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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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nern güldene Kälber machen, und dieselbe wie Götzen anbeten, sehr thöricht
handeln.

Ob es recht seye, und was davon zu halten, wann sich
Frauenzimmer unter die
Societaet derer Gelehrten
menget? entscheidet diese
Relation.

DIe weitberühmten Intronati haben vor etlichen Monaten, wieder das alte
Herkommen, in ihre Gesellschafft etliche tugendhaffte gelehrte Weibs-
Personen als die Victoriam Columnam, Veronicam Gamberam, Laurentiam
Terracinam,
samt andern nahmhafften Poetinnen auf- und angenommen, und
zwar mit solchem Wohlgefallen derer gesamten Gelehrten zu Siena, daß die
Herren Academici durch die Schönheit dieses Frauenzimmers stimuliret, nicht
allein in ihren löblichen Exercitiis hauffenweise zusammen gekommen, sondern
auch täglich solche herrliche Poetische Gedichte ausgehen lassen, daß die Musen
selbst sich darob entsetzen. Es begabe sich auch kurtz darnach, daß vor denen
Ohren Apollinis ein böses Geschrey deswegen erschollen, derowegen er den
Vorsteher selbiger gelehrten Societaet beschickte, und ihm andeutete, solcher
Sachen sich führohin zu enthalten, dieweil man wahr zu seyn be-
funden, daß die rechte und wahre
Poeterey derer Weiber in der Nadel
und dem Spinn-Rocken bestehe, und wann die Weiber zu viel mit de-
nen Männern umgehen es gemeiniglich ein Ende nimmt, wie das
Schertzen und Spielen derer Hunde, welches dahinaus laufft, daß zu-
letzt einer auf den andern springet.

In der Relation, welche jetzo kommet, stecket eine sehr ar-
tige
Moquerie über das Gepränge und Gezäncke
derer Gelehrten.

IN der Mitte des Aprilis ist der Justus Lipsius auf denen Gräntzen des Parnassi
angelanget. Ob nun zwar seine Schrifften alsobald vor tüchtig erkennet
wurden, die von allen Tugendhafften billig gelesen werden solten, auch meri-
tir
ten, nebst andern berühmten Autoribus, in die Bibliothec Sr. Parnassischen
Majestät gesetzet zu werden; wie dann um dieser Ursachen willen, in vollem

Rath
P 3

nern guͤldene Kaͤlber machen, und dieſelbe wie Goͤtzen anbeten, ſehr thoͤricht
handeln.

Ob es recht ſeye, und was davon zu halten, wann ſich
Frauenzimmer unter die
Societæt derer Gelehrten
menget? entſcheidet dieſe
Relation.

DIe weitberuͤhmten Intronati haben vor etlichen Monaten, wieder das alte
Herkommen, in ihre Geſellſchafft etliche tugendhaffte gelehrte Weibs-
Perſonen als die Victoriam Columnam, Veronicam Gamberam, Laurentiam
Terracinam,
ſamt andern nahmhafften Poëtinnen auf- und angenommen, und
zwar mit ſolchem Wohlgefallen derer geſamten Gelehrten zu Siena, daß die
Herren Academici durch die Schoͤnheit dieſes Frauenzimmers ſtimuliret, nicht
allein in ihren loͤblichen Exercitiis hauffenweiſe zuſammen gekommen, ſondern
auch taͤglich ſolche herrliche Poëtiſche Gedichte ausgehen laſſen, daß die Muſen
ſelbſt ſich darob entſetzen. Es begabe ſich auch kurtz darnach, daß vor denen
Ohren Apollinis ein boͤſes Geſchrey deswegen erſchollen, derowegen er den
Vorſteher ſelbiger gelehrten Societæt beſchickte, und ihm andeutete, ſolcher
Sachen ſich fuͤhrohin zu enthalten, dieweil man wahr zu ſeyn be-
funden, daß die rechte und wahre
Poëterey derer Weiber in der Nadel
und dem Spinn-Rocken beſtehe, und wann die Weiber zu viel mit de-
nen Maͤnnern umgehen es gemeiniglich ein Ende nimmt, wie das
Schertzen und Spielen derer Hunde, welches dahinaus laufft, daß zu-
letzt einer auf den andern ſpringet.

In der Relation, welche jetzo kommet, ſtecket eine ſehr ar-
tige
Moquerie uͤber das Gepraͤnge und Gezaͤncke
derer Gelehrten.

IN der Mitte des Aprilis iſt der Juſtus Lipſius auf denen Graͤntzen des Parnaſſi
angelanget. Ob nun zwar ſeine Schrifften alſobald vor tuͤchtig erkennet
wurden, die von allen Tugendhafften billig geleſen werden ſolten, auch meri-
tir
ten, nebſt andern beruͤhmten Autoribus, in die Bibliothec Sr. Parnaſſiſchen
Majeſtaͤt geſetzet zu werden; wie dann um dieſer Urſachen willen, in vollem

Rath
P 3
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[117/0161] nern guͤldene Kaͤlber machen, und dieſelbe wie Goͤtzen anbeten, ſehr thoͤricht handeln. Ob es recht ſeye, und was davon zu halten, wann ſich Frauenzimmer unter die Societæt derer Gelehrten menget? entſcheidet dieſe Relation. DIe weitberuͤhmten Intronati haben vor etlichen Monaten, wieder das alte Herkommen, in ihre Geſellſchafft etliche tugendhaffte gelehrte Weibs- Perſonen als die Victoriam Columnam, Veronicam Gamberam, Laurentiam Terracinam, ſamt andern nahmhafften Poëtinnen auf- und angenommen, und zwar mit ſolchem Wohlgefallen derer geſamten Gelehrten zu Siena, daß die Herren Academici durch die Schoͤnheit dieſes Frauenzimmers ſtimuliret, nicht allein in ihren loͤblichen Exercitiis hauffenweiſe zuſammen gekommen, ſondern auch taͤglich ſolche herrliche Poëtiſche Gedichte ausgehen laſſen, daß die Muſen ſelbſt ſich darob entſetzen. Es begabe ſich auch kurtz darnach, daß vor denen Ohren Apollinis ein boͤſes Geſchrey deswegen erſchollen, derowegen er den Vorſteher ſelbiger gelehrten Societæt beſchickte, und ihm andeutete, ſolcher Sachen ſich fuͤhrohin zu enthalten, dieweil man wahr zu ſeyn be- funden, daß die rechte und wahre Poëterey derer Weiber in der Nadel und dem Spinn-Rocken beſtehe, und wann die Weiber zu viel mit de- nen Maͤnnern umgehen es gemeiniglich ein Ende nimmt, wie das Schertzen und Spielen derer Hunde, welches dahinaus laufft, daß zu- letzt einer auf den andern ſpringet. In der Relation, welche jetzo kommet, ſtecket eine ſehr ar- tige Moquerie uͤber das Gepraͤnge und Gezaͤncke derer Gelehrten. IN der Mitte des Aprilis iſt der Juſtus Lipſius auf denen Graͤntzen des Parnaſſi angelanget. Ob nun zwar ſeine Schrifften alſobald vor tuͤchtig erkennet wurden, die von allen Tugendhafften billig geleſen werden ſolten, auch meri- tirten, nebſt andern beruͤhmten Autoribus, in die Bibliothec Sr. Parnaſſiſchen Majeſtaͤt geſetzet zu werden; wie dann um dieſer Urſachen willen, in vollem Rath P 3

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/161>, abgerufen am 21.11.2024.