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Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800.

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Vom Baue der Buhnen.
Buhnenkopf B weiter in den Strom tritt, und das gegenüberliegende Ufer weniger FestigkeitTaf. I.
als das Grundbette besitzt.

Wie weit eigentlich eine Buhne in den Strom gehen müsse, um am gegenüberliegen-
den Ufer Abbruch zu verursachen, ist schwer zu bestimmen; denn sehr oft überschreiten die
Einbaue die Normalbreite des Stroms und bewirken nur Vertiefung des Grundbettes, wel-
ches besonders bei breiten Strömen der Fall ist; dahingegen bei schmalen Strömen, wenn
der Einbau einen starken Stromstrich auffängt, auch zuweilen der Fall eintritt, daß die
Normalbreite nur wenig überschritten ist, und dennoch Abbruch entstehet.

Wenn gleich in Absicht der Wirkung einer Buhne auf das gegenüberliegende Ufer
ihre Lage gegen den Stromstrich nur wenig in Betrachtung kommt, und das meiste
davon abhängt, wie weit sie den Strom verengt und dadurch die Geschwindigkeit vermehrt,
so ist es doch in vielen Fällen, in Absicht des disseitigen Ufers nicht gleichgültig, welche
Lage eine Buhne gegen den Stromstrich hat.

Eine Buhne kann unter verschiedenen Winkeln vom Ufer gegen die Richtung des
Stromstrichs abgehen. Man nennt sie eine schiefliegende, geneigte oder deklinante
Buhne
, wenn der Winkel welchen sie mit der Richtung des Stromstrichs bildet ein spitzer
ist, und man sagt die Buhne liegt noch schiefer, wenn dieser Winkel kleiner wird. Ist die-
ser Winkel ein rechter, so heißt die Buhne eine rechtwinklichte oder senkrechte. Eine
Buhne liegt um so steiler gegen den Stromstrich, je mehr sie sich dem rechten Win-
kel nähert.

Wenn man mehrere Buhnen an verschiedenen Flüssen und Strömen untersucht, so
bietet sich leicht die Erfahrung dar: daß wenn ein beträchtlich schneller Stromstrich aufge-
fangen wird und die Buhne gegen denselben eine zu steile Lage hat, auch überdem wenn das
gegenseite Ufer hoch ist, alsdenn öfter, besonders bei Strömen von geringer Breite, oberhalb
bei der Wurzel der Buhne am Ufer, ein Abbruch bemerkt wird. Am häufigsten wird er
aber gefunden, wenn es der Buhne auf derjenigen Seite, welche gegen den Strom gekehrt
ist, oder auf der Streichseite, und dem Ufer selbst an Dossirung fehlt. Es ist daher bei Ein-
bauen, unter den angeführten Umständen anzurathen, denselben keine zu steile Lage gegen
den Stromstrich zu geben.

§. 16.

Ausser den Wirkungen oberhalb einer Buhne, entstehen aus ihrer Lage gegen den
Stromstrich, und in Bezug auf die durch den Einbau geschehene Verengung des Bettes,

C 2

Vom Baue der Buhnen.
Buhnenkopf B weiter in den Strom tritt, und das gegenuͤberliegende Ufer weniger FeſtigkeitTaf. I.
als das Grundbette beſitzt.

Wie weit eigentlich eine Buhne in den Strom gehen muͤſſe, um am gegenuͤberliegen-
den Ufer Abbruch zu verurſachen, iſt ſchwer zu beſtimmen; denn ſehr oft uͤberſchreiten die
Einbaue die Normalbreite des Stroms und bewirken nur Vertiefung des Grundbettes, wel-
ches beſonders bei breiten Stroͤmen der Fall iſt; dahingegen bei ſchmalen Stroͤmen, wenn
der Einbau einen ſtarken Stromſtrich auffaͤngt, auch zuweilen der Fall eintritt, daß die
Normalbreite nur wenig uͤberſchritten iſt, und dennoch Abbruch entſtehet.

Wenn gleich in Abſicht der Wirkung einer Buhne auf das gegenuͤberliegende Ufer
ihre Lage gegen den Stromſtrich nur wenig in Betrachtung kommt, und das meiſte
davon abhaͤngt, wie weit ſie den Strom verengt und dadurch die Geſchwindigkeit vermehrt,
ſo iſt es doch in vielen Faͤllen, in Abſicht des disſeitigen Ufers nicht gleichguͤltig, welche
Lage eine Buhne gegen den Stromſtrich hat.

Eine Buhne kann unter verſchiedenen Winkeln vom Ufer gegen die Richtung des
Stromſtrichs abgehen. Man nennt ſie eine ſchiefliegende, geneigte oder deklinante
Buhne
, wenn der Winkel welchen ſie mit der Richtung des Stromſtrichs bildet ein ſpitzer
iſt, und man ſagt die Buhne liegt noch ſchiefer, wenn dieſer Winkel kleiner wird. Iſt die-
ſer Winkel ein rechter, ſo heißt die Buhne eine rechtwinklichte oder ſenkrechte. Eine
Buhne liegt um ſo ſteiler gegen den Stromſtrich, je mehr ſie ſich dem rechten Win-
kel naͤhert.

Wenn man mehrere Buhnen an verſchiedenen Fluͤſſen und Stroͤmen unterſucht, ſo
bietet ſich leicht die Erfahrung dar: daß wenn ein betraͤchtlich ſchneller Stromſtrich aufge-
fangen wird und die Buhne gegen denſelben eine zu ſteile Lage hat, auch uͤberdem wenn das
gegenſeite Ufer hoch iſt, alsdenn oͤfter, beſonders bei Stroͤmen von geringer Breite, oberhalb
bei der Wurzel der Buhne am Ufer, ein Abbruch bemerkt wird. Am haͤufigſten wird er
aber gefunden, wenn es der Buhne auf derjenigen Seite, welche gegen den Strom gekehrt
iſt, oder auf der Streichſeite, und dem Ufer ſelbſt an Doſſirung fehlt. Es iſt daher bei Ein-
bauen, unter den angefuͤhrten Umſtaͤnden anzurathen, denſelben keine zu ſteile Lage gegen
den Stromſtrich zu geben.

§. 16.

Auſſer den Wirkungen oberhalb einer Buhne, entſtehen aus ihrer Lage gegen den
Stromſtrich, und in Bezug auf die durch den Einbau geſchehene Verengung des Bettes,

C 2
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[19/0039] Vom Baue der Buhnen. Buhnenkopf B weiter in den Strom tritt, und das gegenuͤberliegende Ufer weniger Feſtigkeit als das Grundbette beſitzt. Taf. I. Wie weit eigentlich eine Buhne in den Strom gehen muͤſſe, um am gegenuͤberliegen- den Ufer Abbruch zu verurſachen, iſt ſchwer zu beſtimmen; denn ſehr oft uͤberſchreiten die Einbaue die Normalbreite des Stroms und bewirken nur Vertiefung des Grundbettes, wel- ches beſonders bei breiten Stroͤmen der Fall iſt; dahingegen bei ſchmalen Stroͤmen, wenn der Einbau einen ſtarken Stromſtrich auffaͤngt, auch zuweilen der Fall eintritt, daß die Normalbreite nur wenig uͤberſchritten iſt, und dennoch Abbruch entſtehet. Wenn gleich in Abſicht der Wirkung einer Buhne auf das gegenuͤberliegende Ufer ihre Lage gegen den Stromſtrich nur wenig in Betrachtung kommt, und das meiſte davon abhaͤngt, wie weit ſie den Strom verengt und dadurch die Geſchwindigkeit vermehrt, ſo iſt es doch in vielen Faͤllen, in Abſicht des disſeitigen Ufers nicht gleichguͤltig, welche Lage eine Buhne gegen den Stromſtrich hat. Eine Buhne kann unter verſchiedenen Winkeln vom Ufer gegen die Richtung des Stromſtrichs abgehen. Man nennt ſie eine ſchiefliegende, geneigte oder deklinante Buhne, wenn der Winkel welchen ſie mit der Richtung des Stromſtrichs bildet ein ſpitzer iſt, und man ſagt die Buhne liegt noch ſchiefer, wenn dieſer Winkel kleiner wird. Iſt die- ſer Winkel ein rechter, ſo heißt die Buhne eine rechtwinklichte oder ſenkrechte. Eine Buhne liegt um ſo ſteiler gegen den Stromſtrich, je mehr ſie ſich dem rechten Win- kel naͤhert. Wenn man mehrere Buhnen an verſchiedenen Fluͤſſen und Stroͤmen unterſucht, ſo bietet ſich leicht die Erfahrung dar: daß wenn ein betraͤchtlich ſchneller Stromſtrich aufge- fangen wird und die Buhne gegen denſelben eine zu ſteile Lage hat, auch uͤberdem wenn das gegenſeite Ufer hoch iſt, alsdenn oͤfter, beſonders bei Stroͤmen von geringer Breite, oberhalb bei der Wurzel der Buhne am Ufer, ein Abbruch bemerkt wird. Am haͤufigſten wird er aber gefunden, wenn es der Buhne auf derjenigen Seite, welche gegen den Strom gekehrt iſt, oder auf der Streichſeite, und dem Ufer ſelbſt an Doſſirung fehlt. Es iſt daher bei Ein- bauen, unter den angefuͤhrten Umſtaͤnden anzurathen, denſelben keine zu ſteile Lage gegen den Stromſtrich zu geben. §. 16. Auſſer den Wirkungen oberhalb einer Buhne, entſtehen aus ihrer Lage gegen den Stromſtrich, und in Bezug auf die durch den Einbau geſchehene Verengung des Bettes, C 2

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Zitationshilfe: Eytelwein, Johann Albert: Praktische Anweisung zur Konstrukzion der Faschinenwerke und den dazu gehörigen Anlagen an Flüssen und Strömen. Berlin, 1800, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eytelwein_faschinenwerke_1800/39>, abgerufen am 21.11.2024.