Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724.

Bild:
<< vorherige Seite

von denen unterschiedenen arten
ti commendatam fore spero. Credatis ve-
lim, me vobis ad quaeuis officiorum genera
promptum & sacratum.

Rede
von den vorzügen unserer zeiten für den
alten,
als eine wiederlegung der vorigen rede.

Unbeständig seyn ist ohnstreitig ein wesentli-
cher begrif, welchen man von allen denenjeni-
gen sachen, so die weise hand des allgemeinen
schöpfers, auf den erdboden dargestellet, haben
muß. Am allermeisten aber ist dasjenige der
veränderung unterworfen, welches in seinem
zu oder abnehmen, und in allen seinen umstän-
den, von den händen der menschen geführet
wird, und aus seinem munde befehle erwarten
muß. Das menschliche auge verlanget im-
mer etwas neues zu sehen, würden nun die ir-
dischen dinge, sich stets in einerley gestalt dem-
selben fürbilden, so vergienge dadurch die beste
gelegenheit, den gemüthern der menschen, einen
empfindlichen eindruck zu machen, daß sie die
weißheit ihres meisters zu bewundern, und sei-
nen willen in heiliger nachfolge zu verehren,
schuldig wären. Der mensch ist mit recht die
kleine welt zu nennen, und alles was der inbe-
grif der grossen in sich schliesset, muß zu seinem
dienste sich gebrauchen lassen. wie kan es also
anders seyn, alles was etwas ist, muß so wohl
nach dem gesetze der grossen als kleinen welt un-

bestän-

von denen unterſchiedenen arten
ti commendatam fore ſpero. Credatis ve-
lim, me vobis ad quaeuis officiorum genera
promptum & ſacratum.

Rede
von den vorzuͤgen unſerer zeiten fuͤr den
alten,
als eine wiederlegung der vorigen rede.

Unbeſtaͤndig ſeyn iſt ohnſtreitig ein weſentli-
cher begrif, welchen man von allen denenjeni-
gen ſachen, ſo die weiſe hand des allgemeinen
ſchoͤpfers, auf den erdboden dargeſtellet, haben
muß. Am allermeiſten aber iſt dasjenige der
veraͤnderung unterworfen, welches in ſeinem
zu oder abnehmen, und in allen ſeinen umſtaͤn-
den, von den haͤnden der menſchen gefuͤhret
wird, und aus ſeinem munde befehle erwarten
muß. Das menſchliche auge verlanget im-
mer etwas neues zu ſehen, wuͤrden nun die ir-
diſchen dinge, ſich ſtets in einerley geſtalt dem-
ſelben fuͤrbilden, ſo vergienge dadurch die beſte
gelegenheit, den gemuͤthern der menſchen, einen
empfindlichen eindruck zu machen, daß ſie die
weißheit ihres meiſters zu bewundern, und ſei-
nen willen in heiliger nachfolge zu verehren,
ſchuldig waͤren. Der menſch iſt mit recht die
kleine welt zu nennen, und alles was der inbe-
grif der groſſen in ſich ſchlieſſet, muß zu ſeinem
dienſte ſich gebrauchen laſſen. wie kan es alſo
anders ſeyn, alles was etwas iſt, muß ſo wohl
nach dem geſetze der groſſen als kleinen welt un-

beſtaͤn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p>
              <pb facs="#f0268" n="250"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von denen                                     unter&#x017F;chiedenen arten</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#aq">ti commendatam fore &#x017F;pero. Credatis ve-<lb/>
lim, me vobis ad quaeuis officiorum genera<lb/>
promptum &amp;                                 &#x017F;acratum.</hi> </p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Rede<lb/>
von den vorzu&#x0364;gen un&#x017F;erer                                 zeiten fu&#x0364;r den<lb/>
alten,<lb/>
als eine wiederlegung der                                 vorigen rede.</hi> </head><lb/>
            <p>Unbe&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;eyn i&#x017F;t ohn&#x017F;treitig ein                             we&#x017F;entli-<lb/>
cher begrif, welchen man von allen denenjeni-<lb/>
gen &#x017F;achen, &#x017F;o die wei&#x017F;e hand des allgemeinen<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;pfers, auf den erdboden darge&#x017F;tellet,                             haben<lb/>
muß. Am allermei&#x017F;ten aber i&#x017F;t dasjenige                             der<lb/>
vera&#x0364;nderung unterworfen, welches in &#x017F;einem<lb/>
zu oder abnehmen, und in allen &#x017F;einen um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
den, von den ha&#x0364;nden der men&#x017F;chen gefu&#x0364;hret<lb/>
wird, und aus &#x017F;einem munde befehle erwarten<lb/>
muß. Das                             men&#x017F;chliche auge verlanget im-<lb/>
mer etwas neues zu                             &#x017F;ehen, wu&#x0364;rden nun die ir-<lb/>
di&#x017F;chen dinge,                             &#x017F;ich &#x017F;tets in einerley ge&#x017F;talt dem-<lb/>
&#x017F;elben fu&#x0364;rbilden, &#x017F;o vergienge dadurch die                             be&#x017F;te<lb/>
gelegenheit, den gemu&#x0364;thern der                             men&#x017F;chen, einen<lb/>
empfindlichen eindruck zu machen, daß                             &#x017F;ie die<lb/>
weißheit ihres mei&#x017F;ters zu bewundern, und                             &#x017F;ei-<lb/>
nen willen in heiliger nachfolge zu verehren,<lb/>
&#x017F;chuldig wa&#x0364;ren. Der men&#x017F;ch i&#x017F;t mit recht                             die<lb/>
kleine welt zu nennen, und alles was der inbe-<lb/>
grif der                             gro&#x017F;&#x017F;en in &#x017F;ich &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et,                             muß zu &#x017F;einem<lb/>
dien&#x017F;te &#x017F;ich gebrauchen                             la&#x017F;&#x017F;en. wie kan es al&#x017F;o<lb/>
anders &#x017F;eyn,                             alles was etwas i&#x017F;t, muß &#x017F;o wohl<lb/>
nach dem                             ge&#x017F;etze der gro&#x017F;&#x017F;en als kleinen welt un-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be&#x017F;ta&#x0364;n-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[250/0268] von denen unterſchiedenen arten ti commendatam fore ſpero. Credatis ve- lim, me vobis ad quaeuis officiorum genera promptum & ſacratum. Rede von den vorzuͤgen unſerer zeiten fuͤr den alten, als eine wiederlegung der vorigen rede. Unbeſtaͤndig ſeyn iſt ohnſtreitig ein weſentli- cher begrif, welchen man von allen denenjeni- gen ſachen, ſo die weiſe hand des allgemeinen ſchoͤpfers, auf den erdboden dargeſtellet, haben muß. Am allermeiſten aber iſt dasjenige der veraͤnderung unterworfen, welches in ſeinem zu oder abnehmen, und in allen ſeinen umſtaͤn- den, von den haͤnden der menſchen gefuͤhret wird, und aus ſeinem munde befehle erwarten muß. Das menſchliche auge verlanget im- mer etwas neues zu ſehen, wuͤrden nun die ir- diſchen dinge, ſich ſtets in einerley geſtalt dem- ſelben fuͤrbilden, ſo vergienge dadurch die beſte gelegenheit, den gemuͤthern der menſchen, einen empfindlichen eindruck zu machen, daß ſie die weißheit ihres meiſters zu bewundern, und ſei- nen willen in heiliger nachfolge zu verehren, ſchuldig waͤren. Der menſch iſt mit recht die kleine welt zu nennen, und alles was der inbe- grif der groſſen in ſich ſchlieſſet, muß zu ſeinem dienſte ſich gebrauchen laſſen. wie kan es alſo anders ſeyn, alles was etwas iſt, muß ſo wohl nach dem geſetze der groſſen als kleinen welt un- beſtaͤn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/268
Zitationshilfe: Fabricius, Johann Andreas: Philosophische Oratorie. Leipzig, 1724, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fabricius_oratorie_1724/268>, abgerufen am 21.12.2024.