Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

Bild:
<< vorherige Seite

Aber so wird es endlich doch Beförderung des
innern Glücks sein? Das, wonach St. Nicaise
rang, wohin er nach tausend Irrwegen, Täu-
schungen und Leiden geführt wurde und woran er
S. 272 des bekannten Buches schreibt: "Ich sahe
mich am Ziel aller meiner Wünsche, und ich ward
vollkommen überzeugt, daß der Orden weit mehr
gewährt, als er verspricht, daß von ihm in einem
weit vollkommneren Grade gesagt werden kann,
was die Heiden ehedem von ihren Geheimnissen
sagten: daß man dadurch lerne, mit Ver-
gnügen leben, und mit einer besseren
Hoffnung sterben
" oder wie er S. 382. spricht:
"Auch die höchste Stufe der Geheimnisse hat
nichts anders zur Absicht, als die Menschen
besser zu machen
. *)" Wahrlich! das ist doch
ein großer, erhabener Zweck, für den ja der Weise
und Tugendhafte durch sein ganzes Leben arbei-
tet, nach dem alle Menschen streben, und für
den es sich wohl verlohnt -- --

In eine geheime oder wenigstens geschlossene
Gesellschaft zu treten? -- Wird denn die Tugend
gelehrt? oder wenn sie gelehrt wird, thun dies
nicht unsre Prediger und Philosophen hinläng-

*) Dies glauben die meisten und die besten Brü-
der; indeß die andre große Hälfte nur die Ge-
legenheit sich zu vergnügen, Bekanntschaften zu
machen, und alte Bekannte zu treffen, in den
Logenhäusern sucht.
B 2

Aber ſo wird es endlich doch Befoͤrderung des
innern Gluͤcks ſein? Das, wonach St. Nicaiſe
rang, wohin er nach tauſend Irrwegen, Taͤu-
ſchungen und Leiden gefuͤhrt wurde und woran er
S. 272 des bekannten Buches ſchreibt: „Ich ſahe
mich am Ziel aller meiner Wuͤnſche, und ich ward
vollkommen uͤberzeugt, daß der Orden weit mehr
gewaͤhrt, als er verſpricht, daß von ihm in einem
weit vollkommneren Grade geſagt werden kann,
was die Heiden ehedem von ihren Geheimniſſen
ſagten: daß man dadurch lerne, mit Ver-
gnuͤgen leben, und mit einer beſſeren
Hoffnung ſterben
“ oder wie er S. 382. ſpricht:
„Auch die hoͤchſte Stufe der Geheimniſſe hat
nichts anders zur Abſicht, als die Menſchen
beſſer zu machen
. *)“ Wahrlich! das iſt doch
ein großer, erhabener Zweck, fuͤr den ja der Weiſe
und Tugendhafte durch ſein ganzes Leben arbei-
tet, nach dem alle Menſchen ſtreben, und fuͤr
den es ſich wohl verlohnt — —

In eine geheime oder wenigſtens geſchloſſene
Geſellſchaft zu treten? — Wird denn die Tugend
gelehrt? oder wenn ſie gelehrt wird, thun dies
nicht unſre Prediger und Philoſophen hinlaͤng-

*) Dies glauben die meiſten und die beſten Bruͤ-
der; indeß die andre große Haͤlfte nur die Ge-
legenheit ſich zu vergnuͤgen, Bekanntſchaften zu
machen, und alte Bekannte zu treffen, in den
Logenhaͤuſern ſucht.
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0037" n="19"/>
          <p>Aber &#x017F;o wird es endlich doch Befo&#x0364;rderung des<lb/><hi rendition="#g">innern Glu&#x0364;cks</hi> &#x017F;ein? Das, wonach St. Nicai&#x017F;e<lb/>
rang, wohin er nach tau&#x017F;end Irrwegen, Ta&#x0364;u-<lb/>
&#x017F;chungen und Leiden gefu&#x0364;hrt wurde und woran er<lb/>
S. 272 des bekannten Buches &#x017F;chreibt: &#x201E;Ich &#x017F;ahe<lb/>
mich am Ziel aller meiner Wu&#x0364;n&#x017F;che, und ich ward<lb/>
vollkommen u&#x0364;berzeugt, daß der Orden weit mehr<lb/>
gewa&#x0364;hrt, als er ver&#x017F;pricht, daß von ihm in einem<lb/>
weit vollkommneren Grade ge&#x017F;agt werden kann,<lb/>
was die Heiden ehedem von ihren Geheimni&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;agten: <hi rendition="#g">daß man dadurch lerne, mit Ver-<lb/>
gnu&#x0364;gen leben, und mit einer be&#x017F;&#x017F;eren<lb/>
Hoffnung &#x017F;terben</hi>&#x201C; oder wie er S. 382. &#x017F;pricht:<lb/>
&#x201E;Auch die ho&#x0364;ch&#x017F;te Stufe der Geheimni&#x017F;&#x017F;e hat<lb/>
nichts anders zur Ab&#x017F;icht, <hi rendition="#g">als die Men&#x017F;chen<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er zu machen</hi>. <note place="foot" n="*)">Dies glauben die mei&#x017F;ten und die be&#x017F;ten Bru&#x0364;-<lb/>
der; indeß die andre große Ha&#x0364;lfte nur die Ge-<lb/>
legenheit &#x017F;ich zu vergnu&#x0364;gen, Bekannt&#x017F;chaften zu<lb/>
machen, und alte Bekannte zu treffen, in den<lb/>
Logenha&#x0364;u&#x017F;ern &#x017F;ucht.</note>&#x201C; Wahrlich! das i&#x017F;t doch<lb/>
ein großer, erhabener Zweck, fu&#x0364;r den ja der Wei&#x017F;e<lb/>
und Tugendhafte durch &#x017F;ein ganzes Leben arbei-<lb/>
tet, nach dem alle Men&#x017F;chen &#x017F;treben, und fu&#x0364;r<lb/>
den es &#x017F;ich wohl verlohnt &#x2014; &#x2014;</p><lb/>
          <p>In eine geheime oder wenig&#x017F;tens ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ene<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zu treten? &#x2014; Wird denn die Tugend<lb/>
gelehrt? oder wenn &#x017F;ie gelehrt wird, thun dies<lb/>
nicht un&#x017F;re Prediger und Philo&#x017F;ophen hinla&#x0364;ng-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0037] Aber ſo wird es endlich doch Befoͤrderung des innern Gluͤcks ſein? Das, wonach St. Nicaiſe rang, wohin er nach tauſend Irrwegen, Taͤu- ſchungen und Leiden gefuͤhrt wurde und woran er S. 272 des bekannten Buches ſchreibt: „Ich ſahe mich am Ziel aller meiner Wuͤnſche, und ich ward vollkommen uͤberzeugt, daß der Orden weit mehr gewaͤhrt, als er verſpricht, daß von ihm in einem weit vollkommneren Grade geſagt werden kann, was die Heiden ehedem von ihren Geheimniſſen ſagten: daß man dadurch lerne, mit Ver- gnuͤgen leben, und mit einer beſſeren Hoffnung ſterben“ oder wie er S. 382. ſpricht: „Auch die hoͤchſte Stufe der Geheimniſſe hat nichts anders zur Abſicht, als die Menſchen beſſer zu machen. *)“ Wahrlich! das iſt doch ein großer, erhabener Zweck, fuͤr den ja der Weiſe und Tugendhafte durch ſein ganzes Leben arbei- tet, nach dem alle Menſchen ſtreben, und fuͤr den es ſich wohl verlohnt — — In eine geheime oder wenigſtens geſchloſſene Geſellſchaft zu treten? — Wird denn die Tugend gelehrt? oder wenn ſie gelehrt wird, thun dies nicht unſre Prediger und Philoſophen hinlaͤng- *) Dies glauben die meiſten und die beſten Bruͤ- der; indeß die andre große Haͤlfte nur die Ge- legenheit ſich zu vergnuͤgen, Bekanntſchaften zu machen, und alte Bekannte zu treffen, in den Logenhaͤuſern ſucht. B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/37
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/37>, abgerufen am 26.04.2024.