Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 1. Leipzig, 1719.Von der Erden. [Spaltenumbruch]
schreiben viele Natur-Kündiger, daß derSchatten von diesem Baum dem Men- schen an der Gesundheit gar schädlich seyn solle, welches doch nicht erweißlich, in- deme ich öffters in Franckreich und zwar sowohl zu Pariß, als auch zu Versailles in denen Königlichen Gärten unter dem Schatten der Lust-Gänge von solchen Gewächsen mit mancher Plaisir die Zeit passiret, ohne daß ich hiervon was wie- driges vermercket. Es machen die Gärt- ner in denen Lust-Gärten hiervon sowohl die lebendigen Hecken, Spatier- oder Lust- [Spaltenumbruch] Gänge, als auch viereckigte oder runde Pyramiden, auch andere Figuren, so in der Scheere gehalten werden. Es sind zwar mehr Arten Tangel-Holtzes, als der Eiben-Baum, Lerchen-Baum, Sa- the-Baum, Roßmarien und derglei- chen mehr, davon ich aber, weil es zu unserm Zweck nicht dienlich, weiter nichts melden, sondern, weiln sowohl das Laub- als Tangel-Holtz beschrieben, nunmehro von wilden Bäumen zu handeln aufhö- ren, und mich zu andern Materien wenden will. Von Sturm-Winden und Feuer-Bränden. [Spaltenumbruch]
Wie der grosse GOtt dem menschli- Meil-
Von der Erden. [Spaltenumbruch]
ſchreiben viele Natur-Kuͤndiger, daß derSchatten von dieſem Baum dem Men- ſchen an der Geſundheit gar ſchaͤdlich ſeyn ſolle, welches doch nicht erweißlich, in- deme ich oͤffters in Franckreich und zwar ſowohl zu Pariß, als auch zu Verſailles in denen Koͤniglichen Gaͤrten unter dem Schatten der Luſt-Gaͤnge von ſolchen Gewaͤchſen mit mancher Plaiſir die Zeit paſſiret, ohne daß ich hiervon was wie- driges vermercket. Es machen die Gaͤrt- ner in denen Luſt-Gaͤrten hiervon ſowohl die lebendigen Hecken, Spatier- oder Luſt- [Spaltenumbruch] Gaͤnge, als auch viereckigte oder runde Pyramiden, auch andere Figuren, ſo in der Scheere gehalten werden. Es ſind zwar mehr Arten Tangel-Holtzes, als der Eiben-Baum, Lerchen-Baum, Sa- the-Baum, Roßmarien und derglei- chen mehr, davon ich aber, weil es zu unſerm Zweck nicht dienlich, weiter nichts melden, ſondern, weiln ſowohl das Laub- als Tangel-Holtz beſchrieben, nunmehro von wilden Baͤumen zu handeln aufhoͤ- ren, und mich zu andern Materien wenden will. Von Sturm-Winden und Feuer-Braͤnden. [Spaltenumbruch]
Wie der groſſe GOtt dem menſchli- Meil-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0111" n="38[39]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Erden.</hi></fw><lb/><cb/> ſchreiben viele Natur-Kuͤndiger, daß der<lb/> Schatten von dieſem Baum dem Men-<lb/> ſchen an der Geſundheit gar ſchaͤdlich ſeyn<lb/> ſolle, welches doch nicht erweißlich, in-<lb/> deme ich oͤffters in Franckreich und zwar<lb/> ſowohl zu Pariß, als auch zu <hi rendition="#aq">Verſailles</hi><lb/> in denen Koͤniglichen Gaͤrten unter dem<lb/> Schatten der Luſt-Gaͤnge von ſolchen<lb/> Gewaͤchſen mit mancher <hi rendition="#aq">Plaiſir</hi> die Zeit<lb/><hi rendition="#aq">paſſir</hi>et, ohne daß ich hiervon was wie-<lb/> driges vermercket. Es machen die Gaͤrt-<lb/> ner in denen Luſt-Gaͤrten hiervon ſowohl<lb/> die lebendigen Hecken, <hi rendition="#aq">Spatier-</hi> oder Luſt-<lb/><cb/> Gaͤnge, als auch viereckigte oder runde<lb/><hi rendition="#aq">Pyramid</hi>en, auch andere <hi rendition="#aq">Figur</hi>en, ſo in<lb/> der Scheere gehalten werden. Es ſind<lb/> zwar mehr Arten Tangel-Holtzes, als<lb/> der Eiben-Baum, Lerchen-Baum, Sa-<lb/> the-Baum, Roßmarien und derglei-<lb/> chen mehr, davon ich aber, weil es zu<lb/> unſerm Zweck nicht dienlich, weiter nichts<lb/> melden, ſondern, weiln ſowohl das Laub-<lb/> als Tangel-Holtz beſchrieben, nunmehro<lb/> von wilden Baͤumen zu handeln aufhoͤ-<lb/> ren, und mich zu andern Materien<lb/> wenden will.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Von <hi rendition="#in">S</hi>turm-<hi rendition="#in">W</hi>inden und Feuer-Braͤnden.</hi> </head><lb/> <cb/> <p>Wie der groſſe GOtt dem menſchli-<lb/> chen Geſchlechte zu hoͤchſt nuͤtzlichem Ge-<lb/> brauch Waͤlder und Gehoͤltze durch ſeine<lb/> Allmacht erſchaffen, und deren unent-<lb/> behrlichen Nutzen zur Genuͤge augen-<lb/> ſcheinlich erweiſet; So hat er auch Mit-<lb/> tel und Wege ſich vorbehalten, ſolche<lb/> Hoͤltzer zur Beſtraffung der ungehorſa-<lb/> men Menſchen mit groſſen ungeheuern<lb/> Sturm-Winden niederzureiſſen und zu<lb/> vertilgen, ja gantz oͤde und wuͤſte zu ma-<lb/> chen und durch ſolche Wald-Brecher der<lb/> armen Waͤlder einige Zierde abzureiſ-<lb/> ſen, daß bey dergleichen Zuſtand ein er-<lb/> baͤrmlich Mitleyden zu haben und entſetz-<lb/> lich anzuſehen iſt, wann die ungeheuern<lb/> tobenden Winde bey groſſem Schnee<lb/> oder langwierigem Regen und Naͤſſe die<lb/> Baͤume ſo hefftig bewegen, daß ſie die<lb/> Wurtzeln mit der Erden empor reiſſen,<lb/> und andere zugleich mit niederwerffen,<lb/> oder auch bey gefrorner Erde die Staͤm-<lb/> me halb von einander brechen, daß oͤff-<lb/> ters Haͤuſer hoch Windbruͤche uͤber ein-<lb/> ander liegen und weder mit kriechen,<lb/> noch gehen durchzukommen iſt. Und<lb/> wird ein ſolcher Baum bey dem Bruch<lb/> und Fall dergeſtalt ſtarck erſchuͤttert, daß<lb/> er ſich zwiſchen denen innerlichen Jah-<lb/> ren loßſchiebet. Wann nun hier von ge-<lb/> bauet, oder von ſolchem Holtze Breter<lb/> geſchnitten, und darvon Schraͤncke oder<lb/> Tiſche gemachet werden, ſo pfleget es bey<lb/> Aenderung des Wetters oͤffters zu kna-<lb/> cken, weil ſolchem Holtze innerlich die<lb/> Jahrwachſe verſchoben. Dergleichen<lb/> auch das gruͤne Holtz, wenn es im Feu-<lb/> er brennet, wegen des innerlichen Waſ-<lb/> ſers ſeines Saffts, und <hi rendition="#aq">Antipathie</hi> des<lb/> Feuers zu thun pfleget. Es ſtehen aber<lb/> die meiſten Leute in denen Gedancken,<lb/> daß ſolches Holtz, ſo der Wind niederge-<lb/><cb/> riſſen, dem Winde <hi rendition="#aq">fatal</hi> und zu bauen un-<lb/> gluͤcklich ſey, dahero ſie Bedencken tragen,<lb/> mit ſolchem zu bauen. Sonſten iſt vor Al-<lb/> ters nach Saͤchſiſchẽ Rechten im Gebrauch<lb/> geweſen, daß die Windbruͤche, ſo die Graͤn-<lb/> tze beruͤhret haben, den Foͤrſtern ſolchen<lb/> Revieren als ein <hi rendition="#aq">Accidens</hi> zugekommen,<lb/> damit ſie um deſto mehr auf der Graͤn-<lb/> tzen Richtigkeit achtung gegeben, welches<lb/> aber nach dieſem abgekommen ſeyn mag,<lb/> und werden heut zu Tage nicht allein von<lb/> Lager-Holtze, ſondern auch von Wind-<lb/> bruͤchen Herrſchafftliche Kuͤchen-Klaff-<lb/> tern von denen Unterthanen geſchlagen.<lb/> Nicht allein thun obgemeldter maaſſen<lb/> ſolche und dergleichen Waldreiſſende<lb/> Sturm-Winde denen Heyden und Waͤl-<lb/> dern einen unglaublichen Schaden, ſon-<lb/> dern es <hi rendition="#aq">ruinir</hi>et ſolche nicht weniger auch<lb/> bey groſſer lang anhaltender Duͤrre und<lb/> Sommer-Hitze der in denenſelben entſte-<lb/> hende Brand; Da ohnediß das von<lb/> ſchwefflichter und hartzigter Fettigkeit zur<lb/> Hitze und innerlichem Feuer bereits <hi rendition="#aq">incli-<lb/> nir</hi>ende Tangel-Holtz leichte zur Flam-<lb/> me ausſchlaͤgt; Dergleichen Brand auch<lb/> durch Unvorſichtigkeit der Koͤhler, ſo<lb/> nachlaͤßig mit dem Meulerbrennen um-<lb/> gehen, entſtehen kan; oder es verurſachen<lb/> ſolchen die Zimmerleute und Holtzhauer,<lb/> Schaͤffer und Hirten durch ihre To-<lb/> backs-Feuer, ſo ſie in hartzigte Spaͤhne<lb/> fallen laſſen; Oder es geſchicht auch wohl<lb/> gar durch gottloſer Leute und boͤſer Bu-<lb/> ben Leichtfertigkeit, daß Feuer in die<lb/> Waͤlder mit allem Fleiß angeleget wird,<lb/> welches leichtlich an der duͤrren Erde das<lb/> Mooß, alt Graß, Reißig und derglei-<lb/> chen Feuerfangende Sachen ergreiffet,<lb/> ferner um ſich friſſet, und dergeſtalt bey<lb/> nachlaͤßiger Aufficht uͤberhand nimmet,<lb/> daß zuweilen groſſe Heyden auf viele<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Meil-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38[39]/0111]
Von der Erden.
ſchreiben viele Natur-Kuͤndiger, daß der
Schatten von dieſem Baum dem Men-
ſchen an der Geſundheit gar ſchaͤdlich ſeyn
ſolle, welches doch nicht erweißlich, in-
deme ich oͤffters in Franckreich und zwar
ſowohl zu Pariß, als auch zu Verſailles
in denen Koͤniglichen Gaͤrten unter dem
Schatten der Luſt-Gaͤnge von ſolchen
Gewaͤchſen mit mancher Plaiſir die Zeit
paſſiret, ohne daß ich hiervon was wie-
driges vermercket. Es machen die Gaͤrt-
ner in denen Luſt-Gaͤrten hiervon ſowohl
die lebendigen Hecken, Spatier- oder Luſt-
Gaͤnge, als auch viereckigte oder runde
Pyramiden, auch andere Figuren, ſo in
der Scheere gehalten werden. Es ſind
zwar mehr Arten Tangel-Holtzes, als
der Eiben-Baum, Lerchen-Baum, Sa-
the-Baum, Roßmarien und derglei-
chen mehr, davon ich aber, weil es zu
unſerm Zweck nicht dienlich, weiter nichts
melden, ſondern, weiln ſowohl das Laub-
als Tangel-Holtz beſchrieben, nunmehro
von wilden Baͤumen zu handeln aufhoͤ-
ren, und mich zu andern Materien
wenden will.
Von Sturm-Winden und Feuer-Braͤnden.
Wie der groſſe GOtt dem menſchli-
chen Geſchlechte zu hoͤchſt nuͤtzlichem Ge-
brauch Waͤlder und Gehoͤltze durch ſeine
Allmacht erſchaffen, und deren unent-
behrlichen Nutzen zur Genuͤge augen-
ſcheinlich erweiſet; So hat er auch Mit-
tel und Wege ſich vorbehalten, ſolche
Hoͤltzer zur Beſtraffung der ungehorſa-
men Menſchen mit groſſen ungeheuern
Sturm-Winden niederzureiſſen und zu
vertilgen, ja gantz oͤde und wuͤſte zu ma-
chen und durch ſolche Wald-Brecher der
armen Waͤlder einige Zierde abzureiſ-
ſen, daß bey dergleichen Zuſtand ein er-
baͤrmlich Mitleyden zu haben und entſetz-
lich anzuſehen iſt, wann die ungeheuern
tobenden Winde bey groſſem Schnee
oder langwierigem Regen und Naͤſſe die
Baͤume ſo hefftig bewegen, daß ſie die
Wurtzeln mit der Erden empor reiſſen,
und andere zugleich mit niederwerffen,
oder auch bey gefrorner Erde die Staͤm-
me halb von einander brechen, daß oͤff-
ters Haͤuſer hoch Windbruͤche uͤber ein-
ander liegen und weder mit kriechen,
noch gehen durchzukommen iſt. Und
wird ein ſolcher Baum bey dem Bruch
und Fall dergeſtalt ſtarck erſchuͤttert, daß
er ſich zwiſchen denen innerlichen Jah-
ren loßſchiebet. Wann nun hier von ge-
bauet, oder von ſolchem Holtze Breter
geſchnitten, und darvon Schraͤncke oder
Tiſche gemachet werden, ſo pfleget es bey
Aenderung des Wetters oͤffters zu kna-
cken, weil ſolchem Holtze innerlich die
Jahrwachſe verſchoben. Dergleichen
auch das gruͤne Holtz, wenn es im Feu-
er brennet, wegen des innerlichen Waſ-
ſers ſeines Saffts, und Antipathie des
Feuers zu thun pfleget. Es ſtehen aber
die meiſten Leute in denen Gedancken,
daß ſolches Holtz, ſo der Wind niederge-
riſſen, dem Winde fatal und zu bauen un-
gluͤcklich ſey, dahero ſie Bedencken tragen,
mit ſolchem zu bauen. Sonſten iſt vor Al-
ters nach Saͤchſiſchẽ Rechten im Gebrauch
geweſen, daß die Windbruͤche, ſo die Graͤn-
tze beruͤhret haben, den Foͤrſtern ſolchen
Revieren als ein Accidens zugekommen,
damit ſie um deſto mehr auf der Graͤn-
tzen Richtigkeit achtung gegeben, welches
aber nach dieſem abgekommen ſeyn mag,
und werden heut zu Tage nicht allein von
Lager-Holtze, ſondern auch von Wind-
bruͤchen Herrſchafftliche Kuͤchen-Klaff-
tern von denen Unterthanen geſchlagen.
Nicht allein thun obgemeldter maaſſen
ſolche und dergleichen Waldreiſſende
Sturm-Winde denen Heyden und Waͤl-
dern einen unglaublichen Schaden, ſon-
dern es ruiniret ſolche nicht weniger auch
bey groſſer lang anhaltender Duͤrre und
Sommer-Hitze der in denenſelben entſte-
hende Brand; Da ohnediß das von
ſchwefflichter und hartzigter Fettigkeit zur
Hitze und innerlichem Feuer bereits incli-
nirende Tangel-Holtz leichte zur Flam-
me ausſchlaͤgt; Dergleichen Brand auch
durch Unvorſichtigkeit der Koͤhler, ſo
nachlaͤßig mit dem Meulerbrennen um-
gehen, entſtehen kan; oder es verurſachen
ſolchen die Zimmerleute und Holtzhauer,
Schaͤffer und Hirten durch ihre To-
backs-Feuer, ſo ſie in hartzigte Spaͤhne
fallen laſſen; Oder es geſchicht auch wohl
gar durch gottloſer Leute und boͤſer Bu-
ben Leichtfertigkeit, daß Feuer in die
Waͤlder mit allem Fleiß angeleget wird,
welches leichtlich an der duͤrren Erde das
Mooß, alt Graß, Reißig und derglei-
chen Feuerfangende Sachen ergreiffet,
ferner um ſich friſſet, und dergeſtalt bey
nachlaͤßiger Aufficht uͤberhand nimmet,
daß zuweilen groſſe Heyden auf viele
Meil-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |