Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den qualisicirten Injurien.
Leidenschaft, *) u. s. w. die Strafbarkeit min-
dern. Auf den Stand der Person ist blos in
Ansehung der Wahl der Strafen, nicht in An-
sehung der Grösse derselben Rücksicht zu neh-
men **), und Reue hat nur in so fern Einfluss,
als man aus derselben auf Uebereilung schlie-
ssen kann ***).

§. 349.

Ausser den gewöhnlichen Arten der Bey-
hülfe ist hier auch Concurrenz durch unter-
lassene Denunciation des Verbrechens mög-
lich ****). Obrigkeiten und Landesherrnn, wel-
che nicht ernstlich die Blasphemie bestrafen +),
wie auch solche, die nach begangener That
den Verbrecher wissentlich begünstigen, ihn
in Dienst nehmen, oder sonst durch Handlun-
gen ihre Nachsicht gegen den Uebertreter be-
weisen, sollen ebenfalls willkührlich bestraft
werden. ++)


§. 350.
*) R. A. 1495. §. cit.
**) Boehmer ad art. 106. §. 9.
***) Boehmer l. c.
****) R. A. 1548. tit. 1. §. 4. G. P. O. 1577. tit. 1. §. 4.
5. Von der Meynung Blumblachers l. c. S.
235. der diese Verbindlichkeit zum Anzeigen blos
auf gültige Zeugen beschränkt und von der An-
wendbarkeit dieser gesetzlichen Bestimmung, wel-
che Stelzer Criminalrecht §. 325. läugnet, münd-
lich.
+) R. A. 1530. tit. 1. §. 3. 4. 1548. tit. 1. §. 5.
++) R. A. 1530. tit. 1. §. 6. 1548. §. 8.

Von den qualiſicirten Injurien.
Leidenſchaft, *) u. ſ. w. die Strafbarkeit min-
dern. Auf den Stand der Perſon iſt blos in
Anſehung der Wahl der Strafen, nicht in An-
ſehung der Gröſse derſelben Rückſicht zu neh-
men **), und Reue hat nur in ſo fern Einfluſs,
als man aus derſelben auf Uebereilung ſchlie-
ſsen kann ***).

§. 349.

Auſſer den gewöhnlichen Arten der Bey-
hülfe iſt hier auch Concurrenz durch unter-
laſſene Denunciation des Verbrechens mög-
lich ****). Obrigkeiten und Landesherrnn, wel-
che nicht ernſtlich die Blasphemie beſtrafen †),
wie auch ſolche, die nach begangener That
den Verbrecher wiſſentlich begünſtigen, ihn
in Dienſt nehmen, oder ſonſt durch Handlun-
gen ihre Nachſicht gegen den Uebertreter be-
weiſen, ſollen ebenfalls willkührlich beſtraft
werden. ††)


§. 350.
*) R. A. 1495. §. cit.
**) Boehmer ad art. 106. §. 9.
***) Boehmer l. c.
****) R. A. 1548. tit. 1. §. 4. G. P. O. 1577. tit. 1. §. 4.
5. Von der Meynung Blumblachers l. c. S.
235. der dieſe Verbindlichkeit zum Anzeigen blos
auf gültige Zeugen beſchränkt und von der An-
wendbarkeit dieſer geſetzlichen Beſtimmung, wel-
che Stelzer Criminalrecht §. 325. läugnet, münd-
lich.
†) R. A. 1530. tit. 1. §. 3. 4. 1548. tit. 1. §. 5.
††) R. A. 1530. tit. 1. §. 6. 1548. §. 8.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0297" n="269"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Von den quali&#x017F;icirten Injurien.</hi></fw><lb/><hi rendition="#i">Leiden&#x017F;chaft</hi>, <note place="foot" n="*)">R. A. 1495. §. cit.</note> u. &#x017F;. w. die Strafbarkeit min-<lb/>
dern. Auf den Stand der Per&#x017F;on i&#x017F;t blos in<lb/>
An&#x017F;ehung der Wahl der Strafen, nicht in An-<lb/>
&#x017F;ehung der Grö&#x017F;se der&#x017F;elben Rück&#x017F;icht zu neh-<lb/>
men <note place="foot" n="**)"><hi rendition="#g">Boehmer</hi><hi rendition="#i">ad art.</hi> 106. §. 9.</note>, und <hi rendition="#i">Reue</hi> hat nur in &#x017F;o fern Einflu&#x017F;s,<lb/>
als man aus der&#x017F;elben auf Uebereilung &#x017F;chlie-<lb/>
&#x017F;sen kann <note place="foot" n="***)"><hi rendition="#g">Boehmer</hi> l. c.</note>.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 349.</head><lb/>
                          <p>Au&#x017F;&#x017F;er den gewöhnlichen Arten der Bey-<lb/>
hülfe i&#x017F;t hier auch Concurrenz durch unter-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;ene Denunciation des Verbrechens mög-<lb/>
lich <note place="foot" n="****)">R. A. 1548. tit. 1. §. 4. G. P. O. 1577. tit. 1. §. 4.<lb/>
5. Von der Meynung <hi rendition="#g">Blumblachers</hi> l. c. S.<lb/>
235. der die&#x017F;e Verbindlichkeit zum Anzeigen blos<lb/>
auf gültige Zeugen be&#x017F;chränkt und von der An-<lb/>
wendbarkeit die&#x017F;er ge&#x017F;etzlichen Be&#x017F;timmung, wel-<lb/>
che <hi rendition="#g">Stelzer</hi> <hi rendition="#i">Criminalrecht</hi> §. 325. läugnet, münd-<lb/>
lich.</note>. Obrigkeiten und Landesherrnn, wel-<lb/>
che nicht ern&#x017F;tlich die Blasphemie be&#x017F;trafen <note place="foot" n="&#x2020;)">R. A. 1530. tit. 1. §. 3. 4. 1548. tit. 1. §. 5.</note>,<lb/>
wie auch &#x017F;olche, die nach begangener That<lb/>
den Verbrecher wi&#x017F;&#x017F;entlich begün&#x017F;tigen, ihn<lb/>
in Dien&#x017F;t nehmen, oder &#x017F;on&#x017F;t durch Handlun-<lb/>
gen ihre Nach&#x017F;icht gegen den Uebertreter be-<lb/>
wei&#x017F;en, &#x017F;ollen ebenfalls willkührlich be&#x017F;traft<lb/>
werden. <note place="foot" n="&#x2020;&#x2020;)">R. A. 1530. tit. 1. §. 6. 1548. §. 8.</note></p>
                        </div><lb/>
                        <fw place="bottom" type="catch">§. 350.</fw><lb/>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0297] Von den qualiſicirten Injurien. Leidenſchaft, *) u. ſ. w. die Strafbarkeit min- dern. Auf den Stand der Perſon iſt blos in Anſehung der Wahl der Strafen, nicht in An- ſehung der Gröſse derſelben Rückſicht zu neh- men **), und Reue hat nur in ſo fern Einfluſs, als man aus derſelben auf Uebereilung ſchlie- ſsen kann ***). §. 349. Auſſer den gewöhnlichen Arten der Bey- hülfe iſt hier auch Concurrenz durch unter- laſſene Denunciation des Verbrechens mög- lich ****). Obrigkeiten und Landesherrnn, wel- che nicht ernſtlich die Blasphemie beſtrafen †), wie auch ſolche, die nach begangener That den Verbrecher wiſſentlich begünſtigen, ihn in Dienſt nehmen, oder ſonſt durch Handlun- gen ihre Nachſicht gegen den Uebertreter be- weiſen, ſollen ebenfalls willkührlich beſtraft werden. ††) §. 350. *) R. A. 1495. §. cit. **) Boehmer ad art. 106. §. 9. ***) Boehmer l. c. ****) R. A. 1548. tit. 1. §. 4. G. P. O. 1577. tit. 1. §. 4. 5. Von der Meynung Blumblachers l. c. S. 235. der dieſe Verbindlichkeit zum Anzeigen blos auf gültige Zeugen beſchränkt und von der An- wendbarkeit dieſer geſetzlichen Beſtimmung, wel- che Stelzer Criminalrecht §. 325. läugnet, münd- lich. †) R. A. 1530. tit. 1. §. 3. 4. 1548. tit. 1. §. 5. ††) R. A. 1530. tit. 1. §. 6. 1548. §. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/297
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/297>, abgerufen am 19.11.2024.