Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.Verletzung des ehel. Vertrags. Ehebruch. Beyschlaf willige, oder nicht *) Consumirt wirdder Ehebruch erst mit Einlassung des Saa- mens **). §. 417. Der Ehebruch ist in Rücksicht der durch §. 418. Der Ehebruch kann so gut aus Culpa, als lus, *) Die Regel des §. 40. kann hier nicht zur Anwen- dung kommen, weil der Ehegatte durch eine solche Erlaubniss das lenocinium begeht (L. 2 §. 4. 5 h t.); eine solche, eine Uebertretung enthaltende Erlaub- niss aber keine rechtlichen Folgen haben kann. **) cf. Bochmer ad Carpzov Q 61. obs. 1. Struben Thl. III Bed. 24. Bauer progr, de ve- ritate criminis perpetrati corpus delicti vocart solita in adulterio. Lips. 1739. In Opusc. T. I. Nr. 30. -- Zur Anwendung der privatre[c]htlichen Folgen des Ehebruchs ist die immissio seminis nicht nothwen- dig. cf. Rivinus pr. de adulterio. p. 1. sq. ***) L. 12. et 43. D. h. t. Nov. 117. C. 11.
Verletzung des ehel. Vertrags. Ehebruch. Beyſchlaf willige, oder nicht *) Conſumirt wirdder Ehebruch erſt mit Einlaſſung des Saa- mens **). §. 417. Der Ehebruch iſt in Rückſicht der durch §. 418. Der Ehebruch kann ſo gut aus Culpa, als lus, *) Die Regel des §. 40. kann hier nicht zur Anwen- dung kommen, weil der Ehegatte durch eine ſolche Erlaubniſs das lenocinium begeht (L. 2 §. 4. 5 h t.); eine ſolche, eine Uebertretung enthaltende Erlaub- niſs aber keine rechtlichen Folgen haben kann. **) cf. Bochmer ad Carpzov Q 61. obſ. 1. Struben Thl. III Bed. 24. Bauer progr, de ve- ritate criminis perpetrati corpus delicti vocart ſolita in adulterio. Lipſ. 1739. In Opusc. T. I. Nr. 30. — Zur Anwendung der privatre[c]htlichen Folgen des Ehebruchs iſt die immiſſio ſeminis nicht nothwen- dig. cf. Rivinus pr. de adulterio. p. 1. ſq. ***) L. 12. et 43. D. h. t. Nov. 117. C. 11.
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Verletzung des ehel. Vertrags. Ehebruch.
Beyſchlaf willige, oder nicht *) Conſumirt wird
der Ehebruch erſt mit Einlaſſung des Saa-
mens **).
§. 417.
Der Ehebruch iſt in Rückſicht der durch
die Handlung begründeten Rechtsverletzung
entweder doppelter Ehebruch (adulterium duplica-
tum, Oberhurerey) wenn beyde concumbirende
Theile das Recht auf eheliche Treue zweyer ver-
ſchiedener Subjecte verletzen; oder einfacher Ehe-
bruch, wenn in der Handlung beyder blos die
Verletzung dieſes Rechts in Einer Perſon ent-
halten iſt. Bey jenem müſſen daher beyde
Concumbenten, bey dieſem darf nur Einer
verheyrathet ſeyn.
§. 418.
Der Ehebruch kann ſo gut aus Culpa, als
aus Dolus begangen werden ***). Der doloſe
Ehebruch ſetzt, vermöge des Begriffs von Do-
lus,
*) Die Regel des §. 40. kann hier nicht zur Anwen-
dung kommen, weil der Ehegatte durch eine ſolche
Erlaubniſs das lenocinium begeht (L. 2 §. 4. 5 h t.);
eine ſolche, eine Uebertretung enthaltende Erlaub-
niſs aber keine rechtlichen Folgen haben kann.
**) cf. Bochmer ad Carpzov Q 61. obſ. 1.
Struben Thl. III Bed. 24. Bauer progr, de ve-
ritate criminis perpetrati corpus delicti vocart ſolita in
adulterio. Lipſ. 1739. In Opusc. T. I. Nr. 30. —
Zur Anwendung der privatrechtlichen Folgen des
Ehebruchs iſt die immiſſio ſeminis nicht nothwen-
dig. cf. Rivinus pr. de adulterio. p. 1. ſq.
***) L. 12. et 43. D. h. t. Nov. 117. C. 11.
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Zitationshilfe: | Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/361>, abgerufen am 22.02.2025. |