Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.II. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abschnitt. cher Schade entstanden sey, wird zum Thatbe-stande nicht erfodert. *) Anm. Mündlich von der quasipraevaricatio. §. 462. Die Strafe der eigentlichen, ursprüngli- Anm. Die ältere Praxis blieb bey den Gesetzen. §. 463. der Obrigkeit anzeigt, wovon Leyser Sp. 554. m. 10. und Koch l. c §. 557. das Gegentheil be- haupten. Das Ver[s]prechen des Advocaten kann auf die Verheimlichung eigentlicher Uebertretungen sich nicht ausdehnen; auch fällt hier der Gegentheil (a versarius) hinweg, zu dessen Vortheil diese Ent- deckung geschähe. Weder die Vergleichung der Advocatenpflicht mit dem sigillo confessionis des Geistlichen, noch das Berufen auf die L. ult. D. de testibus beweisen das allergeringste. *) Dagegen Meister jun. pr. jur. crim. §. 251. Quistorp Thl. I. §. 429. Die Worte des Art. 115. "So ein Procurator seiner Pavthey zu Nachtheil, und dem Widertheil zu gut handelte" sagen weiter nichts aus, als dass die Handlung des Procurators auf den Nachtheil seiner und den Vortheil der Gegenpar- they gerichter seyn müsse. **) L. 2. D. h. t. Sciendum est, quod hodie iis, qui praevaricati sunt, poena injungitur extraordinaria. ***) P. G. O. Art. cit.
II. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt. cher Schade entſtanden ſey, wird zum Thatbe-ſtande nicht erfodert. *) Anm. Mündlich von der quaſipraevaricatio. §. 462. Die Strafe der eigentlichen, urſprüngli- Anm. Die ältere Praxis blieb bey den Geſetzen. §. 463. der Obrigkeit anzeigt, wovon Leyſer Sp. 554. m. 10. und Koch l. c §. 557. das Gegentheil be- haupten. Das Ver[ſ]prechen des Advocaten kann auf die Verheimlichung eigentlicher Uebertretungen ſich nicht ausdehnen; auch fällt hier der Gegentheil (a verſarius) hinweg, zu deſſen Vortheil dieſe Ent- deckung geſchähe. Weder die Vergleichung der Advocatenpflicht mit dem ſigillo confeſſionis des Geiſtlichen, noch das Berufen auf die L. ult. D. de teſtibus beweiſen das allergeringſte. *) Dagegen Meiſter jun. pr. jur. crim. §. 251. Quiſtorp Thl. I. §. 429. Die Worte des Art. 115. „So ein Procurator ſeiner Pavthey zu Nachtheil, und dem Widertheil zu gut handelte“ ſagen weiter nichts aus, als daſs die Handlung des Procurators auf den Nachtheil ſeiner und den Vortheil der Gegenpar- they gerichter ſeyn müſſe. **) L. 2. D. h. t. Sciendum eſt, quod hodie iis, qui praevaricati ſunt, poena injungitur extraordinaria. ***) P. G. O. Art. cit.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <p><pb facs="#f0402" n="374"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#i">cher Schade</hi> entſtanden ſey, wird zum Thatbe-<lb/> ſtande nicht erfodert. <note place="foot" n="*)">Dagegen <hi rendition="#g">Meiſter jun</hi>. <hi rendition="#i">pr. jur. crim.</hi> §. 251.<lb/><hi rendition="#g">Quiſtorp</hi> Thl. I. §. 429. Die Worte des Art. 115.<lb/> „So ein Procurator <hi rendition="#i">ſeiner Pavthey zu Nachtheil, und<lb/> dem Widertheil zu gut handelte</hi>“ ſagen weiter nichts<lb/> aus, als daſs die Handlung des Procurators auf den<lb/> Nachtheil ſeiner und den Vortheil der Gegenpar-<lb/> they <hi rendition="#i">gerichter</hi> ſeyn müſſe.</note></p><lb/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Anm</hi>. Mündlich</hi> von der <hi rendition="#i">quaſipraevaricatio.</hi></hi> </p> </div><lb/> <div n="7"> <head>§. 462.</head><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Strafe</hi> der <hi rendition="#i">eigentlichen, urſprüngli-<lb/> chen</hi> Präv. iſt willkührlich: <note place="foot" n="**)">L. 2. D. h. t. Sciendum eſt, quod hodie iis, qui<lb/> praevaricati ſunt, poena injungitur extraordinaria.</note> die Strafe der<lb/> Präv. in abgeleiteter Bedeutung der <hi rendition="#i">Pranger</hi>,<lb/> verbunden mit <hi rendition="#i">Staupenſchlag</hi> und <hi rendition="#i">Landesver-<lb/> weiſung</hi>, doch ſo, daſs andere der Qualität<lb/> nach gleiche Strafen nicht ausgeſchloſſen<lb/> ſind <note place="foot" n="***)">P. G. O. Art. cit.</note></p><lb/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Anm</hi>.</hi> Die <hi rendition="#i">ältere</hi> Praxis blieb bey den Geſetzen.<lb/><hi rendition="#g">Leyſer</hi> Sp. 554. m. 1. ſq. — Die neuere will,<lb/> (wenn anders die Praxis etwas wollen kann) Sus-<lb/> penſion von der Advocatur, Gefängniſs- oder Geld-<lb/> ſtrafe. <hi rendition="#g">Quiſtorp</hi> Thl. I. §. 433.</hi> </p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">§. 463.</fw><lb/> <note xml:id="note-0402" prev="#note-0401" place="foot" n="†)">der Obrigkeit anzeigt, wovon <hi rendition="#g">Leyſer</hi> Sp. 554.<lb/> m. 10. und <hi rendition="#g">Koch</hi> l. c §. 557. das Gegentheil be-<lb/> haupten. Das Ver<supplied>ſ</supplied>prechen des Advocaten kann<lb/> auf die Verheimlichung eigentlicher Uebertretungen<lb/> ſich nicht ausdehnen; auch fällt hier der <hi rendition="#i">Gegentheil</hi><lb/> (a verſarius) hinweg, zu deſſen Vortheil dieſe Ent-<lb/> deckung geſchähe. Weder die Vergleichung der<lb/> Advocatenpflicht mit dem ſigillo confeſſionis des<lb/> Geiſtlichen, noch das Berufen auf die <hi rendition="#i">L. ult. D.<lb/> de teſtibus</hi> beweiſen das allergeringſte.</note> </div><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [374/0402]
II. Buch. II. Theil. II. Titel. II. Abſchnitt.
cher Schade entſtanden ſey, wird zum Thatbe-
ſtande nicht erfodert. *)
Anm. Mündlich von der quaſipraevaricatio.
§. 462.
Die Strafe der eigentlichen, urſprüngli-
chen Präv. iſt willkührlich: **) die Strafe der
Präv. in abgeleiteter Bedeutung der Pranger,
verbunden mit Staupenſchlag und Landesver-
weiſung, doch ſo, daſs andere der Qualität
nach gleiche Strafen nicht ausgeſchloſſen
ſind ***)
Anm. Die ältere Praxis blieb bey den Geſetzen.
Leyſer Sp. 554. m. 1. ſq. — Die neuere will,
(wenn anders die Praxis etwas wollen kann) Sus-
penſion von der Advocatur, Gefängniſs- oder Geld-
ſtrafe. Quiſtorp Thl. I. §. 433.
§. 463.
†)
*) Dagegen Meiſter jun. pr. jur. crim. §. 251.
Quiſtorp Thl. I. §. 429. Die Worte des Art. 115.
„So ein Procurator ſeiner Pavthey zu Nachtheil, und
dem Widertheil zu gut handelte“ ſagen weiter nichts
aus, als daſs die Handlung des Procurators auf den
Nachtheil ſeiner und den Vortheil der Gegenpar-
they gerichter ſeyn müſſe.
**) L. 2. D. h. t. Sciendum eſt, quod hodie iis, qui
praevaricati ſunt, poena injungitur extraordinaria.
***) P. G. O. Art. cit.
†) der Obrigkeit anzeigt, wovon Leyſer Sp. 554.
m. 10. und Koch l. c §. 557. das Gegentheil be-
haupten. Das Verſprechen des Advocaten kann
auf die Verheimlichung eigentlicher Uebertretungen
ſich nicht ausdehnen; auch fällt hier der Gegentheil
(a verſarius) hinweg, zu deſſen Vortheil dieſe Ent-
deckung geſchähe. Weder die Vergleichung der
Advocatenpflicht mit dem ſigillo confeſſionis des
Geiſtlichen, noch das Berufen auf die L. ult. D.
de teſtibus beweiſen das allergeringſte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/402 |
Zitationshilfe: | Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/402>, abgerufen am 22.02.2025. |