Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802

Bild:
<< vorherige Seite

I.
Briefe an Konstant.


Erster Brief.


Ich nehme Deine Frage auf, Konstant, und will
Dir mit aller mir möglichen Strenge beantwor-
ten, was Du nur fragen kannst. Du wirst ent-
weder mich nöthigen, durch eine vollständige Be-
leuchtung der Sache, meine Vorliebe für sie auf-
zugeben, oder Dich, ihr Deine Achtung zu schen-
ken. Laß es uns Beide auf diese Gefahr immer
wagen; wir werden an Wahrheit gewinnen, was
wir etwa an vorgefaßten Meinungen verlieren
sollten. Ich werde dabei nicht vergessen, daß Du
ein Ungeweihter bist, und sonach alle die kleinen
Vortheile verlieren, die meine Deduktion durch
dein Gefühl haben könnte; vergiß auch Du nur
Deine maurerische Gelehrsamkeit und Deine Bü-
cher, und gieb dadurch die vermeinten Vortheile
auf, die Du durch etwanige historische Kennt-

Erstes Bändch. A

I.
Briefe an Konſtant.


Erſter Brief.


Ich nehme Deine Frage auf, Konſtant, und will
Dir mit aller mir moͤglichen Strenge beantwor-
ten, was Du nur fragen kannſt. Du wirſt ent-
weder mich noͤthigen, durch eine vollſtaͤndige Be-
leuchtung der Sache, meine Vorliebe fuͤr ſie auf-
zugeben, oder Dich, ihr Deine Achtung zu ſchen-
ken. Laß es uns Beide auf dieſe Gefahr immer
wagen; wir werden an Wahrheit gewinnen, was
wir etwa an vorgefaßten Meinungen verlieren
ſollten. Ich werde dabei nicht vergeſſen, daß Du
ein Ungeweihter biſt, und ſonach alle die kleinen
Vortheile verlieren, die meine Deduktion durch
dein Gefuͤhl haben koͤnnte; vergiß auch Du nur
Deine maureriſche Gelehrſamkeit und Deine Buͤ-
cher, und gieb dadurch die vermeinten Vortheile
auf, die Du durch etwanige hiſtoriſche Kennt-

Erſtes Baͤndch. A
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0019" n="[1]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi><lb/><hi rendition="#g">Briefe an Kon&#x017F;tant</hi>.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Er&#x017F;ter Brief</hi>.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p><hi rendition="#in">I</hi>ch nehme Deine Frage auf, Kon&#x017F;tant, und will<lb/>
Dir mit aller mir mo&#x0364;glichen Strenge beantwor-<lb/>
ten, was Du nur fragen kann&#x017F;t. Du wir&#x017F;t ent-<lb/>
weder mich no&#x0364;thigen, durch eine voll&#x017F;ta&#x0364;ndige Be-<lb/>
leuchtung der Sache, meine Vorliebe fu&#x0364;r &#x017F;ie auf-<lb/>
zugeben, oder Dich, ihr Deine Achtung zu &#x017F;chen-<lb/>
ken. Laß es uns Beide auf die&#x017F;e Gefahr immer<lb/>
wagen; wir werden an Wahrheit gewinnen, was<lb/>
wir etwa an vorgefaßten Meinungen verlieren<lb/>
&#x017F;ollten. Ich werde dabei nicht verge&#x017F;&#x017F;en, daß Du<lb/>
ein Ungeweihter bi&#x017F;t, und &#x017F;onach alle die kleinen<lb/>
Vortheile verlieren, die meine Deduktion durch<lb/>
dein Gefu&#x0364;hl haben ko&#x0364;nnte; vergiß auch Du nur<lb/>
Deine maureri&#x017F;che Gelehr&#x017F;amkeit und Deine Bu&#x0364;-<lb/>
cher, und gieb dadurch die vermeinten Vortheile<lb/>
auf, die Du durch etwanige hi&#x017F;tori&#x017F;che Kennt-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Er&#x017F;tes Ba&#x0364;ndch. A</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0019] I. Briefe an Konſtant. Erſter Brief. Ich nehme Deine Frage auf, Konſtant, und will Dir mit aller mir moͤglichen Strenge beantwor- ten, was Du nur fragen kannſt. Du wirſt ent- weder mich noͤthigen, durch eine vollſtaͤndige Be- leuchtung der Sache, meine Vorliebe fuͤr ſie auf- zugeben, oder Dich, ihr Deine Achtung zu ſchen- ken. Laß es uns Beide auf dieſe Gefahr immer wagen; wir werden an Wahrheit gewinnen, was wir etwa an vorgefaßten Meinungen verlieren ſollten. Ich werde dabei nicht vergeſſen, daß Du ein Ungeweihter biſt, und ſonach alle die kleinen Vortheile verlieren, die meine Deduktion durch dein Gefuͤhl haben koͤnnte; vergiß auch Du nur Deine maureriſche Gelehrſamkeit und Deine Buͤ- cher, und gieb dadurch die vermeinten Vortheile auf, die Du durch etwanige hiſtoriſche Kennt- Erſtes Baͤndch. A

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/19
Zitationshilfe: [Fessler, Ignaz Aurelius]: Eleusinien des neunzehnten Jahrhunderts. Bd. 1. Berlin, 1802, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fessler_eleusinien01_1802/19>, abgerufen am 21.11.2024.