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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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wieder zu rechte und zu seinen Kräfften kommen, biß die schöne Laura selbigen
auf ihren Schooß nahm und ihn wieder erquickete. Dieser Fall gereichte Pe-
trarchae
zu sonderlichem Lob und Ehren, dieweil männiglich daraus verspür-
te, was vor grosse Liebe und Affection er zu diesem Lorbeer-Baum truge, den
er in seinen Versen mit so trefflicher Zierde und Wohlredenheit gelobet und
herausgestrichen.

Zu mercken ist hierbey, daß der Autor unter dem Wort Lorbeer-Baum
in dieser gantzen Relation schertzet, und dadurch die Lauram verstehet, welche
eine überaus schöne Dame, Petrarcha aber in dieselbe sehr verliebt gewesen,
und ihrer in seinen Schrifften öffters Meldung gethan.

Doctores Juris, und andere Advocaten, auch Procurato-
res,
können ihre Reflexiones über nachstehende
Relation aus dem Parnasso machen.

ES wird der Parnassus nicht allein darum vor eine glückselige Wohnung ge-
halten, dieweil die Majestät des Apollinis darinnen herrschet, und das
Regiment führet, noch auch, daß die allervortrefflichsten und berühmtesten
Leute sich allda auffhalten sondern von wegen des tugendhafften Wandels höfli-
cher Sitten und Geberden, wie nicht weniger derer heilsamen Gesetze und
Ordnungen halber, so allda observiret werden, welches daher rühret, dieweil
alle diejenigen, so sich allda niederlassen, schuldig sind, die besten und herr-
lichsten Gebräuche ihres Landes mit sich dahin zu bringen, welchelöbliche Ge-
wohnheit sowohl dem Privat- als gemeinen Wesen grossen Nutzen und Anse-
hen verschaffet hat, dahero leichtlich abzunehmen, daß dieses ein recht glück-
seliges Land könne genennet werden, welches nicht nur bey seinen eigenen Gese-
tzen verbleibet, sondern, wo man sich derer auserlesensten Ordnungen und Sta-
tu
ten vieler Völcker gebrauchet. Dieweil dann Apollo berichtet worden, wie
die Großmächtigen Könige in Spanien erstlich verboten hätten, daß ins
künfftige keine Doctores Juris, noch andere Advocaten oder Procuratores, nach
Indien schiffen solten, hat er solches ein heiliges Verboth genennet, und
selbiger Könige Gottseligkeit höchlich gerühmet, daß sie solche Liebe und
Treue gegen die neue Welt erwiesen hätten, indem sie dieselbige vor dem gros-
sen Jammer und Elend, dadurch die alte Welt in so viele Streitigkeiten und

unnü-

wieder zu rechte und zu ſeinen Kraͤfften kommen, biß die ſchoͤne Laura ſelbigen
auf ihren Schooß nahm und ihn wieder erquickete. Dieſer Fall gereichte Pe-
trarchæ
zu ſonderlichem Lob und Ehren, dieweil maͤnniglich daraus verſpuͤr-
te, was vor groſſe Liebe und Affection er zu dieſem Lorbeer-Baum truge, den
er in ſeinen Verſen mit ſo trefflicher Zierde und Wohlredenheit gelobet und
herausgeſtrichen.

Zu mercken iſt hierbey, daß der Autor unter dem Wort Lorbeer-Baum
in dieſer gantzen Relation ſchertzet, und dadurch die Lauram verſtehet, welche
eine uͤberaus ſchoͤne Dame, Petrarcha aber in dieſelbe ſehr verliebt geweſen,
und ihrer in ſeinen Schrifften oͤffters Meldung gethan.

Doctores Juris, und andere Advocaten, auch Procurato-
res,
koͤnnen ihre Reflexiones uͤber nachſtehende
Relation aus dem Parnaſſo machen.

ES wird der Parnaſſus nicht allein darum vor eine gluͤckſelige Wohnung ge-
halten, dieweil die Majeſtaͤt des Apollinis darinnen herrſchet, und das
Regiment fuͤhret, noch auch, daß die allervortrefflichſten und beruͤhmteſten
Leute ſich allda auffhalten ſondern von wegen des tugendhafften Wandels hoͤfli-
cher Sitten und Geberden, wie nicht weniger derer heilſamen Geſetze und
Ordnungen halber, ſo allda obſerviret werden, welches daher ruͤhret, dieweil
alle diejenigen, ſo ſich allda niederlaſſen, ſchuldig ſind, die beſten und herr-
lichſten Gebraͤuche ihres Landes mit ſich dahin zu bringen, welcheloͤbliche Ge-
wohnheit ſowohl dem Privat- als gemeinen Weſen groſſen Nutzen und Anſe-
hen verſchaffet hat, dahero leichtlich abzunehmen, daß dieſes ein recht gluͤck-
ſeliges Land koͤnne genennet werden, welches nicht nur bey ſeinen eigenen Geſe-
tzen verbleibet, ſondern, wo man ſich derer auserleſenſten Ordnungen und Sta-
tu
ten vieler Voͤlcker gebrauchet. Dieweil dann Apollo berichtet worden, wie
die Großmaͤchtigen Koͤnige in Spanien erſtlich verboten haͤtten, daß ins
kuͤnfftige keine Doctores Juris, noch andere Advocaten oder Procuratores, nach
Indien ſchiffen ſolten, hat er ſolches ein heiliges Verboth genennet, und
ſelbiger Koͤnige Gottſeligkeit hoͤchlich geruͤhmet, daß ſie ſolche Liebe und
Treue gegen die neue Welt erwieſen haͤtten, indem ſie dieſelbige vor dem groſ-
ſen Jammer und Elend, dadurch die alte Welt in ſo viele Streitigkeiten und

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[150/0194] wieder zu rechte und zu ſeinen Kraͤfften kommen, biß die ſchoͤne Laura ſelbigen auf ihren Schooß nahm und ihn wieder erquickete. Dieſer Fall gereichte Pe- trarchæ zu ſonderlichem Lob und Ehren, dieweil maͤnniglich daraus verſpuͤr- te, was vor groſſe Liebe und Affection er zu dieſem Lorbeer-Baum truge, den er in ſeinen Verſen mit ſo trefflicher Zierde und Wohlredenheit gelobet und herausgeſtrichen. Zu mercken iſt hierbey, daß der Autor unter dem Wort Lorbeer-Baum in dieſer gantzen Relation ſchertzet, und dadurch die Lauram verſtehet, welche eine uͤberaus ſchoͤne Dame, Petrarcha aber in dieſelbe ſehr verliebt geweſen, und ihrer in ſeinen Schrifften oͤffters Meldung gethan. Doctores Juris, und andere Advocaten, auch Procurato- res, koͤnnen ihre Reflexiones uͤber nachſtehende Relation aus dem Parnaſſo machen. ES wird der Parnaſſus nicht allein darum vor eine gluͤckſelige Wohnung ge- halten, dieweil die Majeſtaͤt des Apollinis darinnen herrſchet, und das Regiment fuͤhret, noch auch, daß die allervortrefflichſten und beruͤhmteſten Leute ſich allda auffhalten ſondern von wegen des tugendhafften Wandels hoͤfli- cher Sitten und Geberden, wie nicht weniger derer heilſamen Geſetze und Ordnungen halber, ſo allda obſerviret werden, welches daher ruͤhret, dieweil alle diejenigen, ſo ſich allda niederlaſſen, ſchuldig ſind, die beſten und herr- lichſten Gebraͤuche ihres Landes mit ſich dahin zu bringen, welcheloͤbliche Ge- wohnheit ſowohl dem Privat- als gemeinen Weſen groſſen Nutzen und Anſe- hen verſchaffet hat, dahero leichtlich abzunehmen, daß dieſes ein recht gluͤck- ſeliges Land koͤnne genennet werden, welches nicht nur bey ſeinen eigenen Geſe- tzen verbleibet, ſondern, wo man ſich derer auserleſenſten Ordnungen und Sta- tuten vieler Voͤlcker gebrauchet. Dieweil dann Apollo berichtet worden, wie die Großmaͤchtigen Koͤnige in Spanien erſtlich verboten haͤtten, daß ins kuͤnfftige keine Doctores Juris, noch andere Advocaten oder Procuratores, nach Indien ſchiffen ſolten, hat er ſolches ein heiliges Verboth genennet, und ſelbiger Koͤnige Gottſeligkeit hoͤchlich geruͤhmet, daß ſie ſolche Liebe und Treue gegen die neue Welt erwieſen haͤtten, indem ſie dieſelbige vor dem groſ- ſen Jammer und Elend, dadurch die alte Welt in ſo viele Streitigkeiten und unnuͤ-

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/194>, abgerufen am 21.11.2024.