Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

Qualificirte Diebstähle.
ten Ort, 3) einer zum Gottesdienst bestimm-
ten Sache aus einem profanen Ort *).

P. G. O. Art. 171.

§. 384.

Der Grund der gesetzlichen Auszeichnung
ist bey den Katholiken, die den geweihten
Sachen inwohnende göttliche Kraft (sanctitas
interna
) **), deren Verletzung als Beleidigung
der Gottheit selbst betrachtet wird. Nach pro-
testantischen Grundsätzen haben kirchliche Sa-
chen eine äussere Heiligkeit (sanct. externa) in
wie ferne die Kirche selbst, als Stütze des
Staats, in dem unmittelbaren vorzüglichen
Schutze desselben steht, und die ehrwürdige
Bestimmung dieser Sachen auf sie selbst einen
Schein von Heiligkeit ergiesst. Diess macht
den Kirchenraub vorzüglich strafbar, woraus
denn folgt, dass an den Sachen oder Orten ei-
ner nicht im Reiche recipirten Religionsge-
sellschaft kein Kirchenraub, sondern blos ge-
meiner Diebstahl begangen wird.


§. 385.
*) c. 21. C. 17. q. 4. P. G. O. Art. 171. -- Entwen-
dung einer profanen Sache aus einem heiligen Ort
ist, nach römischen Recht, der Etymologie des
Worts nach, nicht Sacrilegium. L. 5. D. ad L. Iul.
peculatus.
In Chursachsen ist blos Entwendung ei-
ner heiligen Sache aus heiligem Ort ein Kirchen-
raub. cf. Püttmann el. jur. crim. §. 474.
**) Boehmer I. E. P. L. III. tit. 49. §. 5.
U

Qualificirte Diebſtähle.
ten Ort, 3) einer zum Gottesdienſt beſtimm-
ten Sache aus einem profanen Ort *).

P. G. O. Art. 171.

§. 384.

Der Grund der geſetzlichen Auszeichnung
iſt bey den Katholiken, die den geweihten
Sachen inwohnende göttliche Kraft (ſanctitas
interna
) **), deren Verletzung als Beleidigung
der Gottheit ſelbſt betrachtet wird. Nach pro-
teſtantiſchen Grundſätzen haben kirchliche Sa-
chen eine äuſſere Heiligkeit (ſanct. externa) in
wie ferne die Kirche ſelbſt, als Stütze des
Staats, in dem unmittelbaren vorzüglichen
Schutze deſſelben ſteht, und die ehrwürdige
Beſtimmung dieſer Sachen auf ſie ſelbſt einen
Schein von Heiligkeit ergieſst. Dieſs macht
den Kirchenraub vorzüglich ſtrafbar, woraus
denn folgt, daſs an den Sachen oder Orten ei-
ner nicht im Reiche recipirten Religionsge-
ſellſchaft kein Kirchenraub, ſondern blos ge-
meiner Diebſtahl begangen wird.


§. 385.
*) c. 21. C. 17. q. 4. P. G. O. Art. 171. — Entwen-
dung einer profanen Sache aus einem heiligen Ort
iſt, nach römiſchen Recht, der Etymologie des
Worts nach, nicht Sacrilegium. L. 5. D. ad L. Iul.
peculatus.
In Churſachſen iſt blos Entwendung ei-
ner heiligen Sache aus heiligem Ort ein Kirchen-
raub. cf. Püttmann el. jur. crim. §. 474.
**) Boehmer I. E. P. L. III. tit. 49. §. 5.
U
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <div n="11">
                            <p><pb facs="#f0333" n="305"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Qualificirte Dieb&#x017F;tähle.</hi></fw><lb/>
ten Ort, 3) einer zum Gottesdien&#x017F;t be&#x017F;timm-<lb/>
ten Sache aus einem profanen Ort <note place="foot" n="*)">c. 21. C. 17. q. 4. P. G. O. Art. 171. &#x2014; Entwen-<lb/>
dung einer profanen Sache aus einem heiligen Ort<lb/>
i&#x017F;t, nach römi&#x017F;chen Recht, der Etymologie des<lb/>
Worts nach, nicht <hi rendition="#i">Sacrilegium.</hi> L. 5. <hi rendition="#i">D. ad L. Iul.<lb/>
peculatus.</hi> In Chur&#x017F;ach&#x017F;en i&#x017F;t blos Entwendung ei-<lb/>
ner heiligen Sache aus heiligem Ort ein Kirchen-<lb/>
raub. cf. <hi rendition="#g">Püttmann</hi> <hi rendition="#i">el. jur. crim.</hi> §. 474.</note>.</p><lb/>
                            <p> <hi rendition="#et">P. G. O. Art. 171.</hi> </p>
                          </div><lb/>
                          <div n="11">
                            <head>§. 384.</head><lb/>
                            <p>Der Grund der ge&#x017F;etzlichen Auszeichnung<lb/>
i&#x017F;t bey den Katholiken, die den geweihten<lb/>
Sachen inwohnende göttliche Kraft (<hi rendition="#i">&#x017F;anctitas<lb/>
interna</hi>) <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#g">Boehmer</hi> I. E. P. L. III. tit. 49. §. 5.</note>, deren Verletzung als Beleidigung<lb/>
der Gottheit &#x017F;elb&#x017F;t betrachtet wird. Nach pro-<lb/>
te&#x017F;tanti&#x017F;chen Grund&#x017F;ätzen haben kirchliche Sa-<lb/>
chen eine <hi rendition="#i">äu&#x017F;&#x017F;ere Heiligkeit</hi> (<hi rendition="#i">&#x017F;anct. externa</hi>) in<lb/>
wie ferne die Kirche &#x017F;elb&#x017F;t, als Stütze des<lb/>
Staats, in dem unmittelbaren vorzüglichen<lb/>
Schutze de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;teht, und die ehrwürdige<lb/>
Be&#x017F;timmung die&#x017F;er Sachen auf &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t einen<lb/>
Schein von Heiligkeit ergie&#x017F;st. Die&#x017F;s macht<lb/>
den Kirchenraub vorzüglich &#x017F;trafbar, woraus<lb/>
denn folgt, da&#x017F;s an den Sachen oder Orten ei-<lb/>
ner nicht im Reiche recipirten Religionsge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaft kein Kirchenraub, &#x017F;ondern blos ge-<lb/>
meiner Dieb&#x017F;tahl begangen wird.</p>
                          </div><lb/>
                          <fw place="bottom" type="catch">§. 385.</fw><lb/>
                          <fw place="bottom" type="sig">U</fw><lb/>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[305/0333] Qualificirte Diebſtähle. ten Ort, 3) einer zum Gottesdienſt beſtimm- ten Sache aus einem profanen Ort *). P. G. O. Art. 171. §. 384. Der Grund der geſetzlichen Auszeichnung iſt bey den Katholiken, die den geweihten Sachen inwohnende göttliche Kraft (ſanctitas interna) **), deren Verletzung als Beleidigung der Gottheit ſelbſt betrachtet wird. Nach pro- teſtantiſchen Grundſätzen haben kirchliche Sa- chen eine äuſſere Heiligkeit (ſanct. externa) in wie ferne die Kirche ſelbſt, als Stütze des Staats, in dem unmittelbaren vorzüglichen Schutze deſſelben ſteht, und die ehrwürdige Beſtimmung dieſer Sachen auf ſie ſelbſt einen Schein von Heiligkeit ergieſst. Dieſs macht den Kirchenraub vorzüglich ſtrafbar, woraus denn folgt, daſs an den Sachen oder Orten ei- ner nicht im Reiche recipirten Religionsge- ſellſchaft kein Kirchenraub, ſondern blos ge- meiner Diebſtahl begangen wird. §. 385. *) c. 21. C. 17. q. 4. P. G. O. Art. 171. — Entwen- dung einer profanen Sache aus einem heiligen Ort iſt, nach römiſchen Recht, der Etymologie des Worts nach, nicht Sacrilegium. L. 5. D. ad L. Iul. peculatus. In Churſachſen iſt blos Entwendung ei- ner heiligen Sache aus heiligem Ort ein Kirchen- raub. cf. Püttmann el. jur. crim. §. 474. **) Boehmer I. E. P. L. III. tit. 49. §. 5. U

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/333
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/333>, abgerufen am 19.11.2024.