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Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729.

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sie, mit Beystimmung des schändlichen Eigennutzes, welcher zu
dieser bösen Zeit über die Hertzen derer meisten und besten
Nationen
tyrannisiret und herrschet, mich aus dem Gemüthe und der Seele
derer Menschen, die ich zuvor gantz innen gehabt und bewohnet,
vertrieben. Weiter wollet ihr dem
Apollini zu wissen thun, es seye
die heutige Welt in allen Bubenstücken dermassen ersoffen, daß
der gute und steiffe Vorsatz, treu zu seyn, und seinem Fürsten ehr-
lich, auch biß auf den letzten Bluts-Tropffen zu dienen, wornach
man vor Alters so sehr zu streben, und sich darob zu verwundern
pflegte, heutiges Tages vor die gröste Thorheit, ja vor eine leicht-
fertige Halßstarrigkeit gehalten wird. Sagt ihm auch noch fer-
ner, daß diejenigen so jetziger Zeit voller argen List und Boßheit,
und die da bereit sind allerley Untreue auszuüben, heutiges Ta-
ges vor die allerklügsten und geschwindesten Köpffe, die sich in alle
Händel zu schicken wissen, gehalten werden, und dieses heisset bey
der heutigen verkehrten Welt
politisch seyn. Um dieser und an-
derer Ursachen wegen bin ich Unglückselige, weil ich solche unerhör-
te, unmenschliche Falschheit nicht länger erdulden können, end-
lich genöthiget worden die
Resolution zu fassen, und mich, wie ihr
vor Augen sehet, unter diese Hunde zu begeben, bey denen ich
die rechte wahre Treue gegen ihre Herren in bester Form finde,
welche ich mit so bitterem sauerem Schweiß in die eigennützige und
treulose Hertzen derer Menschen einzupflantzen mich jederzeit höch-
lich, aber, GOtt erbarme es! vergeblich befliessen habe.

Eine sehr Lehr-reiche Relation, woraus alle und jede
hochgelahrte Herren erkennen können, daß andere Künst-
ler, wann sie in ihrer Profession excelliren und tugendhafft
sind, eben so hoch zu schätzen
als wie sie.

NAchdem Apollo, vor vier Monaten eine allgemeine Zusammenkunfft derer

Ge-
O 3

ſie, mit Beyſtimmung des ſchaͤndlichen Eigennutzes, welcher zu
dieſer boͤſen Zeit uͤber die Hertzen derer meiſten und beſten
Nationen
tyranniſiret und herrſchet, mich aus dem Gemuͤthe und der Seele
derer Menſchen, die ich zuvor gantz innen gehabt und bewohnet,
vertrieben. Weiter wollet ihr dem
Apollini zu wiſſen thun, es ſeye
die heutige Welt in allen Bubenſtuͤcken dermaſſen erſoffen, daß
der gute und ſteiffe Vorſatz, treu zu ſeyn, und ſeinem Fuͤrſten ehr-
lich, auch biß auf den letzten Bluts-Tropffen zu dienen, wornach
man vor Alters ſo ſehr zu ſtreben, und ſich darob zu verwundern
pflegte, heutiges Tages vor die groͤſte Thorheit, ja vor eine leicht-
fertige Halßſtarrigkeit gehalten wird. Sagt ihm auch noch fer-
ner, daß diejenigen ſo jetziger Zeit voller argen Liſt und Boßheit,
und die da bereit ſind allerley Untreue auszuuͤben, heutiges Ta-
ges vor die allerkluͤgſten und geſchwindeſten Koͤpffe, die ſich in alle
Haͤndel zu ſchicken wiſſen, gehalten werden, und dieſes heiſſet bey
der heutigen verkehrten Welt
politiſch ſeyn. Um dieſer und an-
derer Urſachen wegen bin ich Ungluͤckſelige, weil ich ſolche unerhoͤr-
te, unmenſchliche Falſchheit nicht laͤnger erdulden koͤnnen, end-
lich genoͤthiget worden die
Reſolution zu faſſen, und mich, wie ihr
vor Augen ſehet, unter dieſe Hunde zu begeben, bey denen ich
die rechte wahre Treue gegen ihre Herren in beſter Form finde,
welche ich mit ſo bitterem ſauerem Schweiß in die eigennuͤtzige und
treuloſe Hertzen derer Menſchen einzupflantzen mich jederzeit hoͤch-
lich, aber, GOtt erbarme es! vergeblich beflieſſen habe.

Eine ſehr Lehr-reiche Relation, woraus alle und jede
hochgelahrte Herren erkennen koͤnnen, daß andere Kuͤnſt-
ler, wann ſie in ihrer Profeſſion excelliren und tugendhafft
ſind, eben ſo hoch zu ſchaͤtzen
als wie ſie.

NAchdem Apollo, vor vier Monaten eine allgemeine Zuſammenkunfft derer

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[109/0153] ſie, mit Beyſtimmung des ſchaͤndlichen Eigennutzes, welcher zu dieſer boͤſen Zeit uͤber die Hertzen derer meiſten und beſten Nationen tyranniſiret und herrſchet, mich aus dem Gemuͤthe und der Seele derer Menſchen, die ich zuvor gantz innen gehabt und bewohnet, vertrieben. Weiter wollet ihr dem Apollini zu wiſſen thun, es ſeye die heutige Welt in allen Bubenſtuͤcken dermaſſen erſoffen, daß der gute und ſteiffe Vorſatz, treu zu ſeyn, und ſeinem Fuͤrſten ehr- lich, auch biß auf den letzten Bluts-Tropffen zu dienen, wornach man vor Alters ſo ſehr zu ſtreben, und ſich darob zu verwundern pflegte, heutiges Tages vor die groͤſte Thorheit, ja vor eine leicht- fertige Halßſtarrigkeit gehalten wird. Sagt ihm auch noch fer- ner, daß diejenigen ſo jetziger Zeit voller argen Liſt und Boßheit, und die da bereit ſind allerley Untreue auszuuͤben, heutiges Ta- ges vor die allerkluͤgſten und geſchwindeſten Koͤpffe, die ſich in alle Haͤndel zu ſchicken wiſſen, gehalten werden, und dieſes heiſſet bey der heutigen verkehrten Welt politiſch ſeyn. Um dieſer und an- derer Urſachen wegen bin ich Ungluͤckſelige, weil ich ſolche unerhoͤr- te, unmenſchliche Falſchheit nicht laͤnger erdulden koͤnnen, end- lich genoͤthiget worden die Reſolution zu faſſen, und mich, wie ihr vor Augen ſehet, unter dieſe Hunde zu begeben, bey denen ich die rechte wahre Treue gegen ihre Herren in beſter Form finde, welche ich mit ſo bitterem ſauerem Schweiß in die eigennuͤtzige und treuloſe Hertzen derer Menſchen einzupflantzen mich jederzeit hoͤch- lich, aber, GOtt erbarme es! vergeblich beflieſſen habe. Eine ſehr Lehr-reiche Relation, woraus alle und jede hochgelahrte Herren erkennen koͤnnen, daß andere Kuͤnſt- ler, wann ſie in ihrer Profeſſion excelliren und tugendhafft ſind, eben ſo hoch zu ſchaͤtzen als wie ſie. NAchdem Apollo, vor vier Monaten eine allgemeine Zuſammenkunfft derer Ge- O 3

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Zitationshilfe: Fassmann, David: Der Gelehrte Narr. Freiburg, 1729, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fassmann_narr_1729/153>, abgerufen am 21.11.2024.