Finen, Eberhard: Helmstädtsche Denk- und Dank-Reden. Helmstedt, 1702.Die durch den Bethränten abgewischte Mutter-Thränen Bey der Beysetzung Des S.
T.
Herrn Fridrich Matthias Weylls Vornehmen Bürgers und Handelsmanns Jüngsten
Söhnleins Johann Julius Christian vorgestellet Den 20. May 1701. WEnn mir aufgegeben würde zu errathen / wohin jetzo wol der meisten Wünschen ztelete; so würde ich es vielleicht errathen / wenn ich sagte: Es ziele dahin / daß doch der Himmel weinen / und Thränen vergiessen möchte. Lechzet nicht die durstige Erde und öffnet ihren Mund diese Thränen aufzufangen / um davon ihren matten Sprossen Unterhalt zu verschaffen; ich wil sagen / sie wünschet einen warmen Regen / die ihr anvertraute Saat zum keimen / ihre Halmen zum Schossen / ihre noch rückständige Blumen zum öffnen / ihre Knospen zum grünen / ihre Bäume zu völliger Blüte / alles zum zeitigen Wachsthum zu befordern. Alle / sowol vernünfftige als unvernünfftige Einwohner der Erden sind mit ihr eins in diesem Wunsch / und erkennen wol / daß jetzo nichts nöthigers als diese Die durch den Bethränten abgewischte Mutter-Thränen Bey der Beysetzung Des S.
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Herrn Fridrich Matthias Weylls Vornehmen Bürgers und Handelsmanns Jüngsten
Söhnleins Johann Julius Christian vorgestellet Den 20. May 1701. WEnn mir aufgegeben würde zu errathen / wohin jetzo wol der meisten Wünschen ztelete; so würde ich es vielleicht errathen / wenn ich sagte: Es ziele dahin / daß doch der Himmel weinen / und Thränen vergiessen möchte. Lechzet nicht die durstige Erde und öffnet ihren Mund diese Thränen aufzufangen / um davon ihren matten Sprossen Unterhalt zu verschaffen; ich wil sagen / sie wünschet einen warmen Regen / die ihr anvertraute Saat zum keimen / ihre Halmen zum Schossen / ihre noch rückständige Blumen zum öffnen / ihre Knospen zum grünen / ihre Bäume zu völliger Blüte / alles zum zeitigen Wachsthum zu befordern. Alle / sowol vernünfftige als unvernünfftige Einwohner der Erden sind mit ihr eins in diesem Wunsch / und erkennen wol / daß jetzo nichts nöthigers als diese <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0086" n="80"/> </div> <div> <head>Die durch den Bethränten abgewischte Mutter-Thränen Bey der Beysetzung Des S. T.<lb/></head> </div> <div> <head>Herrn Fridrich Matthias Weylls Vornehmen Bürgers und Handelsmanns Jüngsten Söhnleins Johann Julius Christian vorgestellet Den 20. May 1701.<lb/></head> <p>WEnn mir aufgegeben würde zu errathen / wohin jetzo wol der meisten Wünschen ztelete; so würde ich es vielleicht errathen / wenn ich sagte: Es ziele dahin / daß doch der Himmel weinen / und Thränen vergiessen möchte. Lechzet nicht die durstige Erde und öffnet ihren Mund diese Thränen aufzufangen / um davon ihren matten Sprossen Unterhalt zu verschaffen; ich wil sagen / sie wünschet einen warmen Regen / die ihr anvertraute Saat zum keimen / ihre Halmen zum Schossen / ihre noch rückständige Blumen zum öffnen / ihre Knospen zum grünen / ihre Bäume zu völliger Blüte / alles zum zeitigen Wachsthum zu befordern. Alle / sowol vernünfftige als unvernünfftige Einwohner der Erden sind mit ihr eins in diesem Wunsch / und erkennen wol / daß jetzo nichts nöthigers als diese </p> </div> </body> </text> </TEI> [80/0086]
Die durch den Bethränten abgewischte Mutter-Thränen Bey der Beysetzung Des S. T.
Herrn Fridrich Matthias Weylls Vornehmen Bürgers und Handelsmanns Jüngsten Söhnleins Johann Julius Christian vorgestellet Den 20. May 1701.
WEnn mir aufgegeben würde zu errathen / wohin jetzo wol der meisten Wünschen ztelete; so würde ich es vielleicht errathen / wenn ich sagte: Es ziele dahin / daß doch der Himmel weinen / und Thränen vergiessen möchte. Lechzet nicht die durstige Erde und öffnet ihren Mund diese Thränen aufzufangen / um davon ihren matten Sprossen Unterhalt zu verschaffen; ich wil sagen / sie wünschet einen warmen Regen / die ihr anvertraute Saat zum keimen / ihre Halmen zum Schossen / ihre noch rückständige Blumen zum öffnen / ihre Knospen zum grünen / ihre Bäume zu völliger Blüte / alles zum zeitigen Wachsthum zu befordern. Alle / sowol vernünfftige als unvernünfftige Einwohner der Erden sind mit ihr eins in diesem Wunsch / und erkennen wol / daß jetzo nichts nöthigers als diese
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