zerſchmeltzung des Eiſens geſchicht,
betrifft, muß ſolcher inwendig mit ſan-
digten Werckſtuͤcken von unten auf dem
Boden und auff beyden Seiten auffge-
mauert und zugerichtet ſeyn; Hierzu
werden dieſer Sache wohlerfahrne hohe
Ofen-Meiſter erfordert, die ihn recht
und wohl anzulegen wiſſen; und hat
ein jeder ſein Maaß, woran der Vortheil
liegt, ſo Niemand gerne allen offenbahr
machet, weil ihrem Vorgeben nach, an
dem Unterſcheide der Kohlen und des
Eiſen-Steins viel gelegen. Es werden
auch hoͤchſtnoͤthig, wie leicht zu geden-
cken, bey ſolchen ziemlich weiten, und
groſſen Feuer-Oefen beſtaͤndige Hitze zu
erhalten, gar groſſe lange Blaſe-Baͤlge
gebrauchet, da immer einer auff-der an-
der nieder gehet: Ferner muß unter-
ſchiedlicher Eiſen-Stein hierzu ſeyn, daß
einer dem andern helffen kan: Etlicher
muß den Fluß geben, der andere hinge-
gen giebet das Eiſen: Wann aber nur
einerley Stein verhanden, muß doch der
Zuſatz von Schlacken oder geringem Ei-
ſen-Stein ſeyn; Es werden dann in de-
nen Oefen, nach ihrer gewiſſen Maaß,
wie ſie es nennen, Schichten-weiſe Koh-
len und Eiſen-Stein geſetzet, und zum
Schmeltzen angerichtet. Wann es nun
ſeine gebuͤhrende Zeit in der Gluth aus-
geſtanden und ſchmeltzet, ſo wird es her-
nacher durch ſein hierzu bey Seite gelaſ-
ſenes Floßloch in eine Form heraus flieſ-
ſend gelaſſen, ſo ein langes dreyeckigtes
Eiſen formiret, und meiſt drey biß vier
Centner wiegt, welches ſie eine Ganß
nennen, und wie ich hernach melden will,
auf den Hammer zu fernerm Verbrauch
geliefert wird. Hier bey dem hohen O-
fen und Eiſen ſchmeltzen aber werden an-
dere Dinge mehr gegoſſen, worzu in der
eingegrabenen Erde von Lehm u. Stroh
wohl ausgefuͤtterte und gewaͤrmete For-
men gemachet ſind, damit es nicht umb
ſich ſchlage, und werden ſolcher geſtalt un-
terſchiedene eiſerne Gefaͤße, nehmlich,
nachdem die Form iſt, Ofen-Platten mit
Figuren, gezogenen Namen oder Wap-
pen, auch glatte und ſchlechte, ingleichen
Oefen-Toͤpffe und andere Gefaͤße mehr
verfertiget; Ja weñ es kuͤnſtliche Formen-
Meiſteꝛ ſind, die ihr abſondeꝛliches zutraͤg-
liches Lohn genugſam woͤchentlich erhal-
ten, ſo werden nach verlangter Groͤße
ebenfalls eiſerne Canonen, Mortiers,
Bomben, Carcaſſen, Grenaden, Stuͤck-
Kugeln und dergleichen mehr zur Defen-
ſion
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/147>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.