einzug des königes in Franckreich, die worte: Herr nun lässestu deinen diener im friede fah- ren etc. auf sich appliciret, etc. oder man redet von diamantnen zimmern, schencket perlen, schne- cken blut, gantze königreiche weg, oder wie iener von den brüsten seiner geliebten: Zinnober krönte milch auf ihren zuckerballen, etc. S. We- renfelsde meteoris orationis,HerrM.freytags dissert. de frigido. Lipsiae 1719. Hederichl. c. p. 570. 571. obiges cap. 2. §. 15. etc. Damit ich auch von diesem stilo sublimi eine probe gebe, so mag folgende rede dazu dienen, die ich 1716 den 11. Martii, eben in oberwehnter berühmten red- ner-gesellschaft, so noch ietzo unter Jhrem vene- rablen Oberhaupt blühet, gehalten:
Rede Auf Friedrich Wilhelm den grossen, Churfürsten zu Brandenburg.
Fürsten welche den scepter durch tugend er- höhen, und den thron mit tapferkeit unterstützen, müssen eben so wohl den grausamen gesetze des todes unterworffen seyn, als diejenigen, welche ihren purpur mit lastern beflecken und ihren hoff zu einen beständigen sitz, aller boßheiten machen. So wohl ein die liebe der gantzen welt an sich ziehender Titus welcher den tag für verlohren schätzet, an welchen er niemanden eine wohlthat erzeiget, als ein ungeheuer der natur und rasende bärenbrut Nero, muß er- fahren, daß die sterblichkeit über ihn hersche. Wenceslaus und Gustavus Adolphus wer- den beyde in ihre erbbegräbnisse eingesencket, obschon dieser als ein muthiger vor kirch und
vater
von denen unterſchiedenen arten
einzug des koͤniges in Franckreich, die worte: Herr nun laͤſſeſtu deinen diener im friede fah- ren ꝛc. auf ſich appliciret, ꝛc. oder man redet von diamantnen zim̃ern, ſchencket perlen, ſchne- cken blut, gantze koͤnigreiche weg, oder wie iener von den bruͤſten ſeiner geliebten: Zinnober kroͤnte milch auf ihren zuckerballen, ꝛc. S. We- renfelsde meteoris orationis,HerrM.freytags diſſert. de frigido. Lipſiae 1719. Hederichl. c. p. 570. 571. obiges cap. 2. §. 15. ꝛc. Damit ich auch von dieſem ſtilo ſublimi eine probe gebe, ſo mag folgende rede dazu dienen, die ich 1716 den 11. Martii, eben in oberwehnter beruͤhmten red- ner-geſellſchaft, ſo noch ietzo unter Jhrem vene- rablen Oberhaupt bluͤhet, gehalten:
Rede Auf Friedrich Wilhelm den groſſen, Churfuͤrſten zu Brandenburg.
Fuͤrſten welche den ſcepter durch tugend er- hoͤhen, uñ den thron mit tapferkeit unterſtuͤtzen, muͤſſen eben ſo wohl den grauſamen geſetze des todes unterworffen ſeyn, als diejenigen, welche ihren purpur mit laſtern beflecken und ihren hoff zu einen beſtaͤndigen ſitz, aller boßheiten machen. So wohl ein die liebe der gantzen welt an ſich ziehender Titus welcher den tag fuͤr verlohren ſchaͤtzet, an welchen er niemanden eine wohlthat erzeiget, als ein ungeheuer der natur und raſende baͤrenbrut Nero, muß er- fahren, daß die ſterblichkeit uͤber ihn herſche. Wenceslaus und Guſtavus Adolphus wer- den beyde in ihre erbbegraͤbniſſe eingeſencket, obſchon dieſer als ein muthiger vor kirch und
vater
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von denen unterſchiedenen arten
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einzug des koͤniges in Franckreich, die worte:
Herr nun laͤſſeſtu deinen diener im friede fah-
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von diamantnen zim̃ern, ſchencket perlen, ſchne-
cken blut, gantze koͤnigreiche weg, oder wie iener
von den bruͤſten ſeiner geliebten: Zinnober
kroͤnte milch auf ihren zuckerballen, ꝛc. S. We-
renfels de meteoris orationis, Herr M. freytags
diſſert. de frigido. Lipſiae 1719. Hederich l. c. p.
570. 571. obiges cap. 2. §. 15. ꝛc. Damit ich
auch von dieſem ſtilo ſublimi eine probe gebe, ſo
mag folgende rede dazu dienen, die ich 1716 den
11. Martii, eben in oberwehnter beruͤhmten red-
ner-geſellſchaft, ſo noch ietzo unter Jhrem vene-
rablen Oberhaupt bluͤhet, gehalten:
Rede
Auf Friedrich Wilhelm den groſſen,
Churfuͤrſten zu Brandenburg.
Fuͤrſten welche den ſcepter durch tugend er-
hoͤhen, uñ den thron mit tapferkeit unterſtuͤtzen,
muͤſſen eben ſo wohl den grauſamen geſetze des
todes unterworffen ſeyn, als diejenigen, welche
ihren purpur mit laſtern beflecken und ihren
hoff zu einen beſtaͤndigen ſitz, aller boßheiten
machen. So wohl ein die liebe der gantzen
welt an ſich ziehender Titus welcher den tag
fuͤr verlohren ſchaͤtzet, an welchen er niemanden
eine wohlthat erzeiget, als ein ungeheuer der
natur und raſende baͤrenbrut Nero, muß er-
fahren, daß die ſterblichkeit uͤber ihn herſche.
Wenceslaus und Guſtavus Adolphus wer-
den beyde in ihre erbbegraͤbniſſe eingeſencket,
obſchon dieſer als ein muthiger vor kirch und
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Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/298>, abgerufen am 03.03.2025.
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