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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.

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Erster Theil/
[Spaltenumbruch] springet diese Sauen, da sie sich sodann
auf einmahl genung vermehren. Sol-
te aber daselbst kein Käuler hinkommen,
wiewohl ein Käuler auf 7. biß 8. Meilen
und weiter des Herbsts nach der Mast
und zur Brunst läufft, so müste man
diese schwartze Sauen zur Mast-Zeit vor-
her durch Artzney-Mittel, wie ich von
Hunden beschreiben werde, läuffisch ma-
chen, und in die Mast eines grossen Wal-
des oder Gehägs vermiethen, da es dann
nicht fehlen könte, daß man Art genug
erhalten würde: Weiln vielfältig aus
der Erfahrung bekant ist, daß öffters
grosse hauende wilde Schweine oder Käu-
ler des Abends mit denen zahmen Sau-
en, wie gantz blind in die Dörffer einge-
trieben worden sind, woraus die grosse
Geilheit zu ersehen. Solche Sauen aber
sind in ihrem Gehäge beständig zu erhal-
ten, müssen allezeit an ihrem Kirr-Platz
ihr Futter finden, ausser dem sie sonsten
weit und breit herumb lauffen, weil sie,
wie gesagt, sehr gefräßige Thiere sind.
Mit denen Rehen ist es noch viel anders
beschaffen, dann solche bleiben noch eher
paarweise beysammen, ohne daß sie sich
leicht wegbegeben solten: Hier sehe man,
daß man kleine junge Reh-Kälber be-
komme, lasse solche unter einer Ziegen
ebenfalls im Wald erziehen, biß sie selbst
fressen, so bald sie jährig, bleiben sie da-
selbst beständig, ernehren und vermeh-
ren sich leichtlich, weil eine Rücke allezeit
zwey Junge setzet, wiewohl die zahme
Ziegen wegen ihres schädlichen Gebisses
nicht gerne in Wäldern geduldet werden.
Man müste ein Paar dergleichen daselbst
hüthen lassen, wo nichts schädliches zu
befürchten; Die Haasen aber sind wohl
aller Orten meist zu finden. Und soviel
habe aus auffrichtiger Meynung eröff-
nen wollen. Wann nun in solchem Wal-
de vor diesem wegen der schönen Berge
und Gründe, Roth-Buchen und Wasser-
Qvellen, Dickigten, Behältnissen, Erd-
Heydel- und Preussel-Beere, Auer-Hah-
nen-Paltz gewesen, dieselbe aber durch
Wegschiessung derer Hüner von eigen-
[Spaltenumbruch] nützigen Pachtern verstöhret und verhee-
ret worden, und man solches gerne auf-
richten wolte, müste man umb den Mar-
tium
und zwar bey Zeiten von grosser
Herren Gehäge sich Supplicando recht-
mäßiger Weise umb Eyer bemühen,
darbey aber acht haben, daß sie nicht be-
reits bebrütet seyn, und solche an ver-
langtem Ort einer rechten Truth-Hen-
ne oder Huhne zu brüthen unterlegen,
dieselben anfänglich mit Ameyß-Eyern
und dergleichen, biß sie selbst sich erneh-
ren, und des Herbsts vollwachsend wer-
den, über Winter füttern und umbs
Neue Jahr, gegen Frühling, zur Paltz
in beliebiger Gelegenheit auslassen, da
dann durch Göttlichen Seegen, und fleis-
sige Hegung des Forst-Bedienten eine fer-
nere Fortpflantzung ohnfehlbahr zu hof-
fen. Gleichergestalt kan auf weitläuff-
tigen kurtzen Heyden, wo viel Bircken
und Heyde-Kraut stehet, die Birck-Hah-
nen-Paltz gar nützlich zu vermehren,
vorgenommen werden, wann solche
Birck-Hüner-Eyer zu ordentlicher
Zeit einer zahmen Hauß-Henne auszu-
brüten untergeleget, auferzogen, über
Winter gehalten und gefüttert, und im
Frühling bey Zeiten an beliebige Gele-
genheiten ausgesetzet werden. Mit de-
nen Hasel-Hünern ist es etwas mießlich,
weil dieselben paarweise, auch sich nicht
aller Orten und Gelegenheiten zu halten
pflegen, doch wo Hasel-Sträucher in
grosser Menge, wie in Pohlen, oder Fel-
sen, Gründe und finstere Tannen, wie
in Meißnischen Gebürgen sind, würde es
zu versuchen frey stehen. Wie aber die
Vermehrung der Rebhüner zu besor-
gen, zeiget pag. 199. der Herr Esparrow,
da er die Rebhüner-Eyer von jeder Sorte
eingetheilet, einer Hauß-Henne unterle-
gen, ausbrüten und hernach mit dem
Huhn ins Feld lauffen lässet, da deren
rechte Mutter indessen andere ausgebrü-
tet, ihre vorige aber an der Stimme kennet,
wiederumb zu sich nimmet und sie sich
also doppelt vermehren, welches er als
ein Secretum hält.

Von einem Thier-Barten.
[Spaltenumbruch]

Was es mit Acquirirung des Juris
forestalis,
der Wild-Bahn, und dem Ge-
häge des Wildpräths vor eine Beschaf-
fenheit hat, dergleichen hat es auch mit
dem Thier-Garten oder Jure circumcin-
gendi sylvam venatoriam sepimento,

[Spaltenumbruch] mit einem umbschlossenen Wild-Zaun:
Weiln einem jeden das freye Arbitrium,
Praedium suum custodiendi & circumcin-
gendi
zukommt. Und ob wohl sonsten
Jure gentium die wilden Thiere allgemein
erschaffen, daß dahero die Verbrecher

ratio-

Erſter Theil/
[Spaltenumbruch] ſpringet dieſe Sauen, da ſie ſich ſodann
auf einmahl genung vermehren. Sol-
te aber daſelbſt kein Kaͤuler hinkommen,
wiewohl ein Kaͤuler auf 7. biß 8. Meilen
und weiter des Herbſts nach der Maſt
und zur Brunſt laͤufft, ſo muͤſte man
dieſe ſchwartze Sauen zur Maſt-Zeit vor-
her durch Artzney-Mittel, wie ich von
Hunden beſchreiben werde, laͤuffiſch ma-
chen, und in die Maſt eines groſſen Wal-
des oder Gehaͤgs vermiethen, da es dann
nicht fehlen koͤnte, daß man Art genug
erhalten wuͤrde: Weiln vielfaͤltig aus
der Erfahrung bekant iſt, daß oͤffters
groſſe hauende wilde Schweine oder Kaͤu-
ler des Abends mit denen zahmen Sau-
en, wie gantz blind in die Doͤrffer einge-
trieben worden ſind, woraus die groſſe
Geilheit zu erſehen. Solche Sauen aber
ſind in ihrem Gehaͤge beſtaͤndig zu erhal-
ten, muͤſſen allezeit an ihrem Kirr-Platz
ihr Futter finden, auſſer dem ſie ſonſten
weit und breit herumb lauffen, weil ſie,
wie geſagt, ſehr gefraͤßige Thiere ſind.
Mit denen Rehen iſt es noch viel anders
beſchaffen, dann ſolche bleiben noch eher
paarweiſe beyſammen, ohne daß ſie ſich
leicht wegbegeben ſolten: Hier ſehe man,
daß man kleine junge Reh-Kaͤlber be-
komme, laſſe ſolche unter einer Ziegen
ebenfalls im Wald erziehen, biß ſie ſelbſt
freſſen, ſo bald ſie jaͤhrig, bleiben ſie da-
ſelbſt beſtaͤndig, ernehren und vermeh-
ren ſich leichtlich, weil eine Ruͤcke allezeit
zwey Junge ſetzet, wiewohl die zahme
Ziegen wegen ihres ſchaͤdlichen Gebiſſes
nicht gerne in Waͤldern geduldet werden.
Man muͤſte ein Paar dergleichen daſelbſt
huͤthen laſſen, wo nichts ſchaͤdliches zu
befuͤrchten; Die Haaſen aber ſind wohl
aller Orten meiſt zu finden. Und ſoviel
habe aus auffrichtiger Meynung eroͤff-
nen wollen. Wann nun in ſolchem Wal-
de vor dieſem wegen der ſchoͤnen Berge
und Gruͤnde, Roth-Buchen und Waſſer-
Qvellen, Dickigten, Behaͤltniſſen, Erd-
Heydel- und Preuſſel-Beere, Auer-Hah-
nen-Paltz geweſen, dieſelbe aber durch
Wegſchieſſung derer Huͤner von eigen-
[Spaltenumbruch] nuͤtzigen Pachtern verſtoͤhret und verhee-
ret worden, und man ſolches gerne auf-
richten wolte, muͤſte man umb den Mar-
tium
und zwar bey Zeiten von groſſer
Herren Gehaͤge ſich Supplicando recht-
maͤßiger Weiſe umb Eyer bemuͤhen,
darbey aber acht haben, daß ſie nicht be-
reits bebruͤtet ſeyn, und ſolche an ver-
langtem Ort einer rechten Truth-Hen-
ne oder Huhne zu bruͤthen unterlegen,
dieſelben anfaͤnglich mit Ameyß-Eyern
und dergleichen, biß ſie ſelbſt ſich erneh-
ren, und des Herbſts vollwachſend wer-
den, uͤber Winter fuͤttern und umbs
Neue Jahr, gegen Fruͤhling, zur Paltz
in beliebiger Gelegenheit auslaſſen, da
dann durch Goͤttlichen Seegen, und fleiſ-
ſige Hegung des Forſt-Bedienten eine fer-
nere Fortpflantzung ohnfehlbahr zu hof-
fen. Gleichergeſtalt kan auf weitlaͤuff-
tigen kurtzen Heyden, wo viel Bircken
und Heyde-Kraut ſtehet, die Birck-Hah-
nen-Paltz gar nuͤtzlich zu vermehren,
vorgenommen werden, wann ſolche
Birck-Huͤner-Eyer zu ordentlicher
Zeit einer zahmen Hauß-Henne auszu-
bruͤten untergeleget, auferzogen, uͤber
Winter gehalten und gefuͤttert, und im
Fruͤhling bey Zeiten an beliebige Gele-
genheiten ausgeſetzet werden. Mit de-
nen Haſel-Huͤnern iſt es etwas mießlich,
weil dieſelben paarweiſe, auch ſich nicht
aller Orten und Gelegenheiten zu halten
pflegen, doch wo Haſel-Straͤucher in
groſſer Menge, wie in Pohlen, oder Fel-
ſen, Gruͤnde und finſtere Tannen, wie
in Meißniſchen Gebuͤrgen ſind, wuͤrde es
zu verſuchen frey ſtehen. Wie aber die
Vermehrung der Rebhuͤner zu beſor-
gen, zeiget pag. 199. der Herr Eſparrow,
da er die Rebhuͤner-Eyer von jeder Sorte
eingetheilet, einer Hauß-Henne unterle-
gen, ausbruͤten und hernach mit dem
Huhn ins Feld lauffen laͤſſet, da deren
rechte Mutter indeſſen andere ausgebruͤ-
tet, ihre vorige aber an der Stim̃e kennet,
wiederumb zu ſich nimmet und ſie ſich
alſo doppelt vermehren, welches er als
ein Secretum haͤlt.

Von einem Thier-Barten.
[Spaltenumbruch]

Was es mit Acquirirung des Juris
foreſtalis,
der Wild-Bahn, und dem Ge-
haͤge des Wildpraͤths vor eine Beſchaf-
fenheit hat, dergleichen hat es auch mit
dem Thier-Garten oder Jure circumcin-
gendi ſylvam venatoriam ſepimento,

[Spaltenumbruch] mit einem umbſchloſſenen Wild-Zaun:
Weiln einem jeden das freye Arbitrium,
Prædium ſuum cuſtodiendi & circumcin-
gendi
zukommt. Und ob wohl ſonſten
Jure gentium die wilden Thiere allgemein
erſchaffen, daß dahero die Verbrecher

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[54/0138] Erſter Theil/ ſpringet dieſe Sauen, da ſie ſich ſodann auf einmahl genung vermehren. Sol- te aber daſelbſt kein Kaͤuler hinkommen, wiewohl ein Kaͤuler auf 7. biß 8. Meilen und weiter des Herbſts nach der Maſt und zur Brunſt laͤufft, ſo muͤſte man dieſe ſchwartze Sauen zur Maſt-Zeit vor- her durch Artzney-Mittel, wie ich von Hunden beſchreiben werde, laͤuffiſch ma- chen, und in die Maſt eines groſſen Wal- des oder Gehaͤgs vermiethen, da es dann nicht fehlen koͤnte, daß man Art genug erhalten wuͤrde: Weiln vielfaͤltig aus der Erfahrung bekant iſt, daß oͤffters groſſe hauende wilde Schweine oder Kaͤu- ler des Abends mit denen zahmen Sau- en, wie gantz blind in die Doͤrffer einge- trieben worden ſind, woraus die groſſe Geilheit zu erſehen. Solche Sauen aber ſind in ihrem Gehaͤge beſtaͤndig zu erhal- ten, muͤſſen allezeit an ihrem Kirr-Platz ihr Futter finden, auſſer dem ſie ſonſten weit und breit herumb lauffen, weil ſie, wie geſagt, ſehr gefraͤßige Thiere ſind. Mit denen Rehen iſt es noch viel anders beſchaffen, dann ſolche bleiben noch eher paarweiſe beyſammen, ohne daß ſie ſich leicht wegbegeben ſolten: Hier ſehe man, daß man kleine junge Reh-Kaͤlber be- komme, laſſe ſolche unter einer Ziegen ebenfalls im Wald erziehen, biß ſie ſelbſt freſſen, ſo bald ſie jaͤhrig, bleiben ſie da- ſelbſt beſtaͤndig, ernehren und vermeh- ren ſich leichtlich, weil eine Ruͤcke allezeit zwey Junge ſetzet, wiewohl die zahme Ziegen wegen ihres ſchaͤdlichen Gebiſſes nicht gerne in Waͤldern geduldet werden. Man muͤſte ein Paar dergleichen daſelbſt huͤthen laſſen, wo nichts ſchaͤdliches zu befuͤrchten; Die Haaſen aber ſind wohl aller Orten meiſt zu finden. Und ſoviel habe aus auffrichtiger Meynung eroͤff- nen wollen. Wann nun in ſolchem Wal- de vor dieſem wegen der ſchoͤnen Berge und Gruͤnde, Roth-Buchen und Waſſer- Qvellen, Dickigten, Behaͤltniſſen, Erd- Heydel- und Preuſſel-Beere, Auer-Hah- nen-Paltz geweſen, dieſelbe aber durch Wegſchieſſung derer Huͤner von eigen- nuͤtzigen Pachtern verſtoͤhret und verhee- ret worden, und man ſolches gerne auf- richten wolte, muͤſte man umb den Mar- tium und zwar bey Zeiten von groſſer Herren Gehaͤge ſich Supplicando recht- maͤßiger Weiſe umb Eyer bemuͤhen, darbey aber acht haben, daß ſie nicht be- reits bebruͤtet ſeyn, und ſolche an ver- langtem Ort einer rechten Truth-Hen- ne oder Huhne zu bruͤthen unterlegen, dieſelben anfaͤnglich mit Ameyß-Eyern und dergleichen, biß ſie ſelbſt ſich erneh- ren, und des Herbſts vollwachſend wer- den, uͤber Winter fuͤttern und umbs Neue Jahr, gegen Fruͤhling, zur Paltz in beliebiger Gelegenheit auslaſſen, da dann durch Goͤttlichen Seegen, und fleiſ- ſige Hegung des Forſt-Bedienten eine fer- nere Fortpflantzung ohnfehlbahr zu hof- fen. Gleichergeſtalt kan auf weitlaͤuff- tigen kurtzen Heyden, wo viel Bircken und Heyde-Kraut ſtehet, die Birck-Hah- nen-Paltz gar nuͤtzlich zu vermehren, vorgenommen werden, wann ſolche Birck-Huͤner-Eyer zu ordentlicher Zeit einer zahmen Hauß-Henne auszu- bruͤten untergeleget, auferzogen, uͤber Winter gehalten und gefuͤttert, und im Fruͤhling bey Zeiten an beliebige Gele- genheiten ausgeſetzet werden. Mit de- nen Haſel-Huͤnern iſt es etwas mießlich, weil dieſelben paarweiſe, auch ſich nicht aller Orten und Gelegenheiten zu halten pflegen, doch wo Haſel-Straͤucher in groſſer Menge, wie in Pohlen, oder Fel- ſen, Gruͤnde und finſtere Tannen, wie in Meißniſchen Gebuͤrgen ſind, wuͤrde es zu verſuchen frey ſtehen. Wie aber die Vermehrung der Rebhuͤner zu beſor- gen, zeiget pag. 199. der Herr Eſparrow, da er die Rebhuͤner-Eyer von jeder Sorte eingetheilet, einer Hauß-Henne unterle- gen, ausbruͤten und hernach mit dem Huhn ins Feld lauffen laͤſſet, da deren rechte Mutter indeſſen andere ausgebruͤ- tet, ihre vorige aber an der Stim̃e kennet, wiederumb zu ſich nimmet und ſie ſich alſo doppelt vermehren, welches er als ein Secretum haͤlt. Von einem Thier-Barten. Was es mit Acquirirung des Juris foreſtalis, der Wild-Bahn, und dem Ge- haͤge des Wildpraͤths vor eine Beſchaf- fenheit hat, dergleichen hat es auch mit dem Thier-Garten oder Jure circumcin- gendi ſylvam venatoriam ſepimento, mit einem umbſchloſſenen Wild-Zaun: Weiln einem jeden das freye Arbitrium, Prædium ſuum cuſtodiendi & circumcin- gendi zukommt. Und ob wohl ſonſten Jure gentium die wilden Thiere allgemein erſchaffen, daß dahero die Verbrecher ratio-

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger01_1719/138>, abgerufen am 21.12.2024.