Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abschnitt. soll das Attentat willkührlich bestraft werden *).Ein Gesetz, dessen Voraussetzung nicht existiren kann, weil nach psychologischen Gesetzen, eine dieser Ursachen immer zum Selbstmord bestimmt. Das Canonische Recht versagt dem Selbstmörder nur ein feyerliches Begräbniss **) und die P. G. O. erwähnt diese Handlung gar nicht als ein Verbrechen ***). §. 278. Die Selbstentleibung hebt aber die Rechte wor- *) L 3. §. 6. D. de bonis eorum, qui etc. "quaeritur: an is, qui sibi manus intulit et non perpetravit, de- beat puniri, quasi de se sententiam detulit? nam ommno puniendus, nisi taedio vitae, vel impatientia alicujus doloris coactus est, hoc facere. Et merito. si sine causa sibi manus intulit, puniendus est: qui enim jibi non pepercit, multo minus alii parcet." Vergl. L. 6. §. 7. D. de injusto, rupto, etc. L. 45. §. 2. D. de jure fisci. L. 6. §. 7. D. de re mil. **) C. 12. C. XXIII. q. 5. c. 11. X. de sepult. ***) P. G. O. Art. 135. Die Ueberschrift lautet zwar "Straffaygrev Tödung"; der Artikel selbst spricht aber kein Wort davon. ****) L. 3. pr. §. 1. 2. 3. L. 45. §. 2. D. de jure fisci.
L. 1. C. de bonis eorum, qui etc. P. G. O. Art. 135. II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt. ſoll das Attentat willkührlich beſtraft werden *).Ein Geſetz, deſſen Vorauſſetzung nicht exiſtiren kann, weil nach pſychologiſchen Geſetzen, eine dieſer Urſachen immer zum Selbſtmord beſtimmt. Das Canoniſche Recht verſagt dem Selbſtmörder nur ein feyerliches Begräbniſs **) und die P. G. O. erwähnt dieſe Handlung gar nicht als ein Verbrechen ***). §. 278. Die Selbſtentleibung hebt aber die Rechte wor- *) L 3. §. 6. D. de bonis eorum, qui etc. „quaeritur: an is, qui ſibi manus intulit et non perpetravit, de- beat puniri, quaſi de ſe ſententiam detulit? nam ommno puniendus, niſi taedio vitae, vel impatientia alicujus doloris coactus eſt, hoc facere. Et merito. ſi ſine cauſa ſibi manus intulit, puniendus eſt: qui enim jibi non pepercit, multo minus alii parcet.“ Vergl. L. 6. §. 7. D. de injuſto, rupto, etc. L. 45. §. 2. D. de jure fisci. L. 6. §. 7. D. de re mil. **) C. 12. C. XXIII. q. 5. c. 11. X. de ſepult. ***) P. G. O. Art. 135. Die Ueberſchrift lautet zwar „Straffaygrev Tödung“; der Artikel ſelbſt ſpricht aber kein Wort davon. ****) L. 3. pr. §. 1. 2. 3. L. 45. §. 2. D. de jure fisci.
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II. Buch. I. Theil. II. Titel. I. Abſchnitt.
ſoll das Attentat willkührlich beſtraft werden *).
Ein Geſetz, deſſen Vorauſſetzung nicht exiſtiren
kann, weil nach pſychologiſchen Geſetzen,
eine dieſer Urſachen immer zum Selbſtmord
beſtimmt. Das Canoniſche Recht verſagt dem
Selbſtmörder nur ein feyerliches Begräbniſs **)
und die P. G. O. erwähnt dieſe Handlung gar
nicht als ein Verbrechen ***).
§. 278.
Die Selbſtentleibung hebt aber die Rechte
nicht auf, die für den Staat durch andre Hand-
lungen des Selbſtmörders begründet wurden.
Das Vermögen eines Selbſtmörders, der ſich
aus Furcht vor einer verwirkten, mit Confis-
cation verbundenen Lebensſtrafe entleibt,
fällt dem Staate zu ****), wenn er auch bey Leb-
zeiten nicht überwieſen, oder condemnirt
wor-
*) L 3. §. 6. D. de bonis eorum, qui etc. „quaeritur:
an is, qui ſibi manus intulit et non perpetravit, de-
beat puniri, quaſi de ſe ſententiam detulit? nam
ommno puniendus, niſi taedio vitae, vel impatientia
alicujus doloris coactus eſt, hoc facere. Et merito. ſi
ſine cauſa ſibi manus intulit, puniendus eſt: qui enim jibi
non pepercit, multo minus alii parcet.“ Vergl. L. 6.
§. 7. D. de injuſto, rupto, etc. L. 45. §. 2. D. de jure
fisci. L. 6. §. 7. D. de re mil.
**) C. 12. C. XXIII. q. 5. c. 11. X. de ſepult.
***) P. G. O. Art. 135. Die Ueberſchrift lautet zwar
„Straffaygrev Tödung“; der Artikel ſelbſt ſpricht aber
kein Wort davon.
****) L. 3. pr. §. 1. 2. 3. L. 45. §. 2. D. de jure fisci.
L. 1. C. de bonis eorum, qui etc. P. G. O. Art. 135.
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