Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Buch. I. Theil. I. Titel. I. Abschnitt.
gens kann der Hochverrath 1) sowohl dadurch
begangen werden, dass die Regierungsform
selbst vollständig geändert werden soll, als
auch 2) dadurch, dass nur einzelne Bestim-
mungen der Constitution rechtswidrig zernich-
tet werden sollen *).

§. 202.

Die Handlungen selbst, durch welche der
Hochverrath begangen wird, können seyn I.
wirkliche Thathandlungen, wohin Verschwö-
rung, Conspiration u. s. w. gehören: aber
auch II. blosse Worte und Schriften, wenn sie
in hochverrätherischer Absicht erlassen wer-
den, wie es bey Ertheilung des Auftrags, Be-
fehls, Raths, oder bey revolutionären Schrif-
ten, Reden u. s. w. der Fall ist. Freymüthiger,
aber nicht zu Revolutionen auffodernder und
blos auf Reformen abzweckender Tadel der Re-
gierung oder der Verfassung, macht keinen
Hochverrath.

§. 203.

Die Strafe des Hochverraths ist I. das
Viertheilen und bey Weibspersonen, das Er-
tränken **). II. Das Vermögen des Thäters

fällt
*) z. E. Attentat auf einzelne Rechte des Regenten,
welche ihm nach der Constitution zukommen, Ver-
drängung der regierenden Familie etc. Mündlich
von der Theilnahme an den Handlungen eines im
Staat revolutionirenden auswärtigen Feindes. Vergl.
Kleinschrod a. O. §. 8.
**) P. G. O. Art. 124.

II. Buch. I. Theil. I. Titel. I. Abſchnitt.
gens kann der Hochverrath 1) ſowohl dadurch
begangen werden, daſs die Regierungsform
ſelbſt vollſtändig geändert werden ſoll, als
auch 2) dadurch, daſs nur einzelne Beſtim-
mungen der Conſtitution rechtswidrig zernich-
tet werden ſollen *).

§. 202.

Die Handlungen ſelbſt, durch welche der
Hochverrath begangen wird, können ſeyn I.
wirkliche Thathandlungen, wohin Verſchwö-
rung, Conſpiration u. ſ. w. gehören: aber
auch II. bloſse Worte und Schriften, wenn ſie
in hochverrätheriſcher Abſicht erlaſſen wer-
den, wie es bey Ertheilung des Auftrags, Be-
fehls, Raths, oder bey revolutionären Schrif-
ten, Reden u. ſ. w. der Fall iſt. Freymüthiger,
aber nicht zu Revolutionen auffodernder und
blos auf Reformen abzweckender Tadel der Re-
gierung oder der Verfaſſung, macht keinen
Hochverrath.

§. 203.

Die Strafe des Hochverraths iſt I. das
Viertheilen und bey Weibsperſonen, das Er-
tränken **). II. Das Vermögen des Thäters

fällt
*) z. E. Attentat auf einzelne Rechte des Regenten,
welche ihm nach der Conſtitution zukommen, Ver-
drängung der regierenden Familie etc. Mündlich
von der Theilnahme an den Handlungen eines im
Staat revolutionirenden auswärtigen Feindes. Vergl.
Kleinſchrod a. O. §. 8.
**) P. G. O. Art. 124.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0182" n="154"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">II. Buch. I. Theil. I. Titel. I. Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
gens kann der Hochverrath 1) &#x017F;owohl dadurch<lb/>
begangen werden, da&#x017F;s die <hi rendition="#i">Regierungsform</hi><lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t voll&#x017F;tändig geändert werden &#x017F;oll, als<lb/>
auch 2) dadurch, da&#x017F;s nur einzelne Be&#x017F;tim-<lb/>
mungen der Con&#x017F;titution rechtswidrig zernich-<lb/>
tet werden &#x017F;ollen <note place="foot" n="*)">z. E. Attentat auf einzelne Rechte des Regenten,<lb/>
welche ihm nach der Con&#x017F;titution zukommen, Ver-<lb/>
drängung der regierenden Familie etc. Mündlich<lb/>
von der Theilnahme an den Handlungen eines im<lb/>
Staat revolutionirenden auswärtigen Feindes. Vergl.<lb/><hi rendition="#g">Klein&#x017F;chrod</hi> a. O. §. 8.</note>.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 202.</head><lb/>
                    <p>Die Handlungen &#x017F;elb&#x017F;t, durch welche der<lb/>
Hochverrath begangen wird, können &#x017F;eyn I.<lb/>
wirkliche Thathandlungen, wohin Ver&#x017F;chwö-<lb/>
rung, Con&#x017F;piration u. &#x017F;. w. gehören: aber<lb/>
auch II. blo&#x017F;se Worte und Schriften, wenn &#x017F;ie<lb/>
in hochverrätheri&#x017F;cher Ab&#x017F;icht erla&#x017F;&#x017F;en wer-<lb/>
den, wie es bey Ertheilung des Auftrags, Be-<lb/>
fehls, Raths, oder bey revolutionären Schrif-<lb/>
ten, Reden u. &#x017F;. w. der Fall i&#x017F;t. Freymüthiger,<lb/>
aber nicht zu Revolutionen auffodernder und<lb/>
blos auf Reformen abzweckender Tadel der Re-<lb/>
gierung oder der Verfa&#x017F;&#x017F;ung, macht keinen<lb/>
Hochverrath.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 203.</head><lb/>
                    <p>Die <hi rendition="#g">Strafe</hi> des Hochverraths i&#x017F;t I. das<lb/>
Viertheilen und bey Weibsper&#x017F;onen, das Er-<lb/>
tränken <note place="foot" n="**)">P. G. O. Art. 124.</note>. II. Das Vermögen des Thäters<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fällt</fw><lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[154/0182] II. Buch. I. Theil. I. Titel. I. Abſchnitt. gens kann der Hochverrath 1) ſowohl dadurch begangen werden, daſs die Regierungsform ſelbſt vollſtändig geändert werden ſoll, als auch 2) dadurch, daſs nur einzelne Beſtim- mungen der Conſtitution rechtswidrig zernich- tet werden ſollen *). §. 202. Die Handlungen ſelbſt, durch welche der Hochverrath begangen wird, können ſeyn I. wirkliche Thathandlungen, wohin Verſchwö- rung, Conſpiration u. ſ. w. gehören: aber auch II. bloſse Worte und Schriften, wenn ſie in hochverrätheriſcher Abſicht erlaſſen wer- den, wie es bey Ertheilung des Auftrags, Be- fehls, Raths, oder bey revolutionären Schrif- ten, Reden u. ſ. w. der Fall iſt. Freymüthiger, aber nicht zu Revolutionen auffodernder und blos auf Reformen abzweckender Tadel der Re- gierung oder der Verfaſſung, macht keinen Hochverrath. §. 203. Die Strafe des Hochverraths iſt I. das Viertheilen und bey Weibsperſonen, das Er- tränken **). II. Das Vermögen des Thäters fällt *) z. E. Attentat auf einzelne Rechte des Regenten, welche ihm nach der Conſtitution zukommen, Ver- drängung der regierenden Familie etc. Mündlich von der Theilnahme an den Handlungen eines im Staat revolutionirenden auswärtigen Feindes. Vergl. Kleinſchrod a. O. §. 8. **) P. G. O. Art. 124.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/182
Zitationshilfe: Feuerbach, Paul Johann Anselm von: Lehrbuch des gemeinen in Deutschland geltenden Peinlichen Rechts. Giessen, 1801, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/feuerbach_recht_1801/182>, abgerufen am 22.12.2024.